Luther – An Niklas Hausmann

20.11.1531

Gnad und Friede in Christo. Ich schrieb neulich, mein Bester, und ersuchte Euch dringend, zu mir zu kommen. Aber weil Ihr nicht antwortet, so besorg ich, Ihr mögtet mein Schreiben nicht erhalten haben. Daher ersuch ich Euch nochmal durch Christum, daß Ihr aufs bäldeste zu mir zurückkehret. Ihr habt hier ein neues, leeres, und völlig bereitetes Stübelchen, das Eurer wartet. Kommet nur ohne Bedenken! Ihr werdet mir nicht zur Last seyn, sondern zur Erholung und Trost. Und o könntet Ihr doch Euer lebenlang bey mir seyn. Es würde mir nicht schwer werden, Euch zu nähren. Ja es wäre leicht, und eine schöne Gelegenheit den Undankbaren und Lästigen Euretwegen dann zu versagen, was man sonst nicht allemal versagen darf., Das nemliche wird Euch auch dieser Pastor Buchholz sagen. Zögert also nicht, sondern kommet, und bald. Ich erwart Euch, und werd Euch mit Freude empfangen. Auch des Geldes wegen seyd unbekümmert. Lebet wohl in Christo. Am Tag nach Elisabeth. J. 1531.

Euer
Martin Luther

D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe. Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt. Erster Band. Leipzig, in Kommission bey Christian Friderich Wappler. 1784.

Luther an Niklas Hausmann

14.5.1531

Gnad und Friede durch den Herrn Christ. Ich bitte mit kurzen, mein Lieber, denn ich habe vor Geschäften mächtig Eile, daß Ihr, so bald Ihr könnet, hierher zu mir kommet. Ihr werdet mir der liebste wertheste Gast seyn. Hier seht Ihr nun den Lohn, mit dem Euch Eure Zwickauer lohnen. Allein grämet Euch nicht über ihren Undank. Mich freuet es, daß uns diese Gelegenheit worden, sie zu verachten.

Auch den Cordatus, wenn er mit kommen soll, wollen wir nach Kräften unterstützen. Laßt die Buben ein gut Jahr haben. Ihr müsset aber Euer Amt noch nicht resigniren; sondern nehmet nur den Vorwand mich zu besuchen, um sie eine Weile mit ihren eingedrungenen Götzen zu lassen, und zu sehen, wo alles hinaus wolle. Dieses könnet Ihr ihnen unter Protestation sagen. Das übrige mündlich. Lasset Euch nicht durch das Aergerniß Euer Nachbarn beunrhigen. Es ist nicht Eure Schuld. Was können wir dafür? Noch andere Punkte verspare ich auf Eure Ankunft. Indeß freuet Euch, und seyd standhaft, daß man Euch um der Wahrheit willen ins Angesicht schlägt, und daß Ihr von diesen Undankbaren beschimpfet werdet. Der Herr sey mit Euch. Freytags nach der Himmelfahrt. 1531. Ich lasse den Cordatus höflich grüssen.

Euer
Martin Luther.

D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe. Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt. Erster Band. Leipzig, in Kommission bey Christian Friderich Wappler. 1784.

Martin Luther an Niklas Hausmann

7.3.1531

Gnad und Friede. Wenn Ihr von mir schlimme Nachrichten hören solltet, müßt Ihr es nicht leichtlich glauben. Denn heute Nachts (ich erinnere mich nicht, daß es jemals geschah) schliief ich sechs Stunde auf meiner rechten Seite, da ich doch sonst allzeit auf der linken zu liegen pflege: so müde war ich! Denn verflossene Nacht trug ich bisanbrechenden Tages Steine und Holz – nicht in Egypten, sondern in die Hölle. Es war nicht jener eiserne Ofen Egyptens, sondern es sah so damit aus, daß es mir, wenn man es gleich sagen mag, doch nicht eitel Dampf zu sein schien. Ich schreib Euch dieses, daß Ihr jene Wahrheit einsehen lernt, Christus sey der Herr aller Kraft in der Schwäche, der Kaltes gegen Warmes, Hartes gegen Weiches, Tod gegen Leben, Sünde gegen Gerechtigkeit, endlich die widersprechendsten Dinge gegen einander abzuwägen, zu vertheilen und zu paaren weiß; Ihm sey Lob und Ehr und Glorie von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Den 7ten März 1531.

Euer
Martin Luther.

Quelle: D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe.
Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt.
Erster Band.
Leipzig,
in Kommission bey Christian Friderich Wappler.
1784.

Luther, Martin – An Niklas Hausmann

An Herrn Niklas Hausmann, Superintendenten der Gemeine zu Zwickau.

Gnad und Friede in Christo. Ich habe den Meinigen zu Wittenberg aufgetragen, daß sie Euch, achtbarester Freund, alle die Neuigkeiten nach Zwickau überschreiben sollen, die sie von meiner Hand haben. Daraus möget Ihr abnehmen, was für Schritte der Reichstag zu Augsburg mache. Ich hoffe, Ihr werdet dieses alles vernommen haben; denn ich habe nicht Musse, alles einzeln zu beschreiben. Lasset uns nur fleißig beten, wie wir es bisher thaten, wohl eingedenk, auf was für eine Weise unsere Väter stets ihr Heil wirkten. Die Hand des Herrn ist noch nicht verkürzet worden. Dann aber ist es seine, nicht unsere Sache; er wird uns gewiß erhören. Ich schrieb auch Eurem Bruder Valentin ein Trostschreiben, so gut ich konnte; traget Sorge, daß ihm der Brief zukomme. Ich sitze hier in ziemlicher Musse, beschäftige mich bald mit der Uebersetzung des Hesekiel, und gehe von Zeit zu Zeit auch mit andern Plänen schwanger. Die Papisten rasen wahrlich fast sehr. Aber unser Churfürst bekennet freymüthig Christum mit einer bewunderungswürdigen Standhaftigkeit. Alsoo auch Marggraf Georg. Des Kaysers günstiges Betragen würd über die Maaßen angerühmet. Er scheinet von Gott mit einem guten Engel versehen zu seyn. Das Uebrige aus Wittenberg. Betet indeß auch für mich, Mann Gottes, dessen Gnade Ihr in Ewigkeit empfohlen seyn möget. Es geschehe also. Aus meiner Einöde, Sonnabends nach Joh. der Täufer 1530.

