Schreiben des Rates zu Augsburg an die Herren zu Straßburg, 27.12.1530

Nachdem wir vorhaben, die ampter der predicaturn, die bei uns ain zeit lang und noch bißher vaciert, widerumb alhie zu besetzen, und aber etlich unser vorigen prediger anderstwo dienst angenomen haben möchten, also das wir uß der und andern ursachen etlicher andrer predicanten notturftig sein, deshalb wir nach gelerten, auch sonderlich der hebraischen sprach verstendigen, frommen, getreuen und fridsamen predigern trachten, dafür uns euer fursichtigkait predicanten ainer, namlich Wolfgangus Musculus, angezaigt und zum höchsten berümpt wurdt, und wir dann gleichwol gedenken kunnen, das e. f. villeicht desselbigen selbs bedurftig sind; jedoch dweil wir e. f. fur sonder furdrere des getlichen worts erkennen und auch wissen, das ir sunst usserhalb dessen mit andern mehr gelerten und gegrundten lerern der hailigen schrifft versehen sindt, darumb ir des Musculi (als wir erachten) entraten mögt, so bitten wir e. f. mit sonderm vleis freuntlich, die wöllen zu furdrung und lob des hailigen ewangeliums, auch uns und unsrer gemaind, die nit weniger dann wir selbs nach taglicher verkundung der getlichen warhait hertzlich vorlangen hat, zu gutem dem obgenanten Musculo, zu dem wir unsern diener, doctor Balthassarn Langnawer, zaiger diß briefs, mit bevelch abgefertigtt haben, gunstigelich erlauben und vergunen, das er mit demselbigem unserm diener unverlengt alhie bei uns erscheinen, das ewangelium predigen, und so alßdann uns zu baiden tailn gelegen und gefellig sein würd, bei uns in versehung des ampts der predicatur verharen möge. das umb e. f. zu verdienen, wullen wir allzeit willig und bereit befunden werden. datum Augspurg uff 27. tag decembris anno 1530.

Beiträge zur Bayerischen Kirchengeschichte
herausgegeben von D. Theodor Kolde
ord. Professor der Kirchengeschichte an der Universität Erlangen
8. Band.
Erlangen 1902
Verlag von Fr. Junge.

Nikolaus Prugner – Brief an den Rat von Straßburg wegen seiner Verheiratung

Nikolaus Prugner an den Rat zu Straßburg. (Februar 1526.)

Gnedigen Herren. Ich hör wie wider mich hie zu Straßburg ein gerücht usgangen ist, wie ich soll zwei weiber haben. Nun ist nit weniger, dann der warheit berge ich mich nit, das mer denn für drei Jahren in Mülhusen ein geschrey gewesen, wie ich ein eefrau genommen hab, welches der Zeit doselbst noch ungehört was, darumb ein Ersamer Rat dieselbige, vatter und mutter beschicket, der sach flissig nachfrag gehebt und befunden hat, das es ein nichtige red gewesen ist, wie auch der lütpriester und sonst ein priester zu Mulhusen, amptshalben sie alle erforscht und verhört haben und allweg gleichförmig sach befunden, das der ee zwischen uns nit gedacht worden ist. Auch so hab ich der Zeit an der Canzel offentlich gesagt, es ist ein red usgangen, ich habe ein eeweib genommen, das ist nun nit also, aber hette ich es schon geton, so hätte ich das fug und recht und wüsste solches us der geschrifft und göttlichem recht wol zu erhalten. Also ist der Zeit alles gerücht ersessen. Hienach über vier monat haben mich meyn herren zu Mülhusen beschicket, zu ehnem predicanten angenommen und einer pfrunde nutzung zu underhaltung zugestellet. Als ich aber ein Zeit lang gepredigt und befunden, das ordnung und notturft erheischen wolle, das ich ein eefrau neme, hab ich dise so ich noch hab, offentlich genummen, und in beywesen etlicher meyner herren vom rhat zu kirchen gefürt. Aber vor und ee ist die gedacht person, mit der ich in einem argwon was, mit eim Zimmermann, den sh noch hat, zu kirchen gangen und sitzt auch noch mit hüslicher wonung zu Mülhausen offentlich. Das alles der Oberkeyt zu Mülhusen nit misfallen, auch fürter über angezeygt gerücht kein wort mer der sach halb worden ist. Als aber viel unruh zwischen den eydgenossen des Evangeliums halb entprandt und ich auch mer villeycht in eym ruff gewesen, dan ich geschickt bin, hab ich von etlichen nachburen vil Verfolgung erlitten, bis ich zulest dahin vermocht bin, durch fridsame biderleut umb fridens willen und rug, abzuscheiden, Inhalt des hiemit eingelegten brieffs, den mir ein ersamer rhat nit geben hette, wo ich ein solcher man were. Bitt also ewer gnad nit lehchtlich glauben zu geben vilerley reden, dan wie ich angezeigt, weiß ich vor ewer gnaden zu beweysen, und zu recht überflüssig fürzubringen, und will daruff stan und halten wie eim biderman gezympt, den wider uns vil falscher verlymdung uffston, darumb eines jeglichen ansagers gemütt und leben, auch umbstende der sachen wol zu bedenken syn. Ich lege auch hiemit in, mein obangezeigten abscheyd brieff, bitt den gnediglich zu verlesen und mitt mir armen nit zu eylen.

