Melanchthon, Philipp – An den Bürgermeister und Rath der Stadt Tangermünd

Den Ehrbaren Weisen und Fürnehmen Herrn Burgermeistern und Rath der Stadt Tangermünd, meinen günstigen Herrn.

Gottes Gnad durch seinen eingebohrnen Sohn Jesum Christum unsern Heiland und wahrhaftigen Helfer, zuvor. Ehrbare, weise, fürnehme, und günstige Herren, Ew. Ehrbarkeit als verständige, christliche Regenten wissen, daß göttliche Weisheit beides verkündigt hat, nämlich daß in dieser letzten Zeit größer Unruhe seyn werde, denn zuvor gewesen, daß aber gleichwohl der allmächtige Sohn Gottes ihm eine ewige Kirchen für und für, bis zur Auferweckung der Todten sammlen will, und eben in diesem Volk die riene Lehr des Evangelii gepredigt wird; will darum, daß alle Menschen, ein jeder nach seinem Stand, zu Pflanzung und Erhaltung christlicher Lehr Hülf thun. Derhalben thun Ew. Ehrbarkeit löblich, daß sie Kirchen und Schulen erhalten, und ihre arme Jugend zum Studio fördern. Nu ist Ew. Ehrbarkeit Zeiger dieser Schriften, Bartholomäus Plank, eines armen Bürgers Sohn zu Tangermünd, bekannt, und wissen E. E. seines Vaters Armuth. Dieweil denn dieser Bartholomäus sehr züchtig und im Lernen fleißig ist, und gute Hoffnung zu seinem Studio zu haben, bitt ich neben ihm, Ew. Ehrb. wollen ihm um Gottes willen ein jährliche Hülf zum Studio väterlich verordnen. Dagegen wird Gott gnädiglich viel Strafen lindern, wie der Sohn Gottes spricht: wer den geringsten unter den Meinen um der Lehr willen einen Trunk Wasser gibt, der wird Belohnung haben. Derselbige allmächtige Sohn Gottes, Jesus Christus, wolle Ew. Ehrb. und die Euern allezeit gnädiglich bewahren und regiren. Den 18. Augusti 1553.

Ew. Ehrbarkeit
williger
Philippus Melanthon.

Corpus Reformatorum
Edidit
Carolus Gottlieb Bretschneider
Volume VIII
Hallis Saxonum
C. A. Schwetschke Et Filium
1841

Melanchthon an Kurfürst August von Sachsen

22. Juli 1553

DEm durchleuchtisten hochgebornen fursten vnd herrn, herrn Augusto hertzogen zu Sachsen, des h Romischen Reichß Ertzmarschall vnd Churfursten, Landgrauen In Turingen, Marggrauen Zu Meissen vnd Burggrauen Zu Meidburg rc. meinem gnedigsten herrn.

Gottes gnad durch seinen Eingebornen Son Jhesum Christum vnsern heiland vnd warhafftigen helffer, der yhm gewißlich Ein Ewige Kirchen durchs Euangelium samlet, zuuor, Durchleuchtister hochgeborner Gnedigster Churfurst vnd Herr, Ewrn churfurstlichen sende ich das prewssisch Buch, denn Zeiger diser schrifft Doctor Andreas Aurifaber ist anher khomen, vnd hatt angehalden das ich antworten solt, dem ich bericht gethan, das ich beuelch habe, das Buch Ecfg widerumb zu zuschiken, des wolle ich mich halden, daruff Er begert, das ichs jetzund fertiget, Ehr wolde es selb Ecfg vberantworten, Also sende ich In vnterthenikeit Ecfg gedachtes Buch das ich mit vleis gantz durchlesen hab, vnd mein bedenken da bey signirt. Nu weiß ich das seer fahrlich ist, In prewssischen sachen ettwas zuthun, gleich wol so dise correctio also bliebe, wißte ich dises Buch nicht zu tadeln, vnd moge leiden das es Ecfg andere verstendige auch richten lassen, Der allmechtige Gott wolle Ecfg allezeit gnediglich an seel vnd leib sterken, vnd bewaren, Datum 22 Julij 1553

Ecfg vntertheniger Diener Philippus Melanthon

Zeitschrift für die historische Theologie
herausgegeben von Dr. theol. Christian Wilhelm Riedner
Neunundzwanzigster Band.
NEue Folge. Dreiundzwanzigster Band.
Gotha.
Friedr. Andr. Perthes.
1859

Melanchthon an Christian III. von Dänemark

Dem Durchleuchtisten Hochgebornen großmächtigen König und Herrn, Herrn Christian zu Dennmark, Norwegen, der Gothen und Wenden König, Herzogen zu Schleswik und Holstein rc. Der Ditmarsen Herrn rc. Graven zu Oldenburg, mein. gnäd. Herrn.

