Calvin, Jean – An Herrn de Falais in Bern.

Nr. 481 (C. R. – 1692)

Schon Herrn de Falais´ Eintreten für Bolsec (vgl. 330) hatte zu einer starken Abkühlung des Freundschaftsverhältnisses geführt, so dass de Falais nach Bern zog. Wann der nochmalige Annäherungsversuch stattfand, ist nicht genau festzustellen, da Calvins Antwort undatiert ist; doch stammt das Zitat Castellios wahrscheinlich aus seiner nicht mehr erhaltenen Schrift über die Prädestination aus dem Jahr 1554 oder aus der in Nr. 408 erwähnten Schmähschrift. Ein Zeugnis des endgültigen Bruches ist dann aus dem Januar 1556 in Nr. 483 erhalten.

Bruch mit de Falais.

Monseigneur, da Sie meinen, eine gute Sache zu vertreten, so verzeihen Sie mir, dass ich Ihnen zulieb nicht sagen kann, ich habe unrecht, denn das wäre Heuchelei. Denn ich weiß, dass ich selbst schon vor langer Zeit Ihnen gesagt habe von diesem Menschen, was an ihm sei, und nach dem, was er getan, war das auch nur zu allgemein bekannt. Seitdem haben Sie ihn aber so sehr gelobt, dass mein Berichterstatter den Ausdruck brauchte, er habe um keinen Menschen in der Welt ein solches Wesen machen hören. Da Sie nun so weit gegangen sind, obwohl Sie von mir unterrichtet waren, so konnte es nicht anders sein, als dass Sie ihn so hoch erhoben, um uns dadurch zu verurteilen samt unserer Lehre, als deren Todfeind er sich gezeigt hat, ja die er geradezu wütend und wahnsinnig hasste, so dass er sich nicht schämte zu schreiben: „Calvins Gott ist ein Heuchler, ein Lügner, treulos und ungerecht, ein Heger und Pfleger aller Schandtaten, ja schlimmer als der Teufel.“ So müsste ich, um Ihnen zu Gefallen zu sein, auf Gott und die Wahrheit verzichten und auf die Seligkeit, die ich erhoffe. Sie wollen das nicht, das glaube ich. Wenn sie freilich in der Menschenfreundlichkeit und Milde Ihres Geistes sich damit zufrieden geben, nicht wissen zu wollen, wer der ist, der Gott bekriegt, und nicht nur das, sondern auch unserm Zeugnis keinen Glauben beimessen und uns dadurch recht verächtlich scheinen lassen, so müssen Sie es, bitte, schon leiden, dass ich mit einigem Eifer die Ehre meines Meisters wahre. Aber, [werden Sie sagen], ich hätte Sie davon in Kenntnis setzen sollen. Ich antworte: nachdem ich von Ihnen so schnöde beiseite gesetzt worden bin, wollte ich mich wohl hüten, mich nochmals dem Gespött auszusetzen. Wäre ich nur zehn Stunden früher von dem erwähnten Wort in Kenntnis gesetzt worden, so wäre es mir recht gewesen, wenn Sie selbst gehört hätten, was ich darüber auf dem Herzen hatte. Die Gelegenheit ergab, dass Ihr Freund gleich darauf oder folgenden Tags mich fragte, ob ich Sie gesehen hätte. Ich sagte nur, ja und es reue mich, und wenn Sie hundertmal wieder hier durch kämen, so wollte ich mit Ihnen weniger Umgang haben als mit all meinen offenen Feinden, da Sie schon, als Sie sich noch als meinen vertrauten Freund gaben, wie man mir seither berichtet hat, der Lobredner Castellios waren, der so verrückt ist in all seiner Gottlosigkeit, dass ich in Wahrheit hundertmal lieber Papist sein möchte. Ihr Freund fragte mich dann weiter, ob ich wünsche, dass Sie das erführen; ich erwiderte, in der Absicht hätte ich es ihm gesagt, da ich es selbst noch nicht rechtzeitig gewusst hätte. Hat er es auch weiterhin verbreitet, so geschah es gegen meine Meinung und meinen Willen und sogar gegen sein Versprechen. Dass ich gesagt hätte, Sie seien ganz angesteckt von den Irrlehren dieses Scheusals, das ist das Gegenteil von dem, was ich wirklich sagte. Denn ich sagte, Sie müssten uns ja ganz grundlos hassen, um nur aus Verachtung gegen uns ein solches Scheusal zu loben. Alles in allem sagte ich, von jedem andern hätte ich ein solches Unrecht schon sanfter hingenommen als von Ihnen, in Anbetracht des Vertrauens, das ich auf Ihre Ehrlichkeit gesetzt hatte, aber noch weher hätte es mir getan, zu sehen, dass Sie, ohne zu wissen warum, einem Menschen anhingen, der abscheulicher ist als alle Papisten der Welt. Tatsächlich habe ich es ihm mehrmals gesagt, ich wisse nicht, wie und weshalb das so sei, und was das bedeuten solle. Da Sie auch jetzt noch es lieben, einer Lehre zu folgen, die dem ganz entgegengesetzt ist, was ich in er Schule meines Meisters lernte (denn Sie sagen, sie wollten das Böse vergessen, das an ihm sein könnte, dagegen ist uns gesagt: Seht auf die Hunde [Phil. 3, 2], beobachtet, tadelt, flieht sie, hütet Euch vor ihnen), so will ich Ihnen das Vergnügen lassen. Habe ich nun zu rau und grob geredet, so verzeihen Sie; aber Sie haben mich dazu gezwungen. Und damit Sie wissen, dass es nicht zornige Aufwallung oder böse Verstimmung ist, so habe ich diesen Brief geschrieben zu einer Stunde, da ich mich bereit halten muss, vor Gott zu erscheinen, der mich wieder einmal mit einer Krankheit heimgesucht hat, die mir vor Augen steht wie ein Spiegel des Todes. Ich werde ihn bitten, Monseigneur, Erbarmen mit mir zu haben und mich in Gnaden anzunehmen, Sie aber zu behüten und Sie zu führen durch seinen Geist und Ihres sowie der gnädigen Frau und Ihrer ganzen Familie Glück zu mehren.

