Katharina von Bora an Christian von Dänemark

6.10.1550

Gottes Gnade durch seinen eingebornen Sohn Jesum Christum, unsern Heiland und wahrhaftigen Helfer, zuvor. Durchlauchtigster, Großmächtigster, Gnädigster König und Herr. Eure Königl. Majestät bitte ich in Unterthänigkeit, meine Schrift gnädiglich anzunehmen, in Betrachtung, dass ich eine arme Wittfrau binn und dass mein lieber Herr, Doctor Martinus Luther seliger Gedächtniss, der Christenheit treulich gedienet hat, und insonderheit sich aller Gnaden zu Eurer Königl. Majestät, meinem lieben Herrn, jährlich etliche Jahre eine gnädige Hülfe gethan mit funfzig Thalern, dafür ich Eure Königl. Majestät unterthäniglich danke und für Eure Königl. Majestät Gott fleißig anrufe. Nachdem aber ich und meine Kinder jetzund weniger Hülfe haben und die Unruhen dieser Zeit viel Beschwerungen bringet: bitte ich Eure Königl. Majestät in Unterthänigkeit, Eure Königl. Majestät wollen mir solche Hülfe gnädiglich auch hinfüro verordnen; denn ich zweifele nicht, Eure Königl. Majestät hat meines lieben Herrn große Last und Arbeit nicht vergessen. So ist auch Eure Königl. Majestät der einige König auf Erden, zu dem wir arme Christen Zuflucht haben mögen und wird Gott, ohne Zweifel, Eure Königl. Majestät von wegen solcher Wohlthaten, die den armen Christlichen Prädicanten und ihren armen Wittfrauen und Waysen erzeigt worden, besondere Gaben und Segen geben, darum ich auch treulich und ernstlich bitten will, der Allmächtige Gott wolle Eure Königl. Majestät und junge Herrschaft gnädiglich bewahren. Datum Wittenb. am 6. Tag Octsbr. Anno 1550

Die Geschichte Catharina’s von Bora
Wilhelm Beste
Halle, 1843
Verlag von Richard Mühlmann

Katharina von Bora an Christian von Dänemark

Gnad und Fried von Gott dem Vater durch sein eingebornen Suhn Christum Jesum.

Durchlauchtigster, großmächtigster Konig, gnädigster Herr, E. K. M. sey mein andächtig Gebet gegen Gott den Herrn vor E. K. M. und aller der Ihren wohlfahrt und glückselig Regiment allzeit mit hohem Fleiß zuvoran bereitet. Gnädigster Herr! Nachdem ich in diesem Jahre viele große und schwere Bekümmerniß und Herzenleids gehabt, als da erstlich mein und meiner Kinder Elend mit Absterben, jedoch seliger und christlicher Heimfahrt zu unserm Heiland Christo Jesu, meines lieben Herrns, welchs Jahrzeit itzt den 18. Februarii sich nahend, angangen, darnach auch diese fährliche Kriege und die Verwüsung dieser Länder unsers lieben Vaterlandes gefolget und noch kein Ende dieses Jammers und Elends zu sehen, ist mir in solchem Bekümmerniß ein großer und hoher Trost gewesen, daß E. K. M. beide mit gnädigster Schrift und Uebersendung meiner und meiner Kinder, auch ferner E. K. M. gnädigster Erbietung Ihre gnädigste Neigung gegen mir armen verlassenen Wittfrauen und meiner armen Waisen vormeldet, welches, auch vieler andre zuvor gnädigsten erzeigten Wohlthaten halber gegen E. K. M. ich mich unterthänigst bedanke, vorhoffend, Gott der Herr, welcher sich ein Vater der Wittwen und Waisen nennet, wie ich dann täglich zu ihme bitte, werde solche E. K. M. reichlichen belohnen, in welches gnädigen Schutz und Schirm E. K. M. und Ihre Gemahel, meine gnädigste Frau Königin, und die ganze junge Herrschaft sammt Ihren Landen und Leuten hiemit und allezeit fleißig thue befehlen.

Geben zu Magdeburgk, den 9. Februarii Annoi M. D. XLVII.

E. K. M.
gehorsame
Katharina Lutherin,
seliger Gedächtniß Doctoris Martini Luther’s verlaßne Wittfrau.

Beilage

Gnädigster Herr! Nachdem ich erfahren, was vor gnädigste und christliche Neigung E. K. M. gegen den Theologen der Universität zu Witenberg tragen und mein lieber Herr seliger Gedächtniß Doctor Georgen Maior stets nun über zwanzig Jahre als sein Suhne gehalten und lieb gehabt, welcher zu dieser Zeit allhie bei mir im Elend sammt zehen lebendigen Kindern, will E. K. M. gedachten Doctor ich auch unterthänigst befohlen haben, bittend E. K. M. wollen es solchem kein ungnädigst Gefallen tragen, dann Theologi je mit Weib und Kindern, sonderlichen zu diesen jämmerlichen Zeiten, betteln müssen, wie ich schier selbs erfahre, da sie nicht von Fürsten und Herrn ihre Errettung und Unterhaltung haben werden.

