Melanchthon, Philipp/Luther, Martin – Von der Rechtfertigung des Menschen vor Gott, An Johann Brentius.

Eure lange Schrift habe ich empfangen, bin lustig und fröhlich darüber worden: Ich bitte euch, ihr wollet oft und viel an mich schreiben.

Ich vernehme und merke wohl, was euch bewegt und anficht des Glaubens halben, weil euch noch im Sinne liegt St. Augustini Meinung, der so fern kommen ist, daß er vermeinet, daß die Gerechtigkeit der Vernunft vor Gott nicht gerechnet werde zur Gerechtigkeit. Diese Meinung ist recht.

Weiter ist seine Meinung, daß wir für gerecht gerechnet werden, des Gesetzes Erfüllung halben, die der heil. Geist in uns wirket. Also gedenkt ihr auch, daß der Mensch durch den Glauben in so fern gerecht werde, weil wir durch den Glauben den heil. Geist empfahen; daß wir also gerecht seyen durch Erfüllung des Gesetzes, aus Hülfe des heil. Geistes.

Dieser Verstand setzt und gründet die Erfüllung auf unsere Reinigkeit oder Vollkommenheit. Die Erneuerung, so der heil. Geist in uns wirket, soll zwar dem Glauben folgen, wir werden aber dadurch vor Gott nicht gerecht. Darum sehet gar nicht auf die Erneuerung noch auf’s Gesetz, sondern habt nur Achtung auf die Verheißung, und halt’s für gewiß, daß wir um Christi willen gerecht, das ist, angenehm vor Gott sind, und Frieden des Gewissens finden, und nicht um dieser Erneuerung willen. Denn diese Erneuerung ist nirgend gnugsam, darum sind wir allein durch den Glauben gerecht, nicht darum, daß er also glaubet, wie ihr schreibet, sondern daß er Christum ergreift, um welches willen wir angenehm sind, es stehe um unsere Erneuerung wie es kann. Wiewohl sie nothwendig folgen muß, sie vermag aber das Gewissen nicht zufrieden zu stellen.

Darum macht nicht die Liebe, welche des Gesetzes Erfüllung ist, sondern allein der Glaube gerecht, nicht daß er eine Vollkommenheit in uns ist, sondern allein daß er Christum fasset. Daß wir also nicht gerecht sind, von wegen der Liebe, noch Erfüllung halben des Gesetzes, auch nicht um unserer Erneuerung willen, ob sie wohl Gaben des heiligen Geistes sind; sondern um Christi willen, welchen wir allein durch den Glauben fassen und ergreifen.

Augustinus erlangt St. Pauli Meinung und Verstand nicht gnugsam, wiewohl er näher dazu kömmt, denn die Schul-Theologen. Und ich ziehe Augustin darum an, daß er bei allen ein groß Ansehen hat, wiewohl er nicht genugsam erkläret des Glaubens Gerechtigkeit.

Glaubet mir, lieber Brentz, es ist ein großer, darzu ein finsterer Zank und Hader über der Gerechtigkeit des Glaubens, welchen ihr alsdenn recht verstehen werden, wenn ihr allerdings die Augen wendet vom Gesetz und von Augustins Meinung, von Erfüllung des Gesetzes, und richtet euer Gemüth allein auf die bloße Verheißung, und gewiß haltet, daß wir um Christi willen gerecht, das ist, Gott angenehm sind und Frieden finden.

Dieses ist der rechte Verstand, welcher die Ehre Christi verkläret und hoch preiset, und die Gewissen über die Maaßen aufrichtet und tröstet. Ich versuchte zwar dasselbe in der Apologia klar darzuthun; aber es wollte sich nicht schicken um der Widersacher willen, die alles übel deuten und verkehren, also deutlich zu reden, wie ich jetzt mit euch rede, wiewohl ich eben diese Meinung angezeiget habe.