Ihr Diener
Johannes Calvin.

Calvin, Jean – An Herrn de Falais in Veigy. (304)

Calvin hatte einen Disziplinarfall aus Jussy, dem Dorf in der Nähe von de Falais´ Wohnsitz Veigy, vors Konsistorium gebracht, dessen Kenntnis ihm de Falais vermittelt hatte.

Ein Sittengerichtstraktandum.

Monseigneur, im Namen aller danke ich Ihnen für die Mühe, die Sie sich gegeben haben, uns zu helfen, falls etwa die böse Geschichte, die sich hier im Verborgenen abgespielt hat, ihre Züchtigung findet. Doch finde ich, dass das Verhörsergebnis nicht genügt, um damit zu Ende zu kommen. Wir haben dem Burschen und dieser unglücklichen Person verboten, in Zukunft miteinander zu verkehren. Wollte man sie aber ihrer Vergangenheit überführen, so müsste man ihnen schon näher auf den Leib rücken. Es ist sogar nur ein Zeuge da, der aussagt, der Bruder sei über ihr Benehmen entrüstet gewesen. Er selbst aber leugnet, je etwas bemerkt zu haben. Ich wurde gestern eines außerordentlichen Falles wegen aus der Sitzung des Konsistoriums abgerufen, so dass ich nicht sehen konnte, wie man diesen netten Kerl behandelt hat. Und eben jetzt sind meine Brüder mit der Hausvisitation beschäftigt, zu der ich auch gehen muss. Doch hoffe ich, was wir bisher herausgebracht haben, werde uns als Anfang zu weiterem gute Dinge tun. Was uns noch fehlt, werde ich Ihnen, so Gott will, mündlich mitteilen; zugleich danke ich ergebenst für Ihre freundliche Einladung, wiewohl ich stets Ihres Wohlwollens sicher wäre, auch wenn Sie kein Wort davon gesagt hätten.

Da ich nun, Monseigneur, schließen muss, bitte ich den lieben Gott, Sie in seiner heiligen Hut zu halten und Sie zu führen durch seinen heiligen Geist zu allem, was ihm gefällt zu seines Namens Verherrlichung an Ihnen bis ans Ende. Ich hoffe, er erweise uns diese Gnade, dass wir miteinander das Abendmahl feiern dürfen, auch wenn wir fern voneinander sind. So empfehle ich mich Ihrer und der gnädigen Frau Gewogenheit.

24. Dezember.
Ihr ergebener Bruder und Diener
Johannes Calvin.

Calvin, Jean – An Herrn de Falais in Basel.

Aus dem Brief, der sonst nur Unwichtiges enthält, sei nur eine politische Bemerkung wiedergegeben. Die evangelischen Orte der Eidgenossenschaft standen in Verhandlung mit Heinrich II. von Frankreich wegen eines Bündnisses; doch waren sie durch die Rivalität der katholischen Orte, die zu Karl V. neigten, behindert. Konstanz war noch immer belagert.

Unzufriedenheit über die eidgenössische Politik.

