Luther, Martin – Nicolaus Amsdorf, Bischof von Naumburg. (1544)

Gnade und Friede im Herrn! Ehrwürdiger Vater im Herrn! Zuerst entschuldige ich mich gegen euren Hausvogt, von welchem ich verlangte, daß er gleich von Borna, oder wenigstens von Eulenburg wieder umkehren sollte, denn ich war schon zu Hause und vor der Thür. Aber er hat mich mit aller Gewalt bis Wittenberg geführt. Und zugleich beschuldige ich euch mit ihm, daß ihr die Kosten der ganzen Reise getragen habt, so daß ich nicht einen Pfennig verzehrt habe. Denn ihr habt euch noch nicht so viel bischöfliche Güter erworben, daß es euch zukomme oder anstehe, verschwenderisch zu sein. Ihr habt mich wider mein Wissen, als wenn es eine Kleinigkeit wäre, mit einem silbernen Kruge und Löffel beladen, gleichwie jener Wirth des heiligen Jacob, und mich wider meinen Willen beinahe zu einem Diebe eurer Sachen gemacht; ob ihr gleich das Exempel Josephs anführen werdet, welcher seinem Bruder Benjamin seinen Becher in den Sack legen ließ. Ihr selbst aber wisset, wie wenig es mir, einem armen Theologen, der an einem geringen Orte geboren ist und lebet, ansteht, aus Gold oder Silber zu trinken, deswegen ich auch vielen Feinden und Widersachern des Worts, auch Vielen unter uns, Aergerniß sein und geben werde. Ich werde daher auf eure frühzeitige und unzeitige Verschwendung alle Schuld schieben, da ich bezeuge, (wenn es etwas hilft,) daß ich durch eure Liebe, nicht durch meinen Willen, so stolz und hochmüthig geworden bin. Ich sage dafür den größten Dank, und wenn mein Gebet, als eines kalten Sünders, bei Gott etwas vermag, will ich dahin sehen, daß ich euer und eures Amtes nicht uneingedenk erfunden werde; ob ich gleich eben dieses sonst auch ohne Geschenke und umsonst zu thun schuldig bin, wegen des göttlichen Befehls und der Nothdürftigkeit unser Aller. Lebet wohl im Herrn; er selbst leite eure Schritte, und fördere das Werk eurer Hände zu vielem und reichem Segen, Amen. Am Mittwoch nach Bartholomäi 1544.

Quelle:
Hase, Carl Alfred – Luther-Briefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde herausgegeben Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1867

Luther, Martin – An Nikolaus von Amsdorf

12.2.1542

In Christo vielgeliebter Herr.

Ich freue mich auch gar sehr, daß auch euch mein Schreiben gefallen, nemlich, daß ich nicht vergeblich geschrieben. Dann ich wollt euch trösten, weil ich für euch keine geringe Sorge trage, inngedenk, in was für eine Last ich euch gesteckt, oder vielmehr habe stecken lassen. Der HErr aber, der durch Thoren und Kinder die Welt regieret, und die Weisen in ihrer Weisheit zu schanden macht, wird sein Werk selbst vollenden durch uns, die Allerthörichteste, wie wir Sprüchw. 1. genennet werden. Es solle euch im übrigen nicht anfechten, daß ichgeschrieben, ich wolle von euch nichts begehren. Ich schrieb solches von euch als Bischof, nicht als von Amsdorfen, das ist, ich wollte nicht, daß mir etwas von des Bißthums Sachen gegeben würden, damit die nichtswerthe Ochsenköpffe keine Gelegenheit hätten zu lästern, nachdem sie alles ohne Gewissen gefressen, und hernach die Schuld auf uns schieden, wann ein Schwein oder Haase jemand anders verehrt würde. Lasset sie fressen in GOttes, oder eines andern Namen, daß wir nicht mit Fressen gelöstert werden. Ich gratulire auch, daß die Zeitzische Geistliche sich gehorsam bezeugt. Neues weiß ich nichts, als daß der zu Naumburg versprochene Tractat, von dem Bißthum, unter der Presse ist. Er wäre längst zu Ende, wenn es meine neue Leibesschwachheit hätte zugelassen; und was wollt ich lieber, als daß er längst fertig wäre? Ich thue, was ich kann, willig. Gehabt euch wohl in dem HErrn, der euch stärke. Bittet für mich. Dat. den 12. Febr. 1542.

