Grumbach, Argula von – Argula’s Schrift an Herzog Wilhelm, Fürsten in Baiern.

Gnade und Friede von Gott, samt Mitwirkung seines heiligen Geistes, wünsche ich herzlich Euer Fürstlichen Gnaden, jetzt und allezeit beizuwohnen!

Hochgeborener Fürst, Gnädiger Herr!

Es hat sich jetzt am Abend vor unserer lieben Frauen Geburt begeben, daß Euer Fürstlichen Gnaden hohe Schule zu Ingolstadt einen jungen Gesellen, genannt Arsatius Seehofer, nach langem Kerker, bei Dräuung des Feuers, genöthigt hat, ohne alle Disputation((ohne daß er sich hat vertheidigen dürfen.)), das heilige Evangelium und Wort Gottes zu verläugnen, das billig einem jeden Christenmenschen zu Herzen gehen sollte, und sie berühmen sich noch dabei, daß solches aus E. F. G. Auftrag geschehen sei. Nun hat mir solches ein Bürger von Nürnberg, wie es geschehen ist, zugeschickt, und wohl spöttlich dabei geschrieben. Ich habe es, so viel ich gekonnt, verantwortet, der Meinung, es würde wahrscheinlich in diesem Falle E. f. G. die Wahrheit nicht vorgetragen, ich wußte, daß E. F. G. sonst wohl so christlich wären, Gott nicht in seine Gewalt zu greifen; denn es hat ja kein Mensch Gewalt, das Wort Gottes zu verbieten, noch darin zu regieren, allein das Wort Gottes soll und muß alle Dinge regieren. Sie heißen es lutherische Worte, es sind aber nicht lutherische, sondern Gottes Worte. Wir lesen Joh. 7, daß der HErr ihnen ihre Bosheit offenbaret, darum werden sie ihm feind; also geschieht Luthern jetzt auch, der Jünger ist nicht über seinen Meister, wie auch allen Aposteln geschehen ist, und denen, so Christum bekannt haben. Es sei Luther oder Melanchthon, oder wer es will, und wenn es möglich wäre, daß uns der Teufel aus der Hölle das heilige Evangelium verkündigte, so bliebe und wäre es doch Gottes Wort. Auch sagt Paulus zu den Galatern, wenn ein Engel vom Himmel käme, und lehrte euch anders, als das Evangelium verkündigt, soll es verflucht sein. Sie [die Papisten zu Ingolstadt) haben nichts ausgenommen, er (Arsatius] soll schlecht verläugnen alle Schriften Martini oder Melanchthons, oder gehen in das Feuer. Hat doch Martinus Luther die ganze Bibel geschrieben und verdeutscht nach dem bloßen Text; nun ermesse E. F. G. selbst, ob das nicht Gott und sein Wort verläugnet sei, so ich evangelische und apostolische Schriften verläugne? Ich glaube nicht, daß solches E. F. G. Befehl sei, es müßte denn E. F. G. von ihnen der Sache nicht recht berichtet sein. Sie haben da ein achtzehnjähriges Kind vor sich genommen, und keiner unter ihnen hat die Schrift gebraucht; wiewohl ich höre, daß er viel durch Aechtung von ihnen hat leiden müssen, vorher auch dreimal im Gefängniß gelegen; aber ich danke Gott, daß er auf Befehl E. F. G. aus ihren blutdürftigen Händen vom Tode ist errettet worden, wie in seinem Eide angezeigt ist. Gott wird es E. F. G. nicht unbelohnt lassen, denn das gerechte Blut schreiet zu Gott. Ich hoffe, Gott werde diesen Jüngling als Petrum ansehen, der den HErrn dreimal verläugnet hat, und nicht mit Gefängniß oder Kerker dazu gezwungen. Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern das er sich bekehre und lebe. Es fällt auch der Gerechte siebenmal des Tages. Es kann noch viel Gutes aus diesem Jüngling werden.

Ich bitte auch E. F. G. um Gottes willen, nicht allezeit ihren (der Papisten) Worten zu glauben, sondern zuvor die Geister nach der göttlichen Schrift zu prüfen, als Johannes 1. Epistel am 4. (1.2] sagt; der ist aus Gott, der Christum bekennet. Und es ist wohl Noth, in solcher Tyrannei Einsehen zu haben, ja, der soll kein Christ sein, der sich dessen nicht annehmen wollte. Es ist nicht genug, So wir sagen wollten, ich glaube, was meine Aeltern geglaubt haben; wir müssen an Gott, und nicht an unsere Aeltern glauben. Wenn das Alter einen Glauben recht machte, so wäre der jüdische der beste.

Dann sagt Christus Matth. 10 (32): Wer mich bekennet vor den Menschen, den bekenne ich auch vor meinem Vater; wer mich aber nicht bekennet, den bekenne ich auch nicht; und Lucä 9 (26): Wer sich mein und meiner Worte schämet, de werde ich mich auch schämen, wenn ich komme in meiner Majestät. Solches soll mir allezeit vor meinen Augen sein, dieweil es mein Gott selbst geredet hat, und ich werde mich nicht fürchten noch schweigen, durch die Gnade Gottes, ob es mir gleich tausend Hälse gelten würde. Aus mir selbst vermag ich nichts, denn sündigen. Der HErr sagt Matt. 10 (28]: Fürchte den nicht, der dir den Leib nimmt, und darnach nicht mehr vermag, den fürchte, der da Macht hat, Seel und Leib zu tödten und zu versenken in die Hölle. (V. 37) Wer da hat Vater, Mutter, Schwester, Bruder, Kind lieber, denn mich, ist mein nicht würdig, und wer da hat seine Seele, d. i. seinen Leib lieber, als mich, ist mein nicht würdig.

Dann darf E. F. G. keinen Zweifel darein setzen, wer das Wort Gottes annimmt, gibt einem jeden, was ihm gebührt, als Paulus Röm. 13 [6.7] sagt: Gebt dem die Ehre, dem sie gebührt, Zoll, Rente und Schoß, u. s. w. und seid gehorsam aller Obrigkeit, auch der bösen, denn alle Gewalt ist von Gott. Sie mögen aber darauf sehen, daß sie ihre Gewalt nicht mißbrauchen, denn sie haben ebensowohl als wir die evangelische Regel. Uber das Wort Gottes zu verbieten, leidet es nicht, oder das, daß man darin gehorsam sein soll, sondern lieber Leib und Leben verlieren, als wir denn Apostelgeschichte 4 und 5 haben, daß wir Gott mehr gehorsam sein sollen, als den Menschen. Durch Gott halte E. F. G. über demselben Worte Gottes, so wird Glück und Heil Land und Leuten zu Theil werden; wo nicht, so wird es Gott nicht ungerochen lassen, wie wir finden in göttlicher, biblischer Schrift, wie Gott gestraft hat, und drohet uns noch mit solchen Plagen zu strafen. Denn was er zu Jerusalem und zu dem Lande Judäa geredet, hat er zu allen Völkern geredet. Nun sagt Gott also, er wolle uns geben in die Hände unserer Feinde und unterwerfen einem fremden Herrn, mit schwerer Dienstbarkeit, entfremden unseres Vaterlandes, erwürgen mit dem Schwert, daß niemand sei, der begraben möge, unsern Leib den Vögeln und wilden Thieren zur Speise geben, und eine große Menge Volk verwandeln in eine geringe Zahl; auch uns unser Vieh durch jähen Tod und Pestilenz ertödten, unser Land verkehren in Wüstenei und Unfruchtbarkeit, Hunger über uns schicken, und solche Angst, daß der Vater den Sohn und der Sohn den Vater esse, auch die Kinder ersterben in den Händen und an dem Busen ihrer Mütter, als wir das haben 2 Chronik 7 und Jes. 30 und 34, Baruch am 2, Ezech. 5 und 7, Hoseä 14 und an viel anderen Orten der Bibel. Gott hat’s geredet, nicht Luther, und das Wort Gottes ist ja, ohne alles Nein; Himmel und Erde (sagt er) werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergeben. Jerem. Klagel. 4 (10 f.) beweinete der Prophet und beklagte die Weiber, und sprach: Die barmherzigsten Weiber haben ihre Kinder selbst müssen kochen, daß sie zu essen hätten, und klagten, daß an solchem Jammer schuldig wären ihre Weissager und Priester, daß sie nicht hätten verkündiget das Wort des HErrn. Durch Gott nehme es E. F. G. zu Herzen, und gestatte nicht denselben, das theuer erkaufte Volk des Herrn Jesu Christi (nicht mit Silber oder Gold, sondern mit dem theueren Werth seines rosenfarbenen Blutes erlöset), also sich selbst samt uns ewiglich zu verderben. Denn Gott sagt Ezech. 13 (19): Um einer Hand voll Gerste und Bissen Brods willen verurtheilen sie die Seelen zum Tode, die doch nicht sollten sterben, und urtheilen die zum Leben, die doch nicht leben sollten, durch ihre Lügen unter meinem Volk, welches gerne Lügen höret; und sie predigen die Gesichte ihres Herzens, sagen: Friede, da keiner ist. Es ist keine Person mehr werth zu halten, denn ein guter Prediger, der in Gottes Geist, und nicht im Buchstaben gelehrt ist; ein solcher wäre wohl am Ende der Welt zu holen, denn all‘ unser Heil liegt daran, daß wir Gottes Wort hören. Was sagt Gott, Matth. 7 [15]? Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe!