– Ich hatte vergessen zu melden, dass noch nichts abgeschlossen ist zwischen dem König und Bern zur Verteidigung ihrer Gebiete. Sie können in Basel besser wissen, in welcher Lage alle Stände der Eidgenossenschaft sind. Ich glaube, jetzt oder nie ist es Zeit, sich [an Frankreich] anzuschließen. Es ist erbärmlich, dass sie nicht besser für ihr Eingangstor sorgen, ich meine Konstanz. So ist wohl zu fürchten, dass sie erst klug werden nach einem rechten Unglücksschlag oder eher nach den Schlägen, die sie bekommen werden. – –

Genf, 6. Dezember 1547.
Ihr Diener und ergebener Bruder
Johann Calvin.

Calvin, Jean – An Herrn de Falais in Basel.

 

Weggelassen ist eine Bemerkung über den Druck der Apologie.

Warnung vor übertreibenden Gerüchten.

– – Wir haben hier ein wenig Unruhe von denen, die für unsere Ruhe sorgen sollten. Doch hoffe ich, es werde in Bälde gut ausgehen zur Freude derer, die wollen, dass Gott die Ehre gegeben wird. Aber während unsere Brüder verfolgt werden von offenen Feinden, werden wir unsrerseits bedrängt von den eigenen Hausgenossen. Ein Gutes hat es doch, da alles zu unserm Besten dienen muss, nämlich wenn wir wohl gelehrt sind, es so zu nehmen. Wie ich Ihnen schon früher schrieb: seien Sie um nichts in Sorge, was darüber geredet wird, sondern halten sie alles für Lüge, bis Sie von uns gehört haben, wie es damit steht.

Ich empfehle mich, Monsieur, Ihrer und Ihrer Frau Gemahlin Gewogenheit ergebenst, sowie Ihrer ganzen lieben Begleitung, und bitte den lieben Gott, Sie in seiner Hut zu halten, Sie zu führen durch seinen Geist und Ihnen zu senden, was Ihnen nützlich ist.

Den 19. November 1547.
Ihr Diener und ergebener Bruder
Johann Calvin.

Calvin, Jean – An Herrn de Falais in Balsel.

Weggelassen sind einige Mitteilungen über den Refugianten Francois Perrucel, früher Novizenmeister der Barfüßer in Paris, und über den Druck der Schutzschrift für de Falais.

Vom Evangelium unter dem Kreuz. Von den Genfer Kämpfen.

– – Wir haben keine Nachrichten aus Deutschland seit der Gefangennahme des Landgrafen, der so den verdienten Lohn für seine Feigheit empfangen hat. Da die Sachen so stehen, so erkenne ich daraus, dass unser Herr uns das triumphierende Evangelium ganz nehmen und uns zwingen will, zu streiten unter dem Kreuz unseres Herrn Jesu. Aber wir wollen damit zufrieden sein, dass er tut, was ihm in erster Linie zukommt, nämlich, seine Kirche wunderbar beschützt durch seine Kraft ohne Hilfe durch Menschenhand. Die Prüfung ist hart, das muss ich gestehen, aber unsere Väter haben ebenso harte Prüfungen erduldet und sind trotzdem standhaft geblieben, und ihre Festigkeit war nicht umsonst für sie. Da heißts eben das Sprichwort anwenden: Hoffen wir, so werden wir sehen! Ja noch mehr, wir dürfen uns nicht einmal wundern, dass Gott uns so schwer heimgesucht hat, angesichts unseres Lebens. Aber, wie Sie sagen, die, die noch nicht betroffen sind, sollen sich das Beispiel zu Herzen nehmen und sich demütigen, damit sie dadurch der Hand des Richters zuvorkommen. Es war eine Unachtsamkeit der hiesigen Kaufleute, dass sie mich ihre Abreise nicht wissen ließen. Ich gebe trotzdem die Hoffnung nicht auf, durch Sie Nachricht von Ihnen zu erhalten. Ich weiß nicht, ob das Gerücht von unsern Unruhen schon bis Basel gedrungen ist, denn in der Umgegend redet man so laut davon, als ob wir verloren wären. Besonders sagt man mich immer wieder tot oder eigentlich ersäuft. Aber bis jetzt spüre ich nichts davon. Hier in der Stadt sehen wir nicht den hundertsten Teil von dem, was draußen geschwatzt wird. Es gab wohl einiges Murren und Drohen von ausschweifenden Leuten, die die Züchtigung nicht ertragen. Sogar die Frau des Mannes, der Sie hätte besuchen sollen und der Ihnen dann von Bern aus schrieb, hat sich recht übermütig aufgelehnt. Aber sie hat sich aufs Land davonmachen müssen, da es in der Stadt für sie nicht mehr gut sein war. Die andern senken nun den Kopf, statt die Hörner zu heben. Einer ist in Gefahr, eine teure Zeche zahlen zu müssen. Ich weiß nicht, ob er mit dem Leben davonkommt. Es scheint den jungen Leuten, ich unterdrücke sie zu sehr. Aber wenn man ihnen den Zügel nicht straff hielte, wärs zum Erbarmen. So muss man für ihr eignes Wohl sorgen, so ungern sie es haben. Ich empfehle mich, Monsieur, ergebenst Ihrer und Ihrer Frau Gemahlin Gewogenheit und bitte den lieben Gott, Sie stets in seiner Hut zu behalten, Sie zu stärken durch seinen heiligen Geist zum Widerstand gegen alle Versuchungen und Sie in allem wachsen zu lassen zu seiner Ehre. Und da für Ihre Frau Gemahlin die schwere Stunde naht, so wollen wir dran denken, für ihre glückliche Entbindung zu beten. Meine Frau lässt sich Ihnen beiden auch ergebenst empfehlen.

