Philipp von Hessen an Luther

Würdigem vnd hochgelarten, lieben getrewen. Ewer vorbitlich schreyben, die von Helmstedt belangende, haben wir emphangen vnd verleßen. Nun ist nit one, dass es gedachte von Helmstedt jegen vnßerm freundlichen lieben vetter vnd bruder, dem churfursten zu Sachsen, vns vnd vnsern miteynungsverwandten stenden groblich verwirkt haben. Dhweyl aber die sache vns nit alleyn, sonder den churfursten zu Sachsen vnd andere vnsere religionsverwandten mehr mit angehet, so wollen wir vns mit inen, was dorinne zuthun sein wil, ferner vergleichen vnd endschliessen, das wolten wir also Euch gnediger maynung hinwidder nit pergen, denen wir mit sondern gnaden geneigt. Datum     Cassel den 21. Novembris Anno 1545.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Landgraf Philipp an Luther und Melanchthon.

Vnsern gnedigen grus zuuor, erwirdiger vnd hochgelerte, liebe getreuen. Wir stehen in ganz heftiger arbeit, die vnfruntliche irrungen, so sich zwuschen beiden vnsern liben vettern, bruder, sohn vnd geuattern, dem churfursten vnd herczogen Mauritzen zu Sachsen erhalten, vf zimliche vnd gepurliche mittel vnd weg dermassen hinzulegen, damit nit weiter zun waffen geschritten, land vnd leute verderbet vnd also dem euangelio der ort ein vnwiderpringlicher nachtheil zugefuget werde. Aber wir befinden beideteil ganz harthaltig, also dass wir nit ermessen mögen, ob vnd was volge wir bey inen erlangen werden oder nicht. Nun haben wir lauts beiliegender copey vf etzliche mittel, di vns gleichmessig vnd zu hinwegnemung diser irrung dinlichen zu sein beduncken gedacht, dann es vast im grund beiden herrn allein vmb den zug vnd pass durch Wurtzen, wlechen herczog Moritz vnersucht des churfursten frei vnd vnuerspert zu haben vermeinet vnd der churfurst im den nur jure familiaritatis zugelassen gedencket, zu thun ist. Diweil dann dise sach der rede nit wehrd, dass darumb beide chur- vnd fursten so beschwerlich an einander gerathen solten, auch so ganz vil geferlicihen, nit allein beiden iren liebten vnd derselben landen vnd leuten, sondern auch der gantzen vnser christlichen religion vnd derselben verwanten hiruf stehen, wie Ir selbst vernunftiglich zuermessen habt vnd wirs dafur halten, dass vnser lieber vetter vnd bruder, der churfurst Euch beiden als fromen, crhistlichen mennern beuor andern hirin vernehmen möcht, so ist himit an Euch vnser gnedigs begeren, Ir wollet allem fridlichen wesen, auch der ganzen religion vnd landen vnd leuten zum besten, vfs allereilendest an sein liebte schreiben vnd sie zum hochsten bitten vnd ermanen, dass sie dise geuerlichen vntergang vnd augenscheinlich verderben zu gemut fuhren vnd derwegen in diser hochwichtigen sach, dwil die doch nur das zeitlich vnd nit das ewig betrifft, nit zu hart halten, sondern auch ein ezwas nachgeben vnd es zu vngeuerlich disen miteln, so wir Euch hirbei schicken, kommen lassen, das wolten wir Euch also aus getreuer guter wolmeinung in eile nit verhalten, vnd seint Euch mit gnaden wol geneigt vnd gewogen. Datum Oschatz am h. Osterabent Anno 1542.

Philips L. z. Hessen

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Philipp von Hessen – An Martin Luther, Anfang October 1534

Nachdem dy zweihelligkeit so sich des Sacraments halben zutregt vnserm Christlichen glauben grosse zerruttung vnd nachteil pringt vnd augenscheinlich furhanden, got verhut vnd were es dan, das auf vleissig anhalten der papisten den armen leuthen in Oberlanden ein großes plutuergießen erwachsen vnd erstehen mocht, weyl nu der mererteil der Oberlendischen prediger vnd sonderlich Bucerus dennochts Ir bekentnus also gericht vnd gestalt haben, das man nunmhe fur vnotig acht vnd helt das deßhalben weither zwiespalt oder Zangk sein soll, dan ye von allen teylen Christus vnd ein glauben bekent wirdet, darumb, so langet vnser gnedig beger an euch Ir wollet disse sach was allenthalben daron gelegen ist In christlich vnd trewes bedencken nemen, vnd doran sein, das ein bestendige vereinigung vnd verglaichung desselbigen articuls halben furgenomen vnd eintrechtiglich bewilliget werden moge, was wir don Im selbigen thun sollen vnd mogen, wollen wir kein vleiß, vnkosten oder muhe an vns erwinden lassen vnd sein euch zu gnaden wol geneigt, wir haben auch gleichfals dem Bucero vnd andern oberlendischen predigern dergestalt vnser gemut auch zuerkennen gegeben werden.

