Luther an Kurfürst Johann von Sachsen

10.10.1531

G. u. F. in Christo. Durchleuchtigster, hochgeborner Furst, gnädigster Herr! Wiewohl es ohn Noth wäre, E. k. f. G. mit dieser Schrift zu bemühen, weil aber die armen Pfarrherr mich so fast bitten, und achten, ihre Supplication solle dadurch bei E. k. f. G. desto mehr Glaubens und Gnade wirken, hab ichs nicht wissen zu wegern. E. k. f. G. werden aus ihrer Supplication wohl die Sache vernehmen, wie sie werden gefodert, den Bauern gleich zu temmen. Nu wissen E. k. f. G. selbs wohl, daß große Armuth da ist. So sind ja die Pfarrguter auch nicht erblich ihr eigen, wie der Baurguter, und haben als die gedingte Knechte nerlich ihr Brod davon und mussen heut oder morgen dieselbigen lassen liegen, mit ledigen Händen davon gehen., Sollt nu ihr täglich Brod, das sie kaum davon haben, gleich den Erbgutern auch beschweret werden, so mussen ihr das mehrer Theil solche Pfarren lassen, als die es nicht konnen ertragen, und ist doch ja billig, weil sie der Seelen warten sollen, daß sie als gemeine Diener solcher Beschwerung uberhoben seien. Es will bereit fast an Pfarrherrn mangeln, daß nicht noth ist, mit weiter Beschwerungen sie abzuschrecken; so haben sie es vorhin nicht gepflegt, sind auch dazu itzt ärmer worden denn vorhin, dazu mit Weib und Kindlin rechte Bettler. E. k. f. G. werden sich wohl wissen hierin gnädiglich zu halten. Hiemit Gott befolhen, Amen. Dienstags nach S. Fancisci 1531.

E. k. f. G. unterthäniger
Martinus Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Neunter Band.
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1903

Luther an Kurfürst Johann von Sachsen.

8. Juni 1531

Gnad und Fried in Christo. Durchleuchtigster, hochgeborner Furst, gnädigster Herr! Es haben mich gute Leute vermocht, an E. k. f. G. zu schreiben fur diesen Werner, Briefes Zeiger, welcher vom Amptmann zur Neuenstadt, Erph vom Ende, fast unbillig beschweret und E. k. f. G. allzu hart ist angegeben. Bittet derhalben, daß, nachdem er E. k. f. G. Schied vorhin empfangen, wie ich gesehen und gelesen, E. k. f. G. wollte ihn gnädiglich dabei handhaben, und wo es erfunden werde, daß er solchen Schied uberfahren hätte und E. k. f. G. zu nahe gewesen, da begehret er nicht Furbitte. Weil er denn hierin nicht das Seine gesucht, sondern seines Mundlins Nothdurft, als ein treuer Furmund, und E. k. f. G. selbs täglich erfahren, wie die amptleute Ursachen nehmen aus dieser schwinden Zeit, selbst Fursten zu Sachsen zu sein und zu thun, was sie wollen, nicht was sie sollen (wie ich solchs ungern anzeige), ist mein unterthänige bitte (welche ich dem guten Gesellen nicht hab wissen zu wegern und lieber ließe anstehen), E. k. f. G. wollten gedachten WErner bei solchem Schied, in E. k. f. G. Namen ihm gegeben, handhaben. Nichts mehr begehrt er, welchs E. k. f. G. doch ohn das gerne thun, das wissen wir alle (Gott lob!) fast wohl. Christus, unser Herr, stärke E. k. f. G. mit seinem Geist, Amen. 8. Junii 1531.

E. k. f. G. unterthäniger
Martinus Luther

Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke
Herausgegeben von
J. K. Irmischer u.a.
Briefwechsel Neunter Band.
Calw und Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung.
1903

Luther an Kurfürst Johann von Sachsen

1. Juni 1531

Gnad und Friede in Christo. Durchleuchtiger, hochgeborner Furst, gnädigster Herr! Wolf Hornung gedenkt auch mit einem Häuslein die Stadt Kemberg zu bessern und hat 40 Stämme Holz gekauft im Sülicher Ampt. Bittet unterthäniglich, E. k. f. G. wollten ihm im selben Ampt zu den 40 Stämmen noch 30 gnädiglich geben lassen, weil es doch nicht viel Gelds mache. E. k. f. G. wird sich wohl wissen gnädiglich gegen ihm zu erzeigen, denn ich mache des Schreibens an E. k. f. G. ja zu viel, und will jdermann seine Sache durch mich ausrichten. Gott stärke E. k. f. G. mit seiner Gnaden, Amen. Prima Junii 1531.