Den 14. Juli.
Ihr Diener und ergebener Bruder
Johann Calvin.

Calvin, Jean – An Herrn de Falais in Basel.

Jean Bude, Sohn des Humanisten Guillaume Bude, kam als Refugiant mit seiner Mutter und seinem Bruder Louis 1547 nach Genf.

Allerlei Nachrichten.

Monseigneur, ich habe Ihnen gerade nichts zu schreiben, als dass der Überbringer dieses Briefes ein Sohn des verstorbenen Herrn Bude ist; wenn Sie ihn kennen lernen, so werden Sie ihn sowohl geartet finden, dass Sie ihn wert halten werden der Liebe aller, die Gott lieben, auch wenn er nicht schon durch die Erinnerung an seinen Vater empfohlen wäre. Er gehört nicht zu denen, die etwas vorstellen und scheinen wollen. Aber eben deshalb schätze ich ihn umso mehr, und auch Sie werden es tun. Er hat die Absicht, Basel und Straßburg anzusehen und dann, ohne sich lang dort aufzuhalten, wieder hierher zu kommen. Trotzdem habe ich ihm geraten, sich gut davon zu überzeugen, ob die Wege sicher sind, ehe er weiterreist, und er hat mir versprochen, es zu tun. Denn es wäre nicht recht, sich ohne Not in Gefahr zu begeben. Ich denke, schon ehe er nach Basel kommt, werden Sie nicht mehr am Überlegen sein in Betreff des Herrn de Pare. Denn der Aufschub, den er wünscht, ist nicht dazu angetan, einem die Sache sicher zu machen; ich vermute wirklich, dass das eine Vorsichtsmaßregel seiner Angehörigen ist, die denken, er werde unterdessen seine Absicht schon ändern, da sie ja seinen Charakter kennen.

Wir sind hier sehr verwundert, keine sichere Nachricht zu haben. Man merkt daran die Unordnung, die in Deutschland herrscht, und die erbarmenswerte Lage. Hätte man nur ein bisschen Verstand, so hätte man für seine Angelegenheiten gesorgt, ehe man das wusste, was man erst drei Tage nach der Niederlage wissen konnte. Aber wie heißts: Ohne den Herrn gibt’s weder Rat noch Stärke. Und von ihm sind sie eben verlassen.

Ich hoffe, mit dem nächsten Boten zu erfahren, was Sie mit unserm Stadthauptmann abgemacht haben.

Zum Schluss, Monsieur, empfehle ich mich Ihrer und Ihrer Frau Gemahlin Gewogenheit, richte Ihnen dieselbe Empfehlung von meiner Frau und den andern aus und bitte den lieben Gott, er wolle Sie stets bewahren in seiner Hut, Sie mit seinem Geiste lenken, Sie stärken gegen alles Ärgernis und alles Leid, und gleichermaßen Ihr ganzes Haus. Da ich eben keine Muße habe, den Damen zu schreiben, bitte ich Sie, mich allein dreien herzlich empfehlen zu wollen.

Genf, 4. Juni 1547.
Ihr Diener und ergebener Bruder
Johann Calvin.

Calvin, Jean – An Herrn de Falais in Basel.

Stadthauptmann Perrin reiste über Basel nach Paris als Genfer Gesandter zur Beglückwünschung des neuen Königs Heinrich II.; da Calvin in Verhandlungen wegen einer Wohnung für de Falais mit ihm trat, so scheint er wieder besser mit ihm gestanden zu haben. Über Herrn de Pare, den Freier Fräulein von Wilerzys, vgl. 189.

