Senat von Görlitz an Zdislam Birck von der Daube.

An den Herrn Landvogt, Herrn Zdislam Birck von der Daube, Senatus Gorlicensis.

Ew. Gnaden Schreiben mit Bericht der Händel des Reichstages sambt andern Sachen, an Franz Schneidern und Magistrum Johann Hass, unsere Rathsfreunde, gethan, haben wir empfangen und hören sehr gerne, dass man nach gemeinem Concilio strebet, sondern Zweifel, der Allmächtige werde durch seinen Geist alle irrige Missglauben richtig und gläubig machen und schaffen, seiner Kirchen zu Trost und Seligkeit. – Unser alter Pfarrer, der sich beweibet, ist vorlängst, sonderlich so wir ihme königlicher Majestät Commission, Willen und Schaffen fürgehalten, aus der Stadt mit dem Weibe nach Wittenberg gewichen, da er sich, wie wir nicht anders wissen, noch auf heut enthält. Hat also der Predigtstuhl etliche Wochen vacieret, mit grosser Ungeduld des Volkes, so lange, bis wir einen Prediger bekommen, der noch bei uns verharret. Feria 2. infra festum 1531

Zeitschrift für die historische Theologie
herausgegeben von D. Christian Friedrich Illgen
Neue Folge. Sechster Band.
Leipzig, 1842
Verlag von L. H. Bösenberg

Der Rat von Görlitz an Johannes Bugenhagen

An Herrn Johannem Pomeranum, Doctorem, Pfarrern zu Wittenberg, Senatus Gorlicensis

Unsere freundlichen Dienste zuvorn. Hochgelahrter, achtbarer, würdiger Herr, besonder günstiger, guter Freund. Als sich unser Pfarrer, Magister Franciscus Rothbart, ehelichen beweibet, wiewohl wir ihn durch viel güttliche Reden ermahnet, das Ende jetziges Reichstages zu erwarten: seyn uns von königlicher Majestät schwere Commission zu Handen gestellet, wie hierinnen zu halten. Darauf wir uns gemelten unsers Pfarrers halben äussern müssen, und also eine Pfarrers und Predigers mangeln. Darumb auch Zeigern, unsern Stadtschreiber, an Ew. Andacht abgefertiget, freundliches Fleisses bittende, günstlich zu verhelffen, damit wir mit einem guten manne, zum Worte tüglich, versehen möchten werden. Soll ihme zu Unterhaltung seiner Mühe diss geschehen, daran er guten Gefallen tragen soll, auch um des Wortes und seiner Bitte willen, auch förderlich beweisen, als ihr denn zu thun schuldig. Wollen wir um dieselbe Ew. Andacht willig und gern verdienen. Datum Sonnabends post Calixti, 15. Octobr. 1530

Zeitschrift für die historische Theologie
herausgegeben von D. Christian Friedrich Illgen
Neue Folge. Sechster Band.
Leipzig, 1842
Verlag von L. H. Bösenberg