Calvin, Jean – An Viret in Lausanne (91).

Beim Wiederausbruch der Abendmahlsstreitigkeiten nahm der Berner Rat eine zwinglisch lautende Formel an, die Kuntz dem Rate zulieb seiner eigenen lutherischen Auffassung des Abendmahls zuwider ausgearbeitet hatte. Auf dem 27. August waren die Dekane der Pfarrklassen des ganzen Berner Gebiets beider Sprachen nach Bern geladen, um diese dogmatische Entscheidung des Rates entgegenzunehmen. Dekan der Lausanner Klasse war Pfr. Francois Martoret von Vevey.

Vom Abendmahlsstreit.

Hätte ich doch schon deinen Brief, der jedenfalls unterwegs ist. Denn wenn ich auch darin keine frohe Botschaft erwarte, so wäre doch das schon angenehm, etwas Sicheres von der Lage der Berner Kirche zu wissen. Nun muss ich davon als von etwas mir Unbekanntem schreiben und kann mich doch nicht enthalten zu schreiben. Ich höre, dass die Dekane aller Klassen nach Bern berufen seien, um anzuhören, was der Rat über das Abendmahl beschlossen habe. Ich kann dazu nichts sagen, als was du bei dir schon genug und übergenug überlegt hast. Doch lässt mich die Wichtigkeit der Sache nicht ruhig schweigen. Du siehst, zwei Dinge sind dabei in Betracht zu ziehen: erstens der Stand der Frage selbst und zweitens die Art, wie sie behandelt werden soll, die zum Teil von der Beschaffenheit der Frage abhängt. Ich brauche dich nicht zu mahnen, die Abendmahlsfrage selbst mit Euerm Dekan sorgfältig zu besprechen. Ich möchte nur, du bemühtest dich, das bei ihm zu erreichen, dass er, wo er davon redet, es ohne Zögern bezeugt, dass im Abendmahl nicht nur sinnbildlich dargestellt ist, welche Gemeinschaft wir mit Christo haben, sondern dass die Gemeinschaft tatsächlich in Erscheinung tritt; auch dass uns der Herr nicht nur Worte, sondern Wirklichkeit darbietet, und dass die Tatsache den Worten entspricht; dass es weiter keine eingebildete Gemeinschaft sei, sondern eine, durch die wir tatsächlich zu einem Leib und einem Wesen mit unserm Haupte zusammenwachsen. Dabei soll er aber freimütig alles Widersinnige ausschließen, ausnehmen und sich davor hüten. Nur in dem notwendigen Hauptpunkt soll er nichts abschwächen. Denn man darf auch nicht mit zweideutigen, dunklen Worten verschleiern, was die größte Klarheit und Durchsichtigkeit verlangt. In der zweiten Frage – der Art, wie die Sache behandelt wird – muss er erwägen, welches Beispiel die Brüder gäben, wenn sie den Rat als dogmatische Autorität anerkennen, sodass man, was er auch immer beschlossen hat, gleich annehmen und für ein Orakel halten müsste. Welch wichtiger, ungeheurer Präzedenzfall wäre das für die Zukunft! Sicher, wenn wir uns ein solches Joch auflegen lassen, begehen wir durch unser Schweigen Verrat an unserm heiligen Amt, und können solche Untreue weder vor Gott noch vor den Menschen verantworten. Aber es ist durchaus nicht nötig, dass man sich auf diese Streitfrage überhaupt einlässt, da die Brüder diese Klippe mit einer bescheidenen, höflichen Antwort umsegeln können, wenn sie sagen, die Sache sei zu wichtig, als dass sie etwas annehmen könnten ohne Beratung mit ihren Kollegen. Sie werden ja schöne passende Ausreden haben, die dem Rate genügen müssen. Auch das wird man nicht übergehen dürfen, dass sie sich da ernstlich ins Zeug legen, wo sie das Rechte erkennen, damit sie nicht in der Absicht, neutral zu bleiben, die Verteidigung der Wahrheit unterlassen. Ich meine natürlich nicht, sie sollen Partei ergreifen für irgendein Unrecht, oder wenn beide Parteien fehlen, sich hineinziehen lassen durch Mitmachen auf einer Seite. Nur so viel will ich, dass sie offen und ehrlich der rechten, gesunden Anschauung folgen. Setze Eurem Dekan auch auseinander, was du von den [führenden] Personen hältst und wo du an ihnen zu tadeln hast, damit er weiß, wem er etwas glauben und anvertrauen darf. Doch ich bin töricht, dich so ängstlich zu instruieren, als ob es nicht genug wäre, mit einem Wort die Richtung anzugeben. So will ich schließen. – –

