Melanchthon, Philipp – An den Churfürsten Joh. Friedrich von Sachsen.

Wittenberg, d. 12. März 1547

Gottes Gnade durch seinen eingeborenen Sohn, Jesum Christum unsern Heiland zuvor. Durchlaucht. H. gnäd. Churfürst! Wir danken erstlich mit herzlicher Demuth dem allmächtigen Gott, Vater unsers Heilandes Jesu Christi, daß er Ew. C. F. G. bis anher wider so viele teuflische und mörderische Cains- und Judasvorhaben gnädiglich erhalten und gestärkt hat, hat auch jetzund Hülfe gethan und einen gnädigen Sieg gegeben, der groß Uebel verhindert hat, und, als wir hoffen, forthin zum Guten dienen wird. Wir wollen auch nicht unterlassen, Ihn mit treuem Herzen und wahrhaftigen Seufzen ernstlich für und für anzurufen, daß er doch um seiner hohen Ehre willen und vielen Menschen zur Seligkeit die Kirche dieser Lande nicht wolle unterdrücken und vertilgen lassen. Er sieht und erkennet aller Menschen Herzen, und weiß den Grund gewißlich, was auf allen Theilen gesucht wird, welches uns sehr tröstlich ist. Denn wiewohl wir auch viel Sünde haben, und bekennen billig, daß wir Strafe verdient haben, und schreien zu Gott mit tiefer Demuth, gehe nicht ins Gericht mit Deinen Knechten; so ist doch dieses auch wahr, daß die Feinde E. C. F. G. Blut und der Leute Verderben vornehmlich darum suchen, daß sie die Freunde der reinen christlichen Lehre gern vertilgen wollten. Dieweil denn dieser Krieg Gottes Ehre fürnehmlich und ohne Mittel belangt, so können wir wahrhaftiglich zu Gott rufen: nicht uns, Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen gib Ehre um Deiner Gnade und Wahrheit willen. Warum sollten die Heiden sagen: wo ist nun ihr Gott? Man sieht, der Teufel wüthet, und wollte gern das elende Häuflein, das Gott recht anrufet, auf ein Mal in Blut ersäufen. Das wird unser Heiland, der Sohn Gottes, nicht gestatten, der, wie Daniel spricht, zu dieser letzten Zeit im Felde ist, seine Kirche zu erretten und zu erhalten, daß aus menschlichem Geschlecht nicht eitel heidnische Gottesverachtung werde. Darum, ob wir gleich etwas leiden, und eine Zeit lang hart geängstigt werden, so wird dennoch unser Heiland, der Sohn Gottes, den Sieg behalten, und unsre Feinde stürzen, wie er gesprochen hat, und die Pforten der Hölle werden die Kirche, darin rechte Lehr gepredigt wird, nicht überwältigen. Es ist auch die große Bitterkeit und das Lästern bei den Feinden eine Anzeige, daß sie fallen werden, wie Senacherib und Rhapsaces. Denn wunderliche Dräuung und Lästerung hören wir täglich. Darum wir beten, wie Ezechias und Esaias: Herr Gott, wende ab solche Lästerung um Deiner Ehre willen, daß man nicht sagen könne, Deine Lehre in unsern Kirchen sei nicht Deine Wahrheit, sondern es sei unser muthwilliger Fürwitz oder Unsinnigkeit gewesen. Wir haben auch bis anher wie Ezechias wider Senacherib Hülf und Rettung gehabt von dem allmächtigen Gott, dem sei Lob und Dank in Ewigkeit.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’s Verlag.) 1862

Joh. Bugenhagen, Ph. Melanchthon und Casp. Cruciger an den Churfürsten Joh. Friedrich