E. k. f. G. unterthäniger
Martinus Luther

Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke
Herausgegeben von
J. K. Irmischer u.a.
Briefwechsel Neunter Band.
Calw und Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung.
1903

Ernst von Braunschweig an Johann von Sachsen

Ernst von Braunschweig an Johann von Sachsen

DEm Hoichgeporenenn Furstenn Herrnn Johanßen Hertzogenn zu Sachssen, des Heylligen Romisschen Reichs Ertzmarschalgk vnnd Churfursten Landgrauen zu Doryngen vnnd Marggrauen zu Meyssen, vnnßerem Freuntlichen Lieben Herrn vnnd Vetterenn.

Vnnßere Freuntliche dinste vnnd waß wir mehr liebs vnnd guts vermugenn Zcuuor Hoichgeporner Fursthe Freuntlicher lieber Herr vnnd vetter, Als Jungst zu Smalkaldenn durch die gesanndten der Erbarnn Frey vnnd Reichßstette, so zu Christlicher verstenndtnuß mit E. L. vnnd vnnß anderen stehenn vnndter annderenn fleissige anßuchung beschehenn vnnd gebethenn, die Eydtgenossenn vermuge Ires anbringennß In die selbige Christliche verstenndtnuße auch zunhemenn Auß angetzeigttenn vrßachenn, wie dan vngetzweifelt vonn Irem Shone vnnserem freuntlichen liebenn vetteren, deß nutturfftigen bericht werdenn enntphangenn habenn, Bitten wir gantz freuntlich, E. L. Wollenn so vil mitt Gott vnnd Christlichem gewissenn beschehen magk dnselbigenn sachenn fleissig nachgedengkenn, vnnd Ihn nit ohne sonnderliche schwere vrsachen Nach gesalt aller ßachenn, vnnd wie sich die geferlichkeittenn disser tzeit erewgenn, dieselbigen eidtgenossenn, verwerffenn, Vnnd Wiewol wir In sonnderhalb deßhalb mit Doctori Vrbano Regio zuberadtschlagenn vnnd vnnß zuerkunden geneigt sein, was wir Im selbigenn mitt Gott vnnd auf das Jungste schreibenn Als der Bucerus Martino und Philippo gethann, vnnd ohne verletzunge vnnserer gewissenn thun mogen, so ist doch gedachtter Doctor Vrbann, dießer tzeit in vnnserer Stadt Lunbeburgk, darselbst, christliche Ordenung vnnd weßen vftzurichttenn, Hirumb wir die dinge schriftlichenn, an Ihnenn habenn gelangenn lassenn vnnd seiner Anndtwurt teglichs gewertig sein. Sein wir geneigt, sein bedenngken E. L. auch denn gelerttenn zu Wittemberg Im bestenn zuuermeldenn, Als dann zu Schmalkalden, beneben anderem vor gut angeßehenn daß wir vf Sonntags Trinitatis widder zusamen zu Frannckfort Inkhomenn solltenn, Bittenn wir ganntz freuntlich E. L. wullenn vnnß Ihe tzeitlich deß thun verwarnenn, das midde Wir nitt zu vergeblichenn reysenn bemuhet werdenn. Weil aber daselbst zu Schmalkalden auch vor gut angeßehen, daß E. L. vnnd vnßer Oheym vnd Swager der landtgraf sechs hundert vnnd vnßer vetter Hertzog Philips, dere von Anholt, vnnd die Grauen von Mansfelt hundert vnnd wir zweyhundert pferdet, In bespruche biß vf Johannis haltten sollten, vnnd wir Im selbigen zu vil vngleichmessig angeschlagen sein wir doch gewilligt, In betrachttunge Itziger leuffte wie dar von zu Smalkalden gehandellt; Anderhalb hundert pferde, In bestellunge zu nhemen, So fern E. L. vnnd die anderenn zu angesteltter anzal, die Iren auch annhemen vnnd halten wullen, So dan E. L. etzliche Jar her Johann von Rasfelt vnnd Veit von Munster, In dinst vnnd verspreche gehaltenn, vnnd vnnsers verßehens, Ire tzeit faste vmb, vnnd auß sein werde, Wullen wir E. L. zubedenngken heimgestelt habenn, Ob E. L. dieselbigen auch ferner annhemenn vnnd bestellenn wulten, dan sie vnßers erachtens, Nach gestalt Itziger leuffte, E. L. woll antzunhemen vnnd zuerleiden sein soltten. Daß haben wir E. L. dero wir freuntlich zudienen willig, im besten nit wullen vorhaltten Datum Zell Sonntags Misericordias dominj Anno xxxj.