Lieber, wenn würde doch das Gewissen Fried und Hoffnung haben, wenn es halten sollte, daß wir alsdann erst vor Gott für gerecht gehalten würden, wenn die Erneuerung in uns vollkommen wäre? Was wäre das anders, denn durch das Gesetz, nicht durch die Verheißung, und aus Gnaden gerecht werden?

Droben habe ich gesagt: So die Rechtfertigung (wie man vor Gott soll gerecht werden), der Liebe zugeeignet wird, so werde sie unserm Werk zugeeignet. Hie verstehe ich das Werk, so der heilige Geist in uns thut oder wirket. Item, daß der Glaube allein gerecht macht, nicht derohalben, daß er ein neu Werk des heiligen Geistes in uns ist; sondern daß er Gottes Barmherzigkeit, in Christo uns angeboten und geleistet, ergreift und mit Freuden und Dank annimmt rc. Um welches willen wir angenehme sind, nicht um der Gaben willen des heiligen Geistes in uns.

Diese Sache werdet ihr leichtlich verstehen, wenn ihr des Augustini Verstand und Meinung fahren lasset; auch wird euch, als ich hoffe, unsere Apologia darzu dienen, und dazu helfen, wiewohl ich von so wichtiger Sache noch schlecht und furchtsam rede, welches auch nicht kann verstanden werden ohne Kampf des Gewissens.

Das Volk soll allerdings hören die Predigt des Gesetzes und der Buße, indeß soll gleichwohl dieser Verstand des Evangelii nicht verschwiegen bleiben. Ich bitte euch, ihr wollet mir wieder schreiben, was ihr beide von dieser meiner Schrift und Apologia haltet, und anzeigen, ob euch auf dießmal genugsam geantwortet sey auf eure Frage. Gehabt euch wohl!

Zusatz Doctor Martin Luthers, auf die vorhergehende Schrift Philipp Melanchthons.

Und ich mein lieber Brentz, daß ich die Sache besser verstehe und fasse, pflege also zu gedenken, als wäre in meinem Herzen keine Qualität oder Tugend, die Glaube und Liebe heiße (wie die Sophisten darvon reden und träumen); sondern ich setze es gar auf Christum, und sage: meine formalis Justitia, das ist, gewisse, beständige, vollkommene Gerechtigkeit, daran kein Mangel noch Fehl ist, sondern ist wie sie vor Gott seyn soll, die ist Christus mein Herr. Auf daß ich mich also frei mache, und herauswirke von dem Anblick des Gesetzes, und der Werke, ja auch von dieses Christi, der mir vorkömmt, und verstanden wird, als sey er entweder ein Lehrer oder Geber. Nicht also, sondern ich will, daß er selbst meine Gabe und Lehre sey, daß ich alles in ihm habe, wie er spricht: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben: Sagt nicht, ich weise oder gebe dir den Weg, die Wahrheit und das Leben, als würket er solches in mir, und wäre doch anderswo außer mir; nein, in mir soll er seyn, bleiben, leben, reden, 2. Kor. 5, auf daß wir würden in ihm, in Christo 1) die Gerechtigkeit die nur Gott giebt2).

Martinus Luther, Dr.

Quelle:
Der Menschenfreund Eine christliche Zeitschrift, redigirt von Pastor Sander in Wichlinghausen. Achter Jahrgang Gedruckt in der Rettungs-Anstalt zu Düsselthal 1832

Melanchthon, Philipp – An den Stadtrath zu Rottenburg.

