Pancratius Klemme an den Rat von Danzig

Dis sind meine beschweer, die ich einem Erbaren Rathe ubergeb, vnd bitte demuttichlichen ein Erbar Stadt wolde szo weit mogelich were, einen trost und radt gebenn und reloveren.

Zum Ersten beklage ich mich der mannichfeldigen zufelle meiner gebrechen und krankheiten, also das ich mich besorge mit der zeit vieler vorscheunisse in meinem ampt.

Zum Andern beschwere ich mich auch in meinem gemutte, das ich so lange zeit mit groser arbeit und zubrengung meiner gesuntheit one frucht vnd effect gots wort geprediget habe.

Zum dritten prickelt mich mein gewissen, das ich nicht so clar mag ausreden und straffen den mißbrauch gots worts und seiner sacrament und des falschen gots dynsts, welches doch eyn teil die busse ist die sunde vnd irtumb anzuzeigen.

Zum vierden ist nicht eyne kleine weklagung bei fielen gotseligen, und sonderlichen bei den dienern des worts, das in einer Christlichen gemein szo zwespeldichlichen gots wort gepredigt wirt und vieler gewissen irre gemacht werden.

Zum fünfften habe ich offte vormals einen Erbaren radt gebeten vmb einen holffen im meinem ampt der gantzen gemeine zum besten, aber nichts gefolget.

Zum sechsten begere ich von einem Erbaren rath, so mich goth schwechete, also das ich mein ampt nicht weiter treiben konde, wolde mich mit einer zimelichen vorsorgunge versichern.

Zum siebenden gehet mir auch zu hertzen die mannichfeldige beschwerung vnd vnbequemikeit der stadt vnd sonderlichen eines Erbarn radths, und wie man sagt, das solchs meiner person halben mererteils herkommen solde.

Zum achten bekomert mich nicht ein wenick das meinen saweren schweiz vnd arbeit solde meinen armen vnd gebrechlichen blutvorwanthen abgerawbeth vnd entzogen werden dorch die monche vnd widerstreber gots vnd aller warheit.

Dis alles bitte ich demüttichlichen wolde ein Erbar Radth zum besten mir deuten; got weiß, meine groze noth dringt mich und nicht trotz oder frevel oder vuebermut.

Pancracius Prediger.

Der Prediger Pancratius
Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte Danzigs
von
Dr. Theodor Hirsch,
Professor am Gymnasium zu Danzig
Danzig,
L.G. Homann's Kunst- und Buchhandlung
1842