Simon Grynaeus an Martin Bucer

Es sind jetzt die Unsrigen in einen unheilvollen Krieg verwickelt. Indem die Zürcher dem Heere der fünf Orte entgegenzogen, das im Begriff war, ihr Gebiet zu verwüsten, haben sie eine ungeheure Niederlage erlitten, wenn auch der Verlust an Menschenleben nicht so groß ist. Unser in jeder Hinsicht unvergleichlicher Zwingli ist mit dem Abte von Kappel, dem Comthur von Küsnacht und mit dreizehn andern gelehrten und ausgezeichneten Männern, deren Namen mir noch nicht bekannt, und die in dieser ersten Niederlage dem Feind in die Hände fielen, ums Leben gekommen. Die Rohheit und Unmenschlichkeit der Feinde läßt sich nicht beschreiben. Reden wir nicht mehr von den Türken: unsere Feinde sind weit grausamer. Den elendiglich verstümmelten Abt von Kappel haben sie der Augen beraubt, in eine Kutte gehüllt und auf eine Kanzel gestellt, daß er predige. Kein Maß in ihren Lästerungen, ihren Spöttereien. Wer kann sagen, wie sie den Zwingli zerrissen haben! Mir schaudert, solches zu schreiben. Was werden sie noch begehen, wenn ihr Sieg vollkommen sein wird, da sie gleich anfangs Derartiges zu thun wagen, trotzdem sie selber Viele ihrer Vornehmsten verloren haben! Dies vermag jedoch weder ihre Herzen von zu Stein rühren, noch uns zu trösten. Das vergossene Blut lebt aber und schreit zum Himmel; die Rache ist bei dem Herrn, geheim sind seine Gerichte! Möge auch eure Kirche die brünstigsten Gebete zu Gott senden, daß Er unser nicht vergesse und diesen schweren Nöthen ein Ende gebe!