Katharina Luther, geborene von Bora
Moritz Meurer.
Dresden, bei Justus Naumann.
1854

Katharina Luther an Christiana von Bora

Gnad‘ und Fried‘ von Gott, dem Vater unseres lieben Herrn Jesu Christi, freundliche liebe Schwester! Daß Ihr ein herzlich Mitleiden mit mir und meinen armen Kindern tragt, glaub‘ ich leichtlich. Denn wer wollt‘ nicht billig betrübt und bekümmert sein um einen solchen teuren Mann, als mein lieber Herr gewesen ist, der nicht allein einer Stadt oder einem einzigen Land, sondern der ganzen Welt viel gedienet hat?

Derhalben bin ich wahrlich so sehr betrübt, daß ich mein großes Herzeleid keinem Menschen sagen kann, und weiß nicht, wie mir zu Sinn und zu Mut ist. Ich kann weder essen noch trinken. Auch dazu nicht schlafen. Und wenn ich hätt‘ ein Fürstentum oder Kaisertum gehabt, sollt‘ mir so leid nimmermehr geschehen sein, so ich’s verloren hätt‘, als nun unser lieber Herr Gott mir, und nicht allein mir, sondern der ganzen Welt, diesen lieben und teuren Mann genommen hat. Wenn ich daran gedenk‘, so kann ich vor Leid und Weinen (so Gott wohl weiß) weder reden noch schreiben. Wie Ihr leichtlich selbst, liebe Schwester, zu ermessen habt. Damit Gott befohlen!

Katharina,

des Herrn Doktor Martinus Luther nachgelassene Wittib.

Catharina Luther an Hans von Taubenheym, Landrentmeister, 28.4.1539

Gnad vnd fride yn Christo zuuor, gestrenger, ernuester, lieber herr geuatter. Euch ist wol wissentlich, wie E. g. vngeferlich fur dreyen jaren gebeten, dass myr das gut Booß myt seynen zugehorungen vmb eynen gewonlichen zynß zu meyner teglichen hawßhaltung wie eynem andern mochte gelassen werden, als denn auch meyn lieber herr bey doctor Brug diselbige zeyt deshalben hat angeregt; ist aber dasselbig mal vorblieben, dass ichs mecht bekommen, vylleycht das doselbst nicht loß ist geweßen von seynem herrn, der es vmb den zynß hat ynnen gehabt. Ich byn aber vnterrichtet, wie der kruger von Brato, welcher es dyße zeyt ynnengehabt, soll iczund solch gut loßgeschrieben haben, wo solchs also were, ist meine freuntliche bytte an Euch als mynen lieben geuattern, wollt myr zw solchem gut fodderlich seyn vmb denselbigen zynß, ßo eyn ander gybt, wyll ichs von herczen gerne annehmen vnd die zynße deglich an zwen orth vberychen. Bitte gancz freuntlich, e. g. wolde myr Ewer gemueth wyderschreyben vnd das beste rathen yn dypem fall vnd anzceygen, wo ich etwas hyrin vnbyllichs begert vnd woldet denen nicht stad geben myt yrem argkwone, alß ßolde ich solchs gut fur mich odder meyne kinder erblich begeren, welche gedanken yn meyn hercz nie kommen synd. Hoffe zu gott, er werde meynen kindern, ßo sie leben vnd sich fromlich vnd ehrlich halten wurden, wol erbe beschern, bytte alleyne, dass das myrs ein jar odder zwey vmb eynen zymlichen geburlichen zynß mochte gelassen werden, damyt ich meyne haußhaltunb vnd vyhe deste bekemer erhalten mochte, weyl man alles alhier vfs tewerst kewfen muß vnd myr solcher ort, der nahegelegen, ßehr nuczlich seyn mochte. Ich habe meynen lieben herrn iczt yn dyßer sachen nicht wollen beschweren, an Euch zuschreyben, der sunst vyl zu schaffen, ist auch on noth, dass E. g. solchs meyn antragen ferrer an ymandes odder an m. gsten herrn wolde gelangen lassen, ßunder ßo Ir solche myne bytte fur byllich erkennet, dass Irs myt dem schosßer zw Seyda bestellen wolt, dass myr solch gut vmb eynen geburlichen zynß wie eynem andern mochte eyngethan werden. Domyt seyet gott bepholen. Gegeben zu Wyttembergk, Montag nach Jubilate ym 1539. jhare.
Catherina Lutherynn

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866