Ich meine, Gott habe sie zum Theil gezeigt, daß es Pfaffen, Mönche und Nonnen sind. Welcher Fürst wäre so wohl daran, daß das Reich ihm vergönnet hätte, an die besten Städte und lustigsten Orte Raubhäuser zu bauen? Desgleichen, welcher Graf oder Herr hätte solche Freiheit erlangen mögen bei E. F. G. Vorältern, oder bei Euer Gnaden? Der HErr sagt und heißt sie Räuber, als Jes. 3 (14]: Ihr habt den Weinberg verderbet, und der Raub von den Armen ist in euerem Hause. Das redet Gott; so ich’s redete, wäre es lutherisch, aber so müssen sie es bleiben [stehen] lassen. Ach Gott, der Sodomitischen Reinigkeit, und geizigen Armuth! Sie fühlen die Lust des Fleisches gleich sowohl als wir, ob sie es schon mit dem Schanddeckel der Kutte befärben; hilft vor Gott nicht! hülfe es, wir wollten alle Kutten tragen! Paulus sagt 1 Cor. 7 (2.9): Ein jeglicher Mann soll haben ein Weib, eine jegliche Frau soll haben ihren Mann, denn es ist besser freien, als Brunst leiden. Wenn ich Keuschheit (d. h. hier: gänzliche Enthaltsamkeit ehelichen Umgangs] gelobte, das wäre ebenso, als wenn ich geloben wollte, mit meinem Finger an den Himmel zu rühren, oder zu fliegen; das steht nicht in des Menschen Gewalt. Der HErr sagt Matth. 19 (12): Wer’s fassen kann, der fasse es. Die Gnade ist nicht allen gegeben, welche Kutten und Platten tragen. Ihre Armuth sieht man an ihren Gebäuen, vollen Kisten, Küchen und Kellern, noch an ihren bleichen Wangen. Es wird ihnen nicht begegnen, als Christo geschah, da er kaum dreiunddreißig Jahr alt war, und die Juden sagten, du bist noch nicht fünfzig Jahr alt, und sagst, du habest Abraham gesehen? hielten ihn schier für fünfzig! E. F. G. kann nicht solche Kastner schaffen, die nicht nehmen und alles einbringen, wie die Barfüßer sind. Ich urtheile nicht, aber Christus thut’s Matth. 23 (14): Wehe euch Pharisäern und Ottergezüchte, die ihr fresset der Witwen Häuser, und thut das unter dem Schein langer Gebete; euch ist bereitet das ewige Feuer! Ich kann nichts anders sehen, die Stiftung vieler Domherrn und Priester samt dem andern Geschwürm ist nichts anderes, als Erhaltung von Buben und Bübinnen, wie es unverschämt am Tage liegt. Der Pabst hat dem Rath des Teufels gefolgt, Eheweiber verboten, und um Geld buben erlaubt.

O ihr Fürsten, sehet denn, daß sie nicht also darinnen verderben! Euch gehört das Schwert der Strafe, und nicht den Geistlichen; denen gehört das zu, daß sie das Wort Gottes verkündigen. Wollte Gott, daß eure Augen aufgethan würden, und ihr selbst das Schwert, das euch Gott gegeben hat, in die Hände nähmet! Matth. 20 (25-28]: Die weltlichen Fürsten herrschen über die Völker, aber ihr nicht also! Wer unter euch der Vornehmste sein will, der soll sein der Geringste, und der andern aller Diener, gleich wie des Menschen Sohn nicht kommen ist, daß man ihm diene, sondern daß er diene. Unsere Sünden haben’s verduldet, daß es sich umgekehrt hat. Die sogenannten geistlichen Fürsten und Prälaten haben das Geld; die weltlichen den Seckel. Helfe und rathe E. F. G. euch und uns allen, daß Gott nicht seinen Zorn, wie oben angezeigt ist, über uns schicke; denn man sieht, wie der Türke wüthet, woraus nicht wenig Sorge entsteht, er werde ein Herr unseres Vaterlandes werden, da Gott vor sei! Es erhebt sich an allen Orten der Welt Empörung, die Sache kann in die Länge nicht Bestand haben; wollte Gott, es ließen sich die Fürsten und Herren von den sogenannten Geistlichen nicht länger am Affenseil führen! E. F. G. würden wohl eine Türkensteuer finden, so E. F. G. würden verordnen, daß man bei allen Stiftern und Klöstern, auch Pfarren und Messen die Register aufnähme; und ihre Leute, so ihnen Zins und Schoß geben, in die Gerichte, darinnen sie liegen, kämen, auf daß man ihr Vermögen genau erfahren könnte; hätten sie zu viel, daß man es zum allgemeinen Nutzen verwendete, auf daß der arme Mann nicht also beschweret würde. Gestattet nicht die Schinderei der Absenz (d. h. des Rechtes der Geistlichen, an einem anderen Orte, als an ihrem Pfarrorte wohnen zu dürfen); denn man sieht, daß sie die Pfarrer um den geringsten Preis dingen, so daß sich die, so die Herde Christi weiden sollen, des Hungers kaum erwehren können; die Pfarren sind auch selten mit Geschickten besetzt, sie nehmen lauter Narren, die nichts können, nur aufs wohlfeilste gedungen; der Schweiß der Armen wird in aller Dienstbarkeit des Teufels verzehret. Der Freiburger Pfarrer zu Voburg hat mehr, denn 800 Fl. von Pfründen, und thut im ganzen Jahre keine Predigt. Was hat denn Herr Bernhard Arzt zu Erstädt? Hätte eine Pfarre zu wenig, sollte man ihr geben, hätte eine zu viel, sollte man ihr nehmen, es gehört in den allgemeinen Nutzen. An dem andern (als viel Messe lesen) ist Gott wenig gelegen, wie man das wohl aus der Schrift beweisen kann. Hätte E. F. G. ein Einsehen, daß den Armen das Evangelium geprediget würde, so folgte aller Sieg und Glück, wie David sagt Psalm 3 [7]: Ich fürchte mich nicht vor viel hundert Tausenden; und Jes. 30 (17): Tausend werden fliehen vor Einem! Wenn das Wort Gottes erhöhet wird, wird es Sieg genug geben; umgekehrt, wenn Gottes Wort unterdrückt wird, so liegt daran alle Plage. Es soll niemandem verboten sein; wer es annehmen wird, findet Gnade, wer nicht, findet von Gott auch seine Strafe, so er (Gott) wird sagen : Du sollst hinfort nimmer mehr sein!