E. gnaden

williger

Nikolaus Prugner.

Gemeinde zum Alten St. Peter – Bitte um einen gläubigen Pfarrer

Seit langen Jahren haben uns die Stiftsherrn nichts als gedingte Tagelöhner zu Leutpriestern aufgestellt, nit nach Kunst und nach der pfarrkinder seelenheil, sondern nach Gunst und nach der Stiftsherrn Nutzung; wer am wenigsten Geld genommen, der war ihnen der Liebste, idesen Dank haben sie uns geben für die Herberg, als ob sie das Verderben unserer Seel und Leib geschworen hätten. Nun ist uns aber das Licht des Evangeliums aufgangen und wir mögen der Predigt des göttlichen Worts weniger entbehren als allen leiblichen Dings; darum möge nur der Rath zu Einsetzung eines christlichen Pfarrers verhelfen, den wir nach göttlichen Rechten gewählt haben, Meister theobald Schwarz, unsern Mitbruder und Bürger, den haben wir uns etlich Tag lassen predigen und denen so gewollt haben die Sacrament reichen; denn uns nit hat wollen gebühren, die Unsern am Wort Gottes Mangel haben lassen, um etlicher Gottloser willen, die sich göttlichen Rechten entgegensetzen und da Euer Gnaden uns bisher zu unserm christlichen rechtmäßigen Fürnehmen nit hab verhelfen mögen.

Hutten an den Rat von Straßburg

Denn Strengen Ernvesten, fürsichtigen vnnd weysen Meyster vnd Rat der Stat Strasburg meynen besondern gunstigen lieben herren vnnd frunden.

Strengen Ernvesten Ersamen vnnd Weysen besondern gunstigen guten frund vnnd gunder, Vff ewer schrifftlich angesinnen vnnd beger, der Carthuser sach halb, das ich euch darJnn eyner gutlichen vnterhandlung verfolgen wöll, hab ich euch kurtz hie vor wie wol nit meyner gelegenheyt nach, sonder euch zu Eren vnnd gefallen, fruntliche wilfarung vnd guten willen zu leysten, mich ergeben. Als ir aber von mir euch tag vnd malstat, wan vnd wo ich mich ewere geschickten wöll finden lassen, an zu zeigen begert, füre ich euch zu wissen, das ich werd ab got wil von heut bisz vber acht tage alhie zu Wartenberg verharren. Wo euch nun gelegen, Jemants an mich zu schicken, wil ich desz alhie warten, da er mich gnante zeyt ausz finden wurt. Hab ich euch vff ewer ansuchen vnd beger, guter meynung nit wöllen verhalten. Euch lieb thienst vnd fruntschafft zu erzeygen bin ich von hertzen willig vnd geneygt. Datum Wartenberg Donnerstag nach Elizabeth Im Jar etc. xxj. meyn handt.