Mart. Luther

Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften.
Siebzehenter Theil.
Johann Georg Walch
Halle im Magdeburgischen
Druckts und verlegts Joh. Justinus Gebauer

Luther – An Niklas Amsdorf

4.9.1531

Gnad und Friede. Diesen Engelländer Herrn Doctor Anton((Robert Barnes)) empfehl ich Euch, mein Amsdorf. Denn er macht bey Euch seine Durchreise nach Lübeck. Von ihm könnet Ihr sattsam erfahren, wenn Ihr von uns etwas zu wissen verlanget. Simon Hafritz hab ich zu mir kommen lassen, und weis noch nicht, in was für ein Nest ich diesen Vogel setzen werde. Eure Kastenherren haben sein so zahlreiches Kriegsheer mit einem wintzigen Proviant versehen. Aber Luther hat einen breiten Rücken, und wird auch diese Last tragen. Wir danken, daß Ihr den andern bekleidet und beschenkt zurück schicktet. Der Herr sey mit Euch, und betet für mich.

4. Sept. 1531

Euer
Martin Luther

D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe. Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt. Erster Band. Leipzig, in Kommission bey Christian Friderich Wappler. 1784.

Luther an Niklas Amsdorf

14.8.1531

Gnade und Friede. Magister alexius Colditz bittet, mein lieber Amsdorf, daß bey Euch seine Schrift wider Herzog Georgs Landpfarrer, betitelt der Meuchler zu Dresden zum Druck mögte befördert werden. Ich las die Schrift nicht, wollte sie nicht einmal lesen wegen des friedlichen Vertrags: den wir neulich erst zu Grimma eingingen. Ihr kennt dieses heftig brennende Salz. Die Ursachen, warum es hier zu Wittenberg nicht konnte aufgeleget werden, wird er Euch selbst schreiben. Gehabt euch wohl, und betet für mich. Abends vor Mariä Himmelfahrt, 1531.

Euer
Martin Luther

D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe. Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt. Erster Band. Leipzig, in Kommission bey Christian Friderich Wappler. 1784.

Luther, Martin – An Nikolaus von Amsdorf

12. März 1531

Gnade und Friede voran! Lieber Herr Amsdorf! Mein Basilius wird zu Euch kommen, laßt ihn Euch empfohlen sein, und der Herr schaffe Frucht durch ihn, Amen. Hier hält das Gerücht an, daß der Türke kommen wird; der Herr erbarme sich unser. Sonst habe ich keine Neuigkeiten. Ich nehme sehr an Kräften ab, besonders im Kopfe. Das hindert mich zu schreiben, zu lesen, viel zu sprechen, und ich lebe wie ein Kranker. Betet für mich.

Wittenberg am Sonntag Okuli 1531.

Martinus Luther

Martin Luthers Briefe
In Auswahl herausgegeben von Reinhard Buchwald
Zweiter Band
Leipzig,
im Inselverlag
mdccccix

Luther, Martin – An Niklas Amsdorf

7.11.1530

Jener rasende Bauer ist unwiderruflich übergeben dem Satan zum Verderben. Jezt giebts keine Neuigkeiten, ausser, was Ihr vielleicht schon wisset, daß Florenz sich dem Kayser, und der Kayser selbst es em Pabste übergeben habe. Sie wollen einen neuen Herzog einsetzen, nemlich den Alexander, des Pabstes Sohn, der auch des Kaysers natürliche Tochter eheligen wird. Der Bräutigam ist schon zu Augsburg mit grosser Feyerlichkeit aufgenommen worden. Was dünkt Euch, wird nicht der Pabst selbst ein öffentliches Beyspiel den Priestern geben zu heyrathen, oder vielmehr zu huren? Doch darüber sprachen wir schon zur Genüge. Lebet nun wohl, und grüsset die Euren, besonders den vertriebenen D. Otto. Der Herr wolle ihn trösten. Amen. Montags nach Leonhardi. Wittenberg 1530.

Euer
Martin Luther.

Quelle: D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe.
Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt.
Erster Band.
Leipzig,
in Kommission bey Christian Friderich Wappler.
1784.