Ernnst von gotts gnaden Hertzog zu Braunschweig vnd Luneburg.

Urbanus Rhegius
H. Ch. Heimbürger
Hamburg und Gotha
Friedrich und Andreas Perthes
1851

Luther, Jonas und Melanchthon an Kurfürst Johann von Sachsen.

8.11.1530

Durchleuchtigister, hochgeborner Furst und Herr. Euern churf. Gnaden sind unser unterthänige gehorsame Dienst allzeit mit Willen zuvor, gnädigster Herr! In der Visitation zu Grym haben wir von Ern Egidio Hofer ein gut Lehen genommen, aus Nothdurft dasselb in den gemeinen Kasten doselbs geslagen, und weil wir ihn der Lehr halb nicht ungeschickt befunden, haben wir ihn mit der Pfarr Seiferthain, do vorhin ein ganzer Papist gewest, dokegen vorsehen. Nu werden wir bericht, daß Eur. ch. Gnad uf vielfältig Ansuchen Andresen Pflugs, Ambtmanns zu Leipzk, vergunst, daß gedachter Hofer der Pfarr benommen und ein ander dohin geordnet, doch mit dieser gnädigen Vortrostung, daß gemeldter Hofer von Euern ch. Gnaden in ander Wege sollt vorsehen werden, wie er uns dann, Martin Luther, Just Jonam Probst, Doctores, und Philipp Melanchton jungst, als wir ufm Heimreisen von Augspurg zu Grym gewesen, mit Erzählung seiner großen Noth hochlich geklagt, auch hier inliegend Schrift E. ch. G. gnädigen Vortrostung itzt mit weiter Klag zugefertigt, bittend, ihm in seiner Noth behulflich zu sein. Weil wir aber itzt zur Zeit nichts wissen, domit er mocht wiederumb vorsehen werden, und doch dem armen Mann sambt den Seinen schwer sein wollt, also ganz unergötzt zu harren, sunderlich weil er seinem Anzeigen nach allbereit zu vorderblichen Schaden kommen, bitten derhalb E. ch. Gn. in Unterthänikeit, wolle des armen Mannes in seiner Noth mit Gnaden ingedenk sein, wo ein Lehen sich vorledigen wurden, denselben wiederumb vorsehen. Das wollen wir umb dieselb E. ch. G. zu vordienen in unterthänigem Gehorsam willig erfunden werden. Datum Wittemberg, Dienstag nach Leonardi Anno XV°XXX°.

E. ch. G. unterthänige gehorsame
Just Jonas, Rector und Probst,
Mart. Luther, Doctores, und
Philippus Melancton

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Achter Band.
Briefe vom Juni 1530 – April 1531
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1898

Luther, Martin – An Churfürst Johann zu Sachsen. (20. Mai 1530)

Coburg, 20. Mai 1530.

Durchlauchtigster rc. rc. Unser lieber Vater im Himmel helfe, daß E. C. F. G. Herz fest und geduldig bleibe in seiner Gnade.

