Calvin, Jean – An Beza in St. Germain (683)

Nr. 683 (C. R. – 3542)

Weggelassen sind einige unwichtige Sätze über die Rückkehr der in Frankreich weilenden Genfer Pfarrer. Über Baudouins Wirksamkeit vgl. 675. Er stand im Solde des Königs von Navarra, der aus Furcht für seine Gebiete in Spanien wieder nach Rom schielte. Wegen seiner geringen Fortschritte im Evangelium bezeichnet Calvin den König von Navarra als Schildkröte.

Besorgnis um Bezas Gesundheit. Calvin will nicht nach Poissy.

Gestern habe ich gleichzeitig zwei Briefe von dir erhalten. Wenn es den Bischöfen beliebte und erlaubt worden ist, mit Euch zu disputieren, so seid Ihr jedenfalls jetzt schon tief im Gespräche drin; wenn mich aber nicht alle meine Vermutungen trügen, so wird alle Hoffnung geschwunden sein. Könnten wir dich sobald wie möglich gesund und heil wieder hier empfangen! Meinst du aber, dass ein solches Wegeilen gefährlich wäre, so wollen wir beide unsere Sehnsucht bemeistern. Indessen gib doch den zudringlichen Anforderungen der Leute nicht zu sehr nach, denen weder dein Leben noch das gemeine Wohl der Kirche am Herzen liegt. Ich höre, du seiest schon ganz abgemagert, und wundere mich nicht darüber bei deiner ständigen Überhäufung mit soviel Geschäften. Soviel auch bitter notwendig sein mag, – wenn du deine Gesundheit nicht schonst, so sorgst du schlecht für uns und die Kirche. Übrigens, willst du mir folgen, so führe deine begonnene Arbeit zwar fort, aber beurlaube dich wenigstens für kurze Zeit von Truggestalten, deren honigsüße Schmeicheleien doch nur tödliches Gift ausströmen. Ich möchte die andern zwar deiner nicht berauben, aber eine kurze Abwesenheit wird nur von Nutzen sein, glaube ich, wenn dieser Glaube nicht nur eine Vorspiegelung meiner Sehnsucht, dich wieder zu sehen, ist. Jedenfalls musst du dich nach einer günstigen Gelegenheit umsehen, wie du es übrigens schon von selbst tun wirst. Über das Augsburgische Bekenntnis habe ich eingehend an den Grafen Erbach geschrieben, damit er den bösen Plänen entgegenwirke; ich habe ihm gezeigt, aus welcher Quelle diese Hinterlist fließt und welche Sintflut daraus entstehen könnte. – – – –

Dass die, die Viret als Pfarrer zu haben wünschen, nicht längst ihren Wunsch erfüllt sehen, lag nicht an mir. Er ist jetzt nach Montpellier gereist, weil er einen unserer kalten Winter nicht mehr aushalten zu können glaubte. Gegen Ende des Winters wird er dann in die Gascogne reisen, dem ganzen Lauf der Garonne folgen, dann zu Loire hinüber und bis zur Normandie vordringen.

Es ärgert mich, dass bei gewissen Leuten ohne allen Grund und Vorwand der Verdacht besteht, ich sei eifersüchtig, weil ich nicht auch nach Poissy berufen worden sei. Neulich schrieb mir der Admiral gerade so, als ob er sich entschuldigen müsste, um mich damit auszusöhnen. Und doch kannst du es mir am besten bezeugen, dass ich dieser Aufgabe stets ausgewichen bin. Da ich dich doch bei deiner Abreise noch beschworen habe, kein Wort von mir zu sagen, so gefällt es mir nicht, dass du diesen Liebesdienst, den du mir doch nach meiner Ansicht schuldig warst, nicht ganz geleistet hast. Doch fürchte ich, es ist ihm auch von andrer Seite irgendetwas zugeflüstert worden; denn viele messen mich eben ganz an ihrem Empfinden. Nun, da gute und schlechte Nachrichten in gleicher Weise nach St. Germain kommen, sorgt Ihr ohne Zweifel dafür, das Los der Brüder zu erleichtern, wie es sich ziemt. Die Auvergner sind des Erbarmens im höchsten Grade würdig, und ihre gute Sache muss ihnen Gunst erwerben. Den Lyonern bald zu helfen, liegt im Interesse der ganzen Kirche. Im ganzen umliegenden Gebiet wachen nun die Gewissen aus ihrem Todesschlafe auf; wie von Wespen gestochen, würdest du sagen. Doch ich muss antworten, ich fürchte mich bei dieser neuen Kunde. Denn wie kommt es, dass sie die Übel, an die sie sich so gewöhnt hatten, nun mit einem Mal spüren? Bis du zurückkommst, werden sie dem Geruch der Fährte folgen, wie du im Scherz zu sagen pflegst. Sobald du aber hier sein wirst, wird ihr Spürsinn erlöschen. Lebwohl, bester Bruder, samt Herrn Martire und den andern Kollegen, die ich und unsere Brüder vielmals grüßen lassen. Der Herr sei mit dir; er leite Euch mit seinem Geiste und erhalte Euch gesund durch seinen Schutz.

