Franz I. von Frankreich – An Philipp Melanchthon

28.6.1535

Franciscus von GOttes Gnaden, König der Franzosen, unserm lieben Philippo Melanchthon unsern Gruß!

Ich hatte zwar vorhin euren besondern Eifer und Fleiß, die Streitigkeiten, welche in die Christliche Lehre eingeführet worden, zu schlichten und zu stillen, von unserem Cammerherrn und Rath, Wilhelm Bellai Langen, vernommen gehabt, weil ich ihn zu solchem Werk sonderlich gebrauchet als meinen Diener und Mittler: Nun aber habe ich auch aus euren Briefen an ihn und aus den Reden des von euch zurück gekommenen Barnabä Vocei Fossö ersehen und gehöret, daß ihr auch diese Mühe gern übernehmen wollet, mit nächsten zu uns zu kommen, und mit einigen unserer Lehrer über die Vereinigung der Lehren persönlich bey uns zu handeln, und Mittel zu treffen, dadurch die vortreffliche Eintracht des Kirchenstaats wieder hergestellt werde. Welche einzige Sache mir jederzeit dergestalt am Herzen gelegen, daß ich nichts so sehr gewünschet, nach nichts so sehr getrachtet und dafür besorgt gewesen, als für eben dieses; darum ich auch nicht unterlassen wollen, diesen Vocäum Fossam sogleich wieder an euch zu schicken mit diesem Brief, als einem Zeugniß meiner Treue, und zugleich zu bitten, daß ihr euch von diesem guten und heil. Vorhaben nicht durch jemandes Zureden abziehen lasset. Ihr werdet mir sehr willkommen seyn, ihr möget gleich für euch oder in eurer andern Namen als Abgeschickter kommen, und werdet in der That erfahren, daß ich immer sowol für Deutschlandes Ehre und die gemeine Ruhe überhaupt vor andern stets gesorget und noch sorge. Gehabt euch wohl. Aus der Stadt Guis den 28. Juni 1535-

Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften.
Siebzehenter Theil.
Johann Georg Walch
Halle im Magdeburgischen
Druckts und verlegts Joh. Justinus Gebauer