Wittenberg, 5. März 1546

Gottes Gnad rc. Wir sind aus vielen großwichtigen Ursachen sehr erschrocken und betrübt, daß der ehrwürdige Herr Dr. Martinus, unser lieber Vater und Lehrer, weggenommen wurde, da die ganze Christenheit sein noch länger bedurft hätte, und wir nun sind als die verlassenen einsamen Waisen. Wir müssen aber dem Willen Gottes gehorchen, und uns diese tröstliche Verheißung vorhalten, daß unser Heiland der Sohn Gottes gesprochen: „ich will euch nicht als Waisen verlassen,“ und: „ich bin bei euch alle Tage bis zu Ende der Welt.“ Darauf verlassen wir uns, und beten fleißig, daß der Sohn Gottes selbst sein Schifflein, nämlich die wahre einsame Kirche, regieren und erhalten wolle. Wir danken auch für E. C. F. G. Sorgfalt für die arme Christenheit, und Befehl, auf die Lehre Achtung zu geben. Wiewohl dieses Werk eine schwere Last ist, und viel schwerer, denn jemand gedenken kann, dennoch so erkennen wir uns dazu schuldig, wie Paulus zu Timotheo spricht: das schöne Kleinod, das dir zu treuer Hand befohlen, bewahre durch den heiligen Geist. Also hat uns wahrlich gedachter Herr Dr. Martinus ein schönes Kleinod und Beilage hinterlassen, den reinen Verstand christlicher Lehre; den wollten wir auch gern unverdunkelt auf die Nachkommen vererben: dazu uns Gott seine Gnade und heiligen Geist verleihen wolle. So wissen wir auch, daß Einträchtigkeit, Demuth und Geduld dazu von nöthen ist, dazu wir uns selbst und Andre vermahnen, und wollen durch Gottes Gnade also mit einander arbeiten, daß Keiner zu Zerrüttung Ursache geben wird. Doch sind diese große Sachen vornehmlich in Gottes Händen; den bitten wir wahrlich mit herzlichem Seufzen, daß er uns helfen und regieren wolle um seines Sohnes und seiner Ehre willen.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’s Verlag.) 1862

Luther und Bugenhagen an Churfürst Johann Friedrich

Gottes gnad durch seinen eyngebornen sohn/ Jesum Christum, vnsern heyland zuuor. Durchleuchtigster, hochgeborner, gnedigster churfurst vnd herr, nachdeme des hern Pauli Knod seligen verlassnen kinder vormunden vns bericht, wie das E.c.f.g. auf vntertheniges suchen der vorsteher des gemeinen kastens zu Torgau beuehl gethan, bemelte vorsteher an das lehen, ßo zuuor her Paul Knodt zu Torgau gehabt anzuweysen, wie denn auch geschehen vnd solches gethanen beuelhs halben das einkommen desselbigen lehens, den verlassnen kindern entzogen mocht werden, so doch E.c.f.g. solches lehen Petri vnd Pauli in der pfarkirchen zu Torgau vnd des andern zu Liebenwerd vfm schlos vf dem altar Johannis Euangelistae einkommen vf vnser der visitatorn vnterthenige vorbit bemelts herrn Pauli weyb vnd kindern drey jar lang nach seinem tode aufzuheben vnd zugebrauchen gnediglichen verschrieben, vnß derwegen gebeten, kegen E.c.f.g. die arme waysen zuuorbieten, dass sie bey solcher begnadung bleyben vnd nicht vor der zeit der dreien jaren von den vorstehern des gemeinen kastens dauon mochten gedrungen werden; dieweyl wir den solcher sachen vns wol wyssen zuerynnern vnd darzu auch vber solche begnadunge E.c.f.g. verschreybung, auch aller der zeit visitatorn gegebene versicherung selbs gesehen, welcher copien sich des zuerynnern E.c.f.g. wir hiemit vbersenden, ist an E.c.f.g. vnser vnterthenige bitte, E.c.f.g. wollen die armen waysen, welchen vater vnd mutter beyde in vierzehen tagen nach einander abgestorben vnd inen sunst wenig gelassen, soclher beyder lehen einkommen die drey jar wie die vorschreybung lauten, volgen zu lassen, gnedigen beuehl thun, damit sie von den vorstehern des gemeynen kastens zu Torgau daran biß auf ausgang der dreien jaren vnuerhindert bleyben mogen, dass auch solch einkommen durch Johann Walter, cantor zu Torgau, wie bey herrn Pauli leben moge den kindern zu gut eingemahnet vnd vberreicht werden; daran wird E.c.f.g. gott dem hern, welcher sich der waysen vater nennet, sunder zweyfel gefallen thun, so sind wirs auch vmb E.c.f.g. zuuordienen allezeit willig vnd pflichtig. Geben zu Wittemberg am tage Fabiani vnd Sebastiani im 1546. jar.