Vlrich vom Hutten zum Steckelberg der Junger.

Zeitschrift für die historische Theologie
herausgegeben von Dr. Christian Wilhelm Riedner
Jahrgang 1847
Leipzig
F. A. Brockhaus
1847

Ulrich von Hutten an den Rat der Stadt Straßburg

Denn Strengenn Ernuestenn Ersamenn Weisenn Meister vnnd Rat der Statt Strasburg mein besonndern gunstigen lieben guten freund vnnd gunnern.

Strenngen Ernuesten Ersamen vnnd Wisenn In sonnder  gunstig lieben freund vnnd gunder. Vch zuuor mein freuntlich dinst mit besonnderm willen bereit. Ewer schrifftlich anntwurt vff mein vch zugeschigt uerschreiben die cartheiser betreffen in der ir vch einen gutlichen vnderhandelung zuuerfolgen, auch deshalb tag vnnd malstatt ernennen vnnd zu bestimen angesünd, weitters Innhalts Ich vernomen. Vnnd wie wol ich nit willens gewest mit gedachtenn Cartheusern, Dieweil ir vnuerursacht verhandelung gegen mir vnlauckbar am tag in einig gutlich vnnderhandelung oder gesprech zu begeben. So ich aber vch vor allen anndern des heiligenn Reichs Stetten zu freuntlicher wilfarung begirig wil ich vch in diser vnpillichen gegen mir geupten hanndelung, die angesinten vnnderhandlung allein vch zu Eren vnnd gefallenn nit abschlahen. Deszhalb malstat mit eigner bottschafft, Inhalt euwers schreibens benennen hab ich vff euwer beger nit wellen verhalten. Dann euch zu freuntlicher dienstbarkeit ich ganntz geneigt. Datum Drinnstein vff mitwoch nach Martini Anno etc. xxj.

Vlrich von Hutten.

Zeitschrift für die historische Theologie
herausgegeben von Dr. Christian Wilhelm Riedner
Jahrgang 1847.
Leipzig:
F. A. Brockhaus.
1847

Hutten an den Rat der Stadt Straßburg

Denn Strenngen Ernuestenn Ersamen Weisenn Meister vnnd Rat der Statt Strasburg mein besonndern gunstigen lieben guten freund vnnd gunnern.

Strenngen Ernuesten Ersamen vnnd Wisenn In sonnder gunstig lieben freund vnnd gunder. Vch zuuor mein freuntlich dinst mit besonnderm willen bereit. Ewer schrifftlich anntwurt vff mein vch zugeschigt uerschreiben die cartheiser betreffen in der ir vch einen gutlichen vnderhandelung zuuerfolgen, auch deshalb tag vnnd malstatt ernennen vnnd zu bestimen angesünd, weitters Innhalts Ich vernomen. Vnnd wie wol ich nit willens gewest mit gedachtenn Cartheusern, Dieweil ir vnuerursacht verhandelung gegen mit vnlauckbar am tag in einig gutlich vnnderhandelung oder gesprech zu begeben. So ich aber vcht vor alle nanndern des heiligenn Reichs Stetten zu freuntlicher wilfarung begierig wil ich vch in diser vnpillichen gegen mir geupten hanndelung, die angesinten vnnderhandelung allein vch zu Eren vnnd gefallenn nit abschlahen. Deszhalb malstat mit eigner bottschafft, inhalt euwers schreibens benennen hab ich vff euwer beger nit wellen verhalten. Dann euch zu freuntlicher dienstbarkeit ich ganntz geneigt. Datum Drinnstein vff mitwoch nach Martini Anno etc. xxj.

Vlrich von Hutten

Quelle: Zeitschrift für die historische Theologie Sechzehnter Band/ Neue Folge: Zehnter Band Leipzig, F. A. Brockhaus, 1846