Euer
Martin Luther

Quelle: Gottfried Schütze

Luther, Martin – An Nikolaus Hausmann, 1527

Wittenberg, den 17. November 1527.

An Nikolaus Hausmann, Bischof der Kirche in Zwickau.

Gnade und Friede in Christo. So tröste dich denn wiederum unser Christus, mein lieber Nikolaus, wie du mich tröstest. Ich Sünder danke meinem Herrn, der bisher den Satan seinen Willen an mir nicht erfüllen ließ, so sehr er auch mit wunderbarer und großer Macht und Tücke es versuchte. Bete, daß Christus bis an’s Ende in mir wider den Angriff desselben siege. Ich vermuthe in der That, daß nicht ein gemeiner, sondern der Fürst der bösen Geister wider mich sich erhob: so groß ist seine Macht und Weisheit, ganz mit der Schrift gegen mich gewaffnet, so daß, wenn ich nicht an fremdem Wort hänge, meine Wissenschaft in der Schrift nicht hinreicht: was ich sage, damit du desto mehr für mich betest, und wenn einmal ein Fall eintritt, die Tiefe Satans (wie man’s nennt) erkennen kannst. Meine Käthe fing heute an, Geburtswehen zu spüren: Christus sei bei ihr, Amen. Am Sonntag nach Martini 1527.

M. Luther

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’S Verlag.) 1862

Luther, Martin – An Nic. Hausmann, vom 29. März 1527.

In Zwickau gab es einen Prediger, der fast in jeder Predigt die Schimpfworte brauchte: ihr Böcke, ihr Schelmen, ihr Knüttel, ihr Ochsen, ihr groben Zwickauer, ihr gottlosen Leute rc. Hausmann, an den Luther den Brief richtet, war der Hauptpfarrer der Stadt.

Gnade und Friede in Christo. Würdiger, lieber Herr Pfarrherr! Es ist mir gesagt, auch durch N. angezeiget, wie euer Prediger einer sich auf der Kanzel anfahe ungeschickt zu machen, und greife die Person des Raths an unordentlich, welches denn dem Pöbel gefällt; und funkelt also der Geist noch immer mit zu, der eigene Ehre und Anhang sucht. Derhalben ist meine freundliche Bitte, ihr auch sammt dem Rath wollet Einsehen hie haben, daß uns nicht abermals der Schlaf und Hinlässigkeit zu schaffen gebe. Ihr wisset ja wohl von Gottes Gnaden, daß solch Strafen der Person gehöret nirgend hin, denn unter die Sammlung der Christen. Nun habt ihr ja noch keine Sammlung verordnet, wie wir hoffen, daß sie durch die Visitation soll angerichtet werden. Dazu wenn schon die Sammlung geordnet wäre, so wäre dennoch solch Schelten nicht recht, weil St. Paulus sagt: Seniorem ne increpes, sed obsecra ut patrem1); und Christus Matth. 18. zuvor will vermahnet haben insonderheit. Welcher Geist diese Ordnung nicht hält, der hat nichts Gutes vor. Aber in der öffentlichen theatrali concione2), da Christen und Unchristen bei einander stehen und zuhören, wie in den Kirchen geschieht, soll man auch insgemein strafen, und allerlei Unglauben und Untugend, auch niemand sonderlich ausmalen. Denn es ist eine gemeine Predigt, soll auch gemein bleiben, und niemand für andern beschämen, noch roth machen, bis sie abgesondert und in die Sammlung kommen, da man ordentlicher Weise vermahnet, bittet und strafet. Hat er aber ja Lust zu strafen öffentlich, so thue ers denen, die ihn öffentlich am ersten antasten; wie ich den Papisten und Schwärmern thue. Sonst halte er inne, und mache keinen Anhang, noch Verachtung der Personen. Denn solch Strafen bessert niemand, kützelt den Pöbel, und büßet dem Strafer seine Lust. Solches, bitte ich, wollet ihr von meinetwegen, und auch für sie selbst und euch, dem Ehrbaren Rath auch anzeigen, und mit Fleiß drauf sehen. Denn der Satan schläft nicht, sucht immer Unglück anzurichten. Hiermit Gott befohlen, Amen. Freitag nach Oculi, 1527.

1) d. h. Einen Alten schelte nicht, sondern ermahne ihn als einen Vater. 1. Tim. 5. 1.
2) d.h. Versammlung

Quelle:
Luthers Volksbibliothek Zu Nutz und Frommen des Lutherschen Christenvolks ausgewählte vollständige Schriften Dr. Martin Luthers, unverändert mit den nöthigen erläuternden Bemerkungen abgedruckt. Herausgegeben von dem Amerikanischen Lutherverein zur Herausgabe Luther’scher Schriften für das Volk Siebenter Band St. Louis, Mo. Druck von Aug. Wiebusch u. Sohn. 1862