Jakobus, Leo (Oeconomus Capellae) – An Zwingli.

Gnade und Friede von Gott. Ehrwürdiger, geliebter Herr und Bruder. Gott will alle die erhören, welche ihn von Herzen anrufen. Er hats auch an uns bezeugt. Wisset, geliebter Meister, daß es wohl und glücklich gegangen, und wir mit dem Abt sämmtlich einig wurden, das heilige Gotteswort anzunehmen und bei ihm zu sterben, sowie, daß in dieser Nacht noch die Bilder und aller Bilderdienst abgeschafft werden solle. Darum, lieber Herr und Bruder thut uns auch fernerhin so mit Rath und That wohl, und sendet uns alsbald einen geschickten Mann, der da lese und verkünde das Wort Gottes. Wir aber werden nach der Gnade, die Gott gibt, fleißig unsere Schuldigkeit thun, und den gebührenden Dank erstatten. Der Rathsbote kann euch den ganzen Hergang berichten. Gott sei Lob in Ewigkeit: Gott sei mit Euch. Am Montag nach Assumtionis.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’s Verlag.) 1862

Farel, Wilhelm – An Zwingli (aus Orba).

Orba, a. 1531

Wie groß die Ernte, welches der Eifer des Volks für das Evangelium sei, dürfte Niemand leicht ausdrücken können. Gleichwie der Vater Deutschland gütig heimsuchte, so weist er auch Frankreich nicht als unwürdig ab. Doch müssen wir beweinen, daß der Arbeiter so wenige sind. Es kommen Viele herbei, die sich selbst suchen, nicht die Ehre Christi, und eilen zu lehren, bevor sie die Gründe des Glaubens gelernt haben, und wenn ich sie nicht zulasse, zürnen sie sehr. Allein es ist besser, diesen nicht zu gefallen, als Gott, und für das Volk nicht zu sorgen. Wir beriefen durch zahlreiche Briefe Gläubige, die zum Werk Gottes nicht untauglich sind. Aber die französische Ueppigkeit fesselt die Gefangenen dergestalt, daß sie lieber ohne Frucht umkommen, und schweigend unter den Tyrannen verborgen bleiben wollen, als Christum öffentlich bekennen; dieß erfuhr der fromme Bruder, Petrus Toussanus, der nun hier lebt, den Oecolampadius öfters hieher in Briefen berief, welchen wir selbst häufig noch solche beifügten. Doch ließ er sich nie bewegen, bis er von den Franzosen vertreiben sich zu dir begab. Insoweit du ihn daher als tauglich erkennst, treibe ihn an, im Weinberge des Herrn eifrig und munter zu arbeiten: er möge durch Eifer und Fleiß ersetzen, was er bei seinem langen Ruhen vorbeiließ. Ich will dich nicht mit Mehrerem hinhalten, der du mit so Schwierigem beschäftigt bist. Der Herr gebe, daß du es gewissenhaft vollführest, und gebrauche dich als seinen Diener noch länger zu seinem Ruhme.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’S Verlag.) 1862

Farel, Wilhelm – An Zwingli.

Grandisson, d. 1. Oktbr, 1531

Heil Gnade und Friede von Gott unsrem Vater. Durch dein so überaus angenehmes Schreiben gemahnt wünschte ich durch den frommen Reynard dir einen Brief zu senden; es ist mir aber noch nicht gelungen ihn kennen zu lernen, ungeachtet ich ihn wegen deiner Empfehlung und deines zuverlässigen Zeugnisses kennen zu lernen suchte.