Gottes Gnad durch seinen eingebohrenen Sohn JEsum Christum, unserm Heiland und wahrhaftigen Helfer, zuvor. Durchleuchtister, großmächter, gnädigster König und Herr. E. K. M. sende ich unterthänig mein einfältig Bedenken, belangend die Frag: von Verbott und Straff des Wuchers, und nachdem diese Sach an ihr selb weitläufig ist, hätte ich gern E. K. M. ein längeren Bericht geschrieben; aber der Bott eilet. Erbiete mich aber noch zu weiter Erklärung, und stelle dieses mein Bedenken in Unterthänigkeit zu E. K. M. selb Urtheil, und zu verständiger Gelahrten Erkenntniß. E. K. M. Sende ich hiermit eine disputatio, daraus E. K. M. vernehmen wird, daß wir new Anfechtung haben. Der allmächtige Sohn Gottes, Jesus Christus, wolle E. K. M. gnädiglich bewahren und regiren und ihm allezeit ein Kirchen in E. K. M. Königreichen und in diesen Landen samlen, die ihn wahrhaftiglich anruff und preise. Datum, eilend 8. Maii 1553

E. K. M.
unterthänigster Diener
Philippus Melanthon.

Corpus Reformatorum
Edidit
Carolus Gottlieb Bretschneider
Volume VIII
Hallis Saxonum
C. A. Schwetschke Et Filium
1841

Melanchthon, Philipp – An den Rath zu Augspurg

Gottes Gnad durch seinen eingebohrnen Sohn Jesum Christum, unsern Heyland und warhafftigen Helfer zuvor. Edle, Ernveste, Weyse, Günstige Herren! Dieweil der gut alte Mann Doctor Stephanus Agricola in Augspurg treulich gedient hat, und bekannt gewesen ist, hab ich gehofft, E. Ernveste und E. W. werden seinem Sohn deß geneigter sein, hab auch ihn und die andern verhamnet, der Ceremonien halber Gedlt zu haben. Nachdem aber sich die Sachen anders zugetragen, laß ichs auch bey E. Ernvest und W. Schriften beruhen, und hab Stephano die Brief an mich haltend, zugesandt, und ihm dabey geschrieben, daß er sittiglich antworten wolle.

Ich habe nicht Gefallen an unnöthigen Gezänk, denn man hat sehr gnug zu thun mit vielen groswichtigen Sachen, davon die Verständige und Alten freundliche Unterrede halten sollen, eine solche Unterrede sollten christliche Herrschaften fürdern.

Und wo ich euern Kirchen, oder sunst zu gutem dienen kann, dazu bin ich mit Gottes Hülff willig. Der Allmächtige Sohn Gottes, Jesus Christus, der ihm gewislich ein ewige Kirche im menschlichen Geschlecht, durch sein Evangelium samlet, wolle E. Kirchen und löbliche Stadt und Euer Ernveste und die Euern allezeit gnädiglich bewahren und regieren, Und in euer Stadt allezeit auch ein Kirchen samlen. Datum Witenberg die 3. Martii, 1553.

Ewer Ernveste und E. W.
Williger
Philip. Melanthon.

Corpus Reformatorum
Edidit
Carolus Gottlieb Bretschneider
Volume VIII
Hallis Saxonum
C. A. Schwetschke Et Filium
1841

Melanchthon, Philipp – An Christian III. von Dänemark

Gottes Gnad durch seinen eingebohrnen Sohn Jesum Christum unsern Heiland und wahrhaftigen Helfer, zuvor. Großmächtiger, durchleuchtister, gnädigster König und Herr. Ewr. Königlichen Majestet danke ich in Unterthänigkeit von wegen des gesandten Gnadengelds, das Jost Stertzkop treulich anher bracht und mir überantwort im vergangenen Decembri. Und so viel wir jetzund Zeitung haben, habe ich auf beigelegten Zettel verzeichnet.

