Luther, Martin – An Herzog Georg von Sachsen, vom 31. Oktober 1528.

Luther hatte in einem Brief au seinen Freund W. Link ewige harte Ausdrücke über Herzog Georg gebraucht. Letzterer, welcher diebischer Weise eine Abschrift dieses Briefes erlangt hatte, ließ Luther befragen, ob er sich zu jenem Briefe bekenne.

Dem Durchlauchtigen, Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Georgen, Herzogen zu Sachsen, Landgrafen in Thüringen und Markgrafen zu Meissen, meinem gnädigen Herrn.

Gnade und Friede in Christo. Ich habe E. F. G. Schrift empfangen, darin E. F. G. von mir begehrt, einer Zettel oder Abschrift halben Antwort, ob ich solcher Schrift mir bewußt sei; und solches, als müßte ich gleich dem geringsten Verpflichten1) oder Gefangenen hier zu gewarten sitzen. Darauf ist meine kurze Antwort: Nachdem E. F. G. wohl weiß meine hohe Geduld, so ich bisher getragen habe über die Vorrede aufs Neue Testament des Emsers2), und auf die Antwort, meiner herzlichen demüthigen Schrift begegnet: also will ich noch dießmal auch Geduld haben über diesem Stücke, angesehen E. F. G. große und schwere Anfechtungen. Und bitte ganz demüthig, E. F. G. wollten mich mit solchen Zetteln oder Abschriften unversucht lassen.

Es wird sich ohne Zweifel E. F. G. bei denen, so solche Zettel haben zugericht und gereicht, auch wohl ohne des Luthers Zuthun, wohl wissen zu erkunden, weß solche Schrift sei, welche E. F. G. mehr, denn ich, verwandt oder zugethan. Nichts Härters will ich auf dießmal wider solche fromme Leute geschrieben haben. Denn zu erbarmen und zu bitten für E. F. G. Anfechtung, wäre ich christlich geneigt, wo es E. F. G. leiden könnte. Hiemit Gott befohlen, Amen. Zu Wittenberg, Sonnabends des letzten Oktobers 1528.

E. F. G.
williger
Martinus Luther.

1) d.i. Unterthan
2) Emsers Uebersetzung des N. T. war fast ganz, außer wenig Worten, Luthers abgestohlen, nur mit bösen, giftigen Anmerkungen versehen. Herzog Georg hatte sie in einer Vorrede sehr empfohlen, Luthers Uebersetzung aber aufs giftigste verketzert.

 

Quelle:
Luthers Volksbibliothek Zu Nutz und Frommen des Lutherschen Christenvolks ausgewählte vollständige Schriften Dr. Martin Luthers, unverändert mit den nöthigen erläuternden Bemerkungen abgedruckt. Herausgegeben von dem Amerikanischen Lutherverein zur Herausgabe Luther’scher Schriften für das Volk Siebenter Band St. Louis, Mo. Druck von Aug. Wiebusch u. Sohn. 1862

Luther, Martin – An Herzog Georg zu Sachsen, vom 22. December 1525.

Auf Andringen einiger großen Herren, des Herzogs Unterthanen, welche Luther vertrösteten, als sollte es dem Evangelio förderlich sein, schrieb er diesen demüthigen Brief. Aber er wurde in seiner Hoffnung getäuscht.

Dem Durchlauchtigen, Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Georgen, Herzogen zu Sachsen, Landgrafen in Thüringen, und Markgrafen zu Meißen, meinem gnädigen Herrn.

Gnade und Friede in Jesu Christo unserm Herrn und Heiland, und mein unterthäniger Dienst zuvor, Durchlauchter, Hochgeborner Fürst, gnädiger Herr. Wir wissen, wie alle Schrift von Gott sagt, daß er zuerst scharf und hart mit den Menschen handelt, hernach aber freundlich und väterlich. Also plagete er und verflucht zuerst das ganze israelitische Volk durch das schwere Gesetz Moses, ehe er sie durch das Evangelium segnet, und freundlich tröstet, wie geschrieben stehet 1. Reg. (Sam.) 2, (6.): Der Herr tödtet und macht lebendig rc. Demnach habe ich mit andern Vielen, auch mit E. F. G. umgangen, und dieselbige mit harter, scharfer Schrift angetastet. Ich habe auch darneben freundlich gebeten, daß mir Gott wollte E. F. G. zum gnädigen Herrn machen, und sonst viel lieblicher Predigt und Büchlein lassen ausgehen, darinnen jedermann ja wohl möcht greifen, wie ichs mit niemand arg meine, sondern einem jeglichen gerne zum Besten dienen wollte.