Lebwohl, bester, allerliebster Bruder. Der Herr Jesus leite Dich stets mit seinem Geist und stärke dich immer mehr. Grüße mir alle Brüder, deine Frau und deine Tante.

Genf, 23. Aug. 1542.
Dein
Johannes Calvin.

Calvin, Jean – An Viret in Lausanne (90).

Viret war in Bern gewesen. Sebastian Castellio war Lehrer am College de la Rive in Genf. Farel war nach Metz gereist, um dort die evangelische Sache zu fördern. Antoine Froment war als Schulmeister und Straßenprediger der erste Verkündiger des Evangeliums in Genf gewesen. Der Streit zwischen Bern und Genf um die Abtei St. Victor (vgl. 73) war trotz des Schiedsspruchs der Basler noch nicht beigelegt. Das Söhnlein, das Calvins Frau geboren, war schon im ersten Monat gestorben.

Schwierigkeiten mit Castellio und Wandart. Nachrichten aus Navarra.

Ich hätte dir schon früher geschrieben, wenn ich nicht gewusst hätte, dass mein Brief dich doch nicht früher erreiche, als wenn ich ihn bis zu deiner Rückkehr verschiebe. Jetzt, da ich dich nach meiner Berechnung zu Hause vermute, vernimm, was mir eben einfällt. Bald nach deinem Weggang entstanden wunderliche Händel zwischen Sebastian und seinen Schwägern, die mir oft und lang zu schaffen machten, da ich sie durch freundschaftliche Entscheidung beilegen wollte. Diese Rolle hatte ich übernommen, damit sie nicht bis zum öffentlichen Zank kämen, und das Gerücht davon und damit auch ein böser Ruf von der Schule Castellios sich weiter ausbreite. Doch konnte ich es nicht erreichen trotz großem Eifer und Fleiß, dass sie sich nicht gegenseitig verlästerten und so allenthalben zum Stadtgespräch wurden. Als der allgemeine Streit um die Auszahlung der Mitgift beigelegt war, da gabs einen neuen Hader zwischen Sebastian und [seinem Schwager] Pierre besonders, teils um die Vermögensverwaltung, teils um die Wohnung. Ich habe noch nie etwas so Verwickeltes gesehen. Nachdem sie sich untereinander vielfach gezankt, kams zu einer Art Vermittlung, die aber bald neue Uneinigkeit gebären wird. Denn die Gemüter sind hinüber und herüber so erbittert gegeneinander, dass ich kaum zu hoffen wage, es werde je unter ihnen wieder zu einer so engen Freundschaft kommen, wie sie bei Brüdern sein sollte. Jetzt ruht der Sturm allerdings, aber ich fürchte, beim geringsten Anlass wird er plötzlich wieder ausbrechen. Ja, Sebastian hat sich schon bei mir beklagt, seine Besoldung sei nicht ausreichend; er wird aber kaum von den Unsern eine Erhöhung erreichen können. Ich wenigstens zweifle sehr daran und würde es gar nicht zu probieren wagen. Da hast du den Stand unsrer Schule, nur damit du uns nicht beneidest.

