Bonnus, Hermann – Schreiben des Superintendenten Bonnus an den Rath in Quackenbrück

Gnade und Frede in Christo Jesu mit früntliker erbedunge minder willigen Denste stets tovorne, Erbaren und Ersamen guden Fründe ick danke gott dem vader dorch Christum van ganssen herten, dat ick hore, wo gy wedderume bi ju to Quakenbrugge de psalme up düdesch singen, ok des illigen ochwurdigen Sacramenten gebrocken na dem bevele Christi unsers hern und heilants, und hape got alls ein gnedig vader werde mit der tidt wider in de sake sehn, dat de pawestisschen misse gans na bliven, gy merken ock wol, uet wat grunde de armen vorblendeden lude solke misse don, und wo geren dat se se don, vom eren levende dorff ick zwaren nicht scriven, den dat weth jiderman, —-

Vorder leve heren und Fründe wil ick ju samptlicken vormanet hebben und einen ideren um godeswillen gebeden, dat gy vlitigen anholden und de sake nicht fallen laten, alss mit der armenkisten, und bevelen dat gude register und reckenschup darvan werde geholden, up dat unse wedderpart nicht rechtmetige orsacke hebben uns to beschuldigen, Ock wolde ick vornamliken wol, dat gy de Schole der künder nicht vallen leten um der papen willen, gy konnet jo wol einen Scholemester krigen, de ju de künder recht und christlick undewisse, und dat se nicht to donde hebben mit der papen misse und eren misbrücke, dann alleen dat se mede singen de psalme vör und na der predickie, item ock wan dat Volck christlicken tom hilligen Sacramente geit des Sondages, und so gy io solck enen Scholemester nicht wol vormochten to holden, so wil ick my das erbeden hebben minen vaterlande und der armen unweten ioget ton besten, dat ick dar jarlickes wil to geven van den minen sos tiden gülden, darume wesst hirinne nicht vorsümelick und vorscuffet dyt mit dem ersten, gy konen ock wol van der broderschopp, und van den gelde der armen wass affbrecken, dat gy to unnerholdinge der Schole wenden, den ick wolde geren dat armer lude künder gratis iffte ume süs in de Schole giengen und lereden, den val solcken werden vaken de besten, und an der Schole is lant und lüden merklick und grot gelegen, De Schole und des Rectors hus hebbe gy io da und wan idt de papen ja nicht staden wolden, konde gy ein ander hus darto bekamen so lange, De leve got geve ju samptlick syen gnade derto, dat gy bedenken und behertigen wat in disen hogen und erdigen saken gelegen sy, darume ick ock alle tidt got bidde, und wil bidden, deme ick hirmit ju samptliken doch Christum in ewigkeit wil bevolen hebben, Ick hebbe ock kortes an en g. – und H. gescreven und hape genslicken idt werde frucht scaffen. Datum Jlich to Lubeck am Sondage na Epiphany, Anno DXLVIII.

I.Erb: und Er:, alletid willige Hermannus Bonnus
Superintendens der kerken to Lübeck
Denen Erbaren und Ersamen Borgmanns und
Radt der Stadt Quakenbrugge minen leven
heren und günstigen guten Fründen.

Quelle:
Hermann Bonnus, Erster Superintendent von Lübeck und Reformator von Osnabrück. Nach seinem Leben und seinen Schriften bearbeitet von Dr. Bernhard Spiegel, Pastor zu St. Marien in Osnabrück. Leipzig. Roßberg’sche Buchhandlung. 1864

Bonnus, Hermann – Schreiben an den Rath von Lübeck

Ohne Datum, doch ist auf der Rückseite des Briefes bemerkt: receptum d. 2. Augusti 1544.

