Rhegius, Urbanus – An Joist, Graf zu Hoya.

11. Mai 1541

Dem edlen wolgebornen herrn Joisten, graven zur Hoye und Bruechhusen, minem in sonders gnedigen herrn und patron zur aigen hand.

Jesum Christum unser einige fromkheit!

Edler, wolgeborner gnediger herr! Ich hab euer gnaden brief empfangen und vermerckt, das der böse geist dem evangelio sein lauf zu Lembgo gern verhinderte durch gezenck der prediger; das ist mir leid und wolt warlich selbs personlich gern daselbs alle sachen verhören und componieren. Es würde mich auch zu solchem gutem werck min gnediger herr und fürst, Christo zu ehren, gern fordern; aber es sind so vil gescheft ietz uf minem hals, das miner vier kaum ußrichten möchten, und bin all stund gewertig, wenn ich gen Regenspurg beruft werd uf den reichstag. Denn einmal bin ich schon beruft; aber min husfrau was mit tödlicher kranckheit behaft, daqs ich sie und so vil kind nit kond verlassen. Nu es besser worden ist, meint min g. herr noch, ich mueß gen Regenspurg. Aber domit dennocht denen von Lembgo und der ritterschaft der grafschaft von der Lippe geident werde hab ich inen geraten, das die prediger, Jo. Montanus, dem ich wol kenn, und sein gegenpart, ire artikel und controversion mit irem grund ufschriben, mir zusenden. So will ichs mit höchstem vleis lesen und meinen, ja der schrift ßentents und urteil on verzug denen von Lembgo zuschreiben. Der heilloß buchdrucker zu Madenburg hat min exemplar noch bey sich und wills nit herusgeben. So will ich das min wider lassen abschriben und in druck geben. Euer gnaden sein gott ewiglich befolehn! In grosser eyl.

Zu Zell am 11. tag Maij.

E. g. williger diener\\
D. Urbanus Rhegius

Quelle:
Briefwechsel des Antonius Corvinus.
Paul Tschackert.
Hannover und Leipzig
Hahn’sche Buchhandlung.
1900

Urbanus Rhegius an den Rat der Stadt Hamburg

Den Ersamen wisen Bürgermeistern und Rathherren der Statt Hamborg, minen insonders günstigen lieben Herren.

Gottes Huld in Christo. Amen.

Ersamen wisen Christliken lieben Herren, als bald verschiner Zeit vor Ostern min gn. Herr wider zu Hus kam, erlangt ich bei sin fürstlichen Gnaden ein gnädiges Urlob, und gleich am selbigen Tag ermanten mich die von Lüneburg meines Zusagens vor einem Jar gethan. Ud trug sich zwischen minen g. Herren, denen von Lüneburg und mir also zu, das ich füglich mit mins g. Hern Willen gen Lüneburg mochte ziehen, und kund es mit keinem Glimpf umgehen. Und danke also Ew. ersamen Wißheit mit hohen Vlis des christlichen Berufs mit erbietung, wo es sich begebe das E. Wißheit mines Raths und Vlis in der Christlichen Glaubens Sachen bedurfte, jetzt oder in künftiger Zeit, so wil ich in solchem E. Wißheit mit allem das mir Gott verliehen hatt, gutwillig mit rathen und schreiben dienen. Gott wolle E. Wißheit und die ganze Statt Hamburg bei rechter Leer und warem Glauben allweg behalten und bewaren. Amen. Datum Lüneburg 2. Aprilis An. 32.

E. E. Wißheit williger
D. Urbanus Rhegius
Superintendens zu Lüneburg

Zeitschrift des Vereines für hamburgische Geschichte.
Zweiter Band
Hamburg, bei Johann August Meißner.
1847

Urbanus Rhegius an den Rat der Stadt Hamburg

Denen Ersamen Fürsichtigen Bürgermeistern und Rathsherren der Stad Hamburg, minen früntlichen lieben Herren.

Gnad und Fried in Christo.

Ersamen wisen früntlichen lieben Herren, als ich zum Nechsten E. Wißheit vorhieße miner Vocation halber mit minem gn. Herrn ohne Verzug zu handeln, hat sich mitler Weil zugetragen allerlei Hinderung, das ich nicht habe Fug gehabt min Fürnemen zu volbringen. Dan es ist durch Gottes Willen minem g. Herrn sein lieber Vater gestorben und also minem g. Herrn wichtige Geschefft zugestanden, das er verritten ist, und noch nicht zu Hus kommen. Aber sobald er zu Hus komt, will ich min sach also schicken, das ich E. Wißheit mög noe witem Verzug ein richtige Antwort schicken, damit E. Wißheit kein eignen Boten mer zu mir senden müssen. Es kan E. Wißheit selbs ermessen, daß sölch Ding nit kan übereilt werden. Gottes Gnad wolle E. Wißheit in allen Guten bewarn. In Yl zu Zelle am 1 Martii an. 32.