E. K. Majestet dank ich auch unterthäniglich für die Elemosynas, welche den armen Unterthanen gesandt sind. Hernach aber hat sich ein Unfall zugetragen, daß ein Bote von Torga dem Johanni Hoino und andern hat Geld bringen sollen von ihren Aeltern und Freunden, welches er empfangen hat; er hat aber den größern Theil davon gestolen und ist entlöffen.

Derhalben bitt ich in Unterthänikeit und um Gottes Willen, E. K. M. wollen gnädiglich dem Johanni Hoino und Andrea Petri von Barshol ein Elemosyna senden, welchen, als armen, dieser Schad viel größer ist, denn den andern. E. K. M. wolle als ein hochlöblicher, christlicher weiser König an diesen, meinen Bettelbriefen kein ungnädiges Mißfallen haben, denn E. K. M. können selb achten, daß ich micht der armen Jugend Elend annehmen muß. So sind E. K. M. Unterthanen viel allhie gewesen und noch, die ich hoffe, daß sie den Kirchen im Vaterland zum Theil seliglich dienen werden, dazu der Sohn Gottes, Christus Jesus, seinen Segen geben wolle; der wolle auch E. K. M. und E. K. M. Königin und junge Herrschaft allezeit gnädiglich regieren und bewahren. Dat. Witeberg 22. Januarii Anno 1553

E. K. M.
unterthäniger Diener
Philippus Melanthon.

Eingelegter Zettel

Anno 1553, die 2. Januarii haben wir diese folgende Zeitung gehabt,

Daß der Röm. Kaiser Carolus jetzund Metz nicht mehr belagert, sondern hat das Volk lassen von Metz in das Winterlager ziehen um Staßburg.

Graf Volrads Volk liegt noch im Herzogthum Brunswig, hat noch nicht Alfeld und Wolfenbuttel. MAn sagt, Hertzog Henrich von Brunswig sey zum Kaiser geritten.

Auf diesen 22. Tag Januarii ist der Churfürst zu Sachsen, Hertzog Moritz, in der Stadt Meideburg, und es sind Handlungen zwischen ihm, dem Capitel und der Stadt, was jeder da für Gerechtigkeit haben soll, und ob etwas das mit dem Kriegsvolk in Brunswick gehandelt wird, das wird die Zeit eröffnen.

Hertzog Johann Friiedrich ist zu Weimar, und sind allerlei Sorgfältigkeit des Titels halben: gebohrner Churfürst, und der Liquidation vom Einkommen, ob der chrfürst Hertzog Moritz etwas noch weiter zu geben schuldig sey. Hanget alles unvertragen.

In der Mark sind an einander gewachsen zu Frankfort an der Oder ein Lelgent, genannt Doctor Musculus, und ein frembder Italiener, Stancarus, der sagt: Christus sey Mittler allein nach menschlicher Natur, bitte für uns auch allein nach menschlicher Natur. Und sind ihre disputationes an die Herrn Pastor, Doct. Pomeranum und andere allhier gesandt; Wollen E. K. M. unsere Antwort zusenden durch die nähist Botschaft oder durch Josten Stertzkop. In Hungarn ist eine große Pestilenz, darum die Türken jetzund nicht ausfallen; aber sie behalten gleichwohl noch, was sie den vergangenen Sommer eingenommen haben, Temeswar und Lippia.

Corpus Reformatorum
Edidit
Carolus Gottlieb Bretschneider
Volume VIII
Hallis Saxonum
C. A. Schwetschke Et Filium
1841

Melanchthon, Philipp – An Marggraff Joachim zu Brandenburg, Churfürsten rc.

Gottes Gnade durch seinen eingebornen Sohn Jesum Christum unsern Heiland und wahrhaftigen Helfer, und ein neu seliges Jahr zuvor. Gnädigster Churfürst und Herr. E. Churf. G. christliche und fürstliche Schrift habe ich in Unterthänigkeit empfangen, und dabei Stancari und Musculi übergebene Erklärung ihrer Meinung, die ich alsbald durchlesen habe.

