Bucer, Martin – An Zwingli (1531)

Straßburg, den 24. März 1531

Sei gegrüßt, geehrter Zwingli. Deinen und des Grafen Brief – denn dieser ist als Gesandter bei unsern Fürsten abwesend, – habe ich gelesen. Es genügt am Bunde1), wie du schreibst, wie ich denn nicht zweifle, daß es wohl von Statten gehen wird, indem die Sache der Geister so steht, daß sie nicht weiter hinausgezogen wird. Wenn man glauben darf, so wird ein jeder die Seinigen heranziehen. Was in des Grafen Schreiben enthalten ist, ist schwierig, nicht wegen der Macht der Feinde, die, wie du richtig erinnerst, alle vereinigt im Pabst sind, – ja der Eine Feind ist der Papst – : sondern daß nichts außer seinem Artikel versucht werde, und die rechte Gelegenheit nicht fehle, daß aber eine solche sein werde, bezweifeln viele nicht. Es wehen einige Winde; möchten es laue Westwinde sein für die, welche Christum suchen. Doch sie werdens sein, da seiner Gewalt alles beschieden ist. Bevor dir dieß zukommt, wirst du Mehreres erfahren, wie ich glaube. Den Bündnern stehe Gott bei. Man sagt allgemein, die Türken ziehen eine größere Macht zusammen, als je zuvor, und bedrohen Italien. Möchten sie so, wie sie es vornehmlich sollten, fest schlafen. Der Herr wolle einen Gideon erwecken, unter dessen Anführung Deutschland und alle übrigen Länder der ganzen christlichen Welt diesem so unmenschlichen und verderblichen Feind nach Kräften entgegentreten. Grüße Leo, Carlstadt und die übrigen Brüder, besonders Pellicanus und Collinus.

Ganz dein – M. Bucer

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’S Verlag.) 1862