Nun bot sich uns dieser für Maynhard an, von dem du leicht erfahren wirst, was bei den Franzosen für das Wort geschieht. Man strebt nach Frömmigkeit, aber mit welchem Eifer, weiß der Herr. Ich höre, daß man bei den Gebenneusern viel über Christus nachdenckt, und, wenn die Freiburger es gestatten, heißt es, würde das Evangelium bereitwillig angenommen werden. Die Berner wirken nicht mit dem Fleiß für die Ehre Christi, wie die Freiburger für die päpstlichen Lehren. Ich möchte nicht glauben, daß der Berner Rath einmal so ein leichtes Unrecht gegen einen Boten dulden wird, wie er ein schweres gegen das Evangelium erträgt. Den Freiburgern ist gegen die Gläubigen beinahe Alles erlaubt, unverhörter Sache werden sie in die Gefängnisse geschleppt, Andere ungestraft beleidigt. Das Recht liegt in den Waffen. Christus ordne Alles nach seinem gnädigen Willen, und vertreibe Alle Trägheit und Schläfrigkeit von den Herzen derer, durch welche seine Ehre gefördert werden soll. Derselbe wird Einiges bei dir ausdenken, was durch die Gnade Gottes, die dir der Vater ertheilte, zur Verherrlichung des göttlichen Namens wird beitragen können. Ich wünsche, daß du sowohl an der Arbeit als an deren Frucht Antheil habest. Du wirst dich bemühen, nach der dir vergönnten Klugheit deine helfenden Hände zu reichen. Es ist keine unbedeutende und zu verachtende Sache. Wir hofften, Petrus werde zur Ernte des Herrn kommen, nachdem die Kutten zerbrochen und Anderes abgethan, was das Wort längst vollends ganz entfernt hätte, wenn die Freiburger es nicht so eifrig zurückgehalten hätten. Ich hoffe, wenn Alles ruhig ist, endlich das Werk in Angriff zu nehmen. Doch, um dich nicht länger aufzuhalten, lebe recht glücklich und mit dir alle Gläubigen, die ich zu grüßen wünsche.

Ganz dein Farel.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’S Verlag.) 1862

Balthasar Fontana an Huldrych Zwingli

Es war dieses der Carmelitermönch Balthasar Fontana, der im März 1531 folgendes Schreiben an Zwingli und an die Evangelischen deutscher Zunge richtete: „Heil Euch, ihr theuerste Christgläubige, zu deren frommen Händen diese Zeilen gelangen mögen. Nehmet an, ich sei der arme Lazarus im Evangelio oder jene demüthige kananäische Mutter, die sich nur von den Brosamen, welche von den Tischen der Herren fielen, zu sättigen verlangte. Wie David im Knechtsgewande und unbewaffnet zum Priester kam, so flüchte ich mich zu Euch um des Schaubrodes und um der im Allerheiligsten verwahrten Rüstung willen. Schmachtend vor Durst suche ich die lebendige Wasserquelle und sitze als ein Blinder am Wege und rufe ihn an, der die Blinden sehend macht. Schwach und krank harre ich mit der ganzen Sehnsucht meiner Seele auf baldige Erlösung für mich und für mein Vaterland. Wir bitten Euch daher von ganzem Herzen, die reichen Schätze, mit welchen Euch Christus so freigebig gesegnet, nicht karg uns vorenthalten zu wollen. Kein Rechtdenkender wird die angezündete Leuchte unter einen Scheffel stellen. Nur ein Unsinniger wird das zum Handel anvertraute Talent vergraben. Wir sitzen hier in der Finsterniß und bitten unter Thränen und Seufzern Euch, die ihr die Titel und Verfasser der erleuchteten Schriftwerke kennet (denn Euch ist verliehen, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu vernehmen) uns die herausgegebenen Bücher der von Gott erwählten Lehrer zu senden, die ihr besitzet. Vorzüglich die sämtlichen Werke des göttlichen Zwingli’s, des weitberühmten Luther’s, des scharfsinnigen Melanchthon’s und des sorgfältigen Oecolampad’s. Den Betrag dafür werde ich dem Herrn Landvogt Werdmüller einhändigen. Wohlan denn, ihr Diener des theuersten Königs und der heiligsten Mutter, der Kirche, schaffet nach Kräften, daß eine von Babel in Knechtschaft gehaltene Stadt der Lombardei zur christlichen Freiheit gelange. Wir sind hier zwar nur drei, die sich zu diesem Feldzuge im Dienste der Wahrheit verbunden und verschworen haben. Allein Midian wurde nicht durch die Menge der Tapferen Gideons besiegt, sondern nur durch Wenige, die aber Gott selbst sich dazu erwählte. Wer weiß, ob Gott nicht aus diesem Kleinen, nur unter der Asche glimmenden Funken ein großes Feuer noch anfachen will? Wir wollen säen und pflanzen, der Herr aber wird das Gedeihen schenken. Lebet wohl und glücklich und gedenket unser.“ Locarno, im März 1531. Balthasar Fontana.