Erbaren und wolwisen gunstigen leuen heren ick mach j. e. w. guder wolmeninge nicht bergen wo dat ick hore und erfare dat idt allenthaluen rochtich is under den borgeren dat ein capittel to Lubeck scole manck anderen hart auer unsen predicanten hir to Lubeke up den geholdene rikes dage to Spir kegen keiserliker maiestet und ock kegen orhen praweste hern Hotfilten geklaget hebben als dede wy deme capittel grotte auerlast und erhe huser und waninge besitten dar to wy nicht gerechtiget und wes solckes und dergeliken klachte mer mach sin als men dar dan offentliken under den borgeren van sche dewile dan ick vor mine persone des gelikes ock de anderen predicanten des von gott almechtich und den werlt eine gude conscientie hebben dat wi desfalles vnsculdich sint vnd konden derwegen solcke graue erdichtede falsche klachte des capittels (so idt anders also is wo vnder den borgeren gesecht wart) wol vorachten vnd geschen laten auerst na deme ick egentliken in erfaringe kame dat solck seggent vnder den gemenen manne daglikes to nympt vnd sick wider vthbredet so hebbe ick van ampts wegen vor mine persone solcks j. e. w. guder wolmeninge wolden vormelden vnd antogen fruntlick biddende idt wille j. e. w. hir to tiden ein insehendt don vp dat nicht etwanein argers dar vth mochte vororsaket werden und ick achte derhalven nodich to sin dat solcks ein erbar radt den capittel tom weinigesten antogen late, ock dat men ernstliken dar van mit ein handele, wente se werdent dar nicht bi bliven laten sondern werden der geliken practiken wol mer spelen alse se dar bether to gedan hebben, jck vor mine persone bin des averbodich dat ick beide miner waninge und ampts halven dem capittel erstes dages gerne wiken wil so ferne se dem ampte und arbeide dat ick dho willen vorstan als idt vor gott und den luden recht is des geliken aachte ick werden ock de anderen pastoren und predicanten wol gesinnet sin overst na deme de vam capittel nene rechte kercken ampte willen yffte konen don ock na erhen egen olden gebruke so konde ick wol liden leven heren dat ein capittel my und de anderen predicanten unangegeven lete edder so en wes up uns mangelde dat men uns tor iegenantwort kamen lete jck wolde und begerde van gades wegen dat ick von keiserlike maiestet yffte vor eren prawesthe hern Hottfilten my mochte des falles scryfftlick edder muntlick kegen dat capittel vorantworden vnd entdecken wat hir to Lubeck vor ein capittel sy wat se dhon wo se leuen vnd wes se horen vnd wat gestalt se de alemissen framer lude to gades densthe ermals gegeuen vorteren vnd vmmebringen so scolt sick wol finden wo grot vnrecht vnd gewalt dat den guden heren geschen vnd wedderuaren sy jck mene yo erbaren heren dat wy armen predikers ehn den kercken arbeit vordhon vnd se in middeler tidt in alle eren boringe sitten vnd den suluen eres gefallens gebruken vnd is erbarmlich dat se dar bauen sick nicht enschemen vns falsliken in frömden orden to vorclagen vnd autogeuen jck hope noch to siner tidt ifft gott wil scryfftliken erhen praweste hern Hotfilten recht touormelden vnd aff to malen wes hir to Lubeck vor ein capittel sy vnd dewile dan solcke des capittels auergegeuene klachte vnder de gemenen borger dusser stadt gekamen sint so hebbe ick vm alles besten willen j.e.w. solckes wolden antogen vp dat ein erbar radt dusser sake haluen wille mit den capittel bi tiden handelen den ick kan j.e.w. ock nicht bergen dat de pastoren my dagelikes bidden by j.e.w. forderinge to don van wegen den togesechten vorbeteringe erer besoldinge wente watten gestalt in dussen swaren vnd duren tyden de husholdinge to geit hebben j.e.w. bi sick suluen to bedencken jck will ock erbaren heren hir en bauen j.e.w. van wegen mines ampts dorch gott vormanet vnd gebeden hebben idt willen nu henforder j.e.w. ein ernstlick vpsehen hebben wedder den gruwliken misbruck so kegen got vnd dat beueel christi noch in dusser guden stadt geholden vnd hanthauet wert mit misse holden vnd dergeliken alse dan geschuth bi den dome van den monniken tor borch tom hilligen geisthe de abdissche to sunt Johanis ist so vorstocket vnd hart dat se de armen kynder also vnderholt dat se nicht moten in de predekye des euangely gan fele weiniger tom hilligen sacramente vnd were derwegen wol gut vnd van noden dat solcke ene gotlose abdisse worde affgesettet vp dat den armen kynder selen salicheit so motwilligen nicht verhindert worde alse dan leider geschut vnd solcks konen ock de heren vorstender vor gott vnd der werlt mit guden conscientien nicht wol vorantworden vnd ick befruchte my warliken so in der geliken dinge nicht wert ein ernstlick insehen vnd beteringe geschen dat gott suluest mochte solcks an desser guden stadt vnd vns allen straffen jdt hebben j.e.w. nu desfalles nene entschuldinge men dewile yo dorch gades gnade j.e.w. tom meren dele de sake io wol vnd recht vorstan vnd dar to dat gehoer vnd regiment van gades wegen fullenkamen hebben darumme ick ock gott bidde gy in demsuluen to langen tiden gelicksaligen mogen enholden werden.

j.e.w.
willige
Hermannus Bonnus
Superattendens.

Quelle:
Hermann Bonnus, Erster Superintendent von Lübeck und Reformator von Osnabrück. Nach seinem Leben und seinen Schriften bearbeitet von Dr. Bernhard Spiegel, Pastor zu St. Marien in Osnabrück. Leipzig. Roßberg’sche Buchhandlung. 1864