Dat.

an M. Luther

Quelle:
Analecta Lutherana
Briefe und Actenstücke zur Geschichte Luthers
Herausgegeben von
D. Theodor Kolde,
Gotha
Friedrich Andreas Perthes
1883

Philipp von Hessen – An Jakob Sturm

um den 21. September 1534

Philips von gotts gnaden rc.

Erbar lieber besonder. Der hochgelerte unser Lieber getrewer Philips Melanthon hat Uns uff Unser vorher schrieben undertänig geschriben, Was die oben Inligenden jener schrift copey vernemen werdent. Und Wir sind daruf des gemüts und willes Inen etwa zu den Wochen nach den Christfeiertagen zu Uns alhie ghen Cassel zu beschriben und sehen für gut an, daß Ir alßdann Bucern auch hettet hieher geschickt. Ob got wolt gnade verleihen das die beide mochten solcher Irrung Eine bestendige vergleichung finden, davon dann wir Uns kein vleis mehr noch arbeit sol gespart werden. Und haben auch Luther und Melanthon beneben diser schrift an Schnepffen geschriben, das wir verhoffen, dieselb werde auch In jenen fürnemen etwas gelümpflicher seien. Das wollen Wir euch gnedig meynung Im besten allso anzeygen. Dat. Cassel freitags nach Mathei Apostoli Anno 1534.

Urkunden aus der Reformationszeit
Ch. Gotthold Neudecker
Cassel, 1836
Bei J. C. Krieger

Philipp von Hessen an Johann Friedrich von Sachsen.

7.9.1534
Freuntlicher lieber vetter und bruder, unser besonder lieber Sebastian Ayttinger, der von Ulm secretarj, hat uns geschriben und angezaigt, das E. L. seine werbung der von Augspurg einnemung halben in bedenken genommen, weil es ain wichtige sach, mit uns davon weiter zu underreden und zu schliessen etc., mit bitt, nochmals bey E. L. zufurdern, das E. L. die von Augspurg vorigem bewilligen und seiner herrn furgewendtem vleys und handlung nach wöllten einnemen und die handlung in kainen verzug stöllen etc. weil wir uns nun kainerlai zuerinnern oder ainicher sachen zubedenken wissen, die E. L. an diser einnemung verhindern oder zu uffzug bewegen möcht, sonderlich dieweil hievor denen von Ulm ufgelegt worden ist, mit denen von Augspurg darumb zuhandeln, so ist nochmals an E. L. unser freuntlich erinnerung und bitt, sie wöllen bedenken, was dannochts uns allen an den von Augspurg gelegen, und so sie itzt nnit eingenomen und onangesehen der von Ulm ufferlegten handlung, der sie sich vermöge des Schmalkaldischen abschids bei inen mit vleys undernomen, abgeweist werden, das zu besorgen, sie von uns absteen und hernachmalls ungerne in unser eynung zukomen begeren wurden, weil dann noch zur zeit der welt und den geschwinden gezeiten nit zu wol zuvertrauen und alle sachen und handlung wol war zunemen seind, so achten wir fur notwendig und gut und in kainen weg aufzuziehen noch zu underlassen, das die von Augspurg mögen in unser eynung gepracht werden, und bitten E. L. freuntlich, sie wöllen den Ulmischen secretarien in diser sach yetzt entlich abfertigen, die reversal stöllen und ime zustöllen, dieselbigen umbzufueren und sigeln zu lassen, wöllen wir uns zu E. L. freuntlich versehen und gern verdienen.

Datum montags nach Egidij zur Zappenburgk anno etc. xxxiiij.
Philipps von gotts gnaden landgraff zu Hessen etc.

Beiträge zur Bayerischen Kirchengeschichte
herausgegeben von D. Theodor Kolde
ord. Professor der Kirchengeschichte an der Universität Erlangen
7. Band.
Erlangen 1901
Verlag von Fr. Junge.

Philipp von Hessen – An die Lutheraner vor dem Augsburger Reichstag 1530 (Fragment)

Und darum zum Beschluß bitte ich euch um der Ehre Gottes willen und um aller Gläubigen willen, auch dem gemeinen Nutzen zu gut, ists möglich, machet einen freundlichen brüderlichen Frieden mit denen, die man zwinglisch nennt, und bedenket, wie gar freundlich der Apostel und viel der Alten mit einander und gegen die Fremden gehandelt haben. Denn ihr wisset gar wohl, daß der Glaube nicht gezwungen sein will und daß man erst die Herzen gewinnen muß. Sonst helfen keine äusserlichen Gebote. Denn Gebot und Zwang thut es nicht, sondern Unterweisung, und daß man sieht, daß ihr die Zwinglischen mit Treuen begehrt zu unterrichten und nicht zu verderben. Ich hoffe auch nimmer, daß ihr der Meinung, daß man die Zwinglischen mit Gewalt zu euerem Glauben bringen soll, oder sie um ihres Glaubens willen überziehen; welches doch wäre wider alle Schrift, dazu wider Luthers eigen Schreiben, den Türken betreffend, und sonst, welcher Glaube gar nicht tauget. Ich traue es euch nicht zu, wiewohl mir allerlei gesagt wird.