Denn auf’s Erste, so ist ja dieß gewiß, daß E. C. F. G. solche, Mühe, Kost, Gefahr und lange Weile lauterlich um Gottes Willen tragen müssen, sintemal alle wüthige Feinde keine andere Schuld zu E. C. G. haben, denn das reine, zarte, lebendige Wort Gottes; sonst müssen sie E. C. G. ja einen unschuldigen, stillen, frommen, treuen Fürsten bekennen. Weil denn das gewiß ist, so ist’s ja ein großes Zeichen, daß Gott E. C. G. lieb hat, als dem er sein heiliges Wort so reichlich gönnt. Und Gott zum Freunde haben, ist ja köstlicher, als aller Welt Freundschaft haben. Ueber das, so zeigt sich der barmherzige Gott noch gnädiger, daß er sein Wort so mächtig und fruchtbar in E. C. G. Lande macht. Denn freilich E. C. G. Lande die allerbesten Prediger haben, wie sonst kein Land in aller Welt, die so treulich und rein lehren und so schönen Frieden helfen halten. Es wächst jetzo daher die zarte Jugend von Knäblein und Mägdlein, mit der Schrift so wohl zugerichtet, daß mir’s in meinem Herzen sanft thut. Es ist fürwahr solches junges Volk in E. C. G. Lande ein schönes Paradies, desgleichen auch in der ganzen Welt nicht ist. Und solches Alles baut Gott in E. C. G. Schoos, zum Wahrzeichen, daß E. C. G. gnädig und günstig ist. Als sollte er sagen: wohlan, lieber Herzog Johann, da befehle ich dir meinen edelsten Schatz, du sollst Vater über sie sein: denn unter deinem Schutze will ich sie haben, und dir die Ehre thun, daß du mein Gärtner und Pfleger sein sollst. Das ist je gewißlich wahr. Weil denn Gott so reichlich in E. C. G. Land wohnt, daß er so gnädiglich walten läßt, daß dadurch E. C. G. Güter alle in einem seligen Brauche und Dienste gehen und eigentlich alles tägliche Almosen und Opfer sind, dem heiligen Worte Gottes dargereicht ohn Unterlaß, so hat E. C. F. G. große Ursach, sich in Gott zu freuen und an solchen großen Zeichen seiner Gnade sich zu trösten. Denn es ja eine große herrliche Ehre ist, daß Gott E. E.G. dazu erwählt, geweiht und würdig gemacht hat, daß Leib und Gut, Land und Leute und alles, was E. C. G. hat, in solchem schönen Gottesdienste steht und geht, daß sein göttlich Wort nicht allein unverfolgt, sondern auch dadurch gleichsam ernährt und erhalten wird. Zuletzt haben nun E. C. G. auch zuvor das treue herzliche Gebet bei allen Christen, und wir wissen, daß unser Gebet recht ist, darum wir auch gewiß sind, daß es erhört wird. O, das junge Volk wird’s thun, das mit seinen unschuldigen Zungen so herzlich gen Himmel ruft, und E, C. G. als ihren lieben Vater so treulich dem barmherzigen Gott befiehlt. Unser lieber Herr und treuer Heiland, Jesus Christus, den uns der Vater aller Gnaden hat so reichlich offenbaret und geschenkt, der wolle E. C. G. über alle meine Worte, seinen heiligen Geist, den rechten ewigen Tröster senden. Amen, lieber Gott, Amen.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’S Verlag.) 1862

Luther, Martin – An den Kurfürsten Johannes. 1530

Martin Luther, 1530 aus Coburg

Dem Durchleuchtigsten, Hochgebornen Fursten und Herrn, Herrn Johanns, Herzogen zu Sachsen und Kurfursten, Landgrafen in Thuringen und Markgrafen zu Meissen, meinem gnädigsten Herrn.

Gnade und Friede in Christo unserm Herrn. Durchleuchtigister, Hochgeborner Furst, gnädigster Herr! Ich hab M. Philippsen Apologia uberlesen: die gefället mir fast wohl, und ich weiß nichts dran zu bessern, noch ändern, wurde sich auch nicht schicken; denn ich so sanft und leise nicht treten kann. Christus, unser Herr, helfe, dass sie viel und große Frucht schaffe, wie wir hoffen und bitten, Amen.