1. Oktober 1561.

Dein

Carolus Passelius.

Eine kurze Antwort an Baudouin ist im Druck; nächste Woche wirst du sie erhalten. Es war mir in meiner Trauer kein angenehmer Trost, sie zu schreiben; aber man musste die frevelhafte Frechheit dieses Gesellen zurückweisen und ich wollte indirekt auch die Trägheit der Schildkröte strafen. Mag er sich mit solchen Ränken wohl gefallen, wenn wir nur zu seiner Schande das Verderben, das er sinnt, aufdecken dürfen. Deshalb will ich meine Schrift vielleicht auch ins Französische übersetzen lassen; doch bin ich noch nicht entschlossen.

Calvin, Jean – An den Grafen Eberhard von Erbach in Heidelberg.

Nr. 682 (C. R. – 3538)

Vgl. 673, 675; über den Grafen Erbach, den Hofmarschall des Pfalzgrafen vgl. 609. Der Kardinal von Lothringen war es, der um jeden Preis Vertreter der Augsburgischen Konfession in Poissy haben wollte, um die Evangelischen zu entzweien.

Abwehr deutscher Einflüsse.

Ich falle dir, edler Mann und erlauchter Herr, nicht gerne mit Schreiben lästig, weil bei der weiten Entfernung unsere Wohnsitze meine Briefe dir doch nichts bringen könnten, als was du längst weißt, und was deshalb keinen Reiz mehr für dich hat. Jetzt aber zwingt mich ein guter Grund, oder besser die Notwendigkeit, mich an dich zu wenden. Ich habe nämlich neulich vernommen, seine Durchlaucht der Pfalzgraf und die übrigen Bundesfürsten hätten eine Gesandtschaft nach Frankreich beschlossen, berieten aber noch über das ihr zu gebende Mandat, und deshalb sei ihre Abreise bisher verschoben worden. Ich bitte dich, wenn ich mich hier weiter vorzudrängen scheine, als es meiner Stellung zukommt, so verzeih nach deiner Gerechtigkeit meine Besorgnis, in der ich einer Gefahr, die ich vor Augen sehe, entgegentreten möchte. Denn ich vermute nicht bloß, sondern ich sehe deutlich, dass viele damit nichts anderes wollen, als den Franzosen das Augsburgische Bekenntnis aufzudrängen. Schon vor vier Monaten hat der Herzog von Württemberg dies versucht, und Brenz hat, von keinem andern als dem Teufel getrieben, sich eifrig und warm, wenn auch betrügerisch, darum bemüht, die Franzosen mit seiner ungeheuerlichen Lehre von der Allgegenwart des Leibes Christi zu bezaubern.

Wie gefährlich das wäre, will ich nur kurz andeuten. Erstens ist schon längst ein Bekenntnis von allen französischen Gemeinden erschienen, das die, welche in den Pfarrstand aufgenommen werden, feierlich unterzeichnen müssen. Es ist auch schon mehrfach dem königlichen Kronrat überreicht worden. Neulich hat der König selbst in Gegenwart aller Prinzen und der Bischöfe es aus unseres Beza Hand entgegengenommen und den Kardinälen und Bischöfen überreicht, damit auf Grundlage dieses Bekenntnisses ein Religionsgespräch abgehalten würde. Was wäre nun unsinniger, als diesen so glücklich begonnenen Lauf der Dinge zu hemmen? Selbst wenn der einzige Schaden eine Verzögerung wäre, müsste man sich ernstlich davor hüten. Kommen aber die Fürsten mit einem neuen Bekenntnis dazwischen, so machen sie nicht nur all die herrlichen Verhandlungen, in denen Gott seine Gnade wunderbar leuchten ließ, zunichte, sondern sie zerstören durch dieses mehr als bloß schädliche Eingreifen alle Hoffnung für die Zukunft. Denn die Papisten werden gierig nach dem neuen Streitobjekt greifen, und die Schlauern unter ihnen werden zwar im ersten Augenblick tun, als gefalle es ihnen; sobald aber die Sache diese Wendung genommen hat und sie das französische Bekenntnis unterdrückt sehen, werden sie ihre Angriffe anderswohin kehren und sagen: Wie, sollen die Deutschen uns Vorschriften machen? Uns wie Buben belehren, was wir zu glauben haben? In deiner außerordentlichen Klugheit siehst du wohl ein, wie leicht dieser Beweisgrund Beifall fände. Dazu wäre es auch sehr schwer, die öffentlich bezeugte Übereinstimmung aller französischen Evangelischen zu verändern. Wenn also die Fürsten nicht absichtlich den guten Anfang stören, ja sogar die Früchte vernichten wollen, die das unglaubliche Leiden vieler Menschen und das Blut ungezählter Märtyrer getragen haben, so mögen sie von diesem unzeitgemäßen Zank ablassen. Ich nenne es Zank, weil sofort entsetzliche Wirren entstünden, wenn sie dem einmal angenommenen Bekenntnis das ihre entgegenstellen. Damit niemand im Zweifel sei, woher der Rat stamme: die erbittertsten Feinde Christi in Frankreich, gerade die, die am fanatischsten sind, haben längst in heimlichen Ränken darauf hingearbeitet, das Reich Christi zu Grunde zu richten. Ich will gar nicht davon reden, dass die wütenden Sachsen, Brenz und seinesgleichen, das Augsburgische Bekenntnis missbrauchen zur Brandfackel, mit der sie das Feuer, das ganz Deutschland verzehrt, noch weiter ausbreiten wollen. Umso mehr muss man sich hüten, dass das Übel nicht auch Frankreich ansteckt. Da du nun, edelster Herr, nicht nur kraft deiner Verwandtschaft, sondern auch um deiner großen Tüchtigkeit willen bei seiner Durchlaucht den größten Einfluss hast, so trage ich kein Bedenken, meine Sorgen dir vertraulich mitzuteilen, damit du rechtzeitig auf Abhilfe sinnst. Ich würde dringend mahnen, wenn ich nicht auf deinen hohen Geist und warmen Eifer das Vertrauen setzte, dass du von selbst willig genug dazu bist. Wie mir zukommt, habe ich dich einfach und freimütig darauf aufmerksam gemacht. Bei deinem Scharfsinn stellst du selbst am besten fest, was gut ist. Dein Glaube und dein Gewissen werden dich zu energischer Durchführung der Sache genügend antreiben. Lebwohl, edelster und von Herzen verehrter Herr. Auch fernerhin leite dich der Herr mit seinem Geiste und schmücke und bereichere Euer hochedles Haus mehr und mehr mit Segen aller Art.