Nochmals Ratschläge für einen Hauskauf und betreffs der Heiratsgeschichte.

Monseigneur, ich hoffe, dass Ihnen diesen Brief unser Stadthauptmann überbringen wird, von dem ich das Haus für Sie mietete. Er hat im Sinn, über Basel zu reisen, um mit Ihnen darüber zu sprechen. Er machte mir zwei Vorschläge. Der erste war, Sie möchten, wenn es Ihnen so gefalle, ihm eine gewisse Summe auf bestimmte Zeit leihen, und dafür das Haus ohne Miete als Pfand haben bis zur Rückzahlung. Von den Reparaturen, die Sie zu bequemerer Einrichtung vornehmen, würde er einen Teil übernehmen. Der zweite Vorschlag ist der, es Ihnen zu verkaufen. Nun besitzt er es freilich selbst nur auf Rückkauf. Aber er verspricht, er wolle es Ihnen festhalten und sichern als einfachen Kauf. Bei diesem Vorgehen möchte er 300 Taler dafür haben. Ist es Ihre Absicht, es zu kaufen, so machen Sie mit ihm den Preis ab, so billig es eben geht. Sicher ist, dass, wenn er dafür garantiert, es Ihnen festzuhalten, er es kaum für 200 Taler geben wird. Es ist nun Ihre Sache, zwischen den beiden Vorschlägen zu wählen und mit ihm darüber abzuschließen, wenn Sie es für vorteilhaft halten. Treten Sie auf keinen Vertrag mit ihm ein, so wird, wie ich Ihnen bereits gesagt habe, das Haus wohl nicht mehr zu haben sein; Sie müssten dann also sich anderswo umsehen. Denn Sie werden es nicht anders erreichen, dass er es für Ihren Gebrauch herrichten lässt, als in der vorgeschlagenen Art. Und in der Tat, wenn Sie im Sinn haben, Ende dieses Sommers nach Genf zu kommen, so rate ich Ihnen, rasch abzuschließen, damit die Reparaturen vor Ihrer Ankunft gemacht werden und Sie so viel Aufregung und mancherlei Scherereien vermeiden. Ich glaube, der Plan, den ich Ihnen dafür gemacht, würde Ihnen wohl gefallen und es wäre so Ihre Abwesenheit kein Hindernis, und Sie sind dann froh, wenns gemacht ist. Perrin meint, es brauche nicht viel Reparaturen; aber ich schätze, es werde doch nicht unter 40 Talern zu machen sein. Deshalb schiene mir der Kauf vorteilhafter; besonders wenn Sie ihn zu 200 Talern abschließen könnten und er die Garantie für dauernde Gültigkeit übernähme. Ich wünsche, Sie erreichen etwas, das zu Ihrem Vorteil ist.

Herr de Pare kam gestern Abend hier an und besuchte mich gegen neun Uhr. Weil es schon etwas spät war, so hatten wir kaum Muße, miteinander zu reden, so dass ich noch nicht weiß, wie es mit seiner Sache steht. Nachdem ich mit Herrn Maldonade gesprochen, bin ich der Meinung, Sie klären das Mädchen nur über den natürlichen Charakter des Freiers auf, ohne ihr von dem Schaden zu sprechen, den er sich zugezogen hat; denn davon könnte man nachher noch reden. Ich würde ihr nur etwa sagen: Er schläft nicht viel; er ist etwas leichtsinnig, so muss man sich wohl vor einiger Gefahr fürchten, wenn man seine Art kennt. Prüfe dich, ob du es tragen könntest, wenn Gott dich so heimsuchte. Das würde meines Erachtens genügen. Je nachdem Sie dann merken, ob sie noch dazu geneigt ist, können Sie dann in dieser heiklen Sache noch mehr tun. Wir haben Nachricht erhalten von dem Urteil [über Poulain] und er rühmt sich noch damit, obwohl er zugleich sich über die Richter beklagt. Gott gebe ihm bessern Verstand! Ich empfehle mich, Monsieur, ergebenst Ihrer und Ihrer Frau Gemahlin Gewogenheit, richte Ihnen Empfehlungen von des Gallars und meiner Frau aus und bitte den lieben Gott, Sie in seiner Hut zu halten allezeit, Sie zu leiten und zu führen, und Ihnen die Gnade zu verleihen, ihn stets zu verherrlichen.