Nun ist es wahr, dieses Leben kann ohne fragen, zweifeln und disputiren nicht hingehen, wie auch zwischen den Aposteln Fragen fürgefallen. Es ist aber doch betrüblich, daß solcher Grimm und Haß dazu kommt, wie in vielen Schriften zu sehen, darnach Spaltung, Auslöschung rechter Anruffung, Verachtung ganzer Religion, Gottes grausame Straffen, Zerstörung und Verdammniß folgen.

Es sind aber in gedachter Erklärung zween Artikel; der erste von den modis loquende, oder communione Idiomatum. Da sollen billig beide Theil zufrieden seyn mit den Formen zu reden, die im Synodo Ephesina aus wohlgegründter Ursach wider Nestorium beschlossen sind.

Der andre Artikel ist vom Ampt des Mittlers. Nun erkläret diesen Artikel die Epistel zu den Ebräern selbst. Die weiset eben dieses, daß der Mittler des neuen Testaments sey Gottes Sohn, und gründet sich auf den Psalm: dicit dominus etc. So ist der Sohn Gottes Vorbitter gewesen auch vor der Menschen Verderbung, Psalm 2.: bitte von mir, so will ich dir die Heiden geben zum Erbtheil.

Dieweil man denn in beiden Sachen diese leidige Anfechtung hat, wie gesagt ist, können sich E. Chf. G. als ein hochlöblicher, christlicher, weiser und alter Churfürst selbst erinnern, was in diesen Sachen zu schließen sey, und hernach das Gezänk ernstlich verbieten. Ich kann auch aus Stancari Schriften nicht verstehen, wozu die göttliche Natur in Christo ist, wann sie nicht ins Mittleramt gehöret; Item, wer diese Worte des Sohnes verstehen will: glorifica me, pater, gloria ea, quam habui apud te ante constitutionem mundi. Von diesen ernstlichen Sachen ist nützlich in Gottesforcht und Demuth christliche Unterrede zu halten. Darum will ich E. Churf. G. Schrift und mit übersendte Erklärung den Legenten und Prädicanten allen auch fürtragen, und E. Chr. G. in 14 Tagen mit Gottes Hülf unser aller Bedenken zusenden.

Daß mich aber Stancarus so grausamlich schmähet, laß ich Gott und fromme Leut richten, die meine Arbeit wissen. Ich habe, so viel mir Gott Gnade geben, die Summa christlicher Lehr zusammenziehen müssen, da ich zur Visitation und Confession gebraucht bin worden, habe mich also in allen fürnehmen Artikeln verkläret, so viel mir möglich. Was aber Stancarus hält, weiß ich noch nicht, und wollte er etwas straffen, so sollte er es christlicher Weise thun. Davon aber zur andern Zeit mehr.

Der allmächtige Sohn Gottes, Jesus Christus, der ihme gewiß ein ewige Kirche im menschlichen Geschlecht durch das Evangelium sammlet, wolle Ewr. Churfürstliche Gnade, und Ew. Churf. Gnaden Gemahlin und junge Herrschaft allezeit gnädiglich bewahren und regieren. Datum 12 Januarii, Anno 1553.

E. Churf. G.
unterthäniger Diener
Philip. Melanth.

Corpus Reformatorum
Edidit
Carolus Gottlieb Bretschneider
Volume VIII
Hallis Saxonum
C. A. Schwetschke Et Filium
1841