Auf die Frage:

Wo K. M. begehren wurde, dass E. K. F. G. sollten mit Predigen stille halten lassen, ist nach, wie vormals, meine Meinung, dass der Kaiser ist unser Herr, die Stadt und alles ist sein; gleichwie man E. K. F. G. zu Torgau nicht sollt widderstreben, wo sie begehrten odder schafften, als in ihrer Stadt, dass man dieß odder das lassen sollte. Wohl mocht ich, wo es seyn wollt, gern sehen, dass man mit guten fuglichen Worten und Weise K. M. Begier und Furnehmen kunnte wenden mit Demuth, dass S. K. M. nicht so unverhoret das Predigen verbotte, sondern ließe doch zuvor jemand zuhoren, wie man predigte. Es sollt ja K: M. nicht die lauter klare Schrift zu predigen verbieten, weil man doch sonst nicht aufruhrisch noch schwärmerisch predige. Will das nicht helfen, so muß man lassen Gewalt fur Recht geben. Wir haben das unser gethan, und sind entschuldiget.

Solchs habe ich E. K. F. G. auf diese Frage wissen unterthäniglich zu antworten. Der barmherzige Gott sey mit E. K. F. G. durch seinen heiligen trostlichen Geist, Amen. Am Sonntag Cantate, Anno 1530.

E. K. F. G.

Unterthäniger

Martinus Luther.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefe, Sendschreiben und Bedenken, vollständig aus den verschiedenen Ausgaben seiner Werke und Briefe, aus andern Büchern und noch unbenutzten Handschriften gesammelt, kritisch und historisch bearbeitet von Dr. Wilhelm Martin Leberecht de Wette, Professor der Theologie zu Basel Vierter Theil. Berlin, bey G. Reimer. 1827.

Luther und die anderen Visitatoren an Kurfürst Johann von Sachsen.

9.1.1530

Durchlauchtigister, hochgeborner Furst und Herr! Euern curfurstlichen Gnaden sind unser unterthänig und gehorsam Dienst allzeit zuvor. Gnädigster Herr! Auf jungst E. ch. G. Befelh sind wir willens vormittelst gottlicher Gnaden und Hulf uf nächstkommenden Donnerstag nach Beltitz zu reisen und die Visitation des Orts anzufahen. So wir aber besorgen, E. ch. G. mochte aus furfallenden Geschäften Doctorem Benedict Pauli irgend mitten im Werk abfordern und gebrauchen, im Fall ob solchs furfiel, bitten wir unterthäniglich, E. ch. G. wolle Bastian von Kotteritsch, Ambtmann zu Bitterfelt, schreiben und befelhen, daß er sich uf unser Erfordern alsdann an gedachts Doctors statt woll gebrauchen lassen, angesehen daß vielleicht ich, Martinus Luther, nach acht oder zehen Tagen auch wiederumb nach Wittemberg reisen mocht.

Weil wir auch Mangel an Zehrung haben, bitten wir. E. ch. G. wolle uns domit vorsehen und dieselb Johann von Taubenheim mitgeben lassen. Das wollen wir umb E. ch. G. in unterthänigem Gehorsam allzeit geflissen sein zu vordienen. Datum Wittemberg, Sunntags nach Epiphanie Domini, anno ejusem 1530.

E. ch. G. unterthänig gehorsame Visitatores rc.

Auf einem Streifen.

Wollen auch Euern churf. G. unterthäniger Meinung nicht vorhalten, daß im Fall, so ich, Martinus Luther, wie beruhrt, wiederumb nach Wittemberg reisen wurde, die andern Herrn bedacht, Ern Johann Pomern, Pfarrer zu Wittemberg, acht oder zehen Tag an meiner statt zu gebrauchen.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Siebenter Band.
Briefe vom Oktober 1528 – Juni 1530
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1897

Luther, Martin – An den Kurfürsten Johannes, vom 15. November 1529.

Vor dem Convente zu Schmalkalden, den 29. November 1529, forderte der Kurfürst von Luther und zweien seiner Collegen, wahrscheinlich Melanchton und Bugenhagen oder Jonas, nochmals ein Bedenken, ob man sich in ein Bündniß zum Schutze der Religion einlassen könne.

Dem Durchlauchtigsten, Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Johannes, Herzogen zu Sachsen und Kurfürsten rc., Landgrafen in Thüringen und Markgrafen zu Meissen, meinem gnädigsten Herrn.

