Melanchthon, Philipp/Luther, Martin – Von der Rechtfertigung des Menschen vor Gott, An Johann Brentius.

Eure lange Schrift habe ich empfangen, bin lustig und fröhlich darüber worden: Ich bitte euch, ihr wollet oft und viel an mich schreiben.

Ich vernehme und merke wohl, was euch bewegt und anficht des Glaubens halben, weil euch noch im Sinne liegt St. Augustini Meinung, der so fern kommen ist, daß er vermeinet, daß die Gerechtigkeit der Vernunft vor Gott nicht gerechnet werde zur Gerechtigkeit. Diese Meinung ist recht.

Weiter ist seine Meinung, daß wir für gerecht gerechnet werden, des Gesetzes Erfüllung halben, die der heil. Geist in uns wirket. Also gedenkt ihr auch, daß der Mensch durch den Glauben in so fern gerecht werde, weil wir durch den Glauben den heil. Geist empfahen; daß wir also gerecht seyen durch Erfüllung des Gesetzes, aus Hülfe des heil. Geistes.

Dieser Verstand setzt und gründet die Erfüllung auf unsere Reinigkeit oder Vollkommenheit. Die Erneuerung, so der heil. Geist in uns wirket, soll zwar dem Glauben folgen, wir werden aber dadurch vor Gott nicht gerecht. Darum sehet gar nicht auf die Erneuerung noch auf’s Gesetz, sondern habt nur Achtung auf die Verheißung, und halt’s für gewiß, daß wir um Christi willen gerecht, das ist, angenehm vor Gott sind, und Frieden des Gewissens finden, und nicht um dieser Erneuerung willen. Denn diese Erneuerung ist nirgend gnugsam, darum sind wir allein durch den Glauben gerecht, nicht darum, daß er also glaubet, wie ihr schreibet, sondern daß er Christum ergreift, um welches willen wir angenehm sind, es stehe um unsere Erneuerung wie es kann. Wiewohl sie nothwendig folgen muß, sie vermag aber das Gewissen nicht zufrieden zu stellen.

Darum macht nicht die Liebe, welche des Gesetzes Erfüllung ist, sondern allein der Glaube gerecht, nicht daß er eine Vollkommenheit in uns ist, sondern allein daß er Christum fasset. Daß wir also nicht gerecht sind, von wegen der Liebe, noch Erfüllung halben des Gesetzes, auch nicht um unserer Erneuerung willen, ob sie wohl Gaben des heiligen Geistes sind; sondern um Christi willen, welchen wir allein durch den Glauben fassen und ergreifen.

Augustinus erlangt St. Pauli Meinung und Verstand nicht gnugsam, wiewohl er näher dazu kömmt, denn die Schul-Theologen. Und ich ziehe Augustin darum an, daß er bei allen ein groß Ansehen hat, wiewohl er nicht genugsam erkläret des Glaubens Gerechtigkeit.

Glaubet mir, lieber Brentz, es ist ein großer, darzu ein finsterer Zank und Hader über der Gerechtigkeit des Glaubens, welchen ihr alsdenn recht verstehen werden, wenn ihr allerdings die Augen wendet vom Gesetz und von Augustins Meinung, von Erfüllung des Gesetzes, und richtet euer Gemüth allein auf die bloße Verheißung, und gewiß haltet, daß wir um Christi willen gerecht, das ist, Gott angenehm sind und Frieden finden.

Dieses ist der rechte Verstand, welcher die Ehre Christi verkläret und hoch preiset, und die Gewissen über die Maaßen aufrichtet und tröstet. Ich versuchte zwar dasselbe in der Apologia klar darzuthun; aber es wollte sich nicht schicken um der Widersacher willen, die alles übel deuten und verkehren, also deutlich zu reden, wie ich jetzt mit euch rede, wiewohl ich eben diese Meinung angezeiget habe.

Lieber, wenn würde doch das Gewissen Fried und Hoffnung haben, wenn es halten sollte, daß wir alsdann erst vor Gott für gerecht gehalten würden, wenn die Erneuerung in uns vollkommen wäre? Was wäre das anders, denn durch das Gesetz, nicht durch die Verheißung, und aus Gnaden gerecht werden?

Droben habe ich gesagt: So die Rechtfertigung (wie man vor Gott soll gerecht werden), der Liebe zugeeignet wird, so werde sie unserm Werk zugeeignet. Hie verstehe ich das Werk, so der heilige Geist in uns thut oder wirket. Item, daß der Glaube allein gerecht macht, nicht derohalben, daß er ein neu Werk des heiligen Geistes in uns ist; sondern daß er Gottes Barmherzigkeit, in Christo uns angeboten und geleistet, ergreift und mit Freuden und Dank annimmt rc. Um welches willen wir angenehme sind, nicht um der Gaben willen des heiligen Geistes in uns.

Diese Sache werdet ihr leichtlich verstehen, wenn ihr des Augustini Verstand und Meinung fahren lasset; auch wird euch, als ich hoffe, unsere Apologia darzu dienen, und dazu helfen, wiewohl ich von so wichtiger Sache noch schlecht und furchtsam rede, welches auch nicht kann verstanden werden ohne Kampf des Gewissens.

Das Volk soll allerdings hören die Predigt des Gesetzes und der Buße, indeß soll gleichwohl dieser Verstand des Evangelii nicht verschwiegen bleiben. Ich bitte euch, ihr wollet mir wieder schreiben, was ihr beide von dieser meiner Schrift und Apologia haltet, und anzeigen, ob euch auf dießmal genugsam geantwortet sey auf eure Frage. Gehabt euch wohl!

Zusatz Doctor Martin Luthers, auf die vorhergehende Schrift Philipp Melanchthons.

Und ich mein lieber Brentz, daß ich die Sache besser verstehe und fasse, pflege also zu gedenken, als wäre in meinem Herzen keine Qualität oder Tugend, die Glaube und Liebe heiße (wie die Sophisten darvon reden und träumen); sondern ich setze es gar auf Christum, und sage: meine formalis Justitia, das ist, gewisse, beständige, vollkommene Gerechtigkeit, daran kein Mangel noch Fehl ist, sondern ist wie sie vor Gott seyn soll, die ist Christus mein Herr. Auf daß ich mich also frei mache, und herauswirke von dem Anblick des Gesetzes, und der Werke, ja auch von dieses Christi, der mir vorkömmt, und verstanden wird, als sey er entweder ein Lehrer oder Geber. Nicht also, sondern ich will, daß er selbst meine Gabe und Lehre sey, daß ich alles in ihm habe, wie er spricht: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben: Sagt nicht, ich weise oder gebe dir den Weg, die Wahrheit und das Leben, als würket er solches in mir, und wäre doch anderswo außer mir; nein, in mir soll er seyn, bleiben, leben, reden, 2. Kor. 5, auf daß wir würden in ihm, in Christo 1) die Gerechtigkeit die nur Gott giebt2).