Gottes Gnade rc. Ehrbare, günstige Herren. Erstlich wünsche ich, wiewohl eine arme geringe Person, doch als einer, der von Herzen begehret, daß der ewige Gott, Vater unser Heilandes Jesu Christi, recht erkannt und angerufen werde, und daß viel Menschen selig werden, daß die Kirch in E. löblichen Stadt durch Gottes Gnade erhalten und seliglich regieret werde. Denn das ist ja das höchste Gut im Himmel und auf Erden, Gott recht erkennen. Wo ich E. W. dienen kann, bin ich darzu willig, denn es ist ja Gottes Wille, daß seine reine Lehre von seinem Sohne Jesu Christo und rechter Anrufung ewiglich erhalten werde; dazu ich gern dienen wollte, und sind alle Menschen dazu zu dienen zum höchsten schuldig, wie unser Heiland Christus spricht Joh. 15.: „damit wird mein Vater gepreiset, so ihr viel Frucht bringet, und werdet meine Jünger das ist, so ihr die Lehre des Evangelii helft pflanzen und erhalten. Dieweil denn Gott E. W. diese Gnade gegeben, so sollen wir billig ihm darum danken und bitten und hoffen, er werde auch forthin euch leiten, regieren und schätzen, und wirken, daß das Evangelium vielen zur ewigen Seligkeit diene, wie St. Paulus spricht: Wo Gott den Willen gegeben hat, da gibt er auch das Vollbringen, damit etwas Gutes zu seinem Wohlgefallen geschehe. Denn die gottlose Welt thut nichts, das Gott gefällig ist. Das geschieht in seiner Kirche, das ist, wo sein Evangelium recht gelehrt wird. Denn da allein ist sein Wort, wie St. Paulus spricht: ihr seid auf das Fundament der Propheten und Apostel gebauet, das ist auf das Wort, das ihnen Gott gewißlich gegeben hat. Darauf ist eure Kirche jetzund auch gebauet, und Gott, der ewige Vater unseres Heilandes Jesu Christi wolle dieses sein Geben in eurer Kirche allzeit erhalten. Am Tag der Geburt Mariä.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’s Verlag.) 1862

Melanchthon, Philipp – An Thomas Matthias, churfürstlich brandenburgischen Rath.

(Ehestandsepistel.)

Der ewige Gott, der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der Schöpfer der ganzen Natur und Stifter des so schönen und lieblichen ehelichen Bundes, sei mit deiner Ehe, und gebe, daß sie eine ruhige, gesegnete, glückliche und fruchtbare sei. Wie so Manches weise und fromm geschrieben ist, was nicht nur die Würde der Ehe uns zeigt, sondern auch erinnert, mit welch inniger Zärtlichkeit die Ehegatten einander umfassen sollen und mit welcher Fassung die allgemeinen Schwierigkeiten dieses Lebens zu ertragen seien, so enthält auch dasjenige, was Aristoteles auf der ersten Seite der Oeconomica von den Pythagoräern anführt, ein herrliches Gemälde vieler Pflichten. Hiernach sagten nehmlich die Pythagoräer, der Mann müsse gedenken, daß seine Verlobte gleichsam bittend vor dem Altar ihm zugeführt werde. Du siehst, es ist ein Brauch der Alten, daß der Bräutigam und die Braut vor dem Altare verbunden werden Angesichts Gottes und unter dessen Anrufung. Diese Sitte wurde ohne Zweifel von den ersten Vätern eingeführt, damit wir daran denken sollen, daß diese Verbindung von Gott eingesetzt sei und von ihm unterstützt werde. Sodann übertragt sie das ganze Recht der Bittenden der Braut. Es war üblich, daß die Bittenden an den Altären saßen, und die, an welche die Bitten ergingen, hinzutraten, um ihnen beizustehen. Durch diesen Gebrauch wurde die ihnen versprochene Gnade, Unversehrtheit und beständig fortwährende Vertheidigung verstanden. Was gibts Schöneres, als dieses Bild? Die Braut wird dir vor dem Altare gleich als eine Bittende übergeben, du nimmst sie auf dein Wort an, unterstützest sie als die schwächere und versprichst ihr beständige Barmherzigkeit und Vertheidigung. Siehe, an welch große Dinge das Alterthum uns durch diesen Gebrauch gemahnt wissen wollte: ist dieser ja doch auch ein Abbild der ewigen Verbindung zwischen der Kirche und dem Sohne Gottes. Die Kirche sitzt bittend am Altare, unter den größten Drangsalen. Der Sohn Gottes tritt als der Bräutigam zu ihr hin und richtet sie auf. Er umpfängt die Unglückliche und verheißt ihr ewige Barmherzigkeit und Vertheidigung. In solchem Glauben sollen wir auch in dieser betrübten Zeit vom Sohne Gottes Hülfe erbitten und gewärtigen. Ich flehe ihn an, daß er bei Eurer Heirath zugegen sein, und Euch bewahren und regieren wolle. Werde ich auch durch die traurigen Zeitumstände persönlich hinzukommen verhindert, so werde ich doch mit meinen Wünschen dort sein ….