Genf, 30. September 1561.

Calvin, Jean – An Jean de l´ Epine in St. Germain.

Nr. 681 (C. R. – 3534)

Vgl. 676, 680.

Glückwunsch zur Bekehrung.

Deinen letzten Brief habe ich nur kurz beantwortet, weil ich hoffte, du kämest bald hierher. Dass mich meine Hoffnung darin betrogen hat, freut mich aber sehr, und ich gratuliere dir von Herzen, dass du dich nun von selbst zu dem bekehrt hast, wozu ich dich, als du noch zögertest, auf jede Weise antreiben wollte. Du musstest so handeln, um dein vergangenes Zögern und Warten aus dem Gedächtnis aller Frommen zu tilgen. Denn hättest du dich bei einer so guten Kampfgelegenheit nicht unter die Streiter Christi eingereiht, so hätte dich jedermann als hinterlistig und feig beurteilt und verurteilt. Nun hast du deine Aufrichtigkeit durch eine Tat bewiesen, die allen bösen Verdacht völlig von dir wegnimmt. Sicher haben dich auch die am freudigsten aufgenommen, die dich am wenigstens schonten, als du noch auszuweichen schienst. Nun bleibt dir noch übrig, dich nach diesem Kampf zu ständigem Kriegsdienst zu rüsten und dich auf die vielen Mühen und Leiden, die jeden wahren Knecht Christi erwarten, energisch gefasst zu machen. Wenn es auch mein Wunsch gewesen wäre, dich sobald als möglich zu sehen, so ist es mir doch lieber, dass die Kirche, die so Mangel leidet, durch deine Wirksamkeit Hilfe erhält und von deiner Arbeit eher Frucht erwarten darf, als wenn du erst hierher kämest. Lebwohl, trefflicher Mann, von Herzen geliebter und verehrter Bruder. Der Herr leite dich stets mit seinem Geiste; er halte dich aufrecht mit seiner Kraft und behüte dich.

24. September 1561.

Calvin, Jean – An Beza in St. Germain (680)

Nr. 680 (C. R. – 3533)

Am 9. September hatte Beza in Poissy in prächtiger Rede den evangelischen Glauben bekannt und dargestellt; die Königin-Mutter und der Hof hatten sich dazu beifällig geäußert, die Prälaten eine Stelle über das Abendmahl herausgerissen und angefochten. De l´Epine (vgl. 676) hatte das überreichte evangelische Glaubensbekenntnis mit unterschrieben.

Bezas Erfolg in Poissy.