Ich habe nicht unterlassen mögen, E. F. G. als meinem Bruder in Christo zu schreiben; der Geist Gottes regiere es, denn ich meine es ja gut. Gott sei mein Zeuge, daß ich Freude habe an E. F. G. Glückseligkeit, hinwieder leid an E. F. G. Unglück. Denn es ist mir auch noch unvergessen, daß ich nach Absterben von Vater und Mutter, deren ich beider in fünf Tagen beraubt ward, E. F. G. als obersten Vormund als ein Weib anbefohlen war. Ich war damals unter E. F. G. Frau Mutter Frauenzimmer, und wurde in meinem Elende durch E. F. G. getröstet mit diesen Worten: ich sollte nicht so weinen, E. F. G. wollten nicht allein mein Landesfürst, sondern auch mein Vater sein; wie denn mein Junkherr die Gnade erfahren hat, und E. F. G. Dienste uns und unsere Kindlein erheben und ernähren. Dies hat mich nicht wenig gezwungen, E. F. G. zu schreiben, damit ich für die empfangene Wohlthat meine Dankbarkeit ein wenig erzeigte. Mir geht’s, wie St. Peter; Silber und Gold habe ich nicht, aber Liebe gegen Gott und E. F. G. als meinen Nächsten. Dann sagt der HErr, Lucä 9 [25]: Was Nutzen hätte der Mensch, ob er die ganze Welt gewönne, und verlöre doch die Seele? womit wollte er sie wieder kaufen?

Ich habe aus christlicher Pflicht nicht schweigen können, sondern der hohen Schule geschrieben, wie ich E. F. G. hier Copie schicke, ob es sich vielleicht zutrüge, daß sie mich bei E. F. G. fälschlich verleumden würden, damit E. F. G. der Wahrheit berichtet würde. Was ich geschrieben, weiß ich durch Gottes Gnade zu verantworten, denn es ist nicht mein, sondern Gottes Wort; E. F. G. wollen’s zu Herzen nehmen! Denn fürwahr! Gott wird die Seelen Eurer Unterthanen von Euern Händen fordern. E. F. G. wollen den Pfennigschluckern nicht allewege glauben und Gewalt geben, denn man sieht, daß sie aus Geiz wider Gott fechten, und doch ohne Kraft. Wir möchten alle Gottes Wort wohl leiden, allein Pfaffen, Mönche, Nonnen, Procuratoren, Advocaten, Juristen können es nicht dulden. Denn der HErr sagt: Was du willst, das dir geschehe, thue auch einem anderen. Dieses Recht [der Juristen, u. s. w.] gibt wohl ein Urtheil, leidet aber nicht, daß Kindeskinder in Rechten stehen, und sie können oft noch kein Urtheil erlangen. Wenn dann zwei eine Zwietracht hätten, so hat E. F. G. wohl so viel verständige Leute, die darinnen erkenneten, wer Recht oder Unrecht hätte; das könnte ein Richter wohl entscheiden, woanders die Aemter nach dem Rath Pauli belegt werden, der sagt: Einen solchen Mann nehmt zu einem Richter, der vernünftig sei, und in dem der Geist des HErrn sei; hat nicht gesagt: nehmt Ehebrecher, Gotteslästerer, Mörder u. s. w. dazu. Der Geist Gottes ist gottesfürchtig, barmherzig, geduldig und keusch, u. s. w. Der Juristen Rathschläge würden ihnen keinen Gewinn mehr eintragen; so werden sie reich, Land und Leute arm. Ich habe ihrer selbst wohl gekannt, und kenne ihrer noch, daß einer nicht ein Maß Weins hätte bezahlen können, und so sie nur vier Jahr das rothe Käpplein((Die Doctoren der Rechte trugen rothsamtene Barette.)) tragen, kaufen sie, was nur feil und gelegen ist. Ich meine, daß die Hauben Fortunatus-Seckels Kraft haben, davon die Poeten schreiben, daß dem das Geld nicht zerrann; hätten sie nun sein Hütlein auch, sie führen, wohin sie wollten.

Gnädiger Fürst und Herr, ich habe E. F. G. die großen Artikel nach meinem kleinen Verstande, womit das Volk Christi beschweret wird, angezeigt. E. F. G. bedenken’s besser, denn ich schreibe; denn es betrifft nicht ein Zeitliches, sondern ein Ewiges. Hiermit ist meine demüthige Bitte, solches im Besten, wie ich’s wahrlich meine, anzunehmen. Gott ist dieser meiner Schrift Regierer, dem befehle ich’s, samt E. F. G. und allen Euern Geliebten, hier in der Zeit und dort in Ewigkeit beizuwohnen. Amen.

Datum Dietfurt, Sonntags nach des heiligen Kreuzes Erhebung. Anno 1523.

Euer Fürstlichen Gnaden

demüthige

Argula von Grünbach, eine geborene von Stauffen.

Argula von Grumbach – An einen Ehrsamen, weisen Rath der Stadt Ingolstadt.

Gnade und Friede in Gott wünsch‘ ich euch, samt meinem freundlichen Gruß, als besonders lieben Brüdern in Christo. – Es tat sich vor einiger Zeit begeben, daß ich wegen der Handlung, so mit Arsatio Seehofer geschehen ist, einer hohen Schule daselbst geschrieben habe, und aus christlicher Pflicht dahin gedrungen [bin]. Hätte gemeinet, es wäre unter ihnen geblieben, und sie hätten mich, wo ich hätte geirret (daß ich nicht müßte), unterwiesen. Nun höre ich, daß solches durch sie ganz ruchbar geworden ist, bin viel auf diesem Weg darum angesprochen, und es wird mir gar viel anders ausgelegt, als ich es geschrieben oder gemeint habe. Dadurch werde ich bewogen, euch eine Copie derselben Schrift hiermit zuzuschicken, nicht, daß ich begehre, mich von meiner Person wegen zu verantworten, sondern allein um deren willen, die sich über mein Schreiben ärgern möchten, und bitte euch, dasselbe zu verlesen. Ich setze keinen Zweifel darein, der Geist Gottes werde wohl selbst Schulmeister sein und das rechte Urtheil fällen; deß will ich warten, denn es stehet Jes. am 30 [18]: Der HErr ist ein Gott des Gerichts; wohl allen, die seiner harren!

Ich bitte und ermahne euch als die Glieder Christi, welcher allein unser aller Haupt ist, als Paulus zu den Ephesern 4 (15. 16] sagt: Christus ist das Haupt, daraus der ganze Leib zusammengefügt ist. Nun sind wir alle in der Taufe Gott eingeleibet, als am Anfang dieses Kapitel [V. 4 6] steht: Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung, Ein HErr, Ein Glaube, Eine Taufe, Ein Gott, Ein Vater, der da ist über uns alle, und durch uns alle, und in uns allen, u. s. w. u. s. w. Darum setzet in’s Gedächtniß das Gelübde, so ihr Gott in der Taufe gethan habt, also lautend: Ich glaube; ich entsage dem Teufel, und allem seinem Pomp und Gespenst. Halten wir Gott nach unserm Vermögen Glauben und Treue, d. i. So wir ihn bekennen, wozu er uns auch seine Ges walt will verleihen, so wird er uns auch bekennen, als er sagt Matth. 10 [32]. Darum, wer ein Christ sein will, muß ja, so viel er kann, denen, die Gottes Wort wollen verdammen, widersprechen, aber nicht mit Fechten, sondern mit dem Worte Gottes; denn Eph. am 4 (3): Vor allen Dingen bestellet den Frieden und die Liebe untereinander, u. s. w. u. s. w.

Welcher Doctor ist je so hochgelehrt gewesen, der ein anderes Gelübde gethan hätte, als ich? Mir ist eben sowohl der Geist verheißen, als ihm, wie Gott sagt Joel 2 (3, 1): Ich will ausgießen meinen Geist über alles Fleisch, und eure Söhne und Tochter sollen weissagen.