So ich aber merke, daß sich E. F. G. gar nichts von der Ungnade wendet, sondern immer fortfähret, bin ich zu Rath geworden, E. F. G. noch einmal demüthig und freundlich zu ersuchen, mit dieser Schrift, vielleicht zur Letze. Denn michs fast ansiehet, als sollte Gott unser Herr gar bald unser ein Theil von hinnen nehmen, und darauf stehet die Sorge, Herzog Jürge, und der Luther mußten auch mit.

Was ich aber thue, deß beruf ich mich auf Gott, so viel mir mein Herz sagen kann, daß ichs E. F. G. zum Besten aus meiner Pflicht und Schuld thue, die mich dringet und zu vorhüten und zu vorwahren E. F. G. Seelen-Seligkeit; welches ich auch meinen Feinden schuldig mich erkenne zu thun. Es nehme nun E. F. G. an (das Gott gebe) oder nicht (da Gott für sei), so solls doch E. F. G. in kurzer Zeit erfahren, daß ichs besser mit meiner harten Schrift gemeinet habe, und noch meine, denn alle die, so jetzt E. F. G. höchlich preisen, auch weidlich heucheln.

So komme ich nun, und falle mit Herzen E. F. G. zu Fuße, und bitte aufs Allerdemüthigste, E. F. G. wollten doch noch ablassen von dem ungnädigen Vornehmen, meine Lehre zu verfolgen. Nicht daß mir viel Schaden möge geschehen durch E. F. G. Verfolgungen: ich habe nichts mehr denn den Madensack zu verlieren, der doch nun täglich zum Grabe eilt. So habe ich auch wohl einen größern Feind, nämlich den Teufel, mit allen seinen Engeln; und Gott hat mir doch den Muth bisher gegeben (wiewohl ich ein armer, gebrechlicher, sündiger Mensch), daß ich vor ihm blieben bin. Und wenn ich sollte meinen Nutzen suchen, so kann mir nicht daß geschehen, denn daß ich hart verfolgt würde. Denn wie trefflich mir die Verfolgung bisher genutzet hat, kann ich nicht erzählen, daß ich billig meinen Feinden darum danken sollte. Und wenn mir E. F. G. Unglück lieb wäre, und nicht für E. F. G. sorget, wollte ich E. F. G. auch weiter reizen und wünschen, mich immer mehr zu verfolgen. Aber das ist genug gewesen, E. F. G. hat sich wohl beweiset; nun ists Zeit anders zu thun. Denn wiewohl E. F. G. nicht will glauben, daß meine Lehre Gottes Wort sei; denn so wüßte sie sich selbst wohl zu weisen, und dürfte meiner Vermahnung nichts. Weil ichs aber weiß, und bins gewiß, muß ich bei Fährlichkeit meiner Seelen für E. F. G. Seele sorgen, bitten, flehen und ermahnen, ob ich könnte etwas ausrichten.

E. F. G. wollen nicht ansehen meine geringe Person; denn Gott hat auch einmal durch eine Eselinn geredet (4 Mos. 22, 28. 30.), so schilt er im 13. (14.) Psalm, (V. 6.) die des Elenden Rath verschmähen. Es wird doch weder E. F. G. noch kein Mensch meine Lehre dämpfen noch hindern, sie muß fort und soll fort, wie sie denn auch bisher gethan hat; denn sie ist nicht mein. Allein es ist mir leid, daß ich soll sehen, wie E. F. G. so greulich anläuft an den Eckstein Christum (Ephes. 2, 20.), so doch Gott sonst E. F. G. viel mehr Tugend und Art in andern Sachen gegeben hat. Gott der Allmächtige gebe seine Gnade dazu, daß ich jetzt und zur guten Stunde komme, und meine Schrift eine gnädige Stätte finde in E. F. G. Herzen. Denn wo E. F. G. (da Gott für sei) solche meine demüthige und herzliche Ermahnung nicht annähme, müßte ichs Gott befehlen.

