Melanchthon, Philipp – An den Bürgermeister und Rat der Stadt Esslingen, 1552

Den Erbarn weisen und fürnemen herrn herrn Burgermeistern und Radt der loblichen Stadt Eßlingen, meinen günstigen Herren.

Gottes Gnad durch seinen Eingebornen Son Jhesum Christum vnsern Heiland vnd wahrhaftigen helfer zuvor, Erbare weise fürneme günstige Herren. Ewr Erbarkeit bitt ich gantz vleissig, khein vngünstig mißfallen an meinem oft schreiben zu haben, dazu dise swere Zeit vnd der Jugend notturft mich verursacht, Ewr Erbarkeit hab ich vor diser Zeit bericht, das Georgius Roner mit natürlichen gaben ingenii wol gezieret ist, vnd nu mehr das studium juris fürgenommen, darinn ehr Ein guten anfang hatt, vnd zu hoffen, ehr werde durch gottes gnad auch ehrlich vnd nützlich mit der zeit dienen, vnd wiewol Im dienst angezeigt, so wirt Ehr doch durch schuld alhie vffgehalten/ vnd ist alhie alles swerer letzund von wegen der kriegsbeswerungen, wie Ewr Erbarkeit selb, als die verständigen, betrachten konnen, derhalben bitt ehr vntertheniglich, dergleichen ich neben yhm, denn ich auch mit bürgschaft verhaft bin, Ewr Erbarkeit wollen yhm vff dißmal vaterlich außhelfen, damit ehr fürderlich zu dienst khomen möge, vnd nachdem er nu lenger denn Ein Jahr nichts empfangen hatt, lauffen seine schulden vff die sechtszig floren, Ehr erbeut sich gegen seinem vaterland zu aller vnterthenigkeit vnd dankbarkeit, so yhm in dieser seiner fürnemisten not auffgeholffen wirt, vnd hoffet auch zu solchen diensten zu komen, das ehe Ewr Erbarkeit ernach verschonen khonne vnd wolle, Ich bitt ganz vleissig E. Erbarkeit wolle nochmals das beste thun, Ich will gedachtem Georgio auch zu diensten Fürderung thun, soviel nur möglich ist, der allmechtig gott woll Ewr Stadt vnd Euch vnd die Ewrn gnediglich bewaren, Datum Witeberg prima die Aprilis 1552.

Ewr Erbarkeit
williger
Philippus Melanchthon.

Quelle:
Denkwürdigkeiten der Würtembergischen und Schwäbischen Reformationsgeschichte, als Beitrag zur dritten Jubelfeier der Reformation. Von J.C. Schmid und J. C. Pfister. Tübingen, bei Heinrich Laupp. 1817.