Dass du meine zwei letzten Briefe miteinander erhalten hast, ist, wie du siehst, die Schuld des trägen Freundes, der die Besorgung übernommen hatte. Denn da er jeden dritten Tag Boten zur Hand gehabt hätte, so kann er sich nicht entschuldigen, wenn er es bis zum neunten Tag aufschob in seiner Pflichtvergessenheit. Was du mir von der herrlichen Verhandlung schreibst, war mir freilich schon von andrer Seite bekannt; doch war es mir viel lieber, durch deinen Bericht die Sache sozusagen mit Augen zu sehen, als die Erzählungen anderer davon zu hören, die meistens die geschichtliche Wahrheit durch allerlei Ausschmückung verstümmeln. Das war ein ganz glücklicher Tag, an dem den Kirchen die Freiheit errungen wurde, die man ihnen geben musste, die aber sehr schwer herauszubekommen war. Deine Rede ist uns gebracht worden; Gott hat darin wunderbar deinen Geist und deine Zunge gelenkt. Was darin die heiligen Väter ärgerte, musste gesagt werden, wenn du nicht schmählich ausweichen und dich ihren Vorwürfen aussetzen wolltest. Es wundert mich, dass sie nur über den einen Punkt sich aufregten, da andere Stellen sie nicht minder schwer verletzen mussten. Dass durch dieses eine Ärgernis das Gespräch abgebrochen sei, ist törichtes Gerede. Sie hätten hundert andere Anstöße finden können, obwohl sie sich jetzt nur auf einen verbissen haben und so gewissermaßen allem übrigen zustimmen. So ist auch das ganz glücklich ausgefallen. Dass de l´ Epine nun offen und ehrlich Christo die Ehre gibt, freut mich; ich will ihn in einem besondern Brief zum Fortfahren ermuntern. Ich bin nun gespannt zu hören, wie geschickt der Kardinal von Lothringen seine Lappen wieder zusammengeflickt haben wird. Ist nun auch dem Geplänkel ein Ende gemacht, so glaube ich doch nicht, dass es zu ernsthaftem Kampf kommen wird. Wenn ich dich auch bitte, nicht zu früh um Urlaub einzukommen, so leistet mir der Legat doch einen guten Dienst, wenn er dich bald gehen lässt. Ganz mit Recht hast du grüßen lassen, was von Freunden noch übrig ist; ich komme mir wirklich in dem Rest, der noch da ist, ganz vereinsamt vor. Unsere Kollegen lassen dich vielmals grüßen. Lebwohl, bester Bruder. Der Herr leite dich stets; er stärke dich mit unüberwindlicher Festigkeit und Stärke; er sei mit dir bei deinem frommen Wirken und erhalte dich gesund und heil. Bitte grüße alle deine Begleiter. Wenn du wieder länger als zehn Tage nicht schreibst, wie es nun schon wieder geschehen ist, muss ich dich wirklich einen Faulpelz nennen.

24. Sept. 1561.

Calvin, Jean – An Beza in St. Germain (679)

Nr. 679 (C. R. – 3513)

Im Gefolge des Kardinal-Legaten von Ferrara war unter andern katholischen Theologen auch der Jesuiten-General Jacopo Lainez nach Poissy gekommen. Von den beiden genannten Schriften war die erste doch nicht von Calvins Gegner Baudouin (vgl. 675); sie hießt: „Von der Pflicht eines frommen und die öffentliche Ruhe liebenden Mannes in diesem Religionszwiespalt“ und ihr Verfasser war Georg Kassander, ein Holländer; doch brachte Baudouin sie nach Poissy und vertrieb sie.

Von den Schwierigkeiten und geringen Aussichten des Gesprächs von Poissy.