E.k.f.g.
vnterthenige
Martinus Luther D., Johannes Bugenhagen Pomer. D.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Gregor Brück an Johannes Friedrich von Sachsen, 25.10.1545

Gnädigster Herr. Ew. Churf. Gnade haben gesttern Doctorn MArtinum, Pomeranum, Philippum und mich gnädiglich mit Schweinen-Wildpret bedacht, deß sie sich alle und ich gegen E. Chf. G. ganz unterthäniglich bedanken, versehe mich auch, sie werden E. Ch. G. selbst schreiben und derwegen Danksagung thun. Das hab E. Chf. G. ich in Unterthänigkeit auch nicht unangezeigt lassen wollen. Datum ut. supr.
Gregorius Bruck

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen V.
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1838

Luther an Churfürst Johann Friedrich

25. Juni 1545

G. v. f. ym herren. Durchleuchtigister, hochgeborner furst, gnedigster herr. Ich hab zuuor E. k. f. g. auf die pfarrhe zu Colditz, wenn m. Augustinus abzoge, furgeschlagen m. Johann Rosenberg desselben lands kind, da her sein weiblin auch ist, vnd wol bekand den leuten. Wo er aber ist blieben, weis ich nicht vnd wie es stehet vmb die pfarrhe. Darumb ist er nu selbs hie gegenwertig sich zu erkundigen, ob er meiner anzeige nach die pfarrhe daselbs zu Colditz bekomen muge oder nicht. Ich zeuge noch wie zuuor, dass es ein feiner man ist, vnd sorge, er werde vnter Ferdinando dem konige nicht konnen lange bleiben. Denn sie beide gott vnd Ferdinandus konig, wollen sich nicht bei einander leiden. Ist nu die pfarrhe noch ledig, so bitte ich vntertheniglich, E. k. f. g. wollen diesen m. Joh. Rosenberg dazu verordenen. Hiemit dem lieben gotte befolhen. Amen. Dornstags nach S. Johannis 1545.

E. k. f. g.
vntertheniger
Martinus Luther D.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Luther an Churfürst Johann Friedrich.

2.6.1545

G. v. f. vnd mein arm pater noster. Durchleuchtigister, hochgeborner furst, gnedigster herre. Auf E. k. f. g. schreiben ist das mein kurtz vnterthenigst bedencken. Wo die zu Colditz lust haben, den prediger zu Rochlitz zu haben, sonderlich weil derselb villeicht der juden regiment vberdrussig, sehe ichs seer gern, dass er von dannen gen Colditz versetzt werde. Vnd wundsche yhnen, dass sie solchen prediger lange vnd ewig lieb haben. Denn m. Augustinus gibt yhm ein seer gut zeugnus. Mit vnserm Rosenberger züuor angegeben, wird gott ein andere condition finden. Mir ist’s ein sondere freude zu horen, wo die leute yhre pfarrher vnd die pfarrher yhr leute gerne haben, vnd acht es fur ein sondere gnade. So gar gemein ists, dass man die pfarrher vbel leiden kan, das macht, der teufel ist dem ampt gram, das sie furen. Aber es hilft yhnen nicht. Hiemit dem lieben gotte befolhen. Amen. Dinstags nach Trinitatis 1545.

E. k. f. g.
vntertheniger
Martinus Luther D.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Luther etc. an Churfürst Johann Friedrich

22.5.1545

Gottes gnaden durch Jesum Christum, vnsern heiland vnd vnser vnterthenige, willige dinste seint E: churf. g. allezceit zuuor. Durchlauchtigister, hochgeborner churfurst. Gnedigster her. Auf E. churf. g. gnediges schreiben vnd befehl haben wir die citacion an den durchl. etc. herrn Philipsen, herzoggen zw Braunschweig, vnsern gnedigen herren, vmbschreiben, den tag vmb 14 tage lenger erstrecken lassen, auch an der junckfren von Starschiedel vormunden ein sonderlichen vorbescheid gestellet, welchs alles E. churf. gn. wir hiemit vntertheniglich vbersenden vnd erkennen vns E. churf. g. vntertheniglich zwdienen schuldig, seinth auch solchs zuthun bereit vnd allezceit willig. Datum Wittemberg, Freitags nach Exaudi Anno 1545.

E. churf. gn.
vnterthenige
Marthinus Luther, Johann Bugenhagen d.h. schrift dochtor vnd die vorordenthe Commissarien des consistorii zu Wittemberg.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Luther, Bugenhagen etc. an Churfürst Johann Friedrich.