Will aber hiemit mich für Gott und E. F. G. Gewissen entschuldigt haben, daß ich das Meine gethan habe, und alles noch zu thun und zu lassen willig und bereit bin, was ich wüßte, das E. F. G. wohl gefiele, ausgenommen meine Lehre; dieselbe kann ich nicht lassen vor meinem Gewissen. Sonst bitte ich, und unterwerfe mich, und suche Gnade, worinnen ich mich verwahrlost habe an E. F. G., es sei mit Schriften oder Worten. Vergebe auch von Herzen Alles, was E. F. G. wider mich gehandelt hat, und will bitten und auch gewißlich erwerben Vergebung bei meinem Herrn Jesu Christo über alles, das E. F. G. wider sein Wort thut und gethan hat. Allein E. F. G. lassen sich erweichen in dem einigen Stück, so ist es alles schlecht, daß Christus Wort, so durch mich an den Tag gekommen, frei sei: dessen werden sich ohne Zweifel alle Engel im Himmel über E. F. G. freuen (Luc. 15, 10.). Es soll auch E. F. G. wissen, daß ich bisher für E. F. G. Herz fleißig gebeten habe, und auch noch bitte, und wollte je gern zuvor kommen mit dieser Schrift, daß ich nicht müßte, aus Noth der Sachen gezwungen, wider E. F. G. bitten. Denn wiewohl wir ein geringes, armes Häuflein sind; so wir aber wider E. F. G. sollten bitten (wie wir gar ungern thun, und uns doch die Länge wird dahin dringen das unabläßliche Verfolgen des Evangeli und seiner Prediger), so stünde es darauf, daß E. F. G. nicht wohl gelingen sollte; denn wir wissen, was uns Christus hat gesagt, das wird er halten. Und möchte vielleicht E. F. G. inne werden, daß nicht ein gleich Ding sei, wider den Münzer, und wider den Luther streben. Es wäre mir aber lieber, E. F. G. müßten das nicht erfahren. Ich halte mein und der Meinen Gebet stärker, dann den Teufel selbst, und wo das nicht wäre, sollte es längst anders um den Luther stehen; wiewohl man das große Wunder Gottes an mir nicht siehet noch merket.

Das will ich, wie gesagt, E. F. G. (Gott gebe nicht zur Letze) aufs Allerdemüthigeste und Treulichste geschrieben haben, und Gott gebe, daß mir E. F. G. gnädiglich und christlich, mehr mit lebendiger That, denn mit todten Buchstaben, antworte, Amen. Hiemit sei E. F. G. Gott befohlen. Freitags nach St. Thomas, Anno 1525. E. F. G. williger und unterthäniger Diener Martinus Luther.

Quelle:
Luthers Volksbibliothek Zu Nutz und Frommen des Lutherschen Christenvolks ausgewählte vollständige Schriften Dr. Martin Luthers, unverändert mit den nöthigen erläuternden Bemerkungen abgedruckt. Herausgegeben von dem Amerikanischen Lutherverein zur Herausgabe Luther’scher Schriften für das Volk Siebenter Band St. Louis, Mo. Druck von Aug. Wiebusch u. Sohn. 1862