Martinus Luther, Dr.

Quelle:
Der Menschenfreund Eine christliche Zeitschrift, redigirt von Pastor Sander in Wichlinghausen. Achter Jahrgang Gedruckt in der Rettungs-Anstalt zu Düsselthal 1832

Bürgermeister und Rath der Stadt Augsburg an Brenz.

22 April 1562.

Dem würdigen hochgelernten Herrn Johann Brentzen, der h. Schrift Lehrern, unserm lieben Herrn und Freunde entbieten wir die Bürgermeister und Rathgeber der Stadt Augsburg unsere freundliche willige dienste zuvor. Würdiger, Hochgelehrter, lieber Herr und Freund! Wiewol sich die Lauffe menschlicher Vernunft noch ganz forchlich und beschwerlich ansehen lassen, so haben wir doch neben andern Gutherzigen Gott dem Allmechtigen nicht wenig zu danken, dass wir unter aller Trübsal, Anfechtung und Noth, damit zuforderst Teutschland vor andern Nationen zu diser zeit ungezweifelt um vieler ihrer begangenen Sünde willen beladen ist, von dem Zwang und Drangsal unreiner Lehr in Religionssachen entlediget und durch sondere Schickung Gottes gelegenheit erlangt haben, in unser Stadt wiederum das reine Wort gottes verkünden und predigen zu lassen. Dieweil wir denn nunmehr und endlich entschlossen sein, vermittelst göttlicher hilffe die wahre Christliche Religion in der Lehr und den Ceremonien der Augspurgischen Confession gemsess und ungevsehrlich wie es diessfalls im land zu Sachsen gehalten wird, anzurichten, wir aber dasselb ohne besondere dazu gelehrte, erfahrene, geschickte und christliche M»enner, darunter wir euch aus Gnaden Gottes durch eure im druck edirte Bücher und ansehnlicher frommer Leute Gezeugnuss und Ruhm nicht den Geringsten erkennen, achten und halten, nit thun können noch mögen, so ist unser freundlich christlich Ermahnen und Bitt, Ihr wollet zu Bestem eines solchen guten christlichen und Gott wolgefselligen Wercks unbeschwert seyn, euch ein Zeit lang gegen gebührender Besoldung allher in unser Stadt zu begeben und allda Gott dem Allmsechtigen zu Lob und zu Pflanzung seines heiligen seligmachenden Worts unsere kirchen helfen in gute christliche Ordnung zu bringen. Könnten wir denn bei unserem gnsedigen Fürsten und Herrn Herzog Christoffen zu Wirtemberg, dem wir hieneben auch schreiben, und Euch so viel erlangen, dass ihr gar bei uns in dem kirchendienst verharren wolltet, das reichte uns nicht allein zu sondern angenehmen Gefallen, sondern wir gedsechten euch auch mit Besoldung und in andern Wegen dermassen zu versorgen, daran ihr zuversichtlich zufrieden sein würdet. Im Fall aber dass solches nicht zu erhalten nach Hochgedachten unsers gnsedigen Herrn noch eurer Gelegenheit seyn wollte, so seyn wir erbietig, euch nach Anrichtung unserer Kirchen wider euren willen nit aufzuhalten. Neben dem ist unsere freundliche Bitt und Begehren, Ihr wollet bei hochgedachtem unserm g. Fürsten und Herrn auch für euch selbst fürdern und helfen, damit uns noch andere zween christliche Mtemier undPrsedicanten auf ein klein beut und gegen gebürender Besoldung mögen mitgetheilt werden. Das wollen wir um Euch sambt dankbarer Ergötzlichkeit freundlich verdienen. Datum Freitags 22 Aerius Anno 1552.

Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.

Hans Ungnad an Brenz.

12 Januar 1561.

Dem Ehrwürdigen und hochgelerten herrn Johanni Brentio der hay. Schrifft Doctor und des Hertzogthumbs Wirtenberg general Superintendenten, Meinem gueten Freundt. Gnad und Frid von Gott dem Heren, Ehrwürdiger Lieber Herr. Auff die handlungen, so Ich dise negstvergangene tag bey Euer und meinem g. fürsten und herrn, auch bei E. E. dess hochtrefflichen Crabatischen werekhs halben angepracht, und es damals dahin gestellet gewesen, das herr Primus Trubar Pfarrher zue Kempten als dess gantzen werekhs Principal teglich hie ankhomen und allen sachen grundtlicher und genugsamer bericht von jme genomen werden solte: So ist nun ermelter Herr Primus Zaiger diss fürhanden, das angefangen Christliche Crabatische werekh zuvolziehen begerendt, von dem nun E. E. dess gantzen werekhs allen genugsamen bericht werden wissen einzunemen. Bitt darneben gantz freundtlich, E. E. wöllen als ein hocherleuchte Christliche Person, wie sy auch aus Christlichem gmüete für sich selbs zuthun geneigt, Auf unsers loblichen fürsten gethane gnedige bewilb’gung dises gottselige werekh zue der ehren gottes und aufferbawung seiner reinen wahren kirchen auch Christenlich befürdern helffen, wie E. E. alls ein hochweiser und von gott hochbegabter selbs am peesten zuthun wissen, Welchs auch der Allmechtig gnedig gott E. E. und allen denen, so dises treulich und christenlich befürdern, in ewig zeit reichlichen belohnen wirdet, Auch Ich sambt dem Herrn Primo und den andern Personen in ander weg mit höchstem wider beschulden und verdienen wöllen.

Zum Andern, Ehrwürdiger lieber herr, thuo Ich E. E. freundtlich anzaigen, das, alspaldHerr Johannes Sehradinus gewesner Prediger zu Reutlingen, wie E. E. unzweifflig wissen, in gott verschiden, man von stunden nach obgemeltem Herrn Primo gestellt und jn gern an desselben statt gehabt hette, wie er auch von seiner geschickhlicheit und Christlichen gottseligen wandels wegen an andere mehr orth erfordert worden. Dieweil er dann ein solcher fromer gelerter Christlicher und erleuchter Mann ist, der hieige Pfarrher aber, wie E. E. wissen, vil anfechtungen hie hat, seinethalben auch wol geschehen kündte, und jm vileicht nicht vil daran lege, wie sy zuvor schon ein mal miteinander zu red worden, So sech Ich für guet und hochnutzlich an, doch auf E. E. verpösserung (dieweil es doch zuvor drauff gestanden, das man den hieigen Pfarrher verendern wöllen), Ob man disen fromen gelerten mann mit diser Pfarr in disem landt behalten möchte. Disem werden nun E. E. als der hochverstendig auch wol recht zuthun wissen, und hab solches E. E. gueter Christlicher wolmaynung anzaigen wöllen. Da ich dann derselben alle freundschafft, liebs und guets erzaigen khan, bin ich dess allzeit willig und geneigt, und thue E. E. hiemit den gnaden dess Allmechtigen gottes efelhen. Datum Urach den 12. Januarii A. 61.