Melanchthon an den Rat zu Augsburg, 10.12.1552

Gottes Gnad durch seinen eingebornen Sohn Jesum Christum, unsern Heyland und wahrhaftigen Helffer, und ein neu fridlich selig Jahr zuvor. Edle, Ernfeste, Weise, Fürnehmer, Günstige Herren! Ich hoffe, es sind nunmehr beede Magister Petrus Kezmann und Magister Georgius Melhorn mit Gottes Hülff zu Augspurg ankommen, welche von wegen ihrer Tugend, Lehre und Alters wohl zu gebrauchen seynd. Zeiger aber dieser Schrift ist Stephanus Agricola, des Ernwürdigen Doctoris Stephani Agricolä, etwa Predigers zu Augspurg, Sohn, und ist zu Augspurg geboren, und ist Gottsfürchtig, wohlgelehrt, verständig, fridliebend und mit vielen schönen Tugenden geziert. Dieweil denn sein lieber Vater seeliger Christliche Lehr in euer Kirchen bey den ersten treuelich gepflanzt hat, und er zu Augspurg geboren ist, hat er sich auf meine Vermahnung, dem Vaterland zu dienen, erboten. Nun zweifel ich nit, Euer Ernfest, und E. Weißheit werden befinden, daß Verstand und Tugend in ihm ist: darum hab ich ihm Schrift geben, und bitt Ew. ERnfest und E. Wt. wollen ihn hören, und neben andern zum Predig-Amt gebrauchen, darinn er mit Gottes Hülff treuelich und seliglich dienen wird. Der allmächtig Gott, der ihm wahrhafftiglich eine ewige Kirche im menschlichen Geschlechte durch sein Evangelium sammlet, wolle Eure Stadt und Kirchen gnädiglich regiren und Euer Ernfest und Wt. und die Euren allezeit bewaren. Amen. Datum am zehenden Tag Decembris A. 1552. zu Torga.

Euer Ernfeste und E. Weißheiten
williger Diener
Philippus Melanthon.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen VII.
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1840

Melanchthon an den Rath zu Augspurg

GOttes Gnad durch seinen eingebornen Sohn JEsum Christum, unsern Heyland, und wahrhafftigen Helffer, und ein neu fridlich selig Jahr zuvor, Edle, Ernfeste, Weise, Fürnehme, Günstige Herren, ich hoffe, Es sind nun mehr beede Magister Petrus Kezman und Magister Georgius Melhorn mit GOttes Hilff zu Augspurg ankommen, welche von wegen ihrer Tugend, Lehr und Alters wohl zu gebrauchen seynd. Zaiger aber dieser Schrift ist Stephanus Agricola, des Ernwürdigen Doctoris Stephani Agricolä, etwa Predigers zu Augspurg, Sohn, und ist zu Augspurg gebohren, und ist Gottsfürchtig, wohlgelehrt, verständig, fridliebend, und mit vielen schönen Tugenden gezieret. Dieweil denn sein lieber Vater seeliger Christliche Lehr in euer Kirchen bey den ersten treulich gepflanzt hat, und er zu Augspurg geboren ist, hat er sich auf meine Vermahnung, dem Vaterland zu dienen, erboten. Nun zweifel ich nit, Euer Ernfest, und E. Weißheit werden befinden, das Verstand und Tugend in ihm ist: darum hab ich ihm Schrift geben, und bitt Ew. Ernfest und E. Wt. wollen ihn hören, und neben andern zum Predig-Amt gebrauchen, darinn er mit GOttes Hülff treulich und seliglich dienen wird. Der allmächtig GOtt, der ihm wahrhafftiglich ein ewige Kirche im menschlichen Geschlechte durch sein Evangelium sammlet wolle Euer Stadt, und Kirchen gnediglich regieren, und Euer Ernvest und Wt. und die Euern allezeit bewahren. Amen. Datum am zehenden Tag Decembris A. 1552 zu Torga

Euer Ernveste und E. Weißheiten
Williger Diener
Philippus Melanchthon

Ergötzlichkeiten aus der Kirchenhistorie und Literatur
Johann Georg Schelhorn
Achtes Stück
Ulm, 1763
Auf Kosten der Bartholomäischen Handlung

Melanchthon an die Grafen von Henneberg, 28.10.1552

An die Grafen Wilhelm und Georg Ernst von Henneberg.

Gotte Gnad rc. – E. F. G. bitt ich in Unterthänigkeit gnädiglich Gedult zu haben, daß ich nicht zeitlicher E. F. G. Antwort zugeschrieben, denn ich durch die Augsburgschen Kirchensachen verhindert worden, wie E. F. G. Berichtanhören mögen von Zeigern dieser Schriften.