Otthilia von Gersen – An den Fürst Georg vom 19.8.1525

An den Fürst Georg vom 19.8.1525

Durchlauhter hochgeborner Furst vnnd genediger Herre meyn gantzwilliger gehorsam sey EFG allezeyt zcuuor bereydt Ich Arme enelende vorlossene thu  EFgn vndertheniglichen clagende zcuerkennen, Als Ich nechst mols vor  EFg zcu Molhausen In der Herberge zcum Schwan gewesen, vnnd durch Er Ernsten von Schonbergk  EFg enelende ersucht, vmb mein geretthe, so hat Er Ernst von  EFg myr trostlich zcugesagt, meyn geretthe solt my ahne vorhindernis widder werden, Ist aber nicht geschen, bin also enelende gegen Northausen gegangen vnnd mich vierwochenlang vngeuerlich do enthalden, vnnd dornoch widder gegen Molhausen durch grosse nottorfft kommen, da selbest durch meynen vorwanthen den Erbern Ernsamen von Warn vff dy zcyt eyn houptman vnder den knechten, so durch  EFg, gegen Molhausen geschickt,, Eynen Erber Rotht vmb das meyne ansuchen lassen, hat eyn Erber Rotht gude vortrostunge gegeben, Ich solt komen, das meyne solt myr widder werden, dorauff bin widder gegen Molhausen mit grosser beschwerung gezcogen, Ist myr aber nichts worden, aus wasserley orsache Ist myr vmbewust, bin aber von dan gegen Erffurdt, do selbest mich bey guden freunden eyne zceitlang zcuenthalden, gezcogen, dornach widder vs grosser anligender notht gegen Molhausen das meyne, so Ich von Eynem Erbern Rotht vortrost zcufordern kommen, Is myr aber vnfruchtbar gewest, Vnnd Ich arme also dorober das meyne vorzcertt habe, Ist derhalben meyn demuttig bitt  EFg wolle ansyhen meyn gros enelende vnnd Ermut, vnnd mich durch dy barmeherzcigkeyt gottes, genediglich an dy von Molhausen, das Ich das meyne muchte erkrygen, vorschriben, vnnd so zcu meyner fruntschafft do Ich mich trostet vnnd hulffe In meynem enelende zcuuorsyhe, zcyhen, das wyl Ich allezcyt gehorsamlich gegen EFg vorschulden, Auch habe Ich vornommen das  EFg gutther meynunge sey, das Ich widder zcu closter solt zcyhen, do Ich dan vor gebetthen wyl habe, doch mit  EFg gunst vnnd willen, dann  EFg kan genediglicher dy sache allenthalben ermessen, dan Ich sey, als myr wol von Notthen, erzcelen kan, das wyl Ich aber so mit meynem vnderthenigen geflyssen gehorsam gegen EFg In aller vnderthenigkeyt vorschulden. Datum Sonnabent nach Assumptionis Marie Anno rc. xxv EFg vnderthenige Otthilia von Gersen.

In Georgs Kanzlei ward auf die Adresse dieses Originalbriefs geschrieben: „Munczers Weyb,“

Zeitschrift für die historische Theologie
herausgegeben von Dr. Christian Wilhelm Riedner
Jahrgang 1847.
Leipzig:
F. A. Brockhaus.
1847

Christine von Hessen – An ihren Vater Herzog Georg

11. März 1525

Hochgeborner Forste freuntlicher Hercz liber Her vatter ich habe o g schreiben vorlessen vnd dorin vorstanden das o g nicht wider das ewangelium ist Das ich dan gerne gehort habe a g schreibet mir wider das luteris ewangelium wil a g sein so doch der lutter kein ander ewangelium habt dan das cristus selber gelernet habt welches wns dan lange zeit durch di gestlichen vorhalden ist gewest vnd wns got durch sein gotlich genad wns wider geoffenbart habt vnd an tag lossen kumen ich bitte o g wollen das nau testament vnd sant palus episteln lessen a g vorstehens besser dan ich es vorstehen kan a g werden io klerlich vinden das wir in vilen stuken auff dem wnrechten wege gewest seint a g schreibet mir ich  sal sorgen Das sich mein Herre nicht ergencz an ein dein stosse wan er auff der iaget ist das mus ich in gottes gewaldt stellen wiwol ich offt genunck vor in sorge ich denke sal er wngeluck haben do in got sunst vor behutte so kan er es do heim so wa krigen als auff der iaget di kintlich treu hat mich dohin beweget von a g zcu sorgen dan bis trifft wnsser selikeit an ich bitte a g als meinen hercz liben hervatter a g wollens vo keinen wnwillen von mir vorstehen Dan wo ich mich in allem kintlichen gehorsam must zcu ercegen sal mich a g allewege willick finden als ein gehorsam kint vnd wil mich a g freuntlich beffolen haben als meinen Hercz liben hervatter vnd wil a g got beffelen der spare a g in langer gesuntheit vnd gebe a g was a g seliklich ist Datum sonnobent in der frofasten 1525.

C l z Hessen

Luther, Martin – An Herzog Georg von Sachsen (3.1.1523)