E. Erwurdt williger freundt
Hanns Ungnad.

Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.

Amsdorf, Schnepf und Menius an Brenz und Andere

N. Amsdorff, E. Schnepf und Justus Menius an Brenz und Andere.

14 Januar 1553.

Gottes gnad und frid in Christo. Erwirdige, Hochgelerte, günstige liebe Herren und freundt in Christo. Was ergerlicher irrthumb Andreas Osiander in den Hauptartickhel unser Christlichen lhere von der Justification erregt habe, ist euch ohne Zweifel unverborgen. Auch werdet Ihr zue gueter Massen vernomen haben, von wie vieller Christlichen khirchen und Schuelen fürnemen Theologen solche seine irthumbe, als die der heiligen schrift ungemess und zuewider sein, durch offendtliche Refutationes und von Ihnen insonderheit erforderte Censuras gestrafet und verdammet worden sein. Dann der khirohen und Schuelen in Preussen, darinen diese Irthumb von Osiander anfenglich erweget und von den andern Theologen daselbst verleget worden sein, zue geschweigen, so sindt solche ihrtumbe auch von vielen anderen Christlichen khirchen und schuelen etlicher khur und Fürstenthumen, desgleichen vieler loblicher Stete und Communen, so die warheit des Evangelii laut und Inhalts der Augspurgischen Confession einhellig bekhennen, durch einer jeden khirchen und schuelen Theologen in gemein, und von derselben ettliche auch in sonderheit als unchristlich und verfürischen gestraft, verworffen und verdampt worden.

Demnach den zuhoffen gewesen, weil der durchleuchtigest hochgeborne fürst und Herr, Herr Albrecht der elter, Alarggrauf au Brandenburg, Herzog in preussen, unser gnedigster Fürst und Herr von so vielen Christlichen khirchen und Schuelen Censuras und iudicia über diese des Osiander ergerliche irthumb begeret und erlanget, es wurden S. F. G. wie sie siech in irem schreiben dessen erboten und vermanen lassen, solche so vieler christlichen khirchen und schuelen einhellige und in Gottes wortt aufs gwaldigst und reichligst gegrundte Censuras und Judicia auch exequieret, des schedlichen ergerniss auss den christlichen khirchen und schuelen sein F. G. Fürstenthumb weggereumet und der reinen warheit des bekhanten Evangelii, wie die in andern Christlichen khirchen gelert wierdt, Ihrenn freyen laufft unverhindert gelassen haben, welches aber bis daher (leider) mit grossen nachtheil und verhinderung des heiligen Evangelii, zue dem auch mit schwerlicher zuerrüttung vieller Christlichen khirchen aufgezogen und nachgeblieben ist.

Wiewoll wir nun nicht eigentlich sagen khönen, durch wen hochgedachter Herzog an der Exeeution bis daher aufgehalten und verhindert wirdt, so werden wier doch durch guthertziger frommer Christen leut schrieften vielfseltig und glaublich berichtet, als sol solcher verzug, aufhaltung und verhinderung mehrerern theils und fuernemlich durch ewr schreiben und bedenkhen, welche hochgedachten Herzogen zu Preussen etc. unscrn G. F. und Herren auf S. F. G. gnediges begeren Ihr zugeschickht, verursacht werden, weil ihr in demselben euren bedenkhen nicht mit gewissen klaren worten decerniret, was ihr in de« Osiandri, desgleichen auch in seines gegenthails lehre nach Gottes wortt und auss grundt heiliger schrieft fuer Christlich und recht oder wiederumb fuer unchristlich und unrecht halten, sonderen vielmehr allerley weise und weg suechet, wie ihr beider theil lere auf solche meinung und verstand zeigen and deuten möchtet, dass sie beide als gleuch Christlich und der heiligen schrieft gemess bestehn und geduldet werden möchten.

Daher dan Oslander ursach genomen, das er nicht allein inn sonderlichen privat schrieften an seine freunde, sonderen auch in öffentlichen aussgegangenen streitbuechern zue merglicher beschönung und verglunpffung seiner ihrthume, und aber daneben auch zue merglichen nachteil der warheitt, zue ergernuss und verfüeruug vieller einfaltigen armen gewissen uberlaut schreiet und rhuemet, als ob seine lehre von euch, fuernemlich aber den D. Johann Brentio füer gantz recht, Christlich und rein erkhandt, und dagegen die lere seines gegentheils, d. i. aller derer Christlichen khirchen und schlich*, so der Christlichen Augspurgerisehen Confession verwandt und zuegethan sindt (und demnach aus Gottes und heiliger schrieft solchen seinen Ihrthumen widersprochen und Ihren glauben dawieder offenlich bekhenen muossen) uuchristlich, verfuerisch, gantz falsch und unrein gestraft und verdammet wer, dan so hat er geschrieben an Peter Beckheren Thumprediger zue Stetin: Brentius non modo doctissimus verum etiam insigni probitate, candore, pietate Theologus, consultus a Principe nostro cum aliis eins regionis Theologis doctrinam meam esse syncerissimam respondit; quod si adversarii oonoedant, Deum ipsuiu esse nostram iustitiam, tunc posse et illorum dicta commode interpraetari, nondum enim novit furias illorum.

Also berucfft er sich auf D. Martinum Lutherum, D. Urbanum Rhegium gottselige und auf euch D. Brentium, als soltet Ihr in der lehre von der Justification seines verstandts und meinung mit Ihn einig sein, in der widerlegung der Anndtwortt D. Philippi in quateren Bg. und quatoren Ds. desgleichen an anderen mehr örtern.

