Hutten Ulrich von – Fehdebrief

Ebernburg, 1522 März 15

NAchdem sich Ulrich vom Hutten zum Stöckelberg aus beweglichen notgetranckten vrsachen: auch gemeiner Christenheit, vnd sonderlich Teütscher Nation meim Vatterland zu gut: des vnchristlichen: goltgeyrigen Rauberischen Volcks der Curtisanen: vor gutter zeyt abgesagter feyndt worden. Gegen denselbigen meynen feynden mit Vhedlicher that: man Raub, Brandt: Todschlag, vnd ander weiß zu handlen die heimlich, vnd offentlich zu beschädigen an jren leiben vnd güttern: zu veruolgen fürgenomen Vnd aber vngern wölt: dz durch dyß mein billich vnd vilfaltiglich Vorursacht Vornemen, Jemandt anders: wer der auch wer: geystlichs oder weltlichs stands: außerhalp der vorfluchten Curtisanen Sect Teütscher Nation schödlichens vnd grosten räubern: in einigem beschediget oder benachteilt solt werden, So hab ich meniglich, sich derselbigen Curtisanen zu entschlagen, von ynen ab zu sönndern: Ob yemants mit inn teyl oder gemeyn: das Jhenig ym zustendig: zu seynen hennden nemen: gutter trewer meynung hiemit vngewarnet nit wöllen lassen, Sich in dem allem der massen haben zu richten, vnnd zu halten: damit Geystlich vnnd Weltlich von der Erberkeyt: des Erlosen: Schanthafftigen Verdampten hauffens der Curtisanen, nit Entgelten: das mir dann: wo sollichs durch mich oder meyne helffer vnd vorwanten jmer beschehen sölt: trewlichen vnd von hertzen leydt wäre: will mich doch hiemit vorwart vnnd Entschuldigt haben, dan hynfür soll nyemandt vnnuerborgen seyn, das ich genante meyne feyndt mit Feür vnnd Eysin besuchen wurde, vnnd mich die: vnd Ire gütter zu beschädigen: sy seyn wo sy wöllen gesessen, oder gelegen: alles behelffs brauchen, wo nu yemant vber disse meyn trewe warnung sich genanter Curtisanen nit entschlagen, oder weytter mit Inn gemeyn haben würde, kan er ermessen, das ich deß keyn gefallen von ym tragen möchte: Sonnder wo er in dem also vorharrete, yn anders nit, den oben angetzeygte meine feyndt halten müste, das will ich hiemit gutter freüntlicher meynung: da mit des nyemannts vnwissens trag, zu erkennen geben:

Datum vnter meynem angebornen Insigel auff Freytag vor Judica. Im Jar nach Christi vnsers säligmachers geburt. Tausend Fünffhundert vnnd dem. xxij.

Vlrich von hutten scrips.

In dorso: Vhoedts brieff d. Vlrici Hutten\\
contra\\
die zuhandt lossen Curtisanen.

Zeitschrift für Kirchengeschichte
herausgegeben von
D. Theodor Brieger und Lic. Bernhard Bess.
XIV. Band
Gotha,
Friedrich Andreas Perthes
1894

Hutten an den Rat von Straßburg

Denn Strengen Ernvesten, fürsichtigen vnnd weysen Meyster vnd Rat der Stat Strasburg meynen besondern gunstigen lieben herren vnnd frunden.

Strengen Ernvesten Ersamen vnnd Weysen besondern gunstigen guten frund vnnd gunder, Vff ewer schrifftlich angesinnen vnnd beger, der Carthuser sach halb, das ich euch darJnn eyner gutlichen vnterhandlung verfolgen wöll, hab ich euch kurtz hie vor wie wol nit meyner gelegenheyt nach, sonder euch zu Eren vnnd gefallen, fruntliche wilfarung vnd guten willen zu leysten, mich ergeben. Als ir aber von mir euch tag vnd malstat, wan vnd wo ich mich ewere geschickten wöll finden lassen, an zu zeigen begert, füre ich euch zu wissen, das ich werd ab got wil von heut bisz vber acht tage alhie zu Wartenberg verharren. Wo euch nun gelegen, Jemants an mich zu schicken, wil ich desz alhie warten, da er mich gnante zeyt ausz finden wurt. Hab ich euch vff ewer ansuchen vnd beger, guter meynung nit wöllen verhalten. Euch lieb thienst vnd fruntschafft zu erzeygen bin ich von hertzen willig vnd geneygt. Datum Wartenberg Donnerstag nach Elizabeth Im Jar etc. xxj. meyn handt.