Gnade und Friede in Christo. Durchlauchtigster, Hochgeborner Fürst, gnädigster Herr! Es hat der Achtbar, Hochgelehrter Herr, Gregor Brück, Doctor rc. uns dreien von E. K. F. G. einen Credenze1) gebracht, darauf wir von ihm E. K. F. G. Meinung vernommen, und unser bestes Bedenken schriftlich angezeigt, E. K. F. G. zu überantworten, und ich bitte, E. K. F. G. wollen solches gnädiger Meinung von uns vernehmen. Denn wir in unserm Gewissen solch Verbündniß nicht mögen billigen noch rathen, angesehen, wo es fortginge, und etwa ein Blutvergießen oder sonst ein Unglück draus erfolgete, daß, ob wir alsdenn gern heraus wollten fein, nicht könnten kommen, und alles solches Unfalls eine unleidliche Beschwerung tragen müßten, daß wir lieber möchten zehnmal todt sein, denn solch Gewissen haben, daß unser Evangelium sollte eine Ursache gewesen sein einiges Blut oder Schadens, so von unser wegen geschehen; weil wir sollen die sein, die da leiden, und wie der Prophet sagt, Ps. 44, (23.), wie die Schlachtschafe gerechnet sein, und, nicht uns selbst zu rächen oder vertheidigen, sondern dem Zorn Gottes Raum lassen, Röm. 12, (19.).

Daß aber E. K. F. G. darüber muß in der Gefahr sitzen, schadet nicht. Unser Herr Christus ist mächtig genug, kann wohl Mittel und Wege finden, daß E. K. F. G. solche Gefahr nichts thun wird; er kann die Gedanken der gottlosen Fürsten wohl zu nichte machen, Ps. 33, (10.). Denn wirs auch dafür achten, daß solches des Kaisers Fürnehmen ein lauter Dräuen des Teufels sei, das ohne Kraft sein wird, und endlich dem Widertheil zum Verderben gedeihen wird, wie der 7. Psalm (V. 17.) singet: Sein Unglück wird auf seinen Kopf kommen, und sein Frevel über ihn ausgehen; ohne daß uns Christus dadurch (wie billig und noth ist) versucht, ob wir auch mit Ernst sein Wort meinen, oder für gewisse Wahrheit halten oder nicht. Denn so wir wollen Christen sein, und dort das ewige Leben haben, werden wirs nicht besser können haben, denn es unser Herr selbst mit allen seinen Heiligen gehabt hat, und noch hat. Es muß je Christus Kreuz getragen sein; die Welt wills nicht tragen, sondern auflegen: so müssens freilich wir Christen tragen, auf daß es nicht ledig da liege oder nichts sei. E. K. F. G. haben bisher redlich dran getragen, beide wider die Aufruhr, und auch wider große Anfechtung, Neid, Haß, und viel böser Tücke von Freunden und Feinden; noch hat Gott gnädiglich immerdar ausgeholfen, und S. K. F. G. festen Muth gegeben, und ohne Trost beide leiblich und geistlich nicht gelassen, sondern wunderbarlich alle böse Tücke und Stricke des Teufels aufgedeckt, zerrissen und zu Schanden gemacht. Er wirds auch förder nicht böse machen, so wir gläuben und bitten. Wir wissen je gewiß, Habens auch in öffentlicher Hülfe Gottes erfahren bisher, daß unsre Sache nicht unser, sondern Gottes selber ist. Das ist ja unser Trotz und Trost, darum er sich auch als ein treuer Vater solcher seiner Sachen also angenommen, und vertheidigt, daß wir müssen bekennen, es sei über unsere Kunst und Macht gewesen, und hätten also nicht mögen mit unserer Vernunft regieren, vertheidigen oder ausführen.

Derhalben bitte und vermahne ich unterthäniglich, E. K. F. G. sein getrost und unerschrocken, in solcher Gefahr; wir wollen, ob Gott will, mit Beten und Flehen gegen Gott mehr ausrichten, denn sie mit all ihrem Trotzen. Allein daß wir unsere Hände rein vom Blut und Frevel behalten, und wo es dazu käme (als ich nicht meine), daß der Kaiser fortdränge, und mich oder die andern forderte: so wollen wir für uns selbst mit Gottes Hülfe erscheinen, E. K. F. G. unserthalben in keine Gefahr setzen, wie ich vormals auch oft E. K. F. G. Bruder gottseliger, meinem gnädigsten Herrn, Herzog Friederichen, angezeigt.