Wiewol nun meuiglich, der D. Martinum Lutherum, D. Urbanum Rhegium gottselige, desgleichen auch euch, D. Brentium gehört und ewre sampt Ihener schrieften gelesen hat oder noch lieset, wol weis, erfcret und bekhennen muess, dass solch Rhuemen nur ein unverschempte unwarheit ist, und Oslander, da er noch gelebt und solchs geschrieben hat, solchs selbst nicht allein wol anders bey Ihm gewust, sonder auch bekhant hat, nichts destoweniger, so werden dennoch durch solch sein geschrey, ruffen und rhuemen viel gutherziger Leute schwerlich geergert und bevor aus der lohliche Furst und Herzog zue Preussen erbermlich dadurch betrogen und umbgefhuert. Dan da er Ihm dem Herzogen zue Preussen auf ewer uberschickhtes Bedenckhen hat, wie es Ihme gefiel« und ob ers auch also leiden und annemen khonte, anzeigen sollen, da hat er nuer mit halben munde darzue geantwortet und nicht strackhs Ja oder Nein darzue sagen durften, sondern also gemuckhet, wie folget:

Durchleuchtiger hochgeborner Fürst, gnediger Herr, dieweil E. F. G. aufs khurzt zuverstehn begert, ob und wie ich mit des Brentzi und seiner mitverwandten Schrieft zufrieden sey oder nicht, geb ich E. F. D. underthenigklichen zu verstehn, das ich von anfang derselben schrieft biss auf den Paragraphum: wiewoll nun die werkh der gerechtigkhait etc. etc. keine einrete hab, sondern lass mirs alles gefallen, den sie bekhenen und lehren christlich und recht, allein dass sie sich zue meinen widersachern vdhehen, sie bekhenen solchs auch, da weiss ich das widerspiel, versehe mich VE. F. D. wisse es auch anders. Aber von gedachtem Paragrapho bis ans Ende wirdt eine gezwungene entschuldigung meiner widersacher gesucht, die glaube ich sei guter meinung gesucht, dieweil sie aber selbst bekhennen, das sie das gerechtigkhait nennen, das nicht die gerechtigkhait selbs, sondern nur werkh der Gerechtigkhait sein, neme ich solch Bekhentnis an und las es dabey bleiben. Sie füeren auch etliche sprueche als Rom. 3. und dergleichen und deuten es auff eine unbestendige weise, welchs ich nicht dem Brentio sondern der mitverwanten und der grossen beguerde friden zumachen zuemesse, zweifel auch nicht, wan Brentius meiner widersacher ungestunkheit und alle umbstende gewust, es wer woll unterwegen blieben. Behalte mir in allewegen bevor, solche sprueche in Ihrem rechten eigentlichen göttlichen verstandt zue handelnn und wieder meniglich zuverteidigen. Haec Oslander.

Hierauss khönet Ihr nu lieben Herren und freunde woll verstehen, was ewr schreiben und bedenkhen bey Osiandro und denen, so auf Din sehen und Ihm anhangen, fuernemlich aber bey dem frommen alten Fürsten dem Herzogen zue preussen selbs wirkhet und schaffe, und wie es angenomen, verstanden und gedeutet wierdt; den so fern Ihr des Osiandri meinung lasset recht und guet sein, so fern ist er auch mit euch zufrieden, do Ihr aber seines gegenthails meinung auch fuer recht Christlich und guet erkhennet, sagt er, es sey eine gezwungene und gedrungene entschuldigung seiner widersacher. In Summa, es will Osiander seine meinung und verstandt soll allein recht und Christlich, und seines gegentheils d. i. aller deren khirchen, so der Christlichen Augspurgerischen Confession verwandt sein und »ich dazu bekhennen, allerding irrig, falsch und unchristlich sein, der sich mit seinem verstandt in kheinen weg conciliiren und vergleichen lassen: wie den auch (so manss im grundt besiehet) die warheit ist, des Osiandri meinung mit unsserer khirchen leer gar in kheinen weeg nicht kan noch mag vergleichet werden, Es hatte den Oslander seine Irtum erkhenen und enndern wollen, welchs doch nicht geschehen ist.

On Zweivel ists von euch getreulich und woll gemeinet, da ihr beider theil des Osiandri und seiner widersacher meinung gern auff einerley christlichen verstandt habt zuesammen ziehen und mit einander vergleichen wollen, und möchte auch vielleicht zuer vergleichung eine zuerichtung gewesen sein, wan Oslander ewer ausslegung und deutung hat dulden und daneben auch die andern knoten, so Ihr in ewren bedenkhen stillschweigendt übergangen habt, zugleich hat wollen fallen lassen, als da sin fit: Das er in der Justification die person des Herrn Christi offentlich trennet, in dem er saget, Christus sei unser gerechtigkhait oder mache uns gerecht allein nach seiner göttlichen natur, und nicht nach der menschlichen, so doch nach seiner des Osiandri selbst eigner Bekentniss Christus ohn die menschliche natur allein nach seiner göttlichen natur nicht Christus ist. Dan so er sagt in seiner Confession in quatern N. f. II: Die götliche Natur allein ist nicht Christus, die menschliche allein ist auch nicht Christus, und so ein Theologus der eins wolt sagen und vertedingen, der wer auch ein offenlicher bekhenter ketzer. Haec ille. Nun vermag ja khein mensch, Engell noch Creatur zu beweisen, das Gott uns gerecht machen oder unser gerechtigkheit sein wolle anders den in Christo, d. i. in der person des Sons Gottes, der warer Gott und mensch ist, den in seiner göttlichen natur und wesen ist er woll sein selbst ewige und wesentliche gerechtigkheit; aber unsere gerechtigkheit hatt er nicht sein noch werden wollen anders, dan das er auch menschliche Creatur an sich neme, sich damit unter das gesetz thete und die gerechtigkheit, so Gott im gsetz von uns fordert, erfüllete, wie S. Paulus Rom. 8. 1 Cor. 1. und Gal. 4. zeuget . Das aber durch dergestalt trennung der naturen in Christo die person auch getrennet wirdt, bekennet Oslander auch selbst in seiner Confession im quateren X. g. da er von seinen widersachern also saget: Sprechen sie, es sey allein seine menscheit unsere und in uns und nicht die gotheit, So haben sie schon die person getrennet, d. i. die Gotheit von der menscheit gerissen, welichs eine fuerlangst verdamte ketzerey ist etc. Haec ille. Wirdt aber die person zurissen und getrennet, so man die Gotheit von der menscheit scheidet, so muess sie freilich auch getrennet werden, so man die menscheit von der Gotheit trennet. Und so die ketzer sein, so die Gotheit von der menscheit scheiden, so muessen freilich die auch ketzer sein, so die menscheit von der Gotheit scheiden, solchs aber thuet Osian der, in dem er fner gibt und streitet, Christus sey unser gerechtigkheit allein nach seiner götlichen Natur und nicht nach seiner menschlichen.