Die Notiz über den Überbringer dieses Briefes genügt wohl. Ich weiß nicht, ob er noch andere Begleitung bei sich hat; denn er ist sehr eilig abgereist, so dass er, ohne nochmals mit mir gesprochen zu haben, heute Morgen gestiefelt und gespornt zu mir kam, um sich zu verabschieden. Das ist auch der Grund, dass ich mit Maldonade nicht mehr sprechen konnte; denn er ging gestern Abend nach Tournay, um dort zu übernachten. Deshalb kann ich auch keine Empfehlung von ihm ausrichten.

Genf, 26. Mai.
Ihr Diener und ergebener Bruder
Johann Calvin.

Calvin, Jean – An Herrn des Falais in Basel.

Am 24. April hatte Karl V. bei Mühlberg die Evangelischen geschlagen und Johann Friedrich von Sachsen gefangen genommen.

Nach der Schlacht bei Mühlberg.

Monseigneur, da Ihr Befinden es nicht erlaubt hat [nach Genf] zu kommen, wie wir hofften, so muss es genug sein, dass Gott Ihnen die Gnade verleiht, dass Sie in Basel sich wohl befinden. Denn, wenn ich schon wünschte, bei Ihnen zu sein, so ziehe ich doch vor, was Ihnen besser ist. Was den Mann angeht, von dem Ihnen Maldonade gesprochen hat, so habe ich mich, außer dem, was ich von der Zeit seines Hierseins wusste, noch bei seinem frühern Herrn, des Gallars, erkundigt, und er hat mir gesagt, er habe ihn als durchaus ehrlich und brauchbar erfunden. Freilich meinte er, er sei nicht fähig, wichtigere Geschäfte ohne vorherige Instruktion und Anleitung duchzuführen; aber was man ihm befehle, das bringe er tadellos fertig, ja sogar mit großer Aufmerksamkeit. Wegen des ersten Fehlers schätze ich ihn nicht weniger. Denn ein bescheidener, ruhiger Mensch ist mehr wert, als einer mit allzu großer und kühner Unternehmungslust. Entschließen Sie sich nun, nach den Erfordernissen Ihrer Geschäfte, damit ihn Herr d´ Albiac kommen lassen kann und Sie so nicht mehr zu lange unversehen bleiben. Im Übrigen hoffe ich, dass Gott Sie von der ärgerlichen Geschichte befreit hat, in der Sie der Narr [Poulain] so lange aufgehalten hat. So haben Sie wohl nun Ruhe in Bezug auf Ihr Haus.

Wir sind noch gespannt auf Nachrichten über die allgemeine Lage der Kirche. Will Gott uns so hart heimsuchen, dass er dem Tyrannen, der nur darnach trachtet, alles zu zerstören, freien Lauf lässt, so müssen wir uns auf das Leiden ganz gefasst machen. Da ja der, in dessen Dienst wir stehen, herrscht inmitten der Feinde [Psalm 110, 2], so müssen wir uns gedulden und uns trösten mit der Hoffnung auf das, was nachher kommt: Er zerschmeißt seine Feinde. Aber ich hoffe doch noch, dass er Vorsorge trifft gegen diese großen Unruhen und Nachsicht hat mit unserer Schwachheit und die Frechheit derer zügelt, die vorzeitig triumphieren, nämlich über ihn.

Monsieur, ich empfehle mich ergebenst Ihrer und Ihrer Frau Gemahlin Gunst, richte Ihnen beiden auch die Empfehlungen meiner Frau aus und bitte den lieben Gott, er möge Sie allzeit führen, über Sie wachen und Sie reich werden lassen in allen seinen Heilsgütern. Auf das, was mir Herr Maldonade gesagt hat, über die Einrichtung einer [Refugianten-]Gemeinde in Basel, trete ich nicht ein. Denn ich wüsste dazu nichts zu sagen, als dass ich wünschte, es möchte bald geschehen.

Genf, 18. Mai.
Ihr Diener und ergebener Bruder
Johann Calvin

Calvin, Jean – An Herrn de Falais in Basel.

Bernhard Meyer ist ein Bruder des Basler Bürgermeisters Jakob Meyer und selbst Ratsherr.

Wieder über Poulain.