Ich höre, wie etliche so sehr über mich erzürnet sind, daß sie nicht wissen, wie sie es nur dahin bringen möchten, daß ich vom Leben zum Tode käme. Nun weiß ich wohl, daß sie mir nicht schaden können, so lange, bis ihnen die Gewalt von Gott gegeben wird; der wird mich wohl erhalten, bis zu seinem Lobe. Paulus, 2 Cor. 4 [7 ff.]: Wir leiden alle Dinge ohne Beschwerds, um den Namen des HErrn; Psalm 3 [7]: Ich fürchte mich nicht vor viel hundert Tausenden; und Jes. 30 (17): Tausend werden fliehen vor eines einzigen Schelten. Höret den HErrn, Jes. 43 [5]: So fürchte dich nun nicht, denn Ich bin bei dir; und Jes. 51 (12) sagt Gott: Ich, ich bin euer Tröster. Wer bist du denn, daß du dich vor Menschen fürchtest, die doch sterben? und vor Menschenkindern, die als Heu verzehret werden? Wir lesen Joh. 9 [22], die Juden hatten schon einen Rath beschlossen und sich vereinigt, wer Christum bekennen würde, der sollte im Bann sein und aus der Kirche geworfen werden. So haben leider eure Sophisten((Sophisten hießen seit der Zeit des Sokrates eine Sorte Philosophen, deren Hauptkunst in Großsprecherei, Wortspielerei und der Fertigkeit bestand, aus schwarz weiß und wiederum schwarz und was man wollte machen, womit sie viel Geld verdienten.)) auch gethan, setzen die römische Kirche vor die heilige christliche Kirche, wie in Seehofers Eid geschrieben ist; so ganz und gar hat sie Gott verblendet und geschändet! Ja halte dafür, das unsere Fürsten aus ihrem Anhalten und ungestümen Drängen so gewaltsam handeln müssen, wollen sie anders Ruhe vor ihrem Laufen haben. Sie sagen auch, wie die Juden zu Pilato sagten: Wir haben ein Gesetz, nach dem muß er sterben. Ich wollte gern wissen, was Gewinns sie hätten, wenn sie mich gleich ermordeten? Sie trösten sich vielleicht der Freiheit des heimlichen Gerichts, das ihnen nicht übel dazu dient. Nun denn im Namen Gottes! so denn das die Stadt wäre, darin man die Christen martert, als Jerusalem auch war, so geschehe mir auch, wie Gott will; aber ich bitte Gott, daß er nicht auch über euch, durch jene verschuldet, dieselbige Strafe verhänge. Denn wir müssen ja alles verlassen, als Matth. 10 [37-39] steht, Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Kinder, Gut, Leib, Leben: Wer das nicht verläßt, sagt der HErr, ist mein nicht würdig. So ich schon gestorben bin, ist das Wort Gottes nicht vertilgt; denn es bleibt ewig. Ich halte auch dafür, so ich die Gnade hätte, den Tod um seines Namens willen zu leiden, daß gar viel Herzen dadurch erweckt würden; ja, wenn ich allein stürbe, würden viel tausend Weiber wider sie schreiben. Denn ihrer sind viel, die belesener und geschickter sind, und sie möchten also den Namen überkommen, daß man sie eine Schule für die Weiber hieße; wiewohl ich keinen Zweifel darein setze, es seien noch viele unter ihnen, die heimliche Jünger des HErrn sind, und vor Furcht, wie Nicodemus, Christum nicht zu bekennen wagen; wiewohl es nicht genug ist; wir müssen bekennen, als Matth. 10 [32 geschrieben steht]. Denn gedenken heißt nicht: vor den Menschen bekennet. Gott schicke ihnen einen herzhaftigen Geist!

Was meiner Person nachgeredet wird, wolle euch nicht ärgern. Meinethalben achte ich ihrer Verfolgung nicht, es ist mir eine Freude, daß ich von wegen des heiligen Evangeliums vermaledeiet werde. Gott verzeihe es ihnen, sie wissen nicht, was sie thun; ich bitte auch herzlich für sie, daß sie Gott erleuchte, bitte auch euch, auch für sie und alle verstockte Herzen zu bitten. Höret den HErrn, Jes. 30 [9. 10]: Dies ist ein ungehorsames Volk, und verlogene Kinder, die nicht hören wollen des HErrn Gesetz, sondern sagen zu den Sehern: Ihr sollt nicht sehen, und zu den Schauern: Ihr sollt uns nicht schauen die rechte Lehre! Jer. 10 (21): Die Hirten sind zu Narren geworden, und fragen nach dem HErrn nichts; darum können sie auch nichts rechtes lehren, sondern alle Herden sind zerstreuet. Und Jer. 23 [9-40]: Ihr habt verkehrt das Wort des lebendigen Gottes, und nennt es eine Last, darum will ich euch einige Schande und ewige Schmach zufügen, deren nimmer vergessen soll werden; und Apostelgesch. 15 [10. 11] sagt Petrus: Was unterstehet ihr euch, uns die Bürden aufzulegen, welche weder unsere Väter noch wir haben mögen (können) tragen? Sondern wir glauben, daß wir durch die Gnade Gottes selig werden, als denn unsere Väter auch geglaubt haben. Was sagt Gott mehr Jer. 23 [16]: Gehorchet nicht den Worten der Propheten, so euch weissagen. Sie betrügen euch; denn sie predigen ihres Herzens Gesicht, und nicht aus des HErrn Munde; und Jer. 50 [6]: Mein Volk ist wie eine verlorne Herde, ihre Hirten haben sie verführet, u. s. w. u. s. w. Es wäre viel besser, daß ein Mensch nicht zu solcher Predigt ginge. Christus ermahnt Matth. 7 (15) und 16 [6. 12], daß wir uns hüten sollen vor der Lehre der Pharisäer, die er heißt einen Sauerteig, und sagt: Ein wenig Sauerteig macht viel Teig sauer; also auch ein wenig falsche Lehre scheidet und bringt viel Uebels.

Darum, meine lieben Freunde und Brüder in Christo, Seht euch wohl vor, das ihr nicht samt ihnen verderbet. Dazu wünsche ich euch die Gnade Gottes, in welche ich euer Seel‘, Leib, Ehre und Gut befehle. Bittet Gott für mich, desgleichen will ich Gott auch für euch bitten.

Datum Grünbach am Abend Simonis und Judi, Anno 1523.

Argula von Grünbach, geb. v. Stauffen.

Grumbach, Argula von – Argula’s Brief an Herrn Johannsen, Pfalzgrafen bei Rhein, Herzogen zu Baiern u. s. w.

Gnade and Friede in Gott, samt Mitwirkung seines heiligen Geistes, wünsche ich herzlich Euer Fürstlichen Gnaden j und allezeit beizuwohnen.
Hochgeborener Fürst! Gnädiger Herr!

Als ich gestern zu Nacht von Euer Fürstlichen Gnaden und den anderen, meinen Herren, zur Wirthschaft [zur Tafel] geladen und berufen war, wofür ich mich demüthig gegen alle bedanke, habe ich aus etlichen Reden von Euer Fürstlichen Gnaden gemerkt, daß E. F. G. anfangen, die Schrift und göttliches Wort zu lesen, auch erkannt, daß E. F. G. das Licht scheinen sieht, worüber ich nicht wenig erfreuet bin. Der allmächtige barmherzige Gott wolle solches angefangene Werk fruchtbarlich vollstrecken, und vollkommen erleuchten, welches allein Gott durch sein Wort muß entzünden, und das ja nicht bei menschlicher Vernunft gesucht, noch gefunden werden kann, wie wir lesen Psalm 36 [10]: Bei dir ist die lebendige Quelle, und in deinem Lichte sehen wir das Licht; und Psalm 118 [119, 130]; Wenn dein Wort offenbar wird, so erfreuet es, und macht klug die Einfältigen.. Da hören wir, wie Gott nicht leiden will, Weisheit zu ihm zu bringen, sondern Weisheit von ihm zu begehren, anders kann sie nicht gesucht noch gefunden werden. Wir müssen ja nichts werden, auch bei uns nicht angesehen sein, sondern nur lauter Gott suchen, und ihm gar nicht das Unsere vorbringen oder Achtung darauf haben; dann läßt er sich finden, und anders werden wir ihn nicht finden, Joh. 1 [9]: Dies ist das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet; und darnach [V. 11. 12]: Die Welt hat ihn nicht angenommen; wie viele ihn aber aufgenommen haben, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, u. s. w. Der HErr sagt: Wandelt in den Lichte, dieweil ihr das Licht habt. Ich bitte E. F. G. durch Gott, diesen Spruch wohl in das Herz zu drücken Matth. 10 [32]: Wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater; wer nicht, den will Gott auch nicht bekennen. Brauchet den oft auf diesem Reichstage, frei und unerschrocken; denn Gott ist mit uns, wir haben im 11. Psalm, [12, 6]: Weil denn die Elenden verstöret werden und die Armen seufzen, will ich auf, spricht der HErr; ich will aufrichten ein Heil, in welchem sie freudig werden wider sie handeln. Nun haben wir, Gott sei ewig Lob! das aufgerichtete Heil; das Wort Gottes ist am Tage, darum werden wir keine Gewalt fürchten, sondern fröhlich vor alle gewaltigen Angesichte ohne Zittern treten, wann und wie oft man will. E. F. G. helfen und rathen, daß das Reich Gottes den Armen nicht versperret wird, und ihr samt uns nicht verderbet. Hab’s nicht lassen können, E. F. G. mit dieser Ermahnung zu gesegnen, welcher ich mich befehle, und uns alle in die gütige Freundschaft Christi.