Die Besiegung Nicanors war eine gerechte Strafe für die Schmähungen, die er drohend wider den Tempel Gottes geäußert hatte. Mit diesem Beispiele zeigte damals Gott, daß er seine Kirche schütze: so bete ich denn, daß er sie auch jetzt schützen wolle, ob sie auch durch große Unruhen erschüttert wird.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’s Verlag.) 1862

Ph. Melanchthon und Joh. Brentz an den Landgrafen Philipp von Hessen.

Durchlauchtiger rc. Der Brüderschaft halben, mag sein, daß man Christen, so irren, und doch den Irrthum nicht vertheidigen, als Brüder dulden solle, wie Christus selbst seine Jünger geduldet hat. Aber diejenigen, so ungegründete Lehre vorgeben und vertheidigen, kann man nicht für Brüder halten; denn man soll ja nicht willigen in unrechte Lehre. So hat auch Paulus die Galater angenommen, daneben aber von denjenigen, so unrechte Lehre vorgaben, gesprochen: ich wollte, daß die, so euch beschneiden, weggeschnitten würden.

Denn wie können wir doch Brüderschaft mit unserm Widerpart machen, und also willigen, daß sie ihre Lehre vertheidigen für recht und gewiß, so doch unser Gewissen anders fühlet und hält? Es ist doch noth, daß man gewiß sei, was man hält und lehrt. Wahrlich, wenn das Herz ungewiß ist, und soll also ungewiß etwas vorgeben, so ist’s übel verwahrt wider Gottes Gericht; wie Paulus spricht: was nicht aus dem Glauben geschiehet, ist Sünde; und bedarf guter Erfahrung, wie der Glaube gewiß sein muß, so er vor Gottes Gericht bestehen soll.

Wie kann man vermeinen, es liege nicht groß daran, was man lehre, es sei genug vor Gott fromlich und ehrbarlich leben! Also wären viel Philosophen auch christlich gewesen. So ist auch die Lehre nicht zu richten nach dem Schein eines bürgerlichen Lebens, sondern nach Gottes Wort…. Immerhin sind wir schuldig, zu bekennen, was wir glauben, sowie wir auch schuldig sind, andern nicht zu wehren, die Lehre, so wir nicht gewißlich für recht halten, zu verbieten. Zudem ist auch noth, daß wir bedenken, daß wir nicht andre gute und gewisse Lehre mit dieser ungewissen Subtilität stopfen, wie bereit zum Theil geschiehet. Verfolgen doch die Zwinglischen ohne ein Concilium die Papisten und Wiedertäufer; warum soll den Andern unrecht sein, ihre ungegründete Lehre zu verbieten außerhalb des Concilii? sonderlich so dadurch rechte, gewisse Lehre gefördert und Friede erhalten wird.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’s Verlag.) 1862

Melanchthon an Clara Herzogin von Braunschweig

18. März 1560

Der Durchlauchtigen und Hochgebornen Fürstin, Frau Clara geborne Herzogin zu Sachsen, Herzogin zu Braunschweig vnd Lüneburg meiner gnädigen Fürstin.