Nicolas [Wandart] von Jussy hat uns vor ein paar Tagen auch wieder neue Mühsal gemacht durch seinen Hochmut. Er war nämlich für irgendeinen Menschen, dem nach seiner Meinung Unrecht geschah, als man ihn mit allem Recht ins Gefängnis war, eingetreten. Da nun die Gerichtsherrn seiner Forderung nicht zustimmten, griff er sie in einer scharfen Predigt an. Die Sache wurde dem Rat angezeigt, der freudig die Gelegenheit ergriff, Wandart zu verbannen. Wir sind für ihn eingetreten, nicht um seinetwillen, der wenige Tage vorher lamentiert hat, man überlasse mir viel zu viel, sondern damit der Kirche nicht ein böses Beispiel gegeben wird durch die leichtfertige oder besser überstürzte Ausweisung eines Pfarrers. Sie führen nun die Untersuchung noch weiter und werden dann uns zu Rate ziehen, bevor sie den Spruch fällen. Wenn ich sehe, dass genügende Ursache da ist, ihn abzudanken, so werde ich mich nicht weiter widersetzen. Es ist wunderbar, wie scharf unser Henri [de la Mare] nun über die Verteidigung der Ehre des Pfarramts [gegen den Rat] philosophiert, nämlich weil er selbst uns gegenüber ein so herrliches Beispiel der Prinzipientreue gegeben hat; ich habe das auch gar nicht verschwiegen. Und doch habe ich meiner Pflicht genügt; denn ich habe vor allem bezeugt, dass ich nicht das berücksichtige, was mir geschehen sei, sondern nur, was jetzt geschehen müsse.

Unsere Kollegen fahren ganz erträglich fort in ihren Predigten; aber bei zweien fürchte ich allerlei eitle Lehre. Wer der eine von den beiden ist, merkst du: freilich zeigt er sich viel gemäßigter, als wir erwartet haben. Aber Pierre hat schon einige Zeichen seines Sinnes gegeben, die mir missfallen, wenigstens wenn wahr ist, was mir Geneston berichtet hat. Da wir das noch nicht genügend erprobt haben, so habe ich mich entschlossen, ihn schärfer zu beobachten. Wenn wir uns in ihm getäuscht haben, wo bleibt dann alles Vertrauen? Louis zeigt, wie ich immer gefürchtet, mehr Leichtsinn und Zuchtlosigkeit in Wort und Tat, als sich unserm Amt ziemt. Aber die Zeit wird hoffentlich diesen Fehler bessern, wenn nur nicht das übrige Notwendigere fehlt.

Da du durch Neuchatel gekommen bist auf deiner Reise nach Bern, so denke ich, die Brüder werden dir über Farels Abreise alles mitgeteilt haben, was ich dir aus seinem Briefe sagen könnte; ich schicke aber den Brief mit, damit dir nichts mangle. Froment ist kürzlich von Lyon zurückgekehrt. Er berichtet, die Königin von Navarra sei jetzt bessern Mutes, als je zuvor. Er berichtet das nach ihren eignen Aussagen; denn er hat ein vertrauliches Gespräch mir ihr gehabt. Doch weißt du, dass man nicht leichthin allen Worten dieses Boten glauben darf. Denn er ist von der Ehre so berauscht, dass ihm eine Unterredung mit der Königin erlaubt wurde, dass er das bisschen Verstand, das er noch hatte, nun ganz verloren zu haben scheint. Denn außer andern Dummheiten wollte er mir, als er mir sagte, die Königin wünsche einen Brief von mir, den Inhalt dieses Briefes diktieren und verbot mir, wie wenn er meinem Verstand zu wenig traute, ihn abzuschicken, ohne dass er ihn gelesen und geprüft habe. Er verbreitete auch in der ganzen Stadt, es habe nur ganz wenig gefehlt, so hätte er vor dem König predigen dürfen, und tausend Dinge der Art. Glaube aber nicht, er lüge das alles zusammen; einen Teil von dem, was er erzählt, hat er wirklich von der Königin oder von ihren Dienern. Aber die höfischen Ränkeschmiede haben, als sie den leichtgläubigen Menschen sahen, seine Einfalt zu ihrem Nutzen missbraucht, damit ein solches Gerücht nach Deutschland komme und dem König die gute Meinung der Evangelischen wieder verschaffe, deren starke gegenwärtige Abneigung sie wohl kennen. Unter anderem haben sie ihm auch vorgeredet, der Kanzler werde aus keinem andern Grund gefangen gehalten, als weil er ohne Befehl des Königs das Verbot der [evangelischen] Bücher habe veröffentlichen lassen und befohlen habe, die Evangelischen zu verbrennen. Und was noch mehr? Er hat nicht nur alles geglaubt, sondern für sich noch mehr dazugetan, als er gehört hatte. Frankreich hat ein Heer nach Spanien gesandt, dem, wie man sagt, von der anderen Seite der Türke droht. Der Herzog von Orleans hat bisher noch nichts Denkwürdiges getan als zwei Städtlein niedergebrannt. Freilich ist das ein alter Bericht. Vielleicht ist seither schon viel geschehen. Du weißt, welche Antwort die Berner den Gesandten der Basler gegeben haben. Die Unsern sind nun an der Beratung derselben Sache. Es ist für die Unsern ein schwer zu lösender Knoten, umso mehr, als, wenn man auch unsrerseits alles zugibt, die andere Partei erst zweifelhafte Hoffnung macht. Doch habe ich im kleinen Rat einen Sieg davongetragen. Bitte den Herrn, dass die Sache zu einem glücklichen Ende komme. Es besteht Gefahr, dass, wenn die Sache vor die Volksversammlung kommt, die paar Leute alles verwirren, die du als alte, erfahrene Demagogen kennst. Doch wird der Herr, hoffe ich, die Sache lenken, wenn wir ihn nur fleißig bitten. Lebwohl bester, allerliebster Bruder. Grüße alle Brüder, auch deine Tante und deine Frau. Meine Frau lässt ihr danken für ihren freundlichen, frommen Trostbrief. Denn sie könnte nicht anders antworten als durch meinen Schreiber und wäre beim Diktieren nicht wenig [im Ausdruck ihrer Gedanken] gehindert. Der Herr hat uns ja mit dem Tod unseres Söhnleins einen schweren, herben Schlag gegeben; aber er ist der Vater; er weiß, was seinen Kindern gut ist. Nochmals lebwohl, der Herr sei mit dir. O, könnte ich doch einmal zu dir hinüber laufen! ich wollte gerne einen halben Tag mit dir plaudern.