Denn E. K. F. G. soll weder meinen noch eines Andern Glauben vertheidigen, kanns auch nicht thun; sondern ein jeder soll selbst seinen Glauben vertheidigen, und nicht auf eines andern, sondern auf seine eigene Gefahr glauben oder nicht glauben, wenns so fern kommt, daß unser Oberherr, als der Kaiser, an uns will. Indeß verläuft viel Wassers, und wird Gott wohl Rath finden, daß nicht so gehen wird, wie sie gedenken. Christus, unser Herr und Trost, stärke E. K. F. G. reichlich, Amen. Den 18. November 1529. E. K. F. G. unterthäniger Martinus Luther.

1) d. i. eine Vollmacht, Auftrag.

 

Quelle:
Luthers Volksbibliothek Zu Nutz und Frommen des Lutherschen Christenvolks ausgewählte vollständige Schriften Dr. Martin Luthers, unverändert mit den nöthigen erläuternden Bemerkungen abgedruckt. Herausgegeben von dem Amerikanischen Lutherverein zur Herausgabe Luther’scher Schriften für das Volk Siebenter Band St. Louis, Mo. Druck von Aug. Wiebusch u. Sohn. 1862

Luther, Martin – An den Kurfürsten Johannes, vom 17. August 1529.

Wahrscheinlich damit Luther in Marburg anständig erscheinen könne, hatte sein Kurfürst ihm ein Geschenk an Kleidern gemacht. Luthers Danksagungsschreiben ist ein Zeugniß seiner Genügsamkeit und Demuth.

Gnade und Friede in Christo. Durchlauchtigster, Hochgeborner Fürst, gnädigster Herr! Ich habe lange verzogen, E. K. F. G. zu danken für die geschickte und geschenkten Kleider und Gewand. Aber ich will E. K. F. G. unterthäniglich bitten, E. K. F. G. wollten nicht gläuben denen, so da mich dargeben, als habe ich Mangel. Ich habe leider mehr, sonderlich von E. K. F. G., denn ich im Gewissen vertragen kann; mir gebührt auch, als einem Prediger, nicht Ueberfluß zu haben, begehr es auch nicht.

Darum ich auch E. K. F. G. allzu milde und gnädige Gunst also spüre, daß ich mich gleich fürchte; denn ich ja nicht gern hie in diesem Leben wollte mit denen erfunden werden, zu welchen Christus spricht: Wehe euch Reichen, ihr habt euren Lohn dahin (Luc. 6, 24.). Zudem auch, weltlich zu reden, wollte ich auch nicht gerne E. K. F. G. beschwerlich sein, als der ich weiß, daß E. K. F. G. des Gebens so viel hat, daß sie freilich zu solchem Stand nichts übrig haben mögen; denn zu viel zerreißt den Sack.

Demnach wiewohl es zu viel wäre gewesen an dem lederfarbnen Tuch; auf daß ich aber E. K. F. G. dankbar sei, will ich auch E. K. F. G. zu Ehren den schwarzen Rock tragen, wiewohl er mir doch ja zu köstlich ist, und wo es nicht E. K. F. G. Geschenk wäre, ich nimmermehr solchen Rock tragen könnte.

Bitte derhalben, E. K. F. G. wollten harren, bis ich selber klage und bitte, auf daß ich durch solch Zuvorkommen E. K. F. G. nicht scheu werde, für andere zu bitten, die viel würdiger sind solcher Gnaden. Denn E. K. F. G. thut mir ohne das zu viel. Christus wird und soll es gnädiglich und reichlich erstatten: das bitte ich von Herzen, Amen. Den 17. August 1529.

E. K. F. G. unterthaner Martinus Luther.

Quelle:
Luthers Volksbibliothek Zu Nutz und Frommen des Lutherschen Christenvolks ausgewählte vollständige Schriften Dr. Martin Luthers, unverändert mit den nöthigen erläuternden Bemerkungen abgedruckt. Herausgegeben von dem Amerikanischen Lutherverein zur Herausgabe Luther’scher Schriften für das Volk Siebenter Band St. Louis, Mo. Druck von Aug. Wiebusch u. Sohn. 1862