Aufhören zu toben und zu wüthen wider Gott und seinen Christ anstatt meines Dienstes zuvor. Ungnädigster Fürst und Herr. Ich hab Ew. Fürstl. Ungn. Schrift sammt dem Büchlein oder Brief, so ich an Hartmann von Kronenberg geschrieben haben soll, empfangen und mir sonderlich den Ort, des sich Ew. Fürstl. Ungn. beschweret als wichtiger Injurien, Seele, Ehre und guten Leumund betreffend, lassen lesen. Weil denn nun Ew. Fürstl. Ungn. begehret zu wissen, was ich darin geständig sein wolle, ist kürzlich meine Antwort, daß mir’s gleich gilt vor Ew. Fürstl. Ungn., es werde für gestanden , gelegen, gesessen oder gelaufen angenommen. Denn was ich wider Ew. Fürstl. Ungn. handele oder rede, es sei heimlich oder öffentlich, erbiete ich mich zu Recht, und wills ob Gott will auch für Recht erhalten. Denn wo es Ew. Fürstl. Ungn. Ernst wäre und nicht so unhöflich löge, würde sie die christliche Wahrheit nicht so schändlich lästern und verfolgen. Doch ist das nicht das erstemal, daß ich nun von Ew. Fürstl. Ungn. belogen und böslich dargegeben bin, daß ich billiger Ursach hätte mich zu beklagen der Injurien, Seele, Ehre und guten Leumund betreffend. Aber ich schweige des Alles, denn mir Christus gebeut auch den Feinden günstig zu sein. Welches ich auch bisher gethan habe mit meinem armen Gebet gegen Gott für Ew. Fürstl. Ungn. und erbiete mich noch Ew. Fürstl. Ungn. zu dienen, womit ich kann, ohn alles falsche Gesuch. Ist das veracht, da kann ich nicht zu. Ich werde mich darum vor keiner Wasserblasen zu Tode fürchten. Ob Gott will und mein Herr Jesus Christus, der wolle Ew. Fürstl. Ungn. Augen und Herz erleuchten und ihm gefällig und mir einen gnädigen günstigen Fürsten machen aus Ew. Fürstl. Ungn. Amen.

Zu Wittenberg, am achten Johannis (3. Januar) 1523.

Martinus Luther von Gottes Gnaden
Evangelist zu Wittenberg.

Quelle:
Hase, Carl Alfred – Luther-Briefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde herausgegeben Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1867

Herzog Johann der aeltere eigenhändig an Herzog Georg.

1521, d. 3. Dezember.

Hochgeborner Furst freuntlicher lieber vetter e l schreiben der Hendell halben so sich zcu wittemborgk vnd sünst in meins brudern vnd meynen landen vnd stetten begeben sollen, habe ich zcüsampt eynner ocpien, des was die vnniuersitet do selbest an S l  derhalben geschrieben soll haben, alles inhalts gelessen vnd e l erbitten vnd warnüng zcu freuntlichem gefallen vornomen, nühe hab ich auch mancherley was sich zcü wittenborgk begeben vnd vorgenomen werden sal gehort, aber bis doher nach keinen gewissen bericht entpfanhen, es sint myr als eynem layen furwar swere hendeln ich vormerck auch aus herurter antwort der vnniuersittet das mein brüder in der sachen nit rüghet vnd der halben die vnniuersitet vmb yr bedencken angelangt domit sein liebe sonder zweiffel nit gern anders dan wes eynnen cristlichen fursten zcu stehet handeln woldt, nit zcu vil aber zcu wenigk thüen aber als e l  in yrem schreiben vormelden, wie zcu zcwickaw ein Priester der ** das Hochwirdigk sacrament getragen mit steinen geworffen, vnd etliche rothen do sein die keinen glaüben haben vnd des wans sein sollen, wan sie vorsterben das leib vnd sele mit sterbe** solchs were erschrecklich vnd mich wondert wo dem alßo das mir die meinen kein anczeigung doroon gethan, ich wil nit vnderlassen derhalben erkundung zcu haben vnd so ich den rechtten grunt erfare sollen e l erfinden das ich mich solcher stück halb geburlich vnd wie eynnen cristlichen fursten gepurt erczaigen vnd will e l freuntliche wolmaynüng sampt yrem erpitten an meynen bruder gelanngen lassen vnd e l mein gemütte als dann zcu Forderlichsten zcu erkennen geben dan e l Freuntlichen zcu dienen bin ich geneit datum zcu Wymar am dinstag nach andree anno xxi.

Hans Herczog zcu Sachssen

Thomas Münzer
J. K. Seidemann
Dresden und Leipzig,
in der Arnoldischen Buchhandlun
1842

Friedrich von Sachsen an Herzog Georg

Allstedt, 16. Decbr. 1520.