Gottes Gnad durch seinen Eingebornen Son Jhesum Christum vnsern Heilandt vnd warhaftigen Helfer zuvor. Durchleuchtige Hochgeborne gnedige Fürstin, E. f. G. habe Ich Einen gottforchtigen Predicanten, der zu Dantzick geborn Ist zugesant, wiewol Ich lieber Ein Eldern E. f. G. zugesant hett. So er gedachter von Dantzik nicht angenommen wird, will ich mit Gottes Hilf E. f. G. vor Pentecoste Ein andern gottforchtigen vnd gelerten Predicanten senden. Der allmechtige Gott wolle E. f. G. sampt E. f. G. jungen frewlen an seel vnd leib sterken, datum 18. Martii 1560

E. f. G. armer Diener Philippus Melanthon.

Zeitschrift für die historische Theologie
herausgegeben von Dr. theol. Christian Wilhelm Riedner
Einunddreißigster Band.
Neue Folge. Fünfundzwanzigster Band.
Gotha.
Friedr. Andr. Perthes.
1861

Melanchthon an Ulrich von Schwerin

6. Mai 1559

Dem Edlen, Ernvesten vnnd gestrengen, Ulrich von Swerinn, Ertz-Marschalck im Hertzogthum Pommern u. meynem gunstigen Herrn.

Gottes gnad durch seynen eyngebohrnenn Sohnn Jesum Christum vnsern Heilandt vnnd warhafftigen Helfer zuuor, Edler, Ernvester, gestrenger Herr Marschalck, Ich Armer vnnd vnbekandter bitt E. Ernvester welle diese meyne schrifft, belangend Eyn Jungenn Armen Waisenn Daniell Gartzen, des Ehrwirdigen Johan Gartzen des Etwa Lectors zu Gripswald gewesen Sohn gutwillig vernemenn, den ist geschrieben, du solt der wäisenn vater sein, so wirdt dich gott mehr lieben, den dich dein Eigne Mutter liebett, diese gnedige verheissunge solle vns alle billig bewegen, den Armen Wäissen die doch gottfürchtig sindt vnd Ehrliche Erbeidt furhaben hulffe zu thun. Nu hat dieser Daniell Gartzen in studio Juris zwei Jahre ein guthen anfangk gemacht vnd gedenckt mit gottes hulff darin fortzufahren, damit Er in Erlicher Erbeidt auch zu guthem in Christlicher regierung dienen kunne. Dieweil Er aber, Ein ahrmer Weiss ist, Rufft er Ew. Ernveste an vmb ein hulffe, zu büchern, den ehr zum wohlangefangen studio wie E. Ernveste bedencken kan, die furnemsten Scribenten in Jure haben mus, darzu Er E. Ernveste vmb 40 taler in Diemuth bitt. Dieweill dan Ew. Ernveste den gottfürchtigen Man dieses Daniels Vater gekandt hat vnnd weiss das er Sechs Söhne vnnd zwo töchter, die noch bei der Armen tugentlichen Mutter in jungfrewlichen stand erzogen werden, gelassen hat, vnnd wirdt die Mutter jetzund durch den Eltesten Sohn Christlich vnderhalten, Bitt ich vmb gotes willen, Ewr. Ernvest alls Eyn Christlicher vnnd Loblicher von Adell, woll mit dieser Armen Weisen Vater sein, vnnd diesem Daniell veterliche Hülffe thun. Diese wolthat ist Gott gewisslich wollgefellig, vnnd wirdt dagegen der Almechtige Gott, der Weisen Vater Ewr. Ernveste vnnd die Ewren auch sein gaben des milder geben, der wolle auch Ewr. Ernveste vnd die Ewren alzeit gnediglich bewaren. Datum 6. Mai 1559.

E. Ernveste Diener

Philippus Melanthon.