Bucer, Martin – An Zwingli (1531)

Straßburg, den 24. März 1531

Sei gegrüßt, geehrter Zwingli. Deinen und des Grafen Brief – denn dieser ist als Gesandter bei unsern Fürsten abwesend, – habe ich gelesen. Es genügt am Bunde1), wie du schreibst, wie ich denn nicht zweifle, daß es wohl von Statten gehen wird, indem die Sache der Geister so steht, daß sie nicht weiter hinausgezogen wird. Wenn man glauben darf, so wird ein jeder die Seinigen heranziehen. Was in des Grafen Schreiben enthalten ist, ist schwierig, nicht wegen der Macht der Feinde, die, wie du richtig erinnerst, alle vereinigt im Pabst sind, – ja der Eine Feind ist der Papst – : sondern daß nichts außer seinem Artikel versucht werde, und die rechte Gelegenheit nicht fehle, daß aber eine solche sein werde, bezweifeln viele nicht. Es wehen einige Winde; möchten es laue Westwinde sein für die, welche Christum suchen. Doch sie werdens sein, da seiner Gewalt alles beschieden ist. Bevor dir dieß zukommt, wirst du Mehreres erfahren, wie ich glaube. Den Bündnern stehe Gott bei. Man sagt allgemein, die Türken ziehen eine größere Macht zusammen, als je zuvor, und bedrohen Italien. Möchten sie so, wie sie es vornehmlich sollten, fest schlafen. Der Herr wolle einen Gideon erwecken, unter dessen Anführung Deutschland und alle übrigen Länder der ganzen christlichen Welt diesem so unmenschlichen und verderblichen Feind nach Kräften entgegentreten. Grüße Leo, Carlstadt und die übrigen Brüder, besonders Pellicanus und Collinus.

Ganz dein – M. Bucer

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’S Verlag.) 1862

Jacob Werdmüller an Zwingli

1530 schrieb Werdmüller an Zwingli:

„Es prediget hier Niemand (nämlich die evangelische Lehre) auch könnte es nicht, wiewohl hier Einer sich befindet, welcher der Schrift berichtet ist, dem ich auch Euer lateinisches Büchlein((Entweder den Commentar de veres et falsa religione oder die Schrift „de providentia Dei“. Beide Schriften wurden in Italien viel gelesen und trugen sehr viel zur evangelischen Erweckung in diesem Lande bei.)) geliehen habe; denn dieser Mönch liest viel im Testamente und sagt: er wolle jetzt nur noch die Episteln Pauli predigen, was die Anderen nicht können.

Johann Oekolampad – Aus einem Brief an Zwingli

September 1530

Unerträglicher als der Antichrist selbs ist eine Obrigkeit, welche die Autorität der Kirche sich anmaßt. Die Obrigkeit führt das Schwert, und das mit Recht. Christus aber hat uns Arzneien und Heilmittel gegeben, wodurch wir den gefallenen Brüdern helfen sollen. Zudem bessern wir sie nicht, indem wir sie der Obrigkeit vorzeigen, sondern wir geben sie Preis. Christus hat nicht gesagt (Matth. 18,17): „Hört er dich nicht, so sage es der Obrigkeit,“ sondern „der Kirche (Gemeinde)“.