Hochgeborner furst, fruntlicher liber bruder vnd geffather, ich habe e. l. geschriben, wyl mich vorsehen, mein schreyben sey e. l. zu komen, vnd nach dem ich nühe etliche tage alhye gewest vnd von e. l. noch kein schrifft habe, dan eß seyn nuhe iij wochen vorschynen, das e. l. vnd ich zu eyssenach von eyn ander geschiden, ßo habe ich nicht lassen wellen, e. l. eynen bothen zcu schicken vnd zu schreyben, domit ich doch in kund komen müge, wyhe eß zcu gehett, das e. l. mir nicht geschriben.

meyn vetter hab mir heute aber malls geschriben, vnd lest sych vernemen, er welle des Reichs tag besuchen vnd sey wyllens, sych auff samstag nach ßant thomas tag zcu erheben vnd seynen weg auff Franckford zcu nemen, wyhe ich dan e. l. wyl got selber berichten wyl. ich wais in warheyt nicht, wyhe ich mich in dyssen manhes wessen richten ßal, weld got vnd hymel, wir stünden allenthalben in eynem besseren vortraun gegen eyn ander, eß worde ßunder Zchweyffel mit hulff des almechtigen das Hauß von Sachssen groß zcu tragen, aber allßo sthett eß warlichen gancz vbel, got welle eß zcu besserung schicken, vnß vnd vnßern vndertanen allenthalben zcu genaden. Ditz alles habe ich e. l. gancz fruntlicher maynung nicht verhalden wellen, dan e. l. meyns vermügens zcu dynen bin ich gancz wyllig.

Dat. alsted am suntag nach Lucie Anno dnj rc°rr.

Frid9

Martin Luther – An Georg von Sachsen

1519 den 16. Mai

Dem durchleuchtigenn Hochgebornenn fürsten vnnd Herrnn Herrn Georgen Hertzogen zcu Sachßen Landgraff zcu Duringen vnnd Marggraffen zcu Meyßenn. meynem gnedigenn Herrn vnnd patronen

Jhus

Meyn vnterthenigs armiß gepeth. ist e f g alzeit beuohr. Gnediger Hochgeporner furst vnnd Herr. Ich bitt demutiglich vnnd vmb gottes willenn. e f g. wolt myr nit vor vngnadenn das ich abir malß. widderumb schreyb. Es vorursacht mich, e f g nehst schrifftlich anttwort. die mich faßt betrubt vnnd entsetzt. Dann ich besorge odder mich dunckt. ich habe mich ettwa gegen e f g. vorwirckt. vnnd myr eynen vngnedigen herrn vordienet. Das myr doch vnbewußt vnnd gantz leyd ist

Dann Die weyl .e f g. Doctor ecken zcugesagt vnnd die disputation zcuhalten vorgünnet: an eyniche ersuchung Doctoriis Andreä Carlstadii. adder seynes vorwilliges anzceygung. Vnnd myr dasselb. nit vorgnadenn will. an Doctor Eckes schreybens ßo doch derselb mych. Schrifftlich zcur disputation berufft. dar zcu ynn eyner offentlichen zcedel gedruckt. sich klerlich bezceügt vnnd notiget widder mich auch. zcu Disputiren zcu leyptzck. als ich vormalß. .e. f. g. geschrieben. Vnnd ich e f g ersten schrifft nach: Doctor Ecken geschrieben. solchs bey. e f g. zcu erlangen. weyß ich nit mehr zcu thun. vnnd mag nichts anders denckenn. dann das ich ynn vngnadenn sey. Nu meyn gneidgster Herr. ich weyß wol das vor myr vnnd nach myr die Welt an meyn disputiren bliben ist vnnd bleybenn wirdt Ich mich auch nit dazcu genotiget habe. ßondernn durch doctor Ecks gedrungen. Bitt ich doch. vmb gottes willen e f g wolt myr gnediglich. odder vorkundenn. odder doch vorzceyhenn wo mit ich mich vorschuldiget habe. Dann ichs gar willig abzcustehen. bereyt bynn. Dann das Doctor Eck. solch an e f g vmb meynen willen schreybe: kan ich nit außzcwingen. Will aber noch eyns drümb schreybenn vnnd. yhn drümb bitten. E f g. wolt myr gnediglich alls vorzceyhen Die gott seliglich yhm lassze befolen sey. zcu vittenbergk am montag nach Jubilate 1519

E f g
Vntertheniger Capellan
Doctor Martinus luther
Augl zcu vittenbergk.

Thomas Münzer
J. K. Seidemann
Dresden und Leipzig,
in der Arnoldischen Buchhandlun
1842

Martin Luther – An Georg von Sachsen

1519 den 28. April.