E. E. W. williger
D. Urbanur Rhegius

Zeitschrift des Vereines für hamburgische Geschichte.
Zweiter Band
Hamburg, bei Johann August Meißner.
1847

Urbanus Rhegius an Rat und Bürgermeister der Stadt Hamburg

19.2.1532

Den Ersamen fürsichtigen Bürgermeistern und Rathherren der Stadt Hamborg, minen früntlichen lieben und gepietenden Herren.

Ewige Huld Gottes in Christo.

Ersamen fürsichtigen früntlichen lieben Herren. Ich hab E. E. Wißheit Brieffe mit gepeurlicher reuerentz empfangen und danke ew. Ersam. Wißheit gar vlissig des christlichen Berufs zum Predigampt in die löbliche Statt Hamborg, darynnen ich das Euangelium Gottes mit höchstem Ernst zu verkunden und superattendiren und E. Wißheit zu allem Guten zu dienen ganz willig were, wo ich uf ditzmal von andern Diensten frei ledig were. Ich bin aber noch in meines g. Herrn Herzog Ernsts Dienst, des er mich ungern erlesst, und wo Er mich meines Diensts mit Gnaden erlassen wird, bin ich gen Lüneburg berueft aldo zu Superattendiren und die heilig Schrift zu lesen. Wan aber min g. Herr mich zu den Lüneburgischen nit wolt mit gnaden ziehen lassen, und sich also desselbigen halb der Beruf gen Lüneburg nicht wollte schicken nach ihrem Willen, so wolt ich sölchs E. Wißheit ohne verzug bei einem eigenen Botten zuschreiben und wissen lassen. Derhalb wie ich noch zur zeit nit kann E. Wißheit Dienst verheißen, also will ich auch nichts entlich abgeschlagen haben, sondern noch bei minen gn. Herrn umb ein frei Urlob bewerben, und nach dem solchs dermassen erlangt würde, daß der Lüneburgische Beruff nit wolt Fürgang haben, wil ich E. Wißheit gude underthenige antwort zuschriben. Mitlerweil und alle Zeit entbeut ich mich E. Wißheit und der ganzen Stadt Hamborg mit allem, das mit Gott verliehen hatt, guttwilliglich zu dienen. Der ewige Gott wölle E. Wißheit in waren Christlichen Glauben und E. Wißheit Gemeind in allem Gehorsamen gegen irer Oberkheit gnediglich bewaren. Amen. Datum Zell in Saxen 19 Feb. An. 32

E. E. Wißheit
williger
D. Urbanus Rhegius
Superattendent des Fürstenthums Lüneburg

Zeitschrift des Vereines für hamburgische Geschichte
Zweiter Band.
Hamburg
bei Johann August Meißner
1847

Urbanus Rhegius an einen Unbekannten

„Ich, der ich vielleicht in Beurtheilung der Wahrheit auch kein Klos bin, urtheile so: Niemand könne Luthern hassen, wenn er ihn kennt. Luthers Schriften zeigen seinen Geist an, aber wenn du den Mann selbst siehst, wenn du ihn selbst mit apostolischem Geiste über göttliche Dinge reden hörst, dann wirst du sagen: die Gegenwart übertrifft das Gerücht. Luther ist zu groß, als daß er von irgend einem Halbwisser könnte oder dürfte gerichtet werden. Siehe, welch herrliche Gnade Gottes in dem Manne ist, dessen ich mich wahrlich nicht schäme. Ich will sagen, was ich denke. Wir schreiben ja auch hin und wieder und behandeln die Schrift, ohne Prahlerei gesagt: aber mit Luther verglichen, sind wir Schüler. Dies Urtheil fließt nicht aus der Liebe, sondern vielmehr die Liebe aus dem Urtheil. Ich verachte Niemanden. Ich will mich lieber verachten lassen, als gelobt werden. Dagegen aber will ich nicht leiden, daß Luther, jeneg auserwählteste Werkzeug des heiligen Geistes, verachtet werde. Er bleibt noch wohl ein Theologus für der ganzen Welt, das weiß ich; ich kenne ihn nun bas((besser)), denn zuvor, ehe ich ihn habe selbst gesehen und gehört“.

Urbanus Rhegius an einen Unbekannten

„Als ich nach Sachsen reiste, brachte ich in Coburg einen ganzen Tag allein mit Luther, dem Manne Gottes, zu: ich habe nie in meinem Leben einen angenehmeren Tag verlebt. Denn Luther ist ein solcher und ein so großer Theologe, daß keine Jahrhunderte einen ähnlichen gehabt haben. Um so mehr verabscheue ich die Thorheit und Anmaßung der Carlstadtianer, die sich schmeicheln, als könnten sie mit Luther verglichen werden, dessen Schatten sie nicht erreichen bei aller Gelehrsamkeit, womit sie sich brüsten. Luther war mir immer groß. Aber jetzt ist er mir der größte. Denn selbst gegenwärtig, habe ich gesehen und gehört, was sich Abwesenden mit keiner Feder beschreiben läßt“.