Martin Luther – An Nikolaus von Amsdorf

19.10.1529

Gnade und Friede in Christo! Wir sind gesund wieder ankommen: und was vorgegangen, wird euch M. George und Johann Eiring erzehlen. Der Landgraf hat uns stattlich bewirthet. Ich bin gestern und den Abend mit grossem Kummer geplaget. Des Satans Engel, oder was es vor ein Teufel des Todes ist, martert mich so, dazu vielleicht der Türken Grimm sehr viel hilft, so vor der Thüre ist, und die grausame Gotteslästerung und Bosheit derer, die dem Wort zuwider sind, ingleichen des Pöbels unerträglichen Undank heimsuchen wird. Christus erbarme sich unser! Amen.

Ermahnet denn eures Orts eure Kirche zur Busse und Gebet. Es ist Zeit: die Noth treibet dazu. Sonst habe ich weiter, da mir die Finger vor Mattigkeit zittern, nicht mehr schreiben können. Den Tag nach Lücä An. 29.

Martin Luther.

Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften.
Siebzehenter Theil.
Johann Georg Walch
Halle im Magdeburgischen
Druckts und verlegts Joh. Justinus Gebauer

Luther, Martin – An Niklas Amsdorf

Gnad und Friede. Sehet, mein Amsdorf, den bedrängten und flüchtigen Herrn Otto Pack Eurem Mittleiden dargestellet! Denn wir haben allen Grund zu befürchten, Herzog Georg würde ihn bey und abfordern. Wir glauben daher, daß er zu Magdeburg sich sicherer aufhalten könne. Habet die Güte, dazu nach Vermögen beyzutragen. Denn man thut Gott in diesem Manne einen Dienst. Wir versehen uns von Euch Euer Mögliches. Ihr werdet von ihm die ganze Tragödie hören.

Den 29ten Julii. 1529.

Euer
Martin Luther

Quelle:
D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe. Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt. Erster Band. Leipzig, in Kommission bey Christian Friderich Wappler. 1784.

Luther, Martin – An Niklas Amsdorf.

Gnad und Friede. Ich habe meinen Deuterononium latein herausgegeben. Die deutsche Uebersetzung ist mir nur nicht zu Gesicht gekommen, geschweige daß ich ihn verdeutscht hätte. Dann aber mögt ich gerne wissen, warum Ihr dieses zu wissen verlanget.

Wenn Melchior1), jener liefländische Prophet, zu Euch kömmt, so versaget ihm Euer Haus und Freundschaft. Ich mußte einige derbe Briefe meines Zeugnißes wegen verschlucken, das ich betrogener Thor ihm gab. Darauf steifet er sich nun, und verachtet, vom Stolz aufgeblasen, die übrigen Prediger um sich her. Dieser Mensch ist mir recht sehr verhaßt, so wie sein stolzes Wesen, der ungeheißen und unberufen und in seine Wundergedanken verlohren die Schwärmerey herumtreibt. Wenn er zu Euch kömmt, so weiset ihn zu seinen Handtwerk, als Kürschner, zurück; er soll das Prophezeyen aufgeben, und überhaupt von allem abstehen, bis er nicht vor die Kirche gelassen, von ihr abgehört, und geprüft worden. Lebet wohl, und besuchet uns, doch einmal. Gönnet uns das Vergnügen Euch zu sehen und zu genießen.

Freytags nach Servatus. 1527. [17.5.]

Euer
Martin Luther

Quelle:
D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe. Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt. Erster Band. Leipzig, in Kommission bey Christian Friderich Wappler. 1784.

Luther an Nikolaus von Amsdorf

Fragment

Juni 1525

Es ist also wahr, daß ich plötzlich mit Katharinen zusammengethan worden bin, ehe ich hören mußte, wie das Geschrei darüber losging, wie es zu geschehn pflegt. Denn ich hoffe, daß ich nur noch kurze Zeit zu leben habe. So habe ich auch diesen letzten Gehorsam meinem Vater, der Solches von mir begehret, in der Hoffnung, Gott werde mir Kinder bescheeren, nicht wissen abzuschlagen. Zugleich wollte ich durch mein Beispiel bestätigen, was ich gelehrt habe, da ich finde, daß Viele bei so hellem Lichte des Evangelii noch kleinmüthig sind. Gott hat es so gewollt und gethan. Ich bin weder verliebt noch brünstig, doch liebe ich mein Weib.

Katharina Luther, geborene von Bora
Moritz Meurer.
Dresden, bei Justus Naumann.
1854