Vlrich vom Hutten zum Steckelberg der Junger.

Zeitschrift für die historische Theologie
herausgegeben von Dr. Christian Wilhelm Riedner
Jahrgang 1847
Leipzig
F. A. Brockhaus
1847

Ulrich von Hutten an den Rat der Stadt Straßburg

Denn Strengenn Ernuestenn Ersamenn Weisenn Meister vnnd Rat der Statt Strasburg mein besonndern gunstigen lieben guten freund vnnd gunnern.

Strenngen Ernuesten Ersamen vnnd Wisenn In sonnder  gunstig lieben freund vnnd gunder. Vch zuuor mein freuntlich dinst mit besonnderm willen bereit. Ewer schrifftlich anntwurt vff mein vch zugeschigt uerschreiben die cartheiser betreffen in der ir vch einen gutlichen vnderhandelung zuuerfolgen, auch deshalb tag vnnd malstatt ernennen vnnd zu bestimen angesünd, weitters Innhalts Ich vernomen. Vnnd wie wol ich nit willens gewest mit gedachtenn Cartheusern, Dieweil ir vnuerursacht verhandelung gegen mir vnlauckbar am tag in einig gutlich vnnderhandelung oder gesprech zu begeben. So ich aber vch vor allen anndern des heiligenn Reichs Stetten zu freuntlicher wilfarung begirig wil ich vch in diser vnpillichen gegen mir geupten hanndelung, die angesinten vnnderhandlung allein vch zu Eren vnnd gefallenn nit abschlahen. Deszhalb malstat mit eigner bottschafft, Inhalt euwers schreibens benennen hab ich vff euwer beger nit wellen verhalten. Dann euch zu freuntlicher dienstbarkeit ich ganntz geneigt. Datum Drinnstein vff mitwoch nach Martini Anno etc. xxj.

Vlrich von Hutten.

Zeitschrift für die historische Theologie
herausgegeben von Dr. Christian Wilhelm Riedner
Jahrgang 1847.
Leipzig:
F. A. Brockhaus.
1847

Hutten an den Rat der Stadt Straßburg

Denn Strenngen Ernuestenn Ersamen Weisenn Meister vnnd Rat der Statt Strasburg mein besonndern gunstigen lieben guten freund vnnd gunnern.

Strenngen Ernuesten Ersamen vnnd Wisenn In sonnder gunstig lieben freund vnnd gunder. Vch zuuor mein freuntlich dinst mit besonnderm willen bereit. Ewer schrifftlich anntwurt vff mein vch zugeschigt uerschreiben die cartheiser betreffen in der ir vch einen gutlichen vnderhandelung zuuerfolgen, auch deshalb tag vnnd malstatt ernennen vnnd zu bestimen angesünd, weitters Innhalts Ich vernomen. Vnnd wie wol ich nit willens gewest mit gedachtenn Cartheusern, Dieweil ir vnuerursacht verhandelung gegen mit vnlauckbar am tag in einig gutlich vnnderhandelung oder gesprech zu begeben. So ich aber vcht vor alle nanndern des heiligenn Reichs Stetten zu freuntlicher wilfarung begierig wil ich vch in diser vnpillichen gegen mir geupten hanndelung, die angesinten vnnderhandelung allein vch zu Eren vnnd gefallenn nit abschlahen. Deszhalb malstat mit eigner bottschafft, inhalt euwers schreibens benennen hab ich vff euwer beger nit wellen verhalten. Dann euch zu freuntlicher dienstbarkeit ich ganntz geneigt. Datum Drinnstein vff mitwoch nach Martini Anno etc. xxj.

Vlrich von Hutten

Quelle: Zeitschrift für die historische Theologie Sechzehnter Band/ Neue Folge: Zehnter Band Leipzig, F. A. Brockhaus, 1846

Hutten, Ulrich von – Dem Erwirdigen vnd andechtigen Hern Jorgen prior der Carthusen bey Freyburg vnd Visitator der prouintz des Reinsz.