Quelle:
Berthold Haller
Nach
handschriftlichen und gleichzeitigen Quellen
von Carl Pestalozzi.
Elberfeld.
Verlag von R. L. Friderichs.
1861

Berthold Haller – Aus einem Brief an Zwingli

7.10.1528

Unser Rath ist zerstreut, angeblich der Weinlese wegen, ganz stumpf, auf evangelischer Seite durchaus rath- und hoffnungslos, während die Gottlosen flüstern, hohnlachen, voll Hoffnung, jetzt, jetzt sei ihr Messias gekommen. Die Bürger murren, bedauern, klagen, aber ohne rechten Eifer, ohne Rath, ohne Einsicht. So matt ist hier das Christenthum. Wir Diener des Wortes erheben unsre Stimmen, wir drängen, mahnen, flehen, schildern unwidersprechlich die Gefahren und was redlichen Männern gezieme, kurz Alles; allein wir predigen tauben Ohren! Ja sogar schreien die Gottlosen uns als Unruhstifter aus, weil wir nicht ablassen den Rath und das Volk gegen sie anzutreiben. Sieh, theuerster Freund, das sind Trübsale, die meine Seele bis inst tiefste Innerste verwunden!

Quelle:
Berthold Haller
Nach
handschriftlichen und gleichzeitigen Quellen
von Carl Pestalozzi.
Elberfeld.
Verlag von R. L. Friderichs.
1861

Berthold Haller – Aus einem Brief an Zwingli

31.3.1528

Herzlich bitt‘ ich dich, theuerster Ulrich, richte an uns insgesammt, so du Zeit findest, eine gemeinsame Ermunterung; mahne uns zum Frieden und zu gegenseitiger Liebe unter einander, zu einer dem Diener des Wortes würdigen Lebensführung, ebenso dazu, daß auch unsere Gattinnen nicht nach eitlem Putze trachten, sondern bescheiden und mäßig seien, fern von aller Schwatzhaftigkeit. So wirst du dem vorbeugen, was uns unschicklich wäre und der Kirche zum Aergerniß würde. Und da jeder von uns seine Mängel hat und es nichts durchaus Vollkommenes und Preiswürdiges gibt, so bitte ich dich dringend, schildere mich, den du nun persönlich kennen gelernt hast, meinem Character und meiner Befähigung nach, mir selbst, und erinnere auch die übrigen Mitdiener, wofern etwas ist, wovor sie sich hüten müssen, in deinen Briefen an mich, daß ich dazu mithelfen kann. Ich bin zu Allem bereit, wodurch ich die Ehre des Herrn, den Bau der Kirche, das Wohlsein ihrer Diener zu fördern vermag!

Quelle:
Berthold Haller
Nach
handschriftlichen und gleichzeitigen Quellen
von Carl Pestalozzi.
Elberfeld.
Verlag von R. L. Friderichs.
1861

Haller, Berthold – Aus einem Brief an Zwingli (1527)

2. Dezember 1527

Jetzt sehe ich, wie der Herr unerwartet durch dich und Oecolampad seine Ehre bei uns verherrlichen will, da ihr Beide so bestimmt zusaget. Ihr seid die Hülfstruppen, die der Herr mir, der ich solchem Kampfe weit nicht gewachsen wäre, gnädiglich zugeschickt! O möchten die Widersacher all ihre Gründe auf einmal ausschütten! Da waren Männer, die zu seinem großen Ruhme suie einzeln entkräfteten! Etliche unserer Machthaber sind voll geheimen Ingrimms. An Anschlägen ihrerseits wird’s nicht fehlen, unserem Vorhaben Hindernisse in den Weg zu legen oder, können sie das nicht, Verwirrung zu stiften. Aber wir wollen aus allen Kräften Stand halten, daß der Satan durch sie nicht losbreche. Doch ist dir wohl bewußt, wie gering meine Kraft ist zu so schwierigen Dingen. Wofern ihr nicht allesammt uns die Hände reicht, so sind wir verloren.

Quelle:
Berthold Haller
Nach
handschriftlichen und gleichzeitigen Quellen
von Carl Pestalozzi.
Elberfeld.
Verlag von R. L. Friderichs.
1861