Genf, 19. August.
Dein
Johannes Calvin.

Calvin, Jean – An Viret in Lausanne (89).

Viret war Juni oder Juli 1542 nach Lausanne zurückgekehrt. Es wurden zwei neue Pfarrstellen und zwei Diakonate geschaffen; es kamen in diese neuen Stellungen Philippe Osias de l´Eglise, Pierre Blanchet, Matthieu de Geneston und Louis Treppereau. Ein Pfarrgehalt betrug nebst freier Wohnung 200 – 300 fl. (2400 – 3600 frs.).

Von Prüfung und Gehalt der Pfarrer.

In welcher Angst ich dir dies schreibe, soll dir der Überbringer erzählen. Meine Frau liegt nämlich in den Wehen, nicht ohne die größte Gefahr, weil ihr Leib noch nicht reif war zur Geburt. Aber der Herr wird’s versehen mit uns. Alle unsre Kandidaten haben die Examensnot überstanden. Der erste hat sich dem Volk gezeigt, wie wir es immer erwartet haben. Pierre ist viel geschickter zum Predigen. Bei Geneston ging die erste Predigt gut von Statten; der vierte übertrifft unsere Hoffnung. Ihre Gehälter betreffend haben wir nicht erreicht, was wir wollten. Den zwei ersten hat der Rat ohne großen Disput bewilligt, was die Bisherigen, Henri [de la Mare] und Champereau, hatten. Die Beratung wegen der Diakonen überwies man dem Syndic Corne, Jean Petit und mir. Aber nachdem wir Bericht abgelegt, folgten sie unserm Ratschlag doch nicht. So hat Geneston nicht mehr als 200, der andre sogar nur 150. Doch haben sie uns Hoffnung auf Aufbesserung gemacht. Als ich sah, dass sie in dieser Sache Schwierigkeiten machten, habe ich sie scharf am Ohr gezupft wegen der Verwaltung der Kirchengüter; sie müssten beizeiten daran denken, wie sie vor Gott und Menschen Rechenschaft ablegen wollten; der Papst sei ein Dieb und Heiligtumsschänder gewesen, wir müssten zusehen, dass wir nicht seine Nachfolger darin würden. Ich brauchte eine Einleitung, die ihre Aufmerksamkeit wachrief: Besser sei Verwundung eines Freundes usw. Dann: sie sollten in mir nicht einen Bileam erwarten, der den Gegner Segen bringe statt Fluch. Die Sache ist nun auf später verschoben worden. Denn ich sagte, es sei durchaus notwendig, bald einmal die Sache ernsthaft zu behandeln. Dein Haus wollten sie leer lassen, ich habe ihnen widerraten mit keinen schlechten Gründen. So ist es dem Philippe de l´Eglise zugewiesen worden. Lebwohl.