6.5.1545

Durchlauchtigster, hochgeborner churfurst. E. churf. g. sint vnsere gebeth, schuldige vnd willige dinste in vnterthenigkeyt zuuor, gnedigster herre. Als E. churf. g. bey vns haben erinnern lassen, dass wir das vorglichene vrteil vf maß, wis E. churf. g. darinn Ire bedencken vns haben zugeschriben, in ehesachen den durchl. hochgeb. fursten vnd herrn, herrn Philipssen, herzogen zw Braunschweig vnd junkfraw anna, Ernsts v. Torschidel seliges tochter belangend, den parteien forderlich eroffen wolten, demnach haben wir furgenommen, dasselbe auf Mittwoch nach Trinitatis schirst kunftig zuerofnen vnd deshalb disen furbeschid an hochgedachten, vnsern gnedigen herrn gestalt. Bitten vntertheniglich. E. churf. g. wollen denselben s. g., auch gedachter junckfraw verkunden lassen vnd thuen E. churf. g. vnß daneben in vntertehengen dinsten gehorsamlich befehlen. Datum Wittembergk am Mittwoch nach Cantate anno im 1545.

E. churf. g. vnterthenige gehorsame
Martinus Luther, Johann Bugenhagen, der heil. schrift Doctores vnd wir die vorordente comissarien des Consistorii zu Wittembergk.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Luther, Martin – An Johann Friedrich wegen Margaretha Staupitz

G. v. f. ym herren vnd mein arm pater noster, amen. Durchleuchtigster, hochgeborner furst, gnedigster herr. Es hat mir die gute alte matron Margaretha v. Staupitz diesen ingelegten brief zugeschickt, darin e. k. f. g. vernemen werden, was yhr als einer verlassen, alten widwen widerferet. Nu sie mich denn so hoch ermanet, durch doctor Staupitz, welchen ich rhümen mus, (wo ich nicht ein verdampter, vndanckbar bepstlicher esel sein wil) das er erstlich mein vater yn dieser lere gewest ist vnd yn Christo geboren hat, derhalben ich mich schuldig erkenne, allen denen zu dienen, welchen ers von mir foddern wurde, wo er itzt hie lebete, so ist mein gantz vnterthenigste bitte, E. k. f. g. wolten yhr diese gute matron lassen befolhen sein vmb des doctor Staupitz vnd meiner vorbitt willen. Vnfreundlich ists, dass yhr blutfreunde (wie sie klagt) solten so mit yhr faren, so man doch armen widwen solte wol mehr forderung denn hinderung thun. E. k. f. g. werden sich wol wissen gnediglich zu erzeigen. Hiemit dem lieben gotte befolhen, amen. 27. MArtii, da vnser herr Christus auferstanden ist, nach der sonnenlaufft 1545.

E. k. f. g.
vntertheniger
Martinus Luther, D.

Dr. Martin Luthers Briefwechsel mit vielen unbekannten Briefen und unter vorzüglicher Berücksichtigung der De Wette’schen Ausgabe Herausgegeben von Dr. C.A.H. Burkhardt Grossherzogl. und Herzogl. Sächs. Archivar Leipzig Verlag von F. C. W. Vogel 1866

Luther und Bugenhagen An den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen.

Bedenken Luthers und Bugenhagens über die Elevation im Rochlitzer Kreise.

Mit der Elevation ynn dem Rochlitzer kreise achten wir also zu furen sein solte Weyl solch Ceremony frey ist, erkand, vnd dem Christlichen glauben (wo sonst kein boser zusatzt geschicht) hierin kein fahr ist. So las man liggen was gefallen ist. Fellet das ander hinach so mags auch liggen. Auffrichten aber sol mans nicht, Es muste denn gar sonderliche not furfallen. Welchs hierin als das nichts ist an yhm selber, nicht leichtlich zuuermuten ist.

Gottes gebot Soll man halten
Da lege macht an

Martinus LutheR d.
Johannes Bugenhagen Pomer. D.

Lutherbriefe
herausgegeben von
Lic. theol. Johann KArl seidemann,
Pfarrer zu Eschdorf bei Dresden.
Dresden
H. J. Zeh (sonst R. Kori)
1859