Actum am Zinstag nach Andreä, Anno 1523. Euer Fürstlichen Gnaden

demüthige Argula von Grünbach, eine geborene von Stauffen.

Grumbach, Argula von – Argula’s Schrift an ihren Herrn Vetter, Adam von Thering, Pfalzgräflichen Statthalter zu Neuburg.

Gnade und Friede in Gott samt Beiwohnung seines göttlichen Geistes wünsche ich Euch, mein herzlieber Herr und Vetter! –

Mir ist gesagt, daß es vor Euch gekommen sei, daß ich der hohen Schule zu Ingolstadt geschrieben habe; weshalb Ihr über mich nicht wenig erzürnet seid, und Euch vielleicht eingebildet habt und meinet, daß es von mir als einem thörichten Weibe [wofür ich mich selber bekenne und halte; denn diese Weisheit, Gott zu bekennen, ist nicht des Menschen Vernunft zuzueignen, sondern Gottes Gabe] unrecht gethan sei, daraus mir nicht wenig Schmach, Schande und Gespött nachgeredet ist oder werden möchte von den Weisen dieser Welt. Dessen nehmt Ihr Euch als angestammter Freund an, woraus ich schließe, daß Ihr mich liebet als Eure geborne Freundin, und sage Euch dafür großen und hohen Dank. Denn ich kann wohl ermessen, wo Ihr es mit mir nicht treulich meintet, würdet Ihr wenig achten, was mir Gutes oder Böses nachgeredet würde. Durch diese Eure erkannte Freundschaft bin ich bewogen, Euch zu schreiben und der Wahrheit zu berichten, schicke Euch deshalb Copie, wie und was ich geschrieben habe, und bitte Euch herzlich, das zu lesen, und nach dem Geist Gottes darin mich zu beurtheilen; denn die Weisheit dieser Welt kann Gottes Geist nicht begreifen, als Hoseä 4 [7 steht]: Je mehr ihrer wird, je mehr sie wider mich sündigen; darum will ich ihre Ehre zu Schanden machen; und Paulus 1 Cor. 3 [19 sage]: Die Weisheit dieser Welt ist Thorheit bei Gott. Habe ich aber unrecht gethan, will ich gern die Strafe leiden, ich denke aber nicht, das für mich darum schelten sollt. Denn was uns Gott gebietet, soll kein Mensch schelten; und ich wäre auch in diesem nicht schuldig, irgend einem Menschen zu folgen, als ich denn in der Taufe gelobt habe, zu glauben, ihn zu bekennen, zu entsagen dem Teufel, auch allem seinem Gespenst. Dies ist ein solch hohes Gelübde, daß ich es nicht kann oder mag erfüllen, bis ich von Neuem geboren werde durch den Tod. Denn dieweil wir in dem Fleische leben, sind wir Sünder, als im Buch der Sprüche am 20 [9. steht]: Wer kann sagen: Ich bin rein in meinem Herzen, und ohne Sünde? Und Jerem. 17 [5.7]: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verläßt. Aber gesegnet ist der Mann, der sich auf den HErrn verläßt. Nun wißt Ihr wohl, daß alle Menschen ein gleiches Gelübde gethan haben, nehmlich: ich glaube, ich entsage. Welcher Doctor hat doch mehr, als ich gelobt in der Taufe, oder welcher Pabst, Kaiser und Fürst? Darum thue ich auch alle Tage Gott bitten um seine Gnade, daß ich das erlange, damit das Gelübde, das mein Dod [Pathe] an meiner Statt gethan hat, erfüllet werde, welches ich, als ich zur Vernunft gekommen und im christlichen Glauben unterrichtet bin, angenommen und darein gewilligt habe, welches also durch den Glauben bestehet. Darum, mein lieber Herr und Vetter, laßt Euch das nicht verwundern, daß ich Gott bekenne; denn wer Gott nicht bekennet, der ist kein Christ, wenn er auch tausendmal getauft würde. Es muß auch ein jeglicher für sich selbst Rechenschaft geben am jüngsten Gericht, es wird weder Pabst, König, Fürsten noch Doctor für mich Rechnung thun, das bedenke ich; hilft auch da kein Reichthum, als Ezech. 7 [19]: Ihr Silber und Gold wird sie nicht erretten am Tage des Zorns des HErrn, und so die Angst über sie kommt, werden sie den Frieden suchen, aber ihn nicht finden; und Hosea 8 [7]: Sie säen Wind, und werden Ungewitter einärndten. Das werden die erfahren, die ihr Vertrauen setzen auf Reichtum und ihre Werke.

Darum, mein herzlieber Herr und Vetter, bitte ich Euch, macht Euch darüber keine Sorgen, wenn Ihr höret, daß man mich schändet und verspottet, darum, daß ich Christum bekenne. Aber dann erschrecket, wenn Ihr höret, daß ich Gott verläugne, dafür Gott ewig sei! Ich rechne mir’s für eine große Ehre, daß ich geschändet werde von Gottes Lobes wegen; es ist ein Geringes, daß ich von denen, die Gott in ihrer menschlichen Weisheit verblendet und geschändet hat, vermaledeiet werden sollte, denn Jes. 40 [6-8 sagt]: Alles Fleisch ist Heu, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde; das Heu verdorret, die Blume verwelket; aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich. Ich spreche wie Paulus Gal. 1 [10]: Wenn ich noch den Menschen gefiele, so wäre ich nicht ein Diener des HErrn. Denn Gott sagt Hosea 13 [4]: Du solltest ja keinen anderen Gott kennen, denn mich, und keinen Heiland, ohne allein mich; und Joh. 12 [48]: Wer mich verachtet, und nimmt meine Worte nicht auf, der hat schon, der ihn richtet; das Wort, welches ich geredet habe, das wird ihn richten am jüngsten Tage.

Daß wir Gott nicht erkennen, machen unsere Prediger; denn der HErr sagt Jerem. 50 [6]: Mein Volk ist wie eine verlorene Herde, ihre Hirten haben sie verführt; und Jerem. 6 [10]: Siehe, sie hatten des HErrn Wort für einen Spott, und wollen seiner nicht; und Jerem. 10 [11]: Die Hirten sind zu Narren geworden, und fragen nach dem Herrn nicht; darum können sie auch nichts rechts lehren, sondern alle Herden sind zerstreuet; und Jerem. 23 [38. 40]: Ihr habt verkehrt das Wort des lebendigen Gottes, und nennet es eine Last, darum will ich euch ewige Schande und ewige Schmach zufügen, deren nimmer vergessen soll werden; und Paulus 2 Tim. 4 [1 Tim. 1,7]: Sie wollen der Schrift Meister sein, und verstehen nicht, was sie sagen, oder was sie leben, und merken auf die Lügen, u. s. w. Wie uns denn unser getreue Hirt, Christus, oft und viel gewarnet hat, uns zu hüten vor den falschen Propheten und ihrer Lehre, die er einen Sauerteig nennt, welcher, so ein wenig davon in viel Teig kommt, eine große Menge versäuert, als Matth. 7 [15] und 13 [39]; und 17 [5], da er sich verklärte, heißt es: Dieser ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören! Und Jes. 42 [8]: Ich will meine Ehre keinem andern geben; und Joh. 1 [12]: Wie viele ihn aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden.