Dergleichen ist auch, das er in ampt des mitlers das werkh unser Rechtfertigung auch in viel stuckh zerreist und trennet und die abgerissene stuckh von der Rechtfertigung gantz und gar hinwegwirft wieder die schrieft, in dem er von der Rechtfertigung absondert 1. die vergebung der sünden sampt der genugthuung und bezalung des Herrn Christi, damit die vergebung erworben ist; 2. die versunung; 3. die Erlösung; 4. das er furgibt, die versuenung und Erlösung sey geschehen fuer 1500 Jaren, so doch Paulus klerlich saget 2 Cor. 5: lasset euch versünen; 5. das er saget, den glaubigen werde allein die einwohnende Gotheit oder göttliche Natur zur gerechtigkheit zugerechnet, und nicht der gehorsam, welchen Christus Gott und mensch für ans dem vater geleistet hat, die gerechtigkheit im gesetz erfordert für uns darmit zu erfüllen. Dan weil die gantze Rechtfertigung in den zweyen stuckhen fuernemlich stehet, Erstlich das der arme Sünder der Sünden, so ehr an Ihm hat, loss werdt, zum andern, das er dagegen die  gerechtigkheit, so Gott im Gesetz von Ihm fordert und daran es ihm mangelt, bekhomme, So ist ihr khein ander weisse, dadurch er der sünden loss werden khönne, den durch die Vergebung, welche Christus damit, das er sich dafuer geopffert, bezallet and gnueg gethan, erworben hatt, gleich wie auch khein ander weise ist, die gerechtigkheit, so Gott im gesetz fordert, zue erlangen, dann das Christas sie fur uns erfüllet hat, sie uns schenckhet und zurechnet, so wier an Ihm glauben, dadurch wir den zuegleioh mit Gott versuenet, von der verdienten straff des ewigen todes und verdamnis, auss des teuffels und der hellen gewalt erlöset zu gnaden angenomen warhafftige Gottes khinder und erben des ewigen lebens und ewiger seligkheit werden.

Und was wil man viel weise und wege suechen, des Osianders Lere mit der unseren zu vergleichen, so er doch selbst sich genuegsamb erkleret, das ers mit unser khirchenlere und bekhentnis gar nicht halte, Ja das er unsere khirchenlere gantz und gar für Irsare und verfürisch halte. Dan so saget er in der widerlegung der antwortt D. Philippi: alle Magistri und Doctores, so da geloben, das sie in der einhelligkheit der Augspurgischen Confession und der Ihren Symbolen bestendig blieben und dieselbigen vertedingen wöllen, die haben Gottes wortt verschworen und seindt heimliche Bundtsgenossen einer solchen Conspiration worden, die mehr auf menschliches den auf Gottes wortt sehen und derhalben der Christenheit nicht wenig schedlich sein etc.

Weil nun das gewisslich also am tage und war ist, so khönnet Ihr ja liebe Herrn und freunde woll abnemen, das des Osiandri lehr mit der unseren sich in keinem wege nicht khan noch will vergleichen lassen, und habt demnach, Ihr lieben Hern und freunde, als die verstendigen, bey euch selbst leichtlich zuerachten, zue was ergerniss ewr wort, da Ihr in ewerem Bedenckhen schreibet, Ihr könnet beiderseiz weder wortt noch verstandt verwerffen, gereichen müssen. Dan Osiander sampt den seinen nemens Ihres theils an und rhuemen, ihre lere sey dadurch fuer Christlich und recht erkhandt, verdammen derhalben die anderen, so es mit Ihnen nicht halten, unter denen Ihr selbst auch seidt und müsset also nach des Osiandri verstandt Ihr durch ewre eigne wortt euch selbst verdammet haben, indem ihr des Osiandri lehre in seinem verstandt rechtsprecht, dan was ihr von vergebung der sunden, von gehorsam Christi und vom glauben sagt, das die auch wol megen eine gerechtigkheit genennet werden, solches trumpft Osiander nicht an, sondern verwirffets strackhs und sagt, es sey eine erzwungene und gedrungene entschuldigung seiner widersacher, auss liebe von euch gesuecht umb friedes willen, aber der schrieft in allen wege gantz ungemess und zuwider, und wan ihr seine widersacher recht kennetet und frey, wie es euch umbs herz ist, die warheit bekhennen woltet, so würdet ihr seine, des Osiandri lere allein rechtsprechen; dagegen die lere seiner widersacher d. i. aller deren christlichen khirchen, so der Augspurgischen Confession verwandt sein, verdammen.

Weil wir dan wissen, das ihr bis daher sampt denen khirchen, welchen ihr mit dem Evangelio Christi gedient habt, in einerley Confession und bekhentnis unserer Christlichen lere und glaubens je und allewege einhellig und bestendig gewesen, auch mit allerley gefahr und beschwerung, so Ihr derhalben erlitten habt, bestanden und beharret seidt, zue dem, das ewre, Johan Brentii sehrieften, so ihr bis daher, auch des neohst verschienen zwey und funfzigst Jare, da Osiander seine schwermerey schon offentlich ausgelassen gehabt, durch den druckh habt ausgehen lassen, eben dieselben lehre nochmals unverruckht, rein und lauter bekhennen thuen. derwegen das je zu einem schweren und unaussprechlichen ergerniss gereichen must, so entweder dieselbe ewre und ewerer bevolenen Christlichen khirchen rechte warhafftige Christliche lehre und bekhentnis durch das falsche rhuemen Osiandri bey guetherzigen fromen Christen, als ob sie mit des Osiandri Irtumen auch beschmeist und besudelt were, verdechtig gemacht, oder aber seine, des Osiandri sampt seines anhangs irrige, verfuerische, unchristliche lere durch ewern namen und zeugniss dergestalt beschonet und geschenckht werden solt, das frome, einfeltige, Christgleubige  Herzen dadurch bewegt, von der bekhanten warheit des Evangelii sich abfueren und die schedliche verdampte unchristliche irtume des Osiandri verfueren lassen sollte: Demnach damit solcher grosser und vielfaltiger schade und unrath soviel möglich verhuetet und vorkhommen werdt, d. i. auf das dem heiligen Eyangellio sein laufft nicht geschwecht, aufgehalten und verhindert, die verfuerischen irtum dagegen njpht gesterkht und gefodert, die verfuerten gewissen in irtumb nicht behalten und andere einfeltige dazue auch verfueret, die wol angerichteten khirchen unter einander in der lere zwispaltig und zerrutet und also durch sich selbst unter einander zue grundt zerstöret und wuest werden, da den freilich dem Teuffel und seinem Antichrist dem Bapst zue Rom khein grösser angenemer dienst immermehr geschöhn khöntc, sondern das viell mehr die warheit des Evangelii aufs einfeltigest fein rein und lauter bekhandt und erhalten werden:

