Nikolaus Prugner – Brief an den Rat von Straßburg wegen seiner Verheiratung

Nikolaus Prugner an den Rat zu Straßburg. (Februar 1526.)

Gnedigen Herren. Ich hör wie wider mich hie zu Straßburg ein gerücht usgangen ist, wie ich soll zwei weiber haben. Nun ist nit weniger, dann der warheit berge ich mich nit, das mer denn für drei Jahren in Mülhusen ein geschrey gewesen, wie ich ein eefrau genommen hab, welches der Zeit doselbst noch ungehört was, darumb ein Ersamer Rat dieselbige, vatter und mutter beschicket, der sach flissig nachfrag gehebt und befunden hat, das es ein nichtige red gewesen ist, wie auch der lütpriester und sonst ein priester zu Mulhusen, amptshalben sie alle erforscht und verhört haben und allweg gleichförmig sach befunden, das der ee zwischen uns nit gedacht worden ist. Auch so hab ich der Zeit an der Canzel offentlich gesagt, es ist ein red usgangen, ich habe ein eeweib genommen, das ist nun nit also, aber hette ich es schon geton, so hätte ich das fug und recht und wüsste solches us der geschrifft und göttlichem recht wol zu erhalten. Also ist der Zeit alles gerücht ersessen. Hienach über vier monat haben mich meyn herren zu Mülhusen beschicket, zu ehnem predicanten angenommen und einer pfrunde nutzung zu underhaltung zugestellet. Als ich aber ein Zeit lang gepredigt und befunden, das ordnung und notturft erheischen wolle, das ich ein eefrau neme, hab ich dise so ich noch hab, offentlich genummen, und in beywesen etlicher meyner herren vom rhat zu kirchen gefürt. Aber vor und ee ist die gedacht person, mit der ich in einem argwon was, mit eim Zimmermann, den sh noch hat, zu kirchen gangen und sitzt auch noch mit hüslicher wonung zu Mülhausen offentlich. Das alles der Oberkeyt zu Mülhusen nit misfallen, auch fürter über angezeygt gerücht kein wort mer der sach halb worden ist. Als aber viel unruh zwischen den eydgenossen des Evangeliums halb entprandt und ich auch mer villeycht in eym ruff gewesen, dan ich geschickt bin, hab ich von etlichen nachburen vil Verfolgung erlitten, bis ich zulest dahin vermocht bin, durch fridsame biderleut umb fridens willen und rug, abzuscheiden, Inhalt des hiemit eingelegten brieffs, den mir ein ersamer rhat nit geben hette, wo ich ein solcher man were. Bitt also ewer gnad nit lehchtlich glauben zu geben vilerley reden, dan wie ich angezeigt, weiß ich vor ewer gnaden zu beweysen, und zu recht überflüssig fürzubringen, und will daruff stan und halten wie eim biderman gezympt, den wider uns vil falscher verlymdung uffston, darumb eines jeglichen ansagers gemütt und leben, auch umbstende der sachen wol zu bedenken syn. Ich lege auch hiemit in, mein obangezeigten abscheyd brieff, bitt den gnediglich zu verlesen und mitt mir armen nit zu eylen.

E. gnaden

williger

Nikolaus Prugner.