Zeitschrift für die historische Theologie
herausgegeben von Dr. theol. Christian Wilhelm Riedner
Einunddreißigster Band.
Neue Folge. Fünfundzwanzigster Band.
Gotha.
Friedr. Andr. Perthes.
1861

Melanchthon an Kurfürst August

1558 d. 18. September

Gottes gnad durch seinen Eingebornen Son Jhesum Christum vnsern heiland vnd warhafftigen helffer zu uor Durchleuchtister hochgeborner gnedigster churfurst vnd herr, Ecfg beuelch belangend die antwort vff die weimarische schrifft, habe Ich vff heut Sontag den 18 tag Sepemtbris empfangen, vnd Ist die zeit Eben kurtz zu diser stellung bestimmet, doch will Ich so viel mir moglich ist, mitt gottes hulff, Ettwas zusamen zihen,

Ich wölte auch das die chur vnd fursten, pfalntz vnd witteberg nicht so seer zur antwort Eileten, vnd bleibe Entlich vff dieser meinung das In namen der chur vnd fursten kheine antwort geben werde, Also habe Ich auch dem durchleuchtisten hochgebornen fursten vnd herrn, herrn Otthenrichen, pfalntzgrauen churfürsten rc. geschriben,

Ecfg werden auch befinden das durch herczog Fridrichsen pfalntzgrauen, practiken versucht werden, davon Ich schrifften habe, Es solte aber billich die Bairische Inquisition die pfalntzgrauen bewegen Ernstlich sich wider die Bepstlichen sich zusamen zuhalden, Der allmechtige Son gottes Jhesus Christus wolle gnediglich Ecfg  vnd Ecfg gemahel vnd Junge herrn an seel vnd leib sterken, vnd Ecfg regirn, vnd disen landen vnd kirchen, friden geben, Datum Sontags den 18 Septembris Anno 1558

Ecfg armer diene Philippus Melanthon

Zeitschrift für die historische Theologie
herausgegeben von Dr. theol. Christian Wilhelm Riedner
Neunundzwanzigster Band.
Neue Folge. Dreiundzwanzigster Band.
Gotha.
Friedr. Andr. Perthes.
1859

Melanchthon an Kurfürst August

1558 d. 9. September

Gottes gnad durch seinen Eingebornen Son Jhesum Christum vnsern heiland vnd warhafftigen helffer zu uor, Durchleuchtister hochgeborner gnedigster churfurst vnd herr, vff den neunden tag Septembris hab Ich Ecfg schrifft Empfangen, das Buch darinn die Frankfordischen abschied rc. verzeichnet, gen Dresden zu schiken, welches ich alß bald dem Botten Jacob Ekhart geben, gen Dreßden zu bringen, hett auch gern Ecfg dabey gesant, was des churfursten zu Brandenburg gesandten vff den 21 tag Augusti mitt mir geredt, so hab ich doch In der Eil bey disem Botten, dieselbige schrifften nicht fertigen khonnen, Doch ist dises die Summa, vff den 20 tag Augusti sind anher khomen der Cantzler Doctor Distelmeyr vnd Magister Johann Eißleben, Ist der Cantzler am Sontag fruw zu mir khomen, denn die herrn doctores Doctor Laurentius vnd dochtor Cracouius sind nicht alhie gewesen, vnd hatt mich bericht, Ehr khonne nicht verzihen, vnd so viel dise sach belange, lassz yhm der churfurst zu Brandenburg dises bedenken gefallen, Das In der chur vnd fursten namen, den hertzogen zu Sachsen die der chur vnd fursten Consension anstechen, gantz nichts geantwort werde, Das aber Eine gruntliche schrifft one alle Sophistrey gestellet werde von Ettlichen, welchen dauon beuelch zu thun, die Ernach durch die chur vnd fursten selb, vnd andre verstendige bewogen werde, welche schrifft moge furgelegt werden, oder sunst ans liecht bracht, so die Reprehension an tag geben wurde, oder Ein Synodus außgeschriben wurde, Dise meinung hab Ich mir auch gefallen lassen, vnd habe grosse bedenken. darumb In der chur vnd fursten namen kheine disputation zu erregen sey, Davon Ich Ecfg In andern lengern schrifften mehr berichts thun will,

Der allmechtige Gott wolle Ecfg an seel vnd leib sterken, Datum Eilend 9 Septembris 1558.

