Calvin, Jean – An Viret und Couraut in Lausanne

Die Verhandlungen mit Genf hatten keinen Erfolg; Calvin reiste nach Basel.

Die Freunde gehen nach Basel.

Endlich sind wir nach Basel gekommen, aber durch und durch nass vom Regen und vor Müdigkeit fast tot. Auch war unsre Reise nicht gefahrlos. Denn einer von uns wurde beinahe weggerissen in einem Fluss. Aber wir erfuhren mehr Milde von diesem Fluss als von unsern eigenen Leuten. Denn die wollten uns wider Recht und Gerechtigkeit zugrunde richten; der Fluss musste doch zu unserer Rettung der Gnade Gottes gehorchen. Eine feste Wohnung haben wir noch nicht, da Grynäus die seine im Gymnasium schon dem Oporin überlassen hat. Von Bern sind wir abgereist, ohne den Rat zu fragen, damit man nicht über uns gemeinsam berate. Denn wir sahen wohl, dass manche zu der Meinung neigten, man müsse uns zurückhalten. Gewisse Stimmen sagten schon, man könne es uns nicht verzeihen, wenn wir eine so berechtigte Berufung ablehnten. Aber der Herr hat uns einen Ausweg gezeigt, dass wir nicht unüberlegt handeln mussten. Denn als wir verlangt hatten, man solle uns eine Ratssitzung gewähren, wurden wir auf später vertröstet. Nach dieser Antwort schien es uns, wir hätten für unsern Teil nun reichlich genug getan. Deine Angelegenheit, lieber Couraut, haben wir nach Möglichkeit guten Leuten anempfohlen, aber so, dass du nicht gebunden bist, ehe wir alles andere für dich versucht haben. Du weißt, was wir wollen. Wenn wir ein sicheres Quartier gefunden haben, werden wir euch ausführlicher schreiben, sobald als möglich. Lebt wohl, besten Brüder und Freunde.

Basel.

Eure Brüder Farel und Calvin.

Der Bruder, dem wir die Pferde zum Zurückbringen gegeben haben, will versuchen, bei euch eine passende Stellung zu finden. Sieh zunächst du, wo er mit seiner Arbeit der Kirche Christi dienen kann. Wir glauben, es sei ein rechtschaffener junger Mann und in der Wissenschaft nicht unerfahren. Wenn er dir würdig scheint, dass man ihm Rechnung trägt, so möchte ich ihn dir auch um unsertwillen empfohlen haben.

Farel, Wilhelm – An Zwingli (aus Orba).

Orba, a. 1531

Wie groß die Ernte, welches der Eifer des Volks für das Evangelium sei, dürfte Niemand leicht ausdrücken können. Gleichwie der Vater Deutschland gütig heimsuchte, so weist er auch Frankreich nicht als unwürdig ab. Doch müssen wir beweinen, daß der Arbeiter so wenige sind. Es kommen Viele herbei, die sich selbst suchen, nicht die Ehre Christi, und eilen zu lehren, bevor sie die Gründe des Glaubens gelernt haben, und wenn ich sie nicht zulasse, zürnen sie sehr. Allein es ist besser, diesen nicht zu gefallen, als Gott, und für das Volk nicht zu sorgen. Wir beriefen durch zahlreiche Briefe Gläubige, die zum Werk Gottes nicht untauglich sind. Aber die französische Ueppigkeit fesselt die Gefangenen dergestalt, daß sie lieber ohne Frucht umkommen, und schweigend unter den Tyrannen verborgen bleiben wollen, als Christum öffentlich bekennen; dieß erfuhr der fromme Bruder, Petrus Toussanus, der nun hier lebt, den Oecolampadius öfters hieher in Briefen berief, welchen wir selbst häufig noch solche beifügten. Doch ließ er sich nie bewegen, bis er von den Franzosen vertreiben sich zu dir begab. Insoweit du ihn daher als tauglich erkennst, treibe ihn an, im Weinberge des Herrn eifrig und munter zu arbeiten: er möge durch Eifer und Fleiß ersetzen, was er bei seinem langen Ruhen vorbeiließ. Ich will dich nicht mit Mehrerem hinhalten, der du mit so Schwierigem beschäftigt bist. Der Herr gebe, daß du es gewissenhaft vollführest, und gebrauche dich als seinen Diener noch länger zu seinem Ruhme.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’S Verlag.) 1862

Farel, Wilhelm – An Zwingli.

Grandisson, d. 1. Oktbr, 1531

Heil Gnade und Friede von Gott unsrem Vater. Durch dein so überaus angenehmes Schreiben gemahnt wünschte ich durch den frommen Reynard dir einen Brief zu senden; es ist mir aber noch nicht gelungen ihn kennen zu lernen, ungeachtet ich ihn wegen deiner Empfehlung und deines zuverlässigen Zeugnisses kennen zu lernen suchte.

Nun bot sich uns dieser für Maynhard an, von dem du leicht erfahren wirst, was bei den Franzosen für das Wort geschieht. Man strebt nach Frömmigkeit, aber mit welchem Eifer, weiß der Herr. Ich höre, daß man bei den Gebenneusern viel über Christus nachdenckt, und, wenn die Freiburger es gestatten, heißt es, würde das Evangelium bereitwillig angenommen werden. Die Berner wirken nicht mit dem Fleiß für die Ehre Christi, wie die Freiburger für die päpstlichen Lehren. Ich möchte nicht glauben, daß der Berner Rath einmal so ein leichtes Unrecht gegen einen Boten dulden wird, wie er ein schweres gegen das Evangelium erträgt. Den Freiburgern ist gegen die Gläubigen beinahe Alles erlaubt, unverhörter Sache werden sie in die Gefängnisse geschleppt, Andere ungestraft beleidigt. Das Recht liegt in den Waffen. Christus ordne Alles nach seinem gnädigen Willen, und vertreibe Alle Trägheit und Schläfrigkeit von den Herzen derer, durch welche seine Ehre gefördert werden soll. Derselbe wird Einiges bei dir ausdenken, was durch die Gnade Gottes, die dir der Vater ertheilte, zur Verherrlichung des göttlichen Namens wird beitragen können. Ich wünsche, daß du sowohl an der Arbeit als an deren Frucht Antheil habest. Du wirst dich bemühen, nach der dir vergönnten Klugheit deine helfenden Hände zu reichen. Es ist keine unbedeutende und zu verachtende Sache. Wir hofften, Petrus werde zur Ernte des Herrn kommen, nachdem die Kutten zerbrochen und Anderes abgethan, was das Wort längst vollends ganz entfernt hätte, wenn die Freiburger es nicht so eifrig zurückgehalten hätten. Ich hoffe, wenn Alles ruhig ist, endlich das Werk in Angriff zu nehmen. Doch, um dich nicht länger aufzuhalten, lebe recht glücklich und mit dir alle Gläubigen, die ich zu grüßen wünsche.

Ganz dein Farel.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’S Verlag.) 1862