Berthold Haller – Aus einem Brief an Zwingli

31.3.1528

Herzlich bitt‘ ich dich, theuerster Ulrich, richte an uns insgesammt, so du Zeit findest, eine gemeinsame Ermunterung; mahne uns zum Frieden und zu gegenseitiger Liebe unter einander, zu einer dem Diener des Wortes würdigen Lebensführung, ebenso dazu, daß auch unsere Gattinnen nicht nach eitlem Putze trachten, sondern bescheiden und mäßig seien, fern von aller Schwatzhaftigkeit. So wirst du dem vorbeugen, was uns unschicklich wäre und der Kirche zum Aergerniß würde. Und da jeder von uns seine Mängel hat und es nichts durchaus Vollkommenes und Preiswürdiges gibt, so bitte ich dich dringend, schildere mich, den du nun persönlich kennen gelernt hast, meinem Character und meiner Befähigung nach, mir selbst, und erinnere auch die übrigen Mitdiener, wofern etwas ist, wovor sie sich hüten müssen, in deinen Briefen an mich, daß ich dazu mithelfen kann. Ich bin zu Allem bereit, wodurch ich die Ehre des Herrn, den Bau der Kirche, das Wohlsein ihrer Diener zu fördern vermag!

Quelle:
Berthold Haller
Nach
handschriftlichen und gleichzeitigen Quellen
von Carl Pestalozzi.
Elberfeld.
Verlag von R. L. Friderichs.
1861