So bitten und vermahnen wir euch als Prueder und getrewe mithelffer am dienst des Evangelii unseres lieben Herrn und Heilandts Jhesu Christi, Ihr wellet hinden gesetzt allen menschlichen affect und ungeachter aller welt freundtschaft und gnade, auch feindschafft und ungnade ewre censuram und erkhentnis auss grundt der heiligen schrieft mit gewissen, hellen und klaren worten aussprechen und nicht, wie bissher geschehen, weise und wege suechen, wie ihr beider thail wort und reden durch gesuechte deutung verglimpfen und zuesamen reimen möget, das sie bey nebeneinander, als ob sie gleich Christlich und recht weren, beseyn mögen, welchs doch nicht miglich ist, sondern wie gesaget, mit freien, durren, hellen, klaren und gewissen worten herauss sagen, was ihr. beid in des Osiandri und unserer khirchen lere fuer Christlich und rechtoder widerumb fuer unchristlich und unrecht haltet. Dan es ist ir trawn hie khein bellum grammaticale oder Wordtzankh, wie ihr eh ohn zweifell aus christlicher wollmeinung gern verstehen und deuten woltet, sondern der streit ist von hochwichtigen grossen sachen und verstehet ihr ein theil den andern gnuegsam, das der wort missverstandt nicht die ursach dieses zanckhs ist, sondern weil Osiander eine besondere newe lehr ertichtet, die er aus der heiligen schrieft verbeisen solt, druemb suechet und gruebelt ehr in der sohrieft und klaubeth wort herauss, die er meinet, das sie ihm dazue dienen solt, wans sichs leiden wolt; man fraget nicht, was Justitia Dei oder was Justificare heisse nach der Grammatica, das aber fraget man, wie ein armer sünder (der mit seinen sünden Gott erzürnet, die straff des ewigen todes und verdamniss verdienet hat und also unter des Teufels und der hellen gewalt gefangen ist, darunter er ewig sein und pleiben müsste) gerechtfertiget, d. i. wie er seiner sünden, aus gottes zorn der verdieneten straffe des ewigen todes und verdamnis, aus des Teufels und der hellen gwelt loss, fuer Gott gerecht versuenet, zue gnaden angenommen und selig werden möge.

Hie zue antworten wir nun sampt andern, so unserer khirchen Confession verwandt und zuegethan sein, der suender werde für Gott gerecht allein durch den glauben an Christum darum oder dadurch, das jhm Gott seine sünde, die er warhafftig an Ihm hat und sein ganzes Leben lang behalt, umb Christus willen nicht zuerechnet, sondere sie Ihm vergibt, dagegen aber, das er ihm zuerechnet den gehorsam oder die gerechtigkheit, damit Christus das gantze gesetz erfüllet hatt, ob woll der sunder solchen gehorsam und gerechtigkheit, die Gott im Gesetz von Ihm fordert, in seiner natur und krefften selbs nicht hat.

Und was wier hie von Christo reden, das reden wier von seiner ganzen person, wie er warhaftiger Gott und mensch ist, unzertrennet, also das die ganze person, die von Natur Gott und mensch ist, sich fuer unsere sünde geopferdt, den Vatter versuenet, die gerechtigkheit des gesezes fuer uns erfüllet, uns vom todte und verdamnis, auss des teufels und der hellen gewalt erlöset, zue gnaden gebracht und ewig selig gemacht habe.

Wier lehren und bekhenen auch, welche sünder durch den glauben der gestalt gerechtfertiget, versuenet, zue gnaden angenommen und Gottes khinder worden sein, das Gott denselben warhafftig seinen heiligen geist gebe, wie Rom. 8. und Gal. 3. S. Paulus zeuget, Ja wir lehren und bckbennen, das auch Gott der Vatter sampt seinem eingebornen son, von denen der heilig geist aussgehet, in solchen gerechtfertigen Gotts khindern warhafiag mitwohnen, ob sie wol noch sunde an Ihen feaben und Ihr ganzes lebenlang behalten.

Dagegen aber verdammet Oslander diser unser khirchenn lere und leret, der sünder der werde also gerechtfertiget, wan Ihm Gott das Evangelium predigen lasse, so er den demselben glaube, also dan gehet Christus sampt dem vatter und heiligen geist durch den glauben in sein hertz und wohnet darinnen, giesse Ihm seine gettliche und wesentliche gerechtigkheit ein, die in bewege und treibe, das er mit der that warhaftig gerecht werde und thue was recht sey, und sey also Christus der gleubigen gerechtigkheit allein nach seiner göthlichen natur, damit er sie bewege, und nicht nach seiner menschlichen; ja «eine menschheit gereebtfertiget werden, gleich wie wir durch den glauben von Ihr gerechtfertiget werden muessen.

Derhalben der ganze gehorsam Christi (der sich unter das gesetz gethan, die gerechtigkheit, so darinnen erfordert wierdt, fter uns erfüllet und fuer unsere sünde, ubertrettung und ungerechtigkheit mit seinem blut und Tode beaalet und gnueg gethun, uns Vergebung, versuenung und erlösung erworben hab) unsere Rechtfertigung nicht sein khönne.

Daraus dan Ihe klerlich erscheinet, das zwischen Osiandro und unsern khirchen gar khein bellum grammaticale oder wortgezenkh, sondern ein hefftiges und grosswichtiges bellum reale, d. h. ein khampf und streit uber den allerzohesten und grossmechtigiaten sachen sey, daran der göthlichen maiestat ehre und aller welt heil und seligkheit gelegen ist.

Derwegen ihr auch uns und andere, so eich dem Osiandro in solcher hochwichtigen, grossen und ernsten sachen opprmiret haben, desgleichen auch das wier diese freundtliche erinnerung bey euch thuen, desto weniger verdenkhen, und Ihr beneben uns der warbeit des Evangelii so viel deste getreulicher, ernster und emsiger verfechten helffen und euch also erkleren wollet, das Ihr nicht Scectrci, Neutralisten, Cohturnisten oder auf ander weise Servi homimns, sondern viel mehr getrewe diener im Hanse des Herrn Christi befunden und erkandt werdet.

Derselbe wolle uns und euch sampt allen andern seinen dienern in dem, das er uns vertrawet und bevolhen hat, ohne wandell zue einer herlichen zuekhunft erhalten, Amen. Datum Sonabends nach Erhardi den 14. Januarii Anno Domini MDLIII.

Nicol. Amsdorffius.
Erhardus Schnepfius.
Justus Menius, Ecclesiae Gothanae pastor.

Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.

Calvin, Jean – An Johannes Brenz in Basel (248)

Der schwäbische Reformator Brenz war durch das Interim aus Württemberg vertrieben und hatte nach gefahrvollen Irrfahrten in Basel Zuflucht gefunden. Calvin antwortet auf diesen Brief Brenzens.

Von der Heimsuchung der Kirche.