Ecfg armer vntertheniger diener Philippus Melanthon.

Zeitschrift für die historische Theologie
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Friedr. Andr. Perthes.
1859

Melanchthon, Philipp – An den Stadtrath zu Sitta.

16. Jan. 1558

Gottes Gnade rc. E. E. als christliche verständige Regenten, die das große Elend auf Erden oft betrachten, wissen, daß Gott selbst beides oft verkündigt hat, nämlich daß in diesem letzten schwachen Alter der Welt größere Unruhe sein wird, denn zuvor gewesen, daß aber der allmächtige Sohn Gottes Jesus Christus ihm für und für bis zum letzten Urtheil eine ewige Kirche durch das Evangelium, und nicht anders, sammelt, und will dazu etliche ziemliche Regenten erhalten. Diesen Trost sollen wir oft betrachten, und desto williger zu Erhaltung der christlichen Kirche und rechter Lehre dienen, und ist gewißlich wahr, daß Gott seiner rechten Kirche die Strafe lindern will. Darum bitt ich E. E., Gott zu Ehren und um Gottes willen, sie wollen Zeigern dieser Schrift weiter väterliche Hülfe thun, besonders weil er ein armer Waise ist und gottesfürchtig. Solchen Waisen gebet Hülf, so werde ihr auch bei Gott Linderung vieler Strafe empfangen. Denn also ists geschrieben: Du sollst des Waisen Vater sein. Derselbige wahrhaftige Gott, Vater unsers Heilandes Jesu Christi, Erschaffer aller Kreaturen, wolle eure löbl. Stadt, Ew. Ehrbarkeit und die Euere gnädiglich bewahren und regieren.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’s Verlag.) 1862

Melanchthon an Kurfürst August

1558 d. 3. Januar

Gottes gnad durch seinen Eingebornen Son Jhesum Christum vnsern heiland vnd warhafftigen helffer, vnd Ein kunftig fridlich vnd frölich Jar, zuuor, Durchleuchtister hochgeborner gnedigster Churfurst vnd herr, Ecfg gnedige schrifft hab ich In vnterthenikeit Empfangen, vnd dankhe Ecfg In vnterthenikeit von wegen der gnedigen anzeigung darinn gemelt, Wiewol ich aber seer gern gesehen hett, das meine gesellen In worms hetten die Artikel davon Erklerung begert ist, helffen stellen vnd vnterschreiben, hatt auch allein des Osiandri halben bey ettlichen verhindrung gehabt, so hab ich doch nicht schewe, Ecfg In vnterthenikeit dise meinung wie sie zuuor gestellt ist, In teutscher sprach eigentlich zu verfassen, vnd mage wol leiden, das Ecfg andrer verstendigen bedenken dauon hören, Es ist auch nicht mein gemut, grösser gezenk damit anzurichten, wiewol ettliche gifftige wurm sich also zu vns nöttigen, das ich Entlich auch antworten mussz, wie aber Ecfg beuohlen haben das ich nach dem leiptziker markt gen Dresden khomen osll, will ich mitt gottes hulff gehorsam sein, Der allmechtig Gott vatter vnsers heilands Jhesu Christi der yhm gewißlich Ein Ewige kirchen durchs Euangelium samlet, Erhellt auch dazu Ettliche Ehrliche Regiment, wolle Ecfg vnd Ecfg gemahlen vnd Junge herrn, an seel vnd leib sterken, Datum die Tertia Januarij 1558.

Zeitschrift für die historische Theologie
herausgegeben von Dr. theol. Christian Wilhelm Riedner
Neunundzwanzigster Band.
Neue Folge. Dreiundzwanzigster Band.
Gotha.
Friedr. Andr. Perthes.
1859