[28. Juli 1542.]

Calvin, Jean – An Viret in Genf

Im Streit zwischen Bern und Genf waren die Basler als Schiedsrichter gewählt; eine Kommission weilte gerade in Genf.

Neue Verzögerung der Rückkehr. Empfehlung einer älteren Dame.

Jetzt ists schon der fünfte Tag, seit Butzer wieder hier ist. Doch hab ichs noch nicht gewagt, ihn zu drängen, dass wir uns zur Reise rüsteten; erstens weil ich wusste, dass ich es doch nicht leicht durchsetzen könnte, solang die Schiedsrichter in Genf seien, damit es nicht scheine, wir wollten etwas dagegen unternehmen; zweitens weil er bis jetzt beschäftigt war, teils mit einer recht notwendigen Schreiberei, teils mit einer häuslichen Angelegenheit, von der ihn erst der gestrige Tag frei gemacht hat. Aber die Schreiberei wird, glaube ich, bald fertig sein, und von Stunde zu Stunde erwarten wir, dass die Basler melden, was sie zustande gebracht haben. Ich habe es aber schon mehr als hundertmal bereut, dass ich nicht gleich nach der Rückkehr von Regensburg nach Genf geeilt bin. Denn wenn auch meine Gegenwart dort wenig genützt hätte, so hätte sie doch mich von großer Angst befreit. Denn ich war in unaufhörlicher Sorge, wie die Sache ausgehe, und habe zugleich gefürchtet, ich fehle den Unsern in diesen Schwierigkeiten. Andererseits aber hielt mich eine andere Befürchtung zurück, unsere alten Freunde [in Bern], die ja gewöhnlich alles zum Bösen auslegen, könnten einen neuen Verdacht fassen. Sobald aber irgendeine Botschaft kommt, werde ich nicht ablassen, bis ich Butzer mit mir schleppe. Schiebt er es mir dann doch noch länger hinaus, so komme ich trotzdem, um wenigstens nur mit dir und Andern nach der gegenwärtigen Lage Rat zu halten. Denn die Not der Kirche duldet keine längere Verzögerung, und ich kann nicht ruhig bleiben in solcher Ungewissheit, auch ertragen es meine häuslichen Verhältnisse nicht, dass ich noch länger so in der Schwebe bleibe. So habe ich in der Schule neulich angezeigt, dass ich nicht weiter lese, bis so oder so etwas festgemacht sei. Das Ende des Reichstags war, wie ich mirs immer gedacht habe. Das ganze Werk eines Friedensschlusses ging in Rauch auf, da es auf ein allgemeines, oder wenn das nicht bald erreicht werden kann, doch ein nationales Konzil verschoben worden ist. Was ist das anders als Täuschung? Denn wenn dann beigefügt wird, nach sechs Jahren solle ein neuer Reichstag abgehalten werden, wenn aus den Konzilien nichts werde, so ist das erstens eine zu lange Zeit; zweitens hat uns der vergangene Reichstag nicht gerade gute Hoffnung gemacht; zuletzt ists wahrscheinlich, dass dann der Kaiser mit andern Dingen so beschäftigt sein wird, dass er mit Recht auf einen Reichstag verzichten wird. Wie dem auch sei, die Gegner merken doch, dass sie keinen geringen Schaden davon getragen haben, und das wird jeder Tag deutlicher zeigen. Aber ich will die Erzählung nicht länger fortsetzen, weil ichs mündlich besser berichten kann, was ich, so Gott will, bald werde tun können. Die alte Dame, [die dir diesen Brief bringt] lebte hier etwa fünfviertel Jahr. Weil es ihr aber sehr beschwerlich ist, in einem Land zu leben, wo man sie nicht versteht, dann auch, weil sie fürchtet, wenn ich hier weggehe, werde sie noch übler dran sein als vorher, zieht sie vor, nach Genf zu ziehen. Sie hat zu leben. Hilf ihr nur, dass sie eine Wohnung findet. Ihr Alter verdient es schon und sie hat sehr ehrenwerte Söhne. Mach also, dass sie merkt, meine Empfehlung habe ihr genützt. Die Freundlichkeit, die ich von dir fordere, kannst du ihr, glaube ich, ohne zu große Schwierigkeit erweisen. Ich meine nicht, du sollst sie in deinem Hause behalten, sondern nur, dass du ihr durch Freunde eine Wohnung zu anständigem Mietzins verschaffen mögest, damit sie nicht lange im Gasthaus bleiben muss. Lebwohl, bester Bruder. Der Herr behüte dich und lenke dich bei seinem Werk.