Gestern wurde mir dein Brief vom 30. August übergeben. Da andere uns so freigebig mit guten Gerüchten füttern, so solltest du dich eigentlich der Sparsamkeit schämen, die uns fast ganz hungrig lässt. Willst du vielen Genüge tun, so profitiere etwas vom Unterricht deiner Gegner, die ja deinen Namen hoch preisen, und lerne etwas frecher schwindeln. Alle andern erzählen Wunderdinge; nur du allein zeigst kaum irgendwelche Hoffnung. Doch Scherz beiseite, – denke daran mir zu schreiben; ich habe nichts lieber, als nach einem schlichten Bericht mir die Lage vergegenwärtigen zu können. Was andere auch meinen, – ich bin einmal überzeugt, was man von einem Gespräch prahlt, ist nichtig. Glaub mir, die Bischöfe werden sich nie zu einer ernsthaften Auseinandersetzung herbeilassen. Zwar zweifle ich nicht daran, dass unter ihnen solche sind, deren Wünsche und Hoffnungen ganz gut sind; aber die, die das Steuer führen, greifen eher zum Äußersten, als dass sie sich so zur Ordnung zwingen ließen. Wenn also der Legat in seinem großen Gefolge auch Theologen mitführt, und wie man einstmals in der Prozession Schaugerichte herumtrug. Also wenn du mir glauben willst, braucht dir das Religionsgespräch keine Sorgen zu machen. Könnten die Gegner die Bedingungen dazu aufstellen, so könnte es vielleicht ein müßiges Geplänkel geben; jetzt wo sie sehen, dass man ihnen Vorschriften gibt, werden sie offen jeden Kampf ablehnen. Die Ankunft des Legaten wird zwar ihren Geist etwas aufblähen; hat der seine Drohungen umsonst verbraucht, so wird, darauf baue ich, alles vorbei sein. Ehe du diesen Brief erhältst, wird man ihn donnern hören; täusche ich mich nicht sehr, so wird aber der Blitz nicht geschleudert, sondern erst eine Weile damit gedroht, ehe er losgeht. Bieten sich aber die Bischöfe, um Euch zu täuschen, doch zum Kampfe an, so habt Ihr ja jetzt den Pietro Martire bei Euch, der nach meiner Berechnung der Tage noch rechtzeitig angekommen sein wird. Obwohl ich dich dringend bat, von mir gar kein Wort mehr zu sagen, hörst du, wie ich sehe, doch nicht auf, etwas zu versuchen. Das ist meines Erachtens unnütz. Mit meiner Vorrede zum Daniel wollte ich mir absichtlich den Weg versperren; nicht als ob ich die Mühe scheute oder der Gefahr ausweichen wollte; aber weil genug taugliche, wohl ausgerüstete Leute da sind, hat es keine Zweck, dass ich auch dabei bin. Tatsächlich sind ja auch alle, außer dir und Merlin, genügend guten Mutes. Meine Ansicht über die aufgestellten Bedingungen für das Gespräch habe ich nicht geschrieben, teils weil ich dachte, mein Rat komme, da die Sache bereits fertig sei, doch zu spät, teils weil es mir höchlichst gefiele, wenn Euch zugestanden würde, was die Brüder darin verlangen. Ich hätte mich an ihrer Stelle gefürchtet, so drückende Vorschriften aufzustellen. Zum Erfolg gratuliere ich gewissermaßen schon, aber ich bin auf den Ausgang sehr gespannt. Du erinnerst dich wohl an das, was ich dir im Voraus sagte: Ihr brauchet Euch nicht zu fürchten; denn aus ihren geheimen Beratungen werde zu ihrer größten Schande ein herrlicher Sieg für Euch hervorgehen, wenn sie Euch auch noch so sehr von oben herab verachten. So müsse man sich hüten, allzu hartnäckig auf völliger Gleichberechtigung zu bestehen, damit man nicht auf Euch die Schuld am Scheitern schieben könne. Das Augsburgische Bekenntnis ist, das weißt du, für Euch einen Furienfackel und könnte einen Brand entzünden, der ganz Frankreich verzehrte. Man muss nur fragen, wozu es denn Euch aufgedrängt werde; seine Unentschiedenheit habe ja doch stets allen tapferen Leuten missfallen, und sein Verfasser habe sie selbst bereut; auch sei es in seinem größten Teil auf speziell deutsche Verhältnisse zugeschnitten; ganz zu schweigen von seiner missverständlichen Kürze und seiner Verstümmelung durch Weglassung einiger hochwichtiger Punkte. Übrigens wäre es unsinnig, das französische Bekenntnis fallen zu lassen und das Augsburgische anzunehmen. Welche Fülle von Streitobjekten würde für die Zukunft damit geschaffen! Denn die Mehrheit wiche doch nicht von dem einmal angenommenen Bekenntnis. Ich rede davon, als wollten der Kardinal und seine Anhänger wirklich und ehrlich das Augsburgische Bekenntnis annehmen. Doch ists ja nur eine List, die gegen Euch gesponnen wird, um die gegenwärtige Verhandlung zu stören und alles durcheinander zu bringen. Zu diesem Zweck ist in Basel auch ein Büchlein erschienen, dessen Verfasser, wie ich vermute oder fast sicher weiß, Baudouin ist. Ich möchte dem Kerl nach Verdienst antworten, aber ich bin mit persönlicher Korrespondenz zu überhäuft, und alle Frische, die ich hatte, ist dahin; doch will ich fortfahren, solang ich kann. Ich höre auch, es sei von ihm zu Paris irgendeine Schrift vom Zusammenhang der Geschichtsschreibung mit der Jurisprudenz erschienen, in der du gehässig drangenommen werdest. Jetzt heißts, er koche mit seinem Kassander ein neues Gift. Ich denke, Ihr werdet schon dafür gesorgt haben, dass wir es durch Eure Hilfe leichter bekommen; ist bisher noch nichts geschehen, so soll der, der kommt, doch jetzt recht eilen. Lebwohl, bester Bruder, samt der ganzen Schar. Der Herr leite Euch mit dem Geist der Klugheit und der Kraft; er behüte Euch und segne Euer Wirken. Unsere Kollegen lassen Euch alle vielmals grüßen, ebenso viele Freunde, die ich nicht alle aufzählen kann. Ach, wäre doch der eine, den der Tod uns entrissen, auch noch darunter!

10. September 1561.

Beza, Theodor von – Brief aus Poissi

Poissi, 8. Sept. 1561.

Wir bitten und beschwören Euch bei dem Namen des großen Gottes, der Zeuge und Richter unsrer Gedanken und Worte ist, daß Ihr für heute Alles vergeßt, was seit vierzig Jahren geschrieben und gethan sein mag, und mit uns jede Vorliebe, jedes Vorurtheil, das den Erfolg unsrer Unterhandlung hemmen könnte, ablegen möget, daß Ihr von uns das hoffet, was Ihr, so Gott will, gegründet finden sollte, daß wir uns gerne belehren lassen, und das Alles anzunehmen bereit sind, was uns aus der h. Schrift als wahr erwiesen wird. Glaubet ja nicht, daß wir hieher kommen, einen Irrthum zu behaupten, nein, sondern um die Irrthümer, die wir und Ihr könnten begangen haben, zu verbessern. Glaubt nicht, daß wir den Stolz besäßen, die Kirche Gottes, die ewig sein und bleiben wird, umstürzen zu wollen. Glaubet nicht, wir wollten Euch unsrem armen und niedrigen Stande, mit dem wir gleichwohl durch Gottes Gnade ganz zufrieden sind, gleich machen. Nein, es ist unser ernster Wille, daß Jerusalems Trümmer wieder zu einer Stadt werden, daß der geistliche Tempel wieder erbaut werde, daß des Herrn Haus, von lebendigen Steinen errichtet, von seinem alten Glanze aufs Neue umstrahlt sei; daß alle zerstreuten und auseinandergetriebenen Schafe wieder in die Hände des einzigen, erhabensten Hirten geführt und gesammelt werden. Das ist unser Entschluß und Wille. Habt ihr es bis heute nicht geglaubt, so werdet ihr, das hoffen wir, es heute glauben lernen, da Sanftmuth und Geduld allen unseren Verhandlungen zu Grunde liegen soll. O möchten wir doch, statt alles Streitens und Beweisens mit einer Stimme dem Herrn ein Lied singen, und wie einstmals Heiden thaten, als schon ihre Schlachtordnungen sich gegenüber standen, uns einer dem andern die Hände reichen! Es wäre ja eine Schande, wenn wir, die wir beide die Lehre des Friedens bekennen, uns so leicht trennen, so schwer versöhnen wollten. Doch freilich können wir Menschen dieß Alles nur wünschen, Gott allein kann es zur Ausführung bringen, ich ahnde, er wird es thun, seine Güte wird unsre Sünden bedecken und sein Licht unser Dunkel zerstreuen.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’s Verlag.) 1862

