Christoph von Württemberg an den Markgrafen von Baden

(Datum unbekannt)

Eure getreuen Untertanen wie auch die unseren sind allerlei leiblichen Unfalls halben, so sich täglich zuträgt, mühselige, bekümmerte Leute. Sollten sie darüber hinaus aus unserer Versäumnis, in Sachen ihrer Seelen Seligkeit betreffend, Nachteil empfangen, so würden wir darob vor dem Richterstuhl des Allmächtigen, vor dem wir gewißlich zu seiner Zeit – und wer weiß, wie bald? – erscheinen werden, einen harten Stand tun müssen. Und wiewohl der Glaube der rechten, göttlichen Lehre allerlei Gefahr und Unfall hier auf Erden erwarten muß und dagegen den Anderen groß weltlich Glück zustehen mag, so hat doch der allmächtige Gott seinen Richterstuhl im Himmel noch nicht abgetan noch hingeworfen, sondern gleichwie er allerwegen die Beschirmer und Handhaber der unrechten Lehre und Gottesdienstes nach ihrem großen weltlichen Glück unversehens mit großem Ernst zeitlich und ewiglich gestraft hat, wie die Historien der Heiligen Schrift und andere Chroniken bezeugen, also hat er auch die Förderer und Handhaber rechter göttlicher Ehr und Lehr nicht allein in ihrem zeitlichen Unglück gnädiglich erhalten, sondern zu großem Glück und Heil, wo nicht allwegen zeitlich, jedoch ohne Zweifel ewiglich geführt. Nachdem nun derselbe wahrhaftige Gott noch lebt und regiert, so ist gewißlich zu erwarten, er werde nach seinem alten Brauch auch in künftigen Zeiten zu handeln fortfahren.