Man heißt mich lutherisch, ich bin es aber nicht; ich bin im Namen Christi getauft, den bekenne ich, nicht Luthern; aber ich bekenne, daß ihn Martinus auch als ein getreuer Knecht bekennet. Gott helfe, daß wir solches nimmermehr verläugnen, weder durch Schmach, Schande, Kerker, Peinigung, noch auch durch den Tod! Das helfe und verleihe Gott allen Christen! Amen.

Ich habe gehört, wie Ihr sollt gesagt haben, so mein Hauswirth [Ehegemahl] nicht wollte dazu thun, so wolle meine Verwandtschaft dazu thun, und mich vermauern. Ich gebe ihm aber keinen Glauben. Er thut leider sehr viel dazu, daß er Christum in mir verfolgt. 2 Cor. 4 [7-18] sagt Paulus: Wir leider alle Dinge ohne Beschwerde, um den Namen des HErrn. Darum ist die Mühe umsonst, und ich bin in diesem nicht schuldig, gehorsam zu sein; denn Gott sagt Matth. 10 [34-39] und Marcus 8 [36], wir müssen Alles verlassen, Vater, Mutter, Brüder, Schwester, Kinder, Leib und Leben, und sagt darauf: Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne, und nähme an seiner Seele Schaden? Womit wollte er sie wieder einlösen? Es muß ja also sein, oder Gott sagt, er wolle uns auch nicht bekennen. Das schmeckt aber dem Fleische nicht, Ehre, Freundschaft, Gut und Leben zu verlassen; wir vermögen’s aus uns selbst so wenig, als St. Peter, der dem HErrn zusagte, mit ihm zu sterben, und verläugnete ihn zu dreien Malen; da ließ ihn Gott sehen, was der Mensch ist, aber zuletzt gab ihm Gott auch den Geist, daß er fröhlich um den Namen des HErrn starb. Gott muß den Geist geben, nicht Fleisch und Blut. Was sagt aber der HErr, Matth. 7 [11. Lucas 11, 13]? Welcher Gott bittet um einen guten Geist, dem wird er vom Vater gegeben.

Mich kann nicht genug erbarmen unserer Obrigkeit, daß sie es so gar nicht zu Herzen nehmen, weder die geistliche noch die weltliche. Daß ich doch einen kennen lernte, der sich annähme die Bibel zu lesen, auch sich genau erkundigte, was der Befehl Gottes wäre! Und doch verfluchen sie also, würgen und toben ohne alle Weisheit und Grund aus der Schrift! Dennoch soll Niemand sagen, daß es unchristlich sei! Welcher Christ könnte da schweigen? Es ist ihnen aber ebensoviel, so man sagt, das hat Gott geredet, als ob es ein Ungelehrter oder Narr geredet hätte. Was ist aber daran schuld? Das, daß sie des Wortes Gottes so wohl berichtet sind, als eine Kuh des Brettspiels. Schlechtweg müßt ihr antworten: Ich glaube, was meine Aeltern geglaubt haben, es gebührt mir nicht, es auszufragen. Damit ist es aber nicht ausgerichtet; es gehöret allen Christen zu, das Wort Gottes zu wissen; denn Paulus sagt, der Glaube komme aus der Predigt.

Wie die Fürsten, also der meiste Adel. Ich habe von vielen gehört, die da sagen: So mein Vater und Mutter in der Hölle wären, wollte ich ungern im Himmel sein. Mir nicht! Wenn gleich alle meine Freunde darinnen wären, da Gott vor sei! fürchte ich doch, sie könnten mir die Weile nicht kürzen. Es ist der Aeltern Schuld, daß sie die Kinder nichts haben lernen lassen; sind sie schon zur Schule gegangen, so hat man sie den Ovidiam, Terentium gelehrt. Wie der Grund, also das Leben. Was stehet aber in diesen Büchern? Wie man buhlen soll, Bube und Bübin werden, u, s. w. Das kann man sonst wohl, und sind auch alle Stände voll solcher Leute, und rühmen sich dessen mehr, als man sich schämt, sowohl in der Ehe als außerhalb; es ist leider dahin gekommen, daß H…. weiber und ihre Gesellen mehr Treue an einander beweisen, als oft in der Ehe geschieht, daß wohl der Spruch Pauli ist erfüllet 1. Cor. 5 [1]: Es ist unter euch solche Hurerei, da auch die Heiden nicht von zu sagen wissen. Da hebt sich dann an grollen, zanken, raufen, schlagen, Tag und Nacht kein Friede, gehet Gut und Muth, Alles hinweg, hilft nichts, halte sich eine, wie sie wolle, darüber oft eine auch zu Schanden wird. Gott behüte alle, die dawider kämpfen, helfe auch wiederum auf den Gefallenen! Da sieht niemand drein; klagt man’s den Freunden, ist’s ein Gelächter; sie wagen auch das nicht zu strafen desgleichen die Obrigkeiten selbst haben gemeiniglich des Holzes eine Geige.

Ich bin jetzt wieder in einiger Freude und Hoffnung, weil ich höre, daß ein Reichstag ausgeschrieben ist, Gott sende ihnen seinen Geist, der sie die Wahrheit erkennen lehre, damit dieser Reichstag nicht vergeblich den Namen habe, sondern wir reich an Seele und Leib, und alle in Einem wahren christlichen Glauben regieret werden, und nicht das Gut, Land und Leute so böslich verzehret, dadurch wir noch ärmer werden. So man aber so viel Fleiß auf Gottes Wort legen würde, als auf Essen, Trinken, Panketiren, Mummereien und anderes, würde es bald besser werden. Wie viel mal hunderttausend Gulden ist auf den Reichstagen den Landschaften bei meiner Gedächtniß verzehret! Was es genützt, wißt Ihr besser, als ich. Was kann man rathschlagen, so sie Tag und Nacht die Köpfe kaum tragen vor Fülle? Ich hab’s selbst zu Nürnberg gesehen, ein solches kindisches Wesen der Fürsten, dass mir, so lange ich lebe, vor Augen ist. Ach wie schwer wird es aber sein, so der HErr wird sagen: Gib Rechnung von deinem Haushalte, hinfort wirst du nicht mehr Haushalter sein! Was sagt Gott, Hosea 8 [4]: Sie haben regiert, und nicht aus mir, sie waren Fürsten, und ich erkenne sie nicht. Gott schicke es für Besserung, damit sie nicht in ihrer Herrlichkeit, wie Pharao, verderben, und die Fürsten in ihren Rathschlägen das Wort Gottes begreifen, nicht, daß ihnen das Wort Gottes unterworfen sein soll, sondern sie demselben getreuen und gewissen Wort Gottes!

Darum, mein herzlieber Herr und Vetter, ist an Euch meine ganz freundliche Bitte, Ihr wollet Euch der göttlichen Schrift annehmen. Ihr habt lange den Fürsten berathschlaget; nun ist es Zeit, daß Ihr Eure Seele, die da ewig ist, berathschlagt; könnt Ihr nicht mehr, so Leset doch vor Euerem Ende die vier Evangelisten durch. Wollte: aber Gott, Ihr hättet die ganze Bibel gelesen, welches Buch allen Befehl Gottes in sich enthält! Es ist auch die Meinung Lutheri nie gewesen, daß man seinen Büchern glauben soll; sie sollten allein sein als die Leitbüchlein zum Wort Gottes. Ihr könntet in Euerem Regiment viel Nutzen schaffen, sonderlich so ihr behülflich wäret, daß die Pfarren und Prädicaturen [Predigtämter] mit gelehrten Männern besetzt würden. Alles Heil wirkt das Wort Gottes, wie Jes. 55 [10, 11] steht: Wie der Regen gibt die Speise, und die Saat den Samen, und macht grünen das Erdreich, also ist mein Wort, das aus meinem Munde gehet, es kommt nicht ohne Frucht wieder zu mir; Jerem. 23. [29]: Meine Worte sind wie ein Feuer und Hammer, der Felsen zerschmeißt.