Calvin, Jean – An Pfarrer David Weter in St. Gallen.

Nr. 678 (C. R. – 3509)

Vgl. 624.

Verteidigung Melanchthons gegenüber falschen Gerüchten.

Ich hätte dich nicht für so leichtgläubig gehalten, dass du Melanchthon im Verdacht solch schmählichen Tuns haben könntest. Denn ganz abgesehen vom Widersinn dieser Lehre, – hätte er etwas Schmählicheres tun können, als sozusagen zum Vergnügen und im Spaße gutzuheißen, was er vierundzwanzig Jahre lang verachtet hat? Schon die Zeitumstände hätten die Eitelkeit des Geredes zur Genüge erweisen können; denn es hieß doch, Melanchthon habe diese Klagelieder kurz vor seinem Tode angestimmt, und doch hat er gerade damals freimütiger als je in seinem Leben unsern Glauben bekannt und mutig die Phantasterei von der Allgegenwart des Leibes Christi zurückgewiesen. Ich wundere mich zwar nicht, dass man über den Toten die allerfalschesten Gerüchte ausgestreut und maßlos übertrieben hat, da ja sogar hier ein windiger Gesell aus Bünden, (er ist freilich trotzdem Diener am Wort), behauptete, Beza sei von mir gesandt worden, mich mit den Sachsen auszusöhnen und eine Übereinkunft zu versprechen. Wenn du daraus siehst, was sich böswillige Leute an frechen Lügen gestatten, wirst du von mir lernen, für ihr Geschwätz harthörig zu werden.

Über die Lage Frankreichs oder besser über die Wirren in Frankreich wird dir unser lieber Leyner berichten. Ich begebe mich nicht ins Handgemenge und muss doch nicht ohne große Mühen kämpfen. Lebwohl, trefflicher Mann, von Herzen verehrter Bruder. Der Herr sei mit dir; er leite und behüte dich.

Genf, 4. September 1561.

Euer

Johannes Calvin.

Calvin, Jean – An Beza in St. Germain (677)

Nr. 677 (C. R. – 3507)

Pierre Davantes von Languedoc lebte als Philolog, Musiker und Komponist in Genf; Baduel (vgl. 639) war Professor der Philosophie an der Akademie; Nicolas du Feu (Igneus) ist unbekannt. Kardinal Ippolito d´ Este, der Schwager der Herzogin von Ferrara, war damals päpstlicher Legat in Frankreich; wohl auf der Durchreise von Italien nach Frankreich hatte ihn Calvin in Genf kennen gelernt. Am 22. August war Beza in St. Germain angekommen und schon am 23. abends vom König von Navarra dem Hof vorgestellt worden; dabei hatte er sich mit dem Kardinal de Guise über die Abendmahlsfrage auseinandergesetzt, wobei der Kardinal mit einem freundlichen Worte schloss. Am folgenden Abend hielt Beza bei den hugenottischen Herrschaften eine Andacht.

Todes- und Geburtsanzeigen. Von der Freundschaft mit Kardinälen.