Philipp von Hessen – An Carlstadt

20.8.1529

Philips von gots gnaden Lantgraue zu Hessen, Graue zu Cazenelnbogen rc.

Hochgelarter lieber besunder. Ewr schreiben, darin ir begert euch zu dem gesprech, das wir des Sacraments halber Zwuschen den vornembsten der gelerten angereicht haben, auch kommen zü lassen, Das haben wir empfangen, alles seines einhalts nach der lenge verlesen und wollen euch darauff genedig meynung nicht verhalten. Das nicht wenigerwir haben etzliche der geleerten von den vornembsten zu einer umherrede des Sacraments halber beschrieben und auch dahin vermucht, das sie zusamenzukomen mit Gotes verleihung des Almächtigen, uns zugeschrieben, aber mit der Condition, welche wir im besten aus sunderlichen ursachen vorhin angesehen und bedacht haben, umd minders gezencks willen, und das wir hoffen, es solle diese ehe zur freuntlichen und einmutigen vergleichung dienen.

Da solchs ein sonders geheim, freuntlich und undisputirlich gespräch, on einicher weitläufigkeit und Zangkung sein soll, Darumb auch wir unterlassen vile dazu zuerfordern und muchen vor uns erleiden, das ir dabei auch weret, wissen aber nit, ob es denen, die wir dazu mit oberzelter Condition beschrieben haben, gelegen sein will, derohalben muget ir bei dem Luther ansuchen und sso es dem zu gefallen ist, mit oder neben Ime zu demselbigen des Zeit und Malstatt Ir alsdenn von Ime vernemen werdet, erscheinen. Sein euch sonst zu gnaden gewogen.

Urkunden aus der Reformationszeit
Ch. Gotthold Neudecker
Cassel, 1836
Bei J. C. Krieger

Philipp von Hessen – An Luther und Melanchthon.

Juli 1529.

Philipps von gots gnaden Landgrauen zu Hessen, Grauen zu Catzenelnbogen rc.

Gnad und Fried von Got durch Christum unsern Herrn und erleuchtung des heiligen Geistes zu waarem verstande und waarer bestendigkeit Amen.

Hochgelarter Besunder lieber. Wir haben euer beider insonderheit antwort auff unser neher schreiben, Das wir zu euch mit eignen handen belangend ein freuntlich undisputirlich umherrede mit dem Oecolampadio und etzlicher seines Anhangs, Des zwispalts In Unser Christlichen Religion Fleisch und Bluts unseres Herren und seligmachers Jhesu Christi halber: in welchen ir uns zu dem vermelten tage uff Michaelis zu Marburgk einzukommen und solch freuntlich gesprach vorzunemen und zu schreiben: empfangen alles was inhalts noch der lenge verlesen: Und weil Wir der trostlichen unzwifenlichen Zuuersicht sein: Gefalle solch umherrede, wo Got darzu gnade verleihe: Darumb wir Inen herzlich mit Ernst bitten wollen: Zu einer gutlichen vergleichung und allen guten geraichen: Auch das Jegenteil Uns zu solchem tage mit Gots gnediger verleihung unbeschwert zu erscheinen zugeschrieben hatt, So begeren wir an euch abermals ganz gutlich mit gemach, jr wollet euch hierin gutwillig erzeigen, zu solchem tage erscheinen und uff den tagk Michaelis bei Unns zu Marburgk gewißlich ankommen, Volgendes Donnerstags solch freuntlich und gutlich undisputirlich umherrede, darbei Wir, wil Got, eigner person sein wollen, im Namen Gottes anzufahen unnd das nicht abschlagen noch verhindern, damit deßhalb kein ergernis erstee. An dem thut Ir on Zweiffel allen schwachen gewissen zu trost und ein Christlich gut Wergk, das wir verhoffen zu guten uns solle gereichen. Nachdem aber wir in diesen sachen kein sonder an sich williche oder vertregliche mittel (wie Ir als die woluerstendigen wol konnt bedenken) vorschlagen konnen, So ist unser gnediges gestimmen, Ir wollt selbst uff wege und mittel die zu vergleichung und vereynigung solchs Zwiespalts gelangen mugen, trachten. Das wollen wir euch nicht verhalten und sind auch zu allem gnedigen willen geneigt.

Urkunden aus der Reformationszeit
Ch. Gotthold Neudecker
Cassel, 1836
Bei J. C. Krieger