Philipp von Hessen – An die Lutheraner vor dem Augsburger Reichstag 1530 (Fragment)

Und darum zum Beschluß bitte ich euch um der Ehre Gottes willen und um aller Gläubigen willen, auch dem gemeinen Nutzen zu gut, ists möglich, machet einen freundlichen brüderlichen Frieden mit denen, die man zwinglisch nennt, und bedenket, wie gar freundlich der Apostel und viel der Alten mit einander und gegen die Fremden gehandelt haben. Denn ihr wisset gar wohl, daß der Glaube nicht gezwungen sein will und daß man erst die Herzen gewinnen muß. Sonst helfen keine äusserlichen Gebote. Denn Gebot und Zwang thut es nicht, sondern Unterweisung, und daß man sieht, daß ihr die Zwinglischen mit Treuen begehrt zu unterrichten und nicht zu verderben. Ich hoffe auch nimmer, daß ihr der Meinung, daß man die Zwinglischen mit Gewalt zu euerem Glauben bringen soll, oder sie um ihres Glaubens willen überziehen; welches doch wäre wider alle Schrift, dazu wider Luthers eigen Schreiben, den Türken betreffend, und sonst, welcher Glaube gar nicht tauget. Ich traue es euch nicht zu, wiewohl mir allerlei gesagt wird.