Man hat mir gesagt, man wolle meinem Junkherrn das Amt nehmen. Ich kann ja nicht dafür, denn ich habe vorher alles wohl betrachtet, es soll mich aber mein Heil nicht gereuen, wie Pilatum, habe mich darein ergeben. Alles zu verlieren, ja, Leib und Leben; Gott stehe mir bei! Ich vermag nichts Gutes, zu thun aus mir selbst. kann nur sündigen. Bittet Gott ernstlich für mich, daß er mit den Glauben mehre! Ob es gleich dazu käme, daß ich darüber müßte zu Grunde gehen, so schämet Ihr Euch deß nicht, sondern Lobet Gott. Hätte ich die Gnade, ein wie edel Kleinod würde meine Seele Gott dem HErrn sein! Das Gut, das man mir nehmen kann, ist nicht viel; Ihr wißt, daß mein Vater unter den Herrn von Baiern verdorben, und seine Kinder zu Bettlern worden sind’s wiewohl sie [die Herrn von Baiern] mir und meinen Kindlein durch die Dienste, so mein Hauswirth von ihnen gehabt hat, gütlich gethan haben; Gott sei ihr Lohn! So haben die Pfaffen zu Würzburg meines Junkherrn Gut auch verzehrt. Meine Kindlein wird der HErr schon versorgen, und sie speisen mit den Vögeln in der Luft, auch bekleiden mit den Blümlein des Feldes, Er hat’s gesagt, Er kann nicht lügen.

Ich hatte gemeinet, ich wollte mein Schreiben heimlich haben behalten; so sehe ich wohl, da es Gott will offenbar haben. Nun werde ich darum geschändet; das ist ein gut Zeichen, daß es aus Gott ist, denn so es die Welt lobete, wäre es nicht aus Gott.

Damit, mein herzlieber Herr und Vetter, befehle ich Euch jetzt und allezeit in die Gnade Gottes; hie in der Zeit und dort in Ewigkeit beizuwohnen.

Datum zu Grünbach.
Argula von Grünbach, eine geborne von Stauffen.

Grumbach, Argula von – Argula’s Brief an Herzog Friedrich, Churfürsten zu Sachsen.

Gnade und Friede in Gott wünsche ich herzlich Euer Churfürstlichen Gnaden ewiglich beizuwohnen.

Gnädigster Fürst und Herr!

Ich habe nicht unterlassen mögen, Euer Churfürstlichen Gnaden zu schreiben, denn ich bin sehr hoch erfreut darüber, daß Euer Churfürstliche Gnaden auf diesen berufenen Reichstag kommen. Ich hoffe, der allmächtige Gott werde Regierer sein, und Gnade, Weisheit und Stärke allen denen, so da bandeln, geben, damit das Wort Gottes den Armen wieder gepredigt, und nicht so elendiglich mit Gewalt durch etliche heidnische Fürsten verboten und den Armen entzogen werde. Jene kreuzigen und verfolgen jetzt Christum aufs Neue. Durch Gott halte. E. C. G. hart über demselben gewissen Worte Gottes, denn es muß sein, wir müssen in öffentlich bekennen, als Matth. 10 [32] steht. Ich wünsche und bitte Gott, solches Gemüth, das ich bisher bei E. C. G. wahrgenommen, Gott zu Ehren [Euch zu erhalten], auf daß E, C. G. ihnen fröhlich mit christlichem: freudigem Gemüth unter die Augen treten. Gott sagt Jes. 51 [12]: Ich, ich bin euer Tröster! Wer bist du denn, daß du dich vor Menschen fürchtest, die doch sterben? u. s. w. Sie werden unkräftig sein, als wir haben Jes. 29 [4] und Psalm 11 [12, 6]((So steht noch in der Uebersetzung von 1524.)) Ich will aufrichten ein Heil, in welchem sie freudig werden wider sie handeln. Wir sehen das Heil, Gott sei Lob! und haben alle Gewalt auf unserer Seite. Lase sie E. C. G. toben und wüthen, es ist doch keine Kraft da, der Fels wird sie zerschmeißen und zu Boden stürzen, denn er ist ihnen ein Fall, aber den Gläubigen eine Auferstehung und hochgeachtetes Kleinod, wie 1 Petr. 2 [6] steht: Siehe da, ich lege einen auserwählten köstlichen Eckstein in Zion; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zu Schanden werden, u. s. w.. Sie werden gar zu Schanden, als man sieht, wie sie So thöricht und irrig sind, daß sie schier nichts können reden oder schreiben. E. C. G. wollen das nicht achten, daß sie griesgramen über Christum; alle Gewalt ist ihnen genommen, wie der 139, Psalm [140,4] sagt: Sie haben ihre Zungen geschärft wie die Schlangen; ihre Streiche aber sind wie die Pfeile der Kindlein. So verkündigt auch Jesaias 8 [9. 10] Seid böse; ihr Völker, und gebet doch die Flucht. Höret, ihr es, alle, die ihr in fernen Landen seid: Rüstet euch, und gebet doch die Flucht; Lieber, rüstet euch, und gebet doch die Flucht. Beschließet einen Rath, und werde nichts daraus. Beredet euch, und es bestehe nicht. Denn Gott ist mit uns! Gedenke doch E. C. G., welche Gewalt ihnen Gott früher ließ, als sie noch ihren vollkommenen Prozeß [Fortgang] hatten, und man sie Gott gleich achtete! Wie viel weniger wird er ihnen jetzt lassen, wo sie Gott den Frauen unter die Füße wirft, und man ihre Gewalt verachtet! Darum rede ihnen E. C. G. mit den Worten Gottes trotzig unter die Augen, denn E. C. G. sehen den Topf brennen, wie Jerem. 1 [13.14 steht], und das Angesicht Gottes von Mitternacht; sie können den nicht verlöschen.

Ich redete unlängst mit Herzog Hansen, auch andern des Regiments, gern hätte ich viel mehr geredet, wär’s Volk gewesen zum Zuhören. Ich würde sie, ob Gott will, nicht fürchten, ihnen, wann und wie oft sie wollten, unter die Augen zu treten.

Ich bitte E. C. G. durch Gott, das Gemüth fröhlich zu erheben mit Dankbarkeit, daß uns nach seiner Anordnung aus E. C. G. Land und Schutz unser Heil verkündet, und Christus wieder gelehret und erkannt wird. Der allmächtige Gott behalte E. C. G. in seiner Benedeiung, hier und dort! Amen.

Actum am Zinstag nach Andreä, Anno Domini 1523. Euer Churfürstlichen Gnaden

demüthige Argula von Grünbach, eine geborne von Stauffen.

 

Grumbach, Argula von – An ain Ersamen Wesen Radt der stat Ingolstat

An ain Ersamen Wesen Radt der stat Ingolstat/ ain sandtbrieff/ von Fraw Argula von grumbach geborne von Stauffen.

Den Ersamen Fürsichtigen und Weysen Burgermaystern/ vnd Radt der Statt Ingolstatt/ meynen guten freünden.