Monseigneur, ich habe an Mykonius geschrieben, wie Sie aus der Kopie sehen, die ich Ihnen sende. Das schien mir genügend, da die Richter meine Absicht eher verstehen, wenn er es mündlich ausrichtet, und es wird auch von größerer Wirkung sein, wenn ich meinerseits nicht so heftig vorgehe und mich durch einen Brief an die Richter einmische, als ob ich der Sache zu viel Bedeutung beimäße. Ich glaube, unser Bruder, Mag. Pierre Viret, wird ebenso an Bernhard Meyer schreiben, wie ich ihm aufgetragen habe. Wenns nötig wird, so gibt Poulain auch in dem Brief an mich einen Beweis seiner Unehrlichkeit. Denn nachdem er mich im Januar noch gebeten hat, für ihn eintreten zu wollen in seiner Werbung um die Merne, so schreibt er jetzt, die Wilerzy habe ihn seit vielen Monaten geliebt und sogar ihn eher zum Mann haben wollen, als dass sie von ihm begehrt worden sei. Wie stimmt das zusammen? Außer etwa, dass er beide miteinander haben wollte. Aber die Hauptsache ist, dass man allen seine Ränken die Spitze abbricht, da sie ja nicht wert sind, dass man darauf hört. Und ich kann mir wirklich nicht denken, dass die Richter nicht bald Schluss machen.

So empfehle ich mich, Monsieur, von Herzen Ihrer und Ihrer Frau Gemahlin Gunst, ohne die drei andern Damen zu vergessen, und bitte den lieben Gott, Sie in seiner Hut zu bewahren, Sie in der Geduld zu stärken, Sie zu befreien von den Beleidigungen dieses aufdringlichen Menschen und Sie in gutem Wohlbefinden zu uns zu bringen.

Genf, 1. Mai.
Ihr Diener und ergebener Bruder
Johann Calvin.

Calvin, Jean – An Herrn de Falais in Basel.

De Falais hatte seine Reise bis Basel fortgesetzt, wo ihn Calvin auf seiner letzten Reise besucht hatte. Der Glückwunsch bezieht sich wohl auf die Ankunft der erwähnten Damen. Hans Kleberger, genannt der gute Deutsche, in Genf, war berühmt durch seinen Reichtum, und seine Freigebigkeit. Herr de Pare bewarb sich um die Hand einer Verwandten de Falais, Fräulein de Wilerzy. Antiochus ist Karl V., Sardanapal Franz I. Weggelassen ist ein kurzer unverständlicher Abschnitt.

Ratschläge für die Übersiedlung nach Genf. Warnung vor einem gefährlichen Freier.

Monseigneur, als ich Ihren Brief durch Monsieur de la Riviere erhielt, fürchtete ich, der andere, den sie darin erwähnten, sei verloren gegangen. Seither wurde er mir aber gebracht. In bezug darauf danke ich Gott, dass er Ihre Freude und Befriedigung so gemehrt hat. Ich habe kurz an ihre drei Begleiterinnen miteinander geschrieben, um sie willkommen zu heißen. Ob uns wohl Gott einmal die Wohltat erweist, dass die Damen keine Briefe mehr von mir brauchen? Wenn nicht, so will ich mich ein andermal ihnen etwas freigebiger in Briefpapier erweisen.