Straßburg, 13. August.
Dein Joh. Calvin.

Calvin, Jean – An Viret und Farel

Der Metzer Prediger, Pierre Brusli, wurde Calvins Nachfolger in Straßburg. Raimond war der französische Gesandte am Reichstag in Regensburg. Dr. Hans Bruno Nidbrucker war der Vertreter von Metz am Reichstag. Zwischen Genf und Bern schwebte ein Streit um das Kirchengut der Abtei St. Viktor.

Vom Ende des Reichstags; über seinen Nachfolger in Straßburg.

Kürzlich erhielten wir von Butzer einen gemeinsamen Brief, in dem er schrieb, in der Religionsfrage sei nicht viel vorgegangen, außer dass die Fürsten der Gegenpartei den Kurfürsten eine wutschnaubende Antwort an uns überreicht hätten. Doch fügt er bei, es seien in der Sitzung auch solche gewesen, die lebhaft widersprochen und eine uns gar nicht fern stehende Gesinnung gezeigt hätten. Er nennt darunter Ottheinrich [von der Pfalz], die Bischöfe von Augsburg und Konstanz und den Abt von Kempten. Es ist nämlich in den Reichstagen Sitte, dass die Grafen und Äbte, die zur Grafenbank gehören, ihre Beschlüsse den Fürsten, die wieder die ihrigen den Kurfürsten berichten, dann werden die Entscheidungen vereinigt den Städten vorgelegt, denen es dann freisteht, beizupflichten oder abzulehnen. Jetzt wartet man darauf, was die Kurfürsten antworten werden, von denen wir hoffen, sie seien etwas milder gegen uns. Denn der Pfälzer, der Brandenburger und der Kölner geben vor, sie seien uns nicht übel gesinnt, nur den Mainzer haben wir zum Feind. Denn der von Trier richtet sich nach seinem Vorteil ein. Bei den Städten ist nicht zu zweifeln, dass sie alle für unsere Ruhe sorgen, denn die meisten streben selbst zum Evangelium hin. Die Unsern waren daran, dagegen ihre letzte Antwort zu geben; wie die lauten wird, sagt Butzer nicht. Dann erzählt er, Hilfeleistung gegen den Türken sei versprochen worden, erklärt aber nicht, unter welchen Bedingungen. Der Kaiser will aber, als ob die Hauptsachen fertig wären, nach Italien abreisen.