Wenn in diesen ganz traurigen Zeitläufen mir noch etwas angenehm sein könnte, so wäre mir dein Brief vor allem angenehm und süß gewesen. Ja, er war mir willkommen und hat mir in mancherlei Schmerzen viel Trost gebracht, weil er mir meldete, dass du, um dessen Leben schon alle Guten gebangt hatten, aus dem Rachen des Todes gerettet bist. Wohl kann es nicht anders sein, als dass dir das Leben unter den gegenwärtigen Verhältnissen herb ist, wenn du bedenkst, dass du von der Gemeinde losgerissen bist, die du in Christo gezeugt und mit solcher Sorgfalt erzogen hast, und wenn du siehst, wie sie ihres Hirten beraubt und fast der Willkür des Satans preisgegeben ist, und doch musst du denken, dass du nicht umsonst vom Herrn gerettet worden bist. Du hättest bei deinem Alter, so rüstig du auch noch bist, doch schon lebenssatt sterben können, und tatsächlich, was ist jetzt in der Welt, was uns Lust zum Leben machen könnte? Aber ich zweifle nicht, dass der Herr, der bisher deine Dienste mit Glück und überreicher Frucht gebraucht hat zur Erbauung seiner Kirche, auch jetzt noch irgendetwas uns Unbekanntes zu tun hat, wozu er dich weiter brauchen will. Freilich will sich noch keine bessere Hoffnung, die bald erfüllt werden könnte, zeigen, vielmehr bieten sich, wohin wir sehen, unserm Blicke immer neue Unglückszeichen dar, so dass scheinbar nichts übrig bleibt als der vollständige Untergang der Kirche. Und so sehr unsere Sünde und unser Undank den Anlass boten zu solchen Nöten, so wird uns unsere Verstocktheit auch heute in Bedrängnis bringen, und wir müssen mir Recht noch Entsetzlicheres befürchten, als wir bisher erlebt haben. Aber ein Gedanke richtet mich trotzdem wieder auf und gibt mir neuen Mut, nämlich, dass ich mir sage: Gott hat die wunderbare Erneuerung seiner Kirche begonnen, so wollte er doch wohl nicht leere Hoffnung erwecken, die bald zunichte wird, sondern er wird sein angefangenes Werk nicht nur dem Satan zum Trotz, sondern auch trotz der widerstrebenden Böswilligkeit der Menschen, schützen und festigen. So wollen wir unterdessen die Sichtungszeit, die wir nötig haben, geduldig ertragen: wenn einmal die Wut des Leuen bis hierher vordringt, so wird er mit uns noch viel grausamer umgehen. Tatsächlich hat er es [bei uns] bisher mehr mit Drohungen versucht, als wirklich mit seiner Wut uns heimgesucht, aber nun lässt er heraus, was er bisher in sich verschloss, als ob ihm kein Hindernis mehr im Wege stünde. So darf uns auch nicht anders zu Mute sein, als wenn ein gezücktes Schwert über unserm Halse schwebte und der Scheiterhaufen schon lohte. Übrigens zweifle ich, wie gesagt, nicht daran, dass eine Art Züchtigung kommt, dann aber Gott in Bälde seine Kirche aus dieser kläglichen Zerstreuung sammeln wird. Nur eines fürchte ich, er könnte zuerst die schmähliche Schwäche Deutschlands samt der damit verbundenen gottlosen Untreue schwer strafen. Weil er aber doch sehen muss, dass viele unschuldige Schäflein von den starken Böcken verraten worden sind, hoffe ich, dass er doch nach seiner Barmherzigkeit dem Rechnung trägt und seinem gerechten Zorn nicht den Lauf lässt. Wir hier, da wir sonst nichts tun können, gedenken deiner und deinesgleichen beständig im Gebet; könnten wir dir doch noch mit andern Diensten helfen! Doch ist das Hauptsache, dass wir miteinander Gott demütig anflehen, wie er jetzt, durch unsere Sünden beleidigt, der Wut der Gottlosen für eine Weile die Zügel habe schießen lassen, so möge er nun auch, von ihrem frechen Spott gereizt, wieder an sich und die Seinen denken. Christum aber wollen wir bitten, er möge nicht nur unser Fürsprecher beim Vater sein, sondern sich auch als den gerechten Rächer seiner Kirche erweisen. Lebwohl, trefflicher Mann, hochverehrter Bruder im Herrn. Der Herr, dem du dienst, fahre fort dich zu leiten mit seinem Geiste und segne dein frommes Wirken. Amen.

Genf, 5. November 1548.

Antwortschreiben des Raths von Hall an Brenz, 22. Sept. 1548

An Johann Brentzen,

Lieber Herr, Euer Schreiben, so Ihr uns vergangener Tage Euer Besoldung, Stipendiums und Güter halber gethan, haben wir empfangen und ferneres Inhalts hören lesen, und dieweil Wir nun euch zu gutem und allem freundlich Willen wol gewesen, sind wir nicht allein auch das begehrt Viertheiljahrs von Johannis Baptistä Jüngst verschieden an bis auf Michaelis schierst künftig reichen und geben zu lassen geneigt, Sondern auch erbötig, daß wir euch die andern zween Punkte, euers Sohns Stipendium und die erkauften Güter belangend, wie das die Verschreibung, darüber aufgericht, ausweist zu seiner Zeit so viel an uns, treulich leisten und halten. Wollten wir euch, als dem wir zu angenehmen freundlichen Diensten und Gefallen allzeit sonders wohl zu Willen sein, Und den wir auch unsers Theils wo es seie gern bei uns geduldet haben mochten, auf berührt euer Schreiben zu begehrt Antwort freundlich Meinung nit verhalten.

Datum S. H. den 22. Septemb anno 48.

Quelle:
Evangelische Volksbibliothek Herausgegeben von Dr. Klaiber, Garnisonsprediger in Ludwigsburg Zweiter Band. Stuttgart Adolph Bechers Verlag (Gustav Hoffmann). 1863

Melanchthon, Philipp – Brief an Johannes Brenz, 28. Juli 1531

Obwohl ich derzeit keine Muße zum Schreiben habe und geistig und körperlich sehr niedergedrückt bin, so will ich dich doch nicht im Ungewissen lassen über den Gegenstand unserer Besprechung, der uns mit Recht so am Herzen liegt. Sowohl Luther als mir hat dein Brief recht wohl gefallen und du hast nach unserer Ansicht den rechten Sinn und Ausdruck gefunden. Ich ermahne dich, daß du auf diesen Punkt in der Kirche allen Nachdruck legst, daß wir nämlich nicht wegen irgend einer Reinigkeit von unserer Seite für gerecht, d.h. Gott wohlgefällig angesehen werden, sondern um Christi willen, obgleich die Erneurung nothwendig darauf folgen muß, wenn man den heiligen Geist empfangen hat. … Leb wohl und schreib mir bald wieder.

Es grüßt dich Luther, der Sünder (Eigenhändiger Zusatz Luthers).

Philippus

Quelle:
Evangelische Volksbibliothek Herausgegeben von Dr. Klaiber, Garnisonsprediger in Ludwigsburg Erster Band. Stuttgart Adolph Bechers Verlag (Gustav Hoffmann). 1862

Georg der Fromme – An Brenz.