Was Sie selbst angeht, so habe ich mich Ihrem Auftrag gemäß seit meiner Rückkehr nach einer passenden Wohnung für Sie umgesehen. Im Haus Klebergers wären Sie zu weit weg von den Nachbarn, die Sie wünschen. Freilich hätte ich längst schon es gerne für mich gehabt, um mich dort ungestört aufhalten zu können, wenn ich Muße brauche. Man hat mir auch darüber Bescheid geben wollen, aber ich habe noch nichts erhalten. Hätte ich es in Händen, wie man mich hat hoffen lassen, so wissen Sie, dass es Ihnen zu Gebot stünde. In unsrer Nähe konnte ich kein Haus mit Garten finden, das besser für Sie passte als eins, dass ich jetzt gemietet habe. Nicht, dass mich die Wohnung ganz befriedigte, aber mangels einer andern musste ich sie nehmen. Sie haben vorn hinaus einen mittelgroßen Garten und einen ziemlich geräumigen Hof, hinten hinaus auch einen Garten. Ein großer Saal darin hat eine so schöne Aussicht, wie Sie sich nur wünschen können für den Sommer. Die Zimmer sehen nicht so erfreulich aus, wie ich wünschte. Aber vielleicht findet man noch ein Mittel, sie recht herzurichten, wenn Sie erst einmal hier sind. Den Saal ausgenommen, hätte man Häuser von besserm Material und bequemerer Bauart finden können, aber es wäre kein Garten dabei gewesen, und ich merke, das ist etwas, was Sie vor allem wünschen. Wie es nun auch ist, so beträgt der Mietzins doch 12 Taler. Wenn Sie es sehen und zu teuer finden, so werde ich mich eben damit entschuldigen, ich sei kein solcher Haushalter, der andrer Leute Börse weniger schone als seine eigene. Ich habe mich so beeilt, damit abzuschließen, bloß des Gartens wegen. Wenn das Klima Sie in Basel angreift, so glaube ich, währe Ihnen das hiesige in einem Monat so passend wie später, wenn nämlich die Luft so lind ist, wie sie der Jahreszeit entsprechend sein sollte. Für den Umzug wage ichs, obwohl mein Bruder gegenwärtig nicht gerade hier ist, Ihnen doch in seinem Namen das Versprechen zu geben, dass er Ihnen dabei gern behilflich sein wird. Er hat ja auch diesen Weg schon so oft gemacht, dass er ihn wohl gut genug kennen muss. Dazu kommt, dass er ja auch mit Schiffsleuten zu tun hat. Ich denke, Sie erinnern sich, dass ich meinte, es würde Ihnen eine Erfrischung sein, einen Teil des Weges zu Wasser zurückzulegen. In Erwartung Ihres endgültigen Entschlusses, wollen wir in aller Stille ansäen und die Hecken schneiden lassen. – – Was Monsieur de Pare angeht, falls er etwa direkt zu Ihnen gekommen sein und dazu etwa Nachrichten gebracht haben sollte, die ihn in seiner Sache weiter brächten, so haben Sie ja in Basel Monsieur d´ Albiac, der der Sie besser über ihn unterrichten kann, als es Maldonade hätte tun können, weil er sehr gut bekannt mit ihm war. Jedenfalls wird’s gut sein, sorgfältig nachzuforschen. Denn ich fürchte, er hat durch seine Jugendtorheiten eine Krankheit bekommen, wie sie heute viele haben. Ich teile Ihnen meine Befürchtung vertraulich mit, da ich in dieser Hinsicht lieber etwas zu weit gehen will, als etwas verheimlichen, so lang es noch Zeit ist. Sie werden nun fragen, weshalb ich es so lange hinausgeschoben habe. Eben weil die Vermutungen, die ich darüber habe, mir erst seither gekommen sind. Einfacher wäre es ja freilich gewesen, die Sache mit Ihnen mündlich zu besprechen, wenn ich damals schon eine Ahnung davon gehabt hätte wie jetzt. Ich lege es Ihnen vor, damit Sie darauf achten können. Denn ich möchte nicht den Vorwurf auf mich laden, – ich sage nicht nur vor den Leuten, sondern auch vor Gott, – dass dem Mädchen irgendwie ein Unrecht geschähe durch mein Schweigen. Ich weiß wohl, dass das Übel so gemein und verbreitet ist, dass viele darum keine Schwierigkeiten machen. Aber ich vermute, Sie denken darin ebenso streng wie ich.

Zum Schluss, Monsieur, empfehle ich mich Ihrem und Ihrer Frau Gemahlin Wohlwollen und bitte den lieben Gott, Sie zu bewahren in seinem Schutz, der die Hauptsache ist in unserm Leben in dieser wie in der zukünftigen Welt. Ich meine, er möge Sie, wie bisher, immer spüren lassen, dass Sie unter seiner Leitung stehen. Alle Bekannten, die Ihnen nicht persönlich schreiben, lassen sich ergebenst Ihrem und Ihrer Frau Gemahlin Wohlwollen empfehlen.

Den 25. Februar 1547.
Ihr Diener und ergebener Bruder
Johannes Calvin.

Der Überbringer dieses Briefes, Monsieur, ist ein Gesandter unserer Stadt. Es sind ihrer zwei, die nach Basel reisen. Weshalb, weiß ich nicht, d. h. wohl in Privatangelegenheiten, die sie miteinander zu erledigen haben. Ich wollte Sie davon in Kenntnis setzen, nur weil ich dachte, es könnte Ihnen unlieb sein, wenn Sie davon nicht gehört hätten. Denn wenn Ihre Lage es mit sich bringt, dass Sie sich entschließen, nach Genf zu kommen, so ist Ihnen vielleicht dienlich, davon zu wissen. Nicht als ob es große Umstände brauchte (wir haben ja davon gesprochen), sondern nur, damit unsere Obrigkeit nicht meint, man habe sie verächtlich übergangen, besonders wenn Sie dann hierher kommen. Ich rede nach Landesbrauch. Gibt’s gute Nachrichten, so werden die Gesandten sie uns hoffentlich bringen. Aber es ist nötig, dass Gott uns wieder demütigt, woher es auch komme. Freilich hoffe ich, Antiochus, unser Bedrücker, wird jetzt so bedrängt sein, dass er nicht mehr an seine Gicht an Händen und Füßen denkt, weil er es am ganzen Leibe spürt. Seinen Gesellen Sardanapal behüte Gott gleicher Weise. Denn sie beide verdienen es, dass ihnen mit gleichem Maß gemessen wird.