GNad vnd fryd in got/ wünsch ich euch sampt meinem freüntlichen gruß/ als besondern lieben brüdern in Christo/ Es hat sich in verschyner zeyt begeben/ das ich auff die handlung/ so mit Arsacius Seehofer gethon/ ainer hohenschul daselbst/ geschryben vnd auß Christenlicher pflicht dohin gedrungen/ hett gemaint es wer also vnder jne blyben/ vnd mich wa ich het geirt des ich nit wayß vnder wysen/ Nu hör ich das sollichs durch sy gantz lautmer ist worden/ bin vil auff disem weg darumb angesprochen/ vnd würt mir gar vil anderst außgelegt dann ichs geschriben oder gemaint hab/ auß sollichem würd ich bewegt/ euch Copey der selben schrifften hyemit zuzuschicken/ nit das ich beger mich von meiner person wegen zu verantwurtten/ allain von der wegen/ die sich ab meinem schreiben möchten ergeren/ bitt eüch das zuuerlesen. Setz kainen zweyffel darein der gayst gottes wer wol schulmayster sein/ vnd das recht vrtayl fellen/ Des will ich warten/ dann es stat Ysaie am 30. Got ist ain herr des vrtalys sy sind alle sälig die sein harren/ bitten vnd erman euch als die glider Christi/ wölcher allain vnser aller haupt ist/ als Paulus zu den Ephesi. am. 4. Christus ist das haupt darauß der gantz leib zusamen gefügt. Nun seind wir alle in dem tauff gott eingeleibt/ als am anfang dises Capitels/ ain leib/ ain gayst/ ain hoffnung/ ain herre/ ain glaub/ ain tauff/ ain got/ ain vater/ der da ist vber vns all/ vnd durch alle dinge in vnns allein rc. Darumb setzt in gedächtnuß des gligtnus so jr got im tauff gethon habt/ also lautendt Ich glaub/ Ich wider sage dem Teüffel/ vnd alle seynem pomp vnd gespenst. Halt wir got nach vnserm vermögen glauben vn trawen/ das ist/ so wir jne bekennen/ darzu er vns auch sein gewalt will verleyhen/ so würdt er vnns auch bekennen/ als er sagt Matthei am. 10. Darumb wer ain Christ will seyn/ muß ye so vil er kan/ den die Gottes wort wöllen verdammen/ widersprechen/ aber nit mit fechten/ sonder mit dem wort gottes/ dann Ephesio. am. 4. sagt Paulus/ vor allen dingen bestelt den fryd vnd lieb vnder ainander rc. Wöllicher doctor ist ye als wol gelert gewest der ain höhere gelibtnus gethon hatt/ als ich/ mir ist auch der gayst gottes als wol verhayssen/ als jn/ wie gott sagt Johelis 2. Ich würdt auß giessen meinen gayst vber alles flaysch/ vnd ewer sün vnd döchter weren weyssagen/ ich hör wie etlich so seere vber mich erzirnet/ das sy nit wyssen wie sy es nur schickten das ich vom leben zum tod käm/ nun wayß ich wol das sy mir nit schaden mögen/ bis solang jn der gewalt von got würdt gegeben/ der würdt mich wol erhalten bis zu seinem lob/ Paulus in der .2. zun Corinthier am .4. wir leyden alle ding on beschwerdt vmb den namen des herren/ Psalm. am .3. Ich würd tausent nit fürchten/ vnd Esaie am .30. Tausent weren erschrecken vor ainem. Höre den herren Ysai. 43. Nicht wöllest die fürchten/ dann ich bin mit dir vnd der behalter ist nit on mich/ vnd Ysaie am 51. sagt got/ ich selbst treste euch/ wer bistu dz du dich fürchtest vor dem tödtlichen menschen/ der da ist als das hew. rc. Wir haben Joannis am 9. die Juden hetten schon ain rath beschlossen vnd zu samen versprochen/ wer Christum bekennt der soll im bann sein/ vnd auß der Kirchen geworffen werden/ als dann layder ewer Sophisten auch thon haben/ setzen die Römischen Kirchen für die haylige Christenlichen Kirchen als in Seehoffers ayd geschriben ist/ so gar hatt sy got erblent vnd geschendt/ Ich halt dar für dz vnsere Fürsten auß jrem anhalten vnd vngestiemigkait also gewaltigklichen handlen müssen/ wöllen sy anders rue vor jrem lauffen haben/ Sagen auch wie die juden zu Pylato sagten/ wir haben ain gesetz nach dem so muß er sterben/ ich wolt geren wissen was gewinns sy hetten/ wann sy mich gleich ermörten/ sy trösten sich vielleich der freyhait des haymlichen rechtens das jn nit vbel dartzu dient. Nun in dem namen gottes/ so dann das die stat wäre/ daran man die Christen martert/ als Jherusalem auch war/ so geschech mir auch wie gott wöll/ Aber bittent Gott/ das er nit auch vber euch/ durch sy beschult/ dieselbig straf verheng/ Dann wir müssen ys alles verlassen als Matthei am .10. Vatter mutter/ brüder/ schwester/ künder/ gutt/ leyb/ leben rc. Wer das nit verlast/ sagt der herr/ ist mein nit wirdig. So ich schon gestorben bin/ ist das wort gottes nicht verdilgt. Dann es bleibt ewig/ ich acht auch darfür so ich die gnad hette/ den todt vmb seines namens willen zu leyden/ wurden gar vil hertzen dardurch erweckt/ ja wann ich allain scrib wurden hundert weyber wider sy schreiben/ Dann jr seind vil die beleßner vnd geschickter seind dann ich/ vnd möchten also den namen vberkümen/ das man sy ain schul für die weyber hiesse/ wie wol ich kain zweyffel dareinsetz/ jr seind noch vil vnder jn die haimliche jungern des herren seynd/ Vnd vor forcht/ wie Nicodemus/ nit dürffen bekennen Christum/ wie wol es nitt gnug ist/ müssen bekennen/ als MAtthei am 10. Dann zu gedencken hayst nitt vor den menschen bekennt/ Got schick in ain hertzen hafftigen gayst.

Was meiner person nach geredt wurdt/ wöllet euch nit ergeren/ meynethalb acht ich nitt jrer veruolgung/ ist mir ain frewd/ das ich von wegen des hayligen Ewangeliuus vermaledeyet wurdt. Gott verzeyhe jns/ sy wissen nit was sy thun/ Ich bitte auch hertzlich für sy/ das sy got erleücht bitt euch/ auch für sy vnnd alle erstockte hertzen zu bitten/ Hört den herren/ Ysaie am 30. Dises volck bewegt got zum zoren/ die da nit wöllen hören das wort gottes/ Vnd die da sagen zu den gesehenden/ nit wölt gesehen. Jeremie am 10. Die hyrten thäten thorlich/ suchten nit den herren/ darumb veründen sy nichts/ vnd alle jr herd ist zerstöret/ vnd Jeremie am 23. Jr habt verkert das wort des lebendigen gottes vnd burden auffgelegt/ Darumb gib ich euch zu ainem ewigen laster/ das da nymmer wirdt verdilcket/ vnd Actum am 15. sagt Petrus/ Jr vnderstehet euch/ vns die burden auffzulegen/ die weder vnser väter noch wir haben tragen mügen. Aber wir glauben das wir durch die gnad gottes sälig werden/ als dann vnser vätter auch glaubt haben/ Was sagt gott meer/ Hieremie am 23. Nicht wölt hören die wort der Prediger/ oder weyssager die euch betrügen/ vnd reden die geschicht jres hertzen/ vnd nit von dem mund Gottes/ Vnd Hieremie am 50. Mein volck ist woren ain verlorner herd/ jre hyrten verfürten sy rc. Es wer vil besser das ain mensch nit zu sollicher predig gieng. Christus sagt Matthei am 7. vnd am 13. Vns zu hütten vor der leere der Phariseier/ das er hast den sawer tayg/ vnd sagt ain weniger höffel macht vil tayg sawer. Also auch ain wenig falsche leer/ schadt vnd bringt vil vbels/ Darumb mein liebe freündt vnd brüder in Christo/ fürsecht euch wol/ auff das jr sampt jn nit verderbt/ Dartzu ich euch wünsch die gnad Gottes/ in wölliche ich ewer seel/ leyb/ eere vnd gutt beuilche/ bitt got für mich/ des gleychen will ich got auch für euch bitten. Datum Grunbach am abent Symonis vnd Jude. Anno. 1523.

Argula von Grunbach
geboren von Stauffen.