Damit mich nicht bloß der Tod eines Mannes in Trauer versetze, musste meinem lieben Varennes zwei Tage darauf Davantes im Tode folgen. Auch für Baduels Leben haben wir keine Hoffnung mehr. Gestern ist auch die Frau unseres Stadtseckelmeisters plötzlich an einem Nervenkrampf gestorben, nach einer, wie man glaubte, gut verlaufenen Geburt. Um noch mehr Todesfälle zu berichten: auch Nicolas de Feu ist innerhalb neun Stunden von einer Erkältung hingerafft worden. Einigermaßen tröstlich ist es, dass Berauld sich allmählich erholt, und auch seine Frau nach einer Entbindung; beinahe wäre sie an der Frühgeburt gestorben, jetzt aber kommt sie doch wieder zu Kräften und auch das Kind ist gesund. Besorgt so schnell wie möglich, dass einer unsrer beiden Kollegen zurückkomme, worum ich ja neulich schon bat. Wäre es des Gallars möglich ohne Schaden für seine Gemeinde, so möchten wir ihn wieder hier haben. Da die Sache aber noch unsicher ist, so wollen wir nichts darüber sagen; die Zeit wird zeigen, war recht und gut ist. Damit dich übrigens deine Freundschaft mit dem Kardinal von Lothringen nicht gar zu eitel macht, so will ich dich gleich daran erinnern, dass auch ich ein Bruder des Kardinal-Legaten von Ferrara bin; denn als er mich hier vor dreizehn Jahren begrüßte, versprach er mir, er wolle stets mein guter Bruder sein. Hüte dich also, mir gegenüber hochmütig zu tun; ich könnte dir sonst mit Gleichem vergelten, besonders da ein Legat alle Kardinäle weit übertrifft. Lebwohl, trefflicher Bruder. Der Herr sei mit dir; er leite und behüte dich und mache dich reich an seinen Gaben; er rüste dich aus zu allen Kämpfen und wappne dich mit Klugheit gegen alle Ränke, mit Stärke gegen alle Drohungen. Grüße bitte unsere Brüder vielmals. Die Brüder und Freunde lassen dich grüßen.

Gestern berichtete ich im Rat, was du von Eurer nächtlichen Unterhaltung mir geschrieben, und es wünschten mir alle Glück. Was Ihr am folgenden Tag, in Abwesenheit der lauernden Pfründenjäger, getan, haben wir erfahren; über die folgenden Tage erwarten wir Bericht. Nochmals lebwohl.

3. September 1561.

Dein

Carolus Passelius.

Calvin, Jean – An Jean de l´ Epine in St. Germain.

Nr. 676 (C. R. – 3505)

Jean de l´ Epine, französischer Humanist, schloss sich nach längerem Schwanken 1561 der Reformation ganz an, nachdem er schon lange sich freundlich zu ihr gestellt und mit Calvin korrespondiert hatte.

Energische Mahnung zum offenen Übertritt.

Wenn ich deine Unentschlossenheit etwas schärfer tadle, als ich eigentlich wollte, so darfst du dich über meine Grobheit nicht beklagen, sondern musst vielmehr dich selbst anklagen, weil du mich dazu zwingst. Du weißt, was du mir längst versprochen hast, als ich dich drängte, nicht länger in dem alten Schmutz zu bleiben. Weil ich überzeugt war, dass du ein vertrauenswürdiger Mann seiest, so glaubte ich nicht nur, du werdest es tun, sondern verbürgte mich gewissermaßen auch dafür. Seither habe ich manchen indirekten Vorwurf deswegen hören müssen, und weil mir das verleidet war, so habe ich dir einige Male scharfe Rufe zukommen lassen. Auch jetzt fragt man mich wieder von allen Seiten, und ich weiß nicht, was antworten, wenn du nicht bald kommst, dein Versprechen einzulösen. Wann willst du endlich, von Herzen geliebter Bruder, deinen Ausflüchten ein Ziel setzen? Bisher hast du tatsächlich Christus um den ihm schuldigen Gehorsam und die Kirche um deine Arbeitskraft schmählich betrogen. Du wirst sagen, du seiest indessen auch nicht müßig gewesen; ich anerkenne gern, dass dein Wirken anderswo Nutzen gestiftet haben mag; aber wie, wenn deine Emsigkeit, so groß sie sein mag, von den Guten nicht gebilligt wird und den Lauf der Knechte Christi hindert und aufhält? Du magst erwidern, was du willst; allein die Furcht war in dieser Sache deine Ratgeberin, und das muss dir doch recht verdächtig sein. Es kann nicht anders sein, als dass allen beherzten, ehrlichen Leuten, die Christo offen die Ehre gegeben haben, dein schlaues Benehmen missfällt. Freilich stellen viele deine geheimnisvollen Umwege als viel schlechter dar, da sie vermuten, du wollest andere Lehren verbreiten, die die reine Glaubenseinheit schädigen müssten. Dem widerspreche ich zwar und werde nie dem beipflichten, dass du nicht eins mit uns seiest, wenn du es nicht offen zeigst, und das wirst du nicht, darauf baue ich. An dir aber ist es, zuzusehen, dass du nicht die Schwachen, denen dich Gott verpflichtet hat, durch deine allzu große Sicherheit verwirrst. Schon vor zwei Jahren mahnte ich dich, du möchtest dich zu den Versammlungen halten, in denen, wie du weißt, Gott rein angerufen wird. Nicht nur hast du die Zeit vorübergehen lassen, sondern dein Schweigen lässt mich auch den Schluss ziehen, dass du jene meine Mahnung verachtet hast. Nun aber bitte ich dich nicht bloß, sondern ich mahne und flehe, ja ich beschwöre dich, wenns nötig ist, nicht weitere Verzögerungen zu ersinnen und die Wünsche der Guten nicht länger unerfüllt zu lassen. Erreiche ich nichts bei dir, so überlege es dir reiflich, welches Urteil dich erwartet vor Gottes Richterstuhl, von den wir doch bald treten müssen. Denn wenn du auch noch im kräftigsten Alter stehst, so neigen sich deine reifen Jahre doch bereits dem Greisenalter zu, und du musst dich beeilen, dass dich die Nacht nicht unerwartet überfalle.