Dem Durchleuchtigen Hochgebornenn, fursten vnnd Herrnn Herrn. Georgen Hertzogen zcu Sachßen Landgrafen zcu Duringen Marggrafen zcu Meyßen rc meynem gnedigenn Herrn vnnd patronen

Jhus

Meyn armß gepeet vnnd guts vormugen. seynd ewrnn furstlichn gnadenn. allzceyt zcu vnterthenigen Diensten zcuuor. Hochgeporner durchleuchtiger furst. gnediger Herr. E f g nechste schrifft vnnd gnedigis antwort hab ich empfangen: vnnd dem selben nach doctor, Johanni Eck. e f g meynug verstendiget. vnnd bißher seyner antwort gewartet. Die weyl dann. Derselb gnant doctor Joh Eck. ist ynn eyner außgangen zcedel: vnß alle beyde Doctor Carlstad. vnnd mich. nit alleyn berüfft. ßondernn auch mit grewlichen worten trotzet. vnnd villnach. schon eyn lidlin von vnß singet. wie dann ich mich vorsehe. an e f g. gelanget sey, ßo ist. an e f g, wie vorhyn. meyn vnterthenigs demutigis gepeet. e. f. g. wolt mich gnedicklich die selb Disputation zcu halden. begnadenn. Auch die weyl myr die Matery ferlickeit meyns lebens vnnd vill feyndschafft gemacht bitt ich vmb gottes willen. e. f. g. wolt vnß mit e. f. g. sicherem geleydt. zcu vnnd abe. vorsorgenn, Dann ich alßo mich wagen muß. das ich dennocht gott nit vorsuche, dürch menschlicher ordenlicher Hulffe vorachtüngenn: Vorschuld ich gegen e f g vor gott. mit meynem armen gebett, alzceyt vntertheniglich. geben zcu Wittenbergk am Donnerstag ynn osternn 1519.

E f g
vntertheniger Cappellan
d. Martinus luther
Augustiner zcu Vittenbergk.

Thomas Münzer
J. K. Seidemann
Dresden und Leipzig,
in der Arnoldischen Buchhandlun
1842

Martin Luther – An Georg von Sachsen

Dem durchlouchtigen Hochgepornenn furstenn vnnd Herrn. Hernn Georgenn Herzcogen zcu Sachßen landgrafen zcu Duringenn. Marggrafen zcu Meyßenn rc. Meynem gnedigenn Herrn vnd patronen.

Jhus.

Meyn vnterthenigs armß gepeet, vnnd Demütigs vormügen. Seynd ewrnn. f. g. alzceyt beuor. Durchleuchtiger hochgeporner fürst gnediger herr, Es Schreybt der wirdige Doctor Johannes ekkius wie er an. e. f. g. gesonnen. vmb eyne Disputation zcu leypßtzck ynn. e. f.. g. vniüersitet. zcu haltenn. Widder. denn wirdigen Doctorem Andream Carlstat, zcu erleübenn. vnnd gnediglich vorgonnen.

Die weyl abber Doctor Johes ekkius: aüß rüfft. widder doctor Carlstaden zcu Disputirenn. vnnd doch desselbenn artikell wenig angefochten. mit gantzem ernst. ynn meyne positiones fellt. szo will myr zcymenn denn vnüorwarntenn ryßen. zcu emphaen vnnd meyne position zcuuortrettenn. odder mic hdas Besszere leren laßenn. Ist derhalben an e. f. g. meyn vnterthenige gepeet. e. f. g. wolt der warheyt zcu liebe, solche dispütation gnediglich vorgonnen. Dann itzo myr die Wirdigen herrn der Vniüersitet geschriben. Wie sie Doctor. Joh. Ekkio. zcugesagt: das ich doch vorhynn gehoret, von yhn vorsagt geweßen. Das sie myr abber zcurechnen, das ich meyn dispütation hab aussz gehn laßen: ee dan ich e. f. g. drumb ersucht: ist auß zcuuersicht geschehn., e. f. g. vnnd vorhofft, e. f. g. myr das nit vorgebenn vnnd vorzceyhenn Gott wolt e. f. g. barmhertziclich sparenn vnnd behalten Amen Geben zcu Wittenberg am 19. tag Februarij 1519.

E f g
vntertheniger Cappellann
doctor Martinus luther
Augustiner.

Thomas Münzer
J. K. Seidemann
Dresden und Leipzig,
in der Arnoldischen Buchhandlun
1842