15 Januar 1531.

Vonn gots gnaden georg etc. Hochgelerter, lieber, getrewer. Nachdem alle Stend dem heiligen Evangelion verwannt oder anhengig zum tail inn aigner person unnd ainstails durch jre Rethe und botschafften jungst abermals zu Schmalkalden beieinander gewesen sind, ist daselbst under anderm beratschlagt und fur gut bedacht , wie Ir ob involgender verzaichnus vernembt. Dieweil nun nit allein uns, sonder gemainer Christenheit mercklich und gross daran gelegen ist, haben wir unsere furnembste Theologen und ander unser gelerte zusamen beschiden, nemblich uff Mitwuch nach purificationis zu Onolzbach beieinander zusein. Und dweil Ir dann dem heiligen Evangelion bissher in sachen des christlichen glaubens getrewlich und fruchtbarlich gedient habt, begeren wir gutlich bittendt, Ir wollet den sachen in allen stucken vleissig nachgedencken und euch uff obbeschriebnen tage gewisslich zu andern unsern theologen fugen, euch unter einander hie zuwider reden, wie Ir mit gottes gnaden und hilff zu thon versteht, auch unser vertraw zu euch steet. Und wiewol wir den tag gern spaeter ernannt hetn, so will doch dieses zusamen kumen auss ursachen, die Ir zu ewr hieherkunfft muntlich bericht werden solt, keinen lengern verzug erleiden. Der Almechtig got wolle alle ding zu seiner glori und eer ordnen, wie er dann auss seiner milten gute angefangen hat, dem sei auch allzeit lob, eer und preiss, amen. Des versehens, Ir werdet also in dem aHen kain verziehen, sonder Ewern gantz besten vleiss thon, das wollen wir in sonndern gnaden gegen euch erkennen. Datum am Sontag den 15. Januarii Anno 31.

Quelle:
Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.

Luther, Martin – An Johann Brenz, nach Augsburg. 1530

Gnad und Fried in Christo. Lieber Herr Brenz!

Ich vermerke aus Eurem, auch Philippi und der Andern Briefen, daß auch Ihr in der Versammlung der Abgötter allzusehr Euch bekümmert. Ich kann aber wohl denken, daß Euch das Exempel Philippi dazu beweget; denn er sorget ängstlich für gemeinen Fried und Ruhe, das wohl christlich ist, aber es ist kein weislicher Eifer. Was lässet er sich doch dünken? Meinet er, daß unsre Vorfahren mit ihrer Sorge und Kummer zu wege bracht haben, daß wir itzund leben und also sind? weil doch solchs alles geschieht durch die Fürsicht Gottes, der auch nach uns seyn wird ein Schöpfer, wie Er vor uns ist gewesen, und noch heutiges Tags bei uns ist. Denn Er wird mit uns nicht sterben, oder aufhören Gott zu seyn, der auch die Gedanken regieret.

Der Priester Eli ließ sich bedünken, das Königreich Israel wäre ganz zerfallen, weil die Philister die Lade des Herr gefangen hatten; derhalben fiel er billig selbst um, und das Königreich Israel fieng da erst an zu grünen. Also auch, als Saul umkam, wer hätte da anders denken mögen, denn, es wäre ganz aus mit dem Reich Israel? Da die Papisten Johannem Huß verbrannt hatten zu Costnitz, da war bei ihnen nichts gewissers, denn, der Pabst würde nun gar Gott werden, und er ist doch nie so verachtet gewesen, als nach derselben Zeit.

Solches schreib ich Euch und den Andern, ob vielleicht Philippus durch euer Wort möcht bewogen werden, daß er aufhörete, und sich nicht weiter unterstünde, ein Regierer der Welt zu werden, das ist, sich selbst zu kreuzigen. Für meine Person, komm ich um oder werd‘ erschlagen von den Papisten, so will ich unsre Nachkommen mannlich vertheidigen und will mich an den grimmigen Wölfen fein und mehr rächen, denn mir lieb ist. Denn ich weiß, daß Einer seyn wird, der wird sagen: wo ist dein Bruder Abel? Derselbe wird sie machen irre, und flüchtig auf Erden. Und was darffs viel Wort? Der Kaiser soll ein getheilt Reich haben mit Gott. Wird aber kein Solcher seyn, so lasset uns auslöschen dass erste Gebot mit sammt dem ganzen Evangelio. Denn was bedürfen wir eines Gottes dieses zeitlichen Lebens halben allein, wo’s die am besten haben, die von Gott nichts wissen?

Ist aber ein Gott, so werden wir nicht allein hie leben, sondern dort, da Er auch lebt. ISt das wahr, was fragen wir denn nach dem Wü+then und Dräuen der Götzen, die itzund schier nicht allein sterben, sondern gar todt sind? Der mich geschaffen hat, wird meines Sohns Vater seyn, meines Weibes Mann, ein Bürgermeister in meiner Gemein, ein Prediger in meiner Pfarr, und viel besser, denn ich. Was? Er wirds besser ausrichten nach meinem Tode, denn bei meinem Leben. Sintemal ich Ihn mit meinem Leben nur hindere. Denn es stehet geschrieben: Sein Saame wird gewaltig seyn auf Erden (Ps. 112.). So hat wahrlich auch das erste Gebot unsre Nachkommen in Gottes Schirm gesetzt, wie Er spricht: Ich thue wohl bis ins tausendste Glieddenen, die mich lieben, und meine Gebote halten. Diesen Worten glaube ich, und ob auch der Glaube schwach ist, so glaube ich dennoch.

Aber was rede ich von solchen Dingen gegen Euch, die Ihr von Gottes Gnaden größer seyd in allen Dingen denn ich? Allein ich habs auf mancherlei Weise versuchen wollen, ob Philippus, welcher meinet, daß ich ein Mensch, und meine Worte schlechte Menschenwort sind, und sich darum weniger dran kehret, doch durch Euch, welche er für Gottesmänner muß halten, möchte bewegt werden. Denn ich halte ihn je nicht so verkehrt, wenn Gott selbst durch einen Engel vom Himmel ihn hieße gutes Muths seyn, daß er solchen Befehl verachten würde, wie viel weniger soll er uns Alle verachten, die wir ihn vermahnen.

Und ob wir gleich Verachtens werth sind, so soll man doch die Psalmen, die Apostel und Christum selbst nicht verachten, welche mit so viel Predigten uns überschütten, mit Trösten, mit Lehren, mit Anhalten, als: Sey getrost; fürchtet euch nicht; hoffet; seyd wohlgemuth; seyd unverzagt. Wollen wir den Worten nicht glauben, so werden wir auch nicht glauben, wenn alle Engel vom Himmel kämen.

Solches hab ich, lieber Herr Brenz, mit vielen Worten an Euch schreiben wollen. Gehabt Euch wohl in Christo, und bittet für mich. Die Gnade Gottes sey mit Euch. Am letzten Juni, 1530.

Quelle:
D. Martin Luthers Glaube, Trost und Hoffnung während des Reichstages zu Augsburg im Jahr 1530. Dargestellt in ausgewählten Briefen desselben. Stuttgart. In Commission der J. B. Metzler'schen Buchhandlung. 1830