De Falais hatte seine Reise bis Basel fortgesetzt, wo ihn Calvin auf seiner letzten Reise besucht hatte. Der Glückwunsch bezieht sich wohl auf die Ankunft der erwähnten Damen. Hans Kleberger, genannt der gute Deutsche, in Genf, war berühmt durch seinen Reichtum, und seine Freigebigkeit. Herr de Pare bewarb sich um die Hand einer Verwandten de Falais, Fräulein de Wilerzy. Antiochus ist Karl V., Sardanapal Franz I. Weggelassen ist ein kurzer unverständlicher Abschnitt.
Ratschläge für die Übersiedlung nach Genf. Warnung vor einem gefährlichen Freier.
Monseigneur, als ich Ihren Brief durch Monsieur de la Riviere erhielt, fürchtete ich, der andere, den sie darin erwähnten, sei verloren gegangen. Seither wurde er mir aber gebracht. In bezug darauf danke ich Gott, dass er Ihre Freude und Befriedigung so gemehrt hat. Ich habe kurz an ihre drei Begleiterinnen miteinander geschrieben, um sie willkommen zu heißen. Ob uns wohl Gott einmal die Wohltat erweist, dass die Damen keine Briefe mehr von mir brauchen? Wenn nicht, so will ich mich ein andermal ihnen etwas freigebiger in Briefpapier erweisen.
Was Sie selbst angeht, so habe ich mich Ihrem Auftrag gemäß seit meiner Rückkehr nach einer passenden Wohnung für Sie umgesehen. Im Haus Klebergers wären Sie zu weit weg von den Nachbarn, die Sie wünschen. Freilich hätte ich längst schon es gerne für mich gehabt, um mich dort ungestört aufhalten zu können, wenn ich Muße brauche. Man hat mir auch darüber Bescheid geben wollen, aber ich habe noch nichts erhalten. Hätte ich es in Händen, wie man mich hat hoffen lassen, so wissen Sie, dass es Ihnen zu Gebot stünde. In unsrer Nähe konnte ich kein Haus mit Garten finden, das besser für Sie passte als eins, dass ich jetzt gemietet habe. Nicht, dass mich die Wohnung ganz befriedigte, aber mangels einer andern musste ich sie nehmen. Sie haben vorn hinaus einen mittelgroßen Garten und einen ziemlich geräumigen Hof, hinten hinaus auch einen Garten. Ein großer Saal darin hat eine so schöne Aussicht, wie Sie sich nur wünschen können für den Sommer. Die Zimmer sehen nicht so erfreulich aus, wie ich wünschte. Aber vielleicht findet man noch ein Mittel, sie recht herzurichten, wenn Sie erst einmal hier sind. Den Saal ausgenommen, hätte man Häuser von besserm Material und bequemerer Bauart finden können, aber es wäre kein Garten dabei gewesen, und ich merke, das ist etwas, was Sie vor allem wünschen. Wie es nun auch ist, so beträgt der Mietzins doch 12 Taler. Wenn Sie es sehen und zu teuer finden, so werde ich mich eben damit entschuldigen, ich sei kein solcher Haushalter, der andrer Leute Börse weniger schone als seine eigene. Ich habe mich so beeilt, damit abzuschließen, bloß des Gartens wegen. Wenn das Klima Sie in Basel angreift, so glaube ich, währe Ihnen das hiesige in einem Monat so passend wie später, wenn nämlich die Luft so lind ist, wie sie der Jahreszeit entsprechend sein sollte. Für den Umzug wage ichs, obwohl mein Bruder gegenwärtig nicht gerade hier ist, Ihnen doch in seinem Namen das Versprechen zu geben, dass er Ihnen dabei gern behilflich sein wird. Er hat ja auch diesen Weg schon so oft gemacht, dass er ihn wohl gut genug kennen muss. Dazu kommt, dass er ja auch mit Schiffsleuten zu tun hat. Ich denke, Sie