Und ist Zeiger dieser Schriften Pastor der Kirchen zu Heinchen, bei Witeberg gelegen, ein verständiger, gelerter, gottforchtiger Mann, der ohn Zweifel E. F. G. Canzlern bekannt ist, und ist bei zwanzig Jahrn bei uns gewesen, und hat mit etlichen, ehrlichen vernünftigen Leuten in besondrer Freundschaft gelebt. E. F. G. werden auch selb aus seinen Reden seinen Verstand merken. Er ist nicht fern von Söst geboren, und ist sein Name Christophorus Wusthofen, und wiewohl seine Stimme etwas dunkel ist, so sind doch andre seine Tugenden so groß, daß ich ihn zu einer ziemlichen Regirung mit Gottes Gnaden tüchtig acht. Doch stehet E. F. G. ganz frei, nach der Verhöre von ihm zu schließen. Er bedenkt selb, wie ein schwerer Last ist itzund eines vernünftigen, gottfürchtigen Superindenz Ampt, und ist wohl zufrieden, was E. F. G. schließen werden. So er aber angenommen würde, bitten ich und Er, E. F. G. wollen Gott zu Lob und zu gutem Frieden in der Herrschaft ein christlich Consistorium verordnen. Das wird durch Gottes Gnad auch bei den NAchkommen ein großen Nutz wirken. Der allmächtige Sohn Gottes Jesus Christus, der ihm gewißlich ein ewige Kirchen im menschlichen Geschlecht durch das Evangelium sammlet, wolle E. F. G. gnädiglich bewahren, stärken und regirn. Datum Torga 28. Octobris 1552.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen VII.
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1840

Melanchthon, Philipp – An den Bürgermeister und Rat der Stadt Esslingen, 1552

Den Erbarn weisen und fürnemen herrn herrn Burgermeistern und Radt der loblichen Stadt Eßlingen, meinen günstigen Herren.

Gottes Gnad durch seinen Eingebornen Son Jhesum Christum vnsern Heiland vnd wahrhaftigen helfer zuvor, Erbare weise fürneme günstige Herren. Ewr Erbarkeit bitt ich gantz vleissig, khein vngünstig mißfallen an meinem oft schreiben zu haben, dazu dise swere Zeit vnd der Jugend notturft mich verursacht, Ewr Erbarkeit hab ich vor diser Zeit bericht, das Georgius Roner mit natürlichen gaben ingenii wol gezieret ist, vnd nu mehr das studium juris fürgenommen, darinn ehr Ein guten anfang hatt, vnd zu hoffen, ehr werde durch gottes gnad auch ehrlich vnd nützlich mit der zeit dienen, vnd wiewol Im dienst angezeigt, so wirt Ehr doch durch schuld alhie vffgehalten/ vnd ist alhie alles swerer letzund von wegen der kriegsbeswerungen, wie Ewr Erbarkeit selb, als die verständigen, betrachten konnen, derhalben bitt ehr vntertheniglich, dergleichen ich neben yhm, denn ich auch mit bürgschaft verhaft bin, Ewr Erbarkeit wollen yhm vff dißmal vaterlich außhelfen, damit ehr fürderlich zu dienst khomen möge, vnd nachdem er nu lenger denn Ein Jahr nichts empfangen hatt, lauffen seine schulden vff die sechtszig floren, Ehr erbeut sich gegen seinem vaterland zu aller vnterthenigkeit vnd dankbarkeit, so yhm in dieser seiner fürnemisten not auffgeholffen wirt, vnd hoffet auch zu solchen diensten zu komen, das ehe Ewr Erbarkeit ernach verschonen khonne vnd wolle, Ich bitt ganz vleissig E. Erbarkeit wolle nochmals das beste thun, Ich will gedachtem Georgio auch zu diensten Fürderung thun, soviel nur möglich ist, der allmechtig gott woll Ewr Stadt vnd Euch vnd die Ewrn gnediglich bewaren, Datum Witeberg prima die Aprilis 1552.

Ewr Erbarkeit
williger
Philippus Melanchthon.

Quelle:
Denkwürdigkeiten der Würtembergischen und Schwäbischen Reformationsgeschichte, als Beitrag zur dritten Jubelfeier der Reformation. Von J.C. Schmid und J. C. Pfister. Tübingen, bei Heinrich Laupp. 1817.