Dem Erwirdigen vnd andechtigen Hern Jorgen prior der Carthusen bey Freyburg vnd Visitator der prouintz des Reinsz.

Wirdiger Andechtiger Lieber her vnd Freund Euch zuuor mein willig dinst. Welcher massen vnd mit was freuenlichen durstigen wortten aus argem neidischen gemuth Prior Procurator vnd Conuent des Charthuser klosters zu Strasburg mich an meynen Eren ritterlichem Standt vnd herkomen guttem leymut vnd gerucht wider gotlich naturlich vnd der menschen satzung souil an Inen zuuerletzen zuuercleynen beruchtigen vnd diffamieren nit allein in Irem kloster sonder auch zu Strasburg vnd allenthalben wo sie gehort megen werden sonder alle verursachen vnderstanden, habt ir aus eingeschloszner copey Inen zugeschickter vnd vberantwurter missiue leichtlich zuerlernen. Dwil nun meyner Eren notturfft nach, angeregte schmeh Iniiurj vnd meiner Eren verletzung vngeant zulassen mir keins wegs gepuren will vnd aber Ir der gedachten Carthuser oberher vnd visitator, hab ich Euch Ir vnbillich vnbesynd handlung vnd mein notgedrangkt vornemen gegen Inen vnuerhalten nit wollen lassen gutlich bittend Ir als der hochuerstendig (: dem onzweyffel dis hessige sampt allen Erbern misfellige handlunge leid:) dermassen einsehen saben wollt damit nit euch vnd gemeiner prouintz oder deren besonder gelider vnd verwantten Ichts widerwertigs oder nachtheiligs begegne das mir dan treulich leidt mich doch hiemit gegen euch entschuldigt haben hab ich euch hern visitator ewer person zu besonderm gefallen nit wollen verhalten darnach zurichten. Datum zu Durmstein vff dornstag nach der heilgen Eylffthausent Jungfrawen tag Im Jar nach Christi vnsers hern geburt thausent funffhundert vnd Innn xxj°.

Vlrich von Hutten zum Steckelberg der Junger.

Zeitschrift für die historische Theologie
herausgegeben von Dr. Christian Wilhelm Riedner
Jahrgang 1847.
Leipzig:
F. A. Brockhaus.
1847

Ulrich von Hutten an Willibald Pirkheimer

über den Reichstag in Worms. 1521.

Daß Luther nicht widerrufen, das ist genug gewesen, den Mann Gottes aufs höchste zu verdammen. Liebster Gott, wo will das noch hinaus? ich glaube gänzlich, daß man zu diesen Zeiten sehen werde, ob Deutschland Fürsten habe, oder ob es von schön gekleideten Bildsäulen regiert werde. Denn die geistlichen darunter beschließen über Luther nichts, als was alle Gottlosigkeit und Bubenstücke übertrifft. Ich habe über einen letzten Brief an mich das Weinen nicht lassen können, weil er mir geschrieben, wie unbillig und übel man mit ihm verfahren. Darunter auch dieses war, daß er endlich seinen Abschied bekommen, mit dem Verbot, unterwegs das Wort Gottes nicht zu predigen. O gräuliche Büberei! o Bosheit, die einen unversöhnlichen Zorn Gottes verdient! das Wort Gottes zu fesseln, einem evangelischen Lehrer den Mund zu verstopfen! Sehet die christlichen Fürsten! Was werden die Auswärtigen dazu sagen? Ich schäme mich meines Vaterlandes.

Ulrich von Hutten an Martin Luther (1521)

am 17. April 1521, während des Reichstages zu Worms. (Aus dem Lateinischen.)

Der Herr erhöre dich in der Noth, der Name des Gottes Jakobs schütze dich! Er sende dir Hülfe vom Heiligthum und stärke dich aus Zion! Er gebe dir, was dein Herz begehrt, und erfülle alle deine Anschläge! (Ps. 20.) Geliebter Luther, ehrwürdiger Vater! fürchte nichts und sei stark. Der Rath des Bösen hat dich bedrängt, sie haben wie brüllende Löwen ihren Rachen gegen dich geöffnet. Aber der Herr wird sich erheben wider die Gottlosen und wird sie zerstreuen. Kämpfe nur muthig für Christum, . auch ich werde wacker streiten. Gott wolle, daß ich es sehen könne, wie sie die Stirne runzeln. Aber der Herr wird seinen Weinberg säubern, welchen der Eber des Waldes zerstört hat. Christus errette dich.

