11. August 1560.
Gnedigster Herr. E. K. M. bitt ich underthenigst, Sie wölle mein anligen gnedigst vernemen und Ir die selbe von wegen der rechten waren christlichen lehr, wie mir nicht zweyffelt, bevolhen sein lassen. Dann es hatt newlicher zeit die Erbar landtschafft im Crein laut hie bey gelegter Copey, mit A bezeichnet, mich zu einem predicanten, so gottes wort verkündigen und die Sacramenta nach einsatzung Christi bey jnen aussteilen soll, gnediglich und günstiglich beruffen. Wiewoll ich nun für mein person gantz geneigt were, alssbald mich in gottes namen zuerheben und dem Christlichen fürnemen gemelter landtschafft durch die hilff des allmechtigen zu willfaren, So hett doch die sach meiner person halben ein solche gestallt, das von key. M. vor 13 Jaren ein bevelch aussgangen, das Ich sollt gfsenglich eingezogen werden. Auch, nach dem der Allmechtig mir unversehret darvon geholffen, bin ich alssbald daruff von dem bischoff zu N. excommunicirt und in ban erkennet worden. Welche handlung allzumall noch nicht meins wissens cassirt und uffgehaben sein. Sollt ich mich nun, solcher sach noch unerörtert, dahin begeben , ist zu gedencken, das es nicht allein meiner person (die ich doch im gehorsam Christi gern in die schanz schlahen will,) sonder vill mehr der Landtschafft nachteilig und gfserlich sein. Hab daruff auch ettlichen Theologen radt pflegt; die zeigen mir an, das diser beruff solcher gstallt, ehe denn die landtschafft die gelegenheit meiner person und jrer gfierligkeit bericht, nicht annsemlich, auch nicht verantwortlich sein wöll. Das vermelde E. k. M. ich in aller underthenigkeit diser Ursach halben, im fall da die offt bemelte landtschafft E. k. M. solches handels halb underthenigst ansuchen wurde; E. k. M. wolle (wie ich gantz gehorsamlich verhoffe, der Allmechtig auch dasselb E. k. M. nicht unvergellten lassen wurde) die handlung dahin gnedigst zu dirigiren verhelffen, das eintweder sie meiner person halben, so ich mich des bemelten bertiffs underfahen sollte, in kein gfserlichkeit geworffen, oder ein andern Christlichen predicanten beruffen möchten.
Hieneben E. k. M. thu ich underthsenigst zu verneinen, das mein gröst Windisch buoch (des Inhallt oder Register hiemitt zum Anndermal zuschicke) ist schon gen die Crabatische sprach und geschrifft gebracht und die Crabatischen buchstaben, namlich fünfferley Alphabet so gut und besser als mans zu Venedig hatt, und was zu ainem gantzen druck gehört, zudem drey gut dauglich Personen zum Crabatischen doflmetschen und druck haben wir auch bey hennden, das wir nun, Christo sey lob, nichts mangeln und bedürffen zum Windischen und Crabatischen dolmetschen und truck, dann verlegung dess trucks und underhalltung der vermellter dreyen Crabatischen Personen.
Auff sollichs ist abermals an E. K. M. umb Christi und seiner ehr willen im namen und von wegen der Windischen und Crabatischen Kürchen mein hoch demütigs bitten, wellen mit den Herrn und Landtleuten im Oesterreich, Steyer, Ksernten (bei Creynern allein hab ich bissher ersamlet, damit ich den Windischen truck hab bezallt) und mitt den Ungarischen und Crobatischen Graffen, Herrn und Lanndtleuten handlen und dahin bewegen, das sie uns behülfflich sein, den Windischen und Crobatischen truck zuerhallten, dann das sein sie für andern Nationen schuldig, darumb das Ihr underthanen dise bayde sprach, darzu die Turckhen jre nachbaurn gebrauchen, dardurch sie von Türkhen merern frid dann mit spiessen und büchsen erlangen werden, wie ich von disem in der Vorred der Epistel zun Römern an E. K. M. geschriben.
Und wenn E. K. M. dem Churfürsten an Rhein und dem Fürsten von Württemberg unnss mit diser fürgenomnen arbayt commendirt, Ihr Chur und f. g. werden meins underthenigsten verhoffen auch stattlich helffen und uns mit brot und wein zu Tübingen beim truck nach notturfft proviantiren. Umb soüiche trew, mühe und arbayt und Fürdernus dises bayden fürgenommen handels und werckhs würd E. K. M. ewig lob von der gantzen Christenhait haben und in der aufferstehung leichten wie der Sonnen glantz und von Gott dem Vatter umb Christi seine geliebten sons willen reichliche belonung empfahen.
E. K. W. underthanigster Caplan
Primus Truber.
Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.