erinnern sich, dass ich meinte, es würde Ihnen eine Erfrischung sein, einen Teil des Weges zu Wasser zurückzulegen. In Erwartung Ihres endgültigen Entschlusses, wollen wir in aller Stille ansäen und die Hecken schneiden lassen. – – Was Monsieur de Pare angeht, falls er etwa direkt zu Ihnen gekommen sein und dazu etwa Nachrichten gebracht haben sollte, die ihn in seiner Sache weiter brächten, so haben Sie ja in Basel Monsieur d´ Albiac, der der Sie besser über ihn unterrichten kann, als es Maldonade hätte tun können, weil er sehr gut bekannt mit ihm war. Jedenfalls wird’s gut sein, sorgfältig nachzuforschen. Denn ich fürchte, er hat durch seine Jugendtorheiten eine Krankheit bekommen, wie sie heute viele haben. Ich teile Ihnen meine Befürchtung vertraulich mit, da ich in dieser Hinsicht lieber etwas zu weit gehen will, als etwas verheimlichen, so lang es noch Zeit ist. Sie werden nun fragen, weshalb ich es so lange hinausgeschoben habe. Eben weil die Vermutungen, die ich darüber habe, mir erst seither gekommen sind. Einfacher wäre es ja freilich gewesen, die Sache mit Ihnen mündlich zu besprechen, wenn ich damals schon eine Ahnung davon gehabt hätte wie jetzt. Ich lege es Ihnen vor, damit Sie darauf achten können. Denn ich möchte nicht den Vorwurf auf mich laden, – ich sage nicht nur vor den Leuten, sondern auch vor Gott, – dass dem Mädchen irgendwie ein Unrecht geschähe durch mein Schweigen. Ich weiß wohl, dass das Übel so gemein und verbreitet ist, dass viele darum keine Schwierigkeiten machen. Aber ich vermute, Sie denken darin ebenso streng wie ich.
Zum Schluss, Monsieur, empfehle ich mich Ihrem und Ihrer Frau Gemahlin Wohlwollen und bitte den lieben Gott, Sie zu bewahren in seinem Schutz, der die Hauptsache ist in unserm Leben in dieser wie in der zukünftigen Welt. Ich meine, er möge Sie, wie bisher, immer spüren lassen, dass Sie unter seiner Leitung stehen. Alle Bekannten, die Ihnen nicht persönlich schreiben, lassen sich ergebenst Ihrem und Ihrer Frau Gemahlin Wohlwollen empfehlen.
Den 25. Februar 1547.
Ihr Diener und ergebener Bruder
Johannes Calvin.
Der Überbringer dieses Briefes, Monsieur, ist ein Gesandter unserer Stadt. Es sind ihrer zwei, die nach Basel reisen. Weshalb, weiß ich nicht, d. h. wohl in Privatangelegenheiten, die sie miteinander zu erledigen haben. Ich wollte Sie davon in Kenntnis setzen, nur weil ich dachte, es könnte Ihnen unlieb sein, wenn Sie davon nicht gehört hätten. Denn wenn Ihre Lage es mit sich bringt, dass Sie sich entschließen, nach Genf zu kommen, so ist Ihnen vielleicht dienlich, davon zu wissen. Nicht als ob es große Umstände brauchte (wir haben ja davon gesprochen), sondern nur, damit unsere Obrigkeit nicht meint, man habe sie verächtlich übergangen, besonders wenn Sie dann hierher kommen. Ich rede nach Landesbrauch. Gibt’s gute Nachrichten, so werden die Gesandten sie uns hoffentlich bringen. Aber es ist nötig, dass Gott uns wieder demütigt, woher es auch komme. Freilich hoffe ich, Antiochus, unser Bedrücker, wird jetzt so bedrängt sein, dass er nicht mehr an seine Gicht an Händen und Füßen denkt, weil er es am ganzen Leibe spürt. Seinen Gesellen Sardanapal behüte Gott gleicher Weise. Denn sie beide verdienen es, dass ihnen mit gleichem Maß gemessen wird.