Ulrich von Hutten an Martin Luther (1520)

Wach auf, du edle Freiheit! Wenn du in der Sache, welche du dort mit großem Ernst und andächtigem Gemüth beginnst, Hinderung findest, wie ich sehe, muß es billig meinem Herzen Bekümmerniß machen. Auch ich habe hier etwas ausgerichtet. Christus sei mit uns, Christus sei unser Helfer, um welches willen wir uns jetzund hart bemühen, seine Sache zu fördern und seine heilsame göttliche reine Lehre, so durch die Finsterniß der päbstlichen Satzungen verdunkelt worden, wieder lauter und unverfälscht an das Licht des Tages zu bringen. Solches treibest du gewaltig, ich nach meinem Vermögen, so viel ich kann. Wollte Gott, daß es alle verständen und merkten und sich selbst ohne unser Zuthun und Ermahnen erkennten und wieder zu der rechten Bahn kehrten! Es geht die Sage, daß sie dich excommuniciret und in den Bann gethan haben. Wie bist du so selig, o Luther, wie selig bist du, wenn das wahr ist. Denn von dir werden alle fromme Herzen sagen: Sie rüsten sich wider die Seele des Gerechten und verdammen unschuldig Blut; aber der Herr wird ihnen ihr Unrecht vergelten und sie um ihrer Bosheit willen vertilgen. Der Herr, unser Gott, wird solches thun, das ist unsere Hoffnung und Zuversicht.

Doch schaue du vorsichtig umher, vertraue ihnen nicht, sondern habe Acht auf sie mit Augen und Herzen. Denn was meinest du wohl, was für ein Unglück, Herzeleid und Nachtheil der ganzen Christenheit es bringen würde, wenn du jetzund fallen solltest. Doch ich weiß, was dich angehet, du möchtest lieber sterben, als so leben. Mir ist auch wohl bewußt, daß sie mir heftig nachstellen; darum will ich mich auch wohl vorsehen und hüten, so viel ich kann.

Man sagt, der Eck komme wieder von Rom, abermal vom Pabst mit vielen Canonicaten und großer Summe Geldes begabet. Aber was fragen wir darnach! Der Gottlose wird gelobt in seinen Begierden, uns aber wolle der Herr bei seiner Wahrheit behalten. Und darum hassen wir die Kirche der Boshaften und wollen nicht wohnen bei den Gottlosen.

Der Eck hat mich auch angegeben, als hielte ich es mit dir, und darin hat er nicht die Unwahrheit gesagt. Denn in allem, was ich von dir gehört, hab ich stets deine Meinung gehalten. Daß wir aber zuvor Gemeinschaft gehalten mit einander, wie er sagt, und uns zusammen verschworen haben, ist nicht wahr, sondern von ihm, dem römischen Bischof zu Gefallen, fälschlich erdichtet und erlogen. O wie ein unverschämter, heilloser Mensch muß er sein! Doch muß man sehen, wie man ihm nach seiner Bosheit vergelte und bezahle, nach dem er verdient hat.

Sei du nur fest und stark und wanke nicht! Aber was ermahne ich, wo es nicht vonnöthen ist? Ich will dir in allem, es gehe wie es wolle, getrost und treulich beistehen. Darum magst du mir künftig alle deine Anschläge sicher vertrauen. Wir wollen durch Gottes Hülfe unser aller Freiheit schützen und erhalten und unser Vaterland von alledem, damit es bisher unterdrücket und beschweret gewesen, getrost erretten. Du wirst sehen, Gott wird uns beistehen. Und wenn Gott mit uns ist, wer mag wider uns sein! Gehab dich wohl in dem Herrn Christo. Grüße von mir den Herrn M. Ph. Melanchthon und alle fromme und aufrichtige Männer, so zu Wittenberg sind. Gegeben eilends zu Mainz, den 4. Juni im Jahr 1520.