[August 1561.]

Calvin, Jean – An Antoine de Bourbon, König von Navarra, in Paris.

Nr. 675 (C. R. – 3502)

Vgl. 673. Ein Edikt vom Juli 1561 verbot nach mehreren früheren Toleranzedikten alle evangelischen religiösen Versammlungen von neuem, bis zur Entscheidung durchs Konzil. Über Baudouin vgl. 497.

Warnung vor den deutschen Lutheranern.

Sire, die kläglichen Nachrichten von der Lage Frankreichs zwingen uns, Ihnen zu schreiben, Sie möchten die Augen auftun, damit Sie sehen, was Ihnen längst bekannt sein sollte. Denn die Allerblindesten können es ja mit Händen greifen, welche Ränke und Intrigen gesponnen worden sind, zu zerstören, was so wohl begonnen war, von einem Tag auf den andern die schönen Beschlüsse umzustürzen und die Verhältnisse wieder so zu gestalten, dass Jesus Christus und sein Evangelium bald ausgerottet wären. Doch wird er seiner nicht spotten lassen und die Schlauen im Netze fangen; indessen aber ist es Ihre Pflicht, Sire, nicht zu erlauben und zu dulden, dass Gottes Wahrheit so offenkundig verraten wird. Sie haben vielleicht gedacht, durch Nachgeben zu gewinnen; aber die Übelstände wuchern fort und greifen nur zu sehr um sich, und wenn Sie sich nicht in acht nehmen, so können in kürzester Zeit größere Unruhen entstehen, als Sie denken, und dann wird man nicht mehr helfen können; denn dann wird Gott handeln zur Strafe der Nachlässigkeit derer, die ihre Pflicht nicht taten nach ihrem Rang und Stand, auf den er sie gestellt hatte. Reden wir auch ein wenig scharf, so glauben Sie uns, Sire; jetzt ist es Zeit dazu oder nie.

Wir haben auch von anderer Seite gehört, dass der Herzog von Württemberg, aufgestiftet von solchen, die wir nicht zu nennen brauchen, Sie aufgefordert hat, für die Annahme des Augsburgischen Bekenntnisses in Frankreich zu sorgen. Setzen Sie den Fall, Sire, man gewährte diesem Manne einen solchen Schauplatz, um seine Rolle darauf zu spielen, [welche Folgen das hätte!] Aber bedenken Sie auch, – im Namen Gottes bitte ich Sie darum, – wie ist das Glaubensbekenntnis, das die französischen Kirchen anzunehmen und zu halten beschworen haben, gültig gemacht worden? Und selbst wenn es diese Besiegelung durch Märtyrerblut nicht hätte, – es ist aus dem reinen Gotteswort ausgezogen und ist dem König und seinem Kronrat vorgelegt worden, und so könnten Sie es gar nicht aufheben oder nur verändern, ohne dass Gott sich Ihnen entgegenstellt und Ihnen in der Tat zeigt, dass er Glauben und Gehorsam will. Was das Augsburgische Bekenntnis angeht, wie kann der Herzog von Württemberg wagen, Sie um seine Annahme zu bitten, da er und seinesgleichen den Verfasser des Bekenntnisses, Melanchthon, verurteilen? Doch lassen wir den Herzog aus dem Spiel, da man ihn ja doch nur eine Rolle spielen und von Dingen reden lässt, von denen er nichts versteht. Tatsache ist, dass die, die sich zu dieser Partei zählen, untereinander stehen wie Hund und Katze. Wir müssten uns sehr irren, wenn der, der Ihnen den Brief brachte, nicht der Neffe eines gewissen Vergerio wäre, eines Ausländers aus Italien und eines Betrügers, wie es keinen frecheren gibt. Auch ist noch ein andrer Kerl dabei, der sich Baudouin nennt, der schon drei- oder viermal von Jesu Christo abgefallen ist und sich vielleicht doch bei Ihnen so eingeschmeichelt hat, dass Sie sich von ihm betrügen lassen könnten, wenn man Sie nicht vor ihm warnt. Wir bitten also Ew. Majestät, auf der Hut zu sein unter so vielen Schlingen, und ersuchen Sie auch von neuem im Namen Gottes, Sire, sich weder an dem noch an jenem Punkt wankend machen zu lassen, damit Gottes Wort in seinem ganzen Umfang gewahrt werde, was nur geschieht, wenn man ihm seine Einfachheit lässt. Denken Sie auch an das Sprichwort „um sie in den Ofen zu schieben, macht man die Brötchen spitzig“ und verwerfen Sie die, die Sie zu allerlei Verkleidungen verführen wollen. Denn wiewohl man Ihnen auf den ersten Blick das oder jenes glaubhaft machen könnte, so erklären wir Ihnen in Kraft dessen, der uns Macht gibt zu reden: es wird schlimm ausgehen, und wir warnen Sie zur rechten Zeit, Sire, aus Furcht, Sie könnten es sonst erfahren.

Sire, dem – – – – – –

[August 1561.]