Der Mann, der Butzers Brief brachte, nämlich der Metzer Prediger, von dem du gehört hast, berichtet, es gehe in Regensburg beständig das Gerücht, der Kaiser werde noch vor Ende dieses Monats abreisen. Damit es aber nicht den Anschein habe, als breche er die noch nicht fertige Verhandlung ab, wird er einen Stellvertreter dalassen, der das Übrige zu Ende führen soll. Wenn ich mich nicht täusche, werden wir bald einen inhaltsreichen Brief erhalten oder Butzer wird selbst kommen. Denn was hält ihn noch weiter auf, wenn die letzte Antwort gegeben ist? Von der Sache der Brüder [in Frankreich] höre ich nichts. Ich habe aber fleißig an Raimond geschrieben und ihn gebeten, mich ehrlich wissen zu lassen, was wir hoffen dürften. Der erwähnte Prediger von Metz, ein frommer, gelehrter und bescheidener junger Mann, wohnt gegenwärtig bei mir, bis der Gesandte seiner Stadt, Dr. Bruno, zurückkommt, der versprochen hat, beim Rat seine Sache ernstlich in die Hand zu nehmen. Soviel ich von ihm und den andern Metzer Bürgern, die in großer Zahl hier auf der Messe waren, vernehmen konnte, wird das Jahr nicht vorbeigehen, ohne dass irgendeine Erhebung stattfindet, wenn nicht der Adel freiwillig zu einem Hilfsmittel greift. Macht, dass ich von Genf bald erfahre, was immer geschieht. Denn wenn der Streit geschlichtet ist, werden mich die Unsern lieber entlassen. Wenn es anders ist, so wollen wir uns doch auf Besserung besinnen. Die Gefahr, die wir einst von Caroli befürchteten, besteht nicht mehr. Denn da er sein Wort gebrochen hat, wird er von den Unsern nie mehr wieder aufgenommen werden. Er verhandelt auch schon, wie ich höre, mit seinen Sorbonnisten wegen einer Aussöhnung mit ihnen. Es wird alsdann, wie ich glaube, mein jetziger Gast mir [hier im Amte] folgen. Mehr Schwierigkeit macht den Straßburgern mein Schulamt. Denn sie finden auch keinen passenden Mann. Doch werden sie mich darum nicht zurückhalten, wenn der Nutzen der Genfer Kirche mein Kommen fordert. Gewiss wird mich nichts hindern, zu kommen, wenn mirs der Herr zulässt. Übrigens die beiden jungen Leute, die Euch meinen Brief bringen, lebten länger als einen Monat hier. Ich habe sichere Zeugen, die wissen, dass sie aus guten Häusern sind. Weil sie aber ohne Wissen ihrer Eltern hierher kamen, sind sie schlecht mit Geld versehen. Weil hier das Leben teuer ist, gastfreundliches Quartier fast nicht, Stellungen gar nicht zu finden sind, wollten sie dahin reisen, wo sie hoffen, Passenderes zu finden. Sie wünschen, wenn sie irgendwelche ihrer wissenschaftlichen Bildung entsprechende Stellung finden, ihre Kraft in deren Dienst zu stellen und unterdessen zu versuchen, ob sie von den Ihrigen etwas herausbekommen können. Finden sie keine Arbeit, so wollen sie wenigstens mit weniger Auslagen für ihren Unterhalt diese Antwort, sei sie wie sie wolle, abwarten. Ich bitte Euch also, lasst sie Euch empfohlen sein. Denn sie scheinen mir der Hilfe guter Leute wert. Es fehlt ihnen weder an Geist noch an Wissen, und sie benehmen sich bescheiden. Ist bei Euch eine passende Stellung frei, so helft ihnen, bitte, sie zu bekommen; damit sie ohne oder nur mit geringen eignen Kosten leben können, bis sie von den Ihrigen Antwort haben. Dann werden sie ihre Angelegenheiten besser ordnen. Wie es auch sei, lasst sie Eure Freundlichkeit spüren. Lebt wohl, beste, trefflichste Brüder.

Straßburg [25. Juli 1541]

Calvin, Jean – An Viret in Genf

Der Brief ohne Inhalt.

Ich habe heute schnell an Farel und Dich zugleich geschrieben. Weil aber der Überbringer dieses glaubt, ihm geschehe Unrecht, wenn er nicht auch dir etwas bringen dürfe, setzte ers durch, dass ich ihm versprach [auch dir] zu schreiben. Ich schreibe also, aber ohne Inhalt. Tu aber dergleichen, als habest du etwas Ernsthaftes erhalten, um auch in der Komödie mitzuspielen. Sobald Butzer kommt, werden wir beide nach Genf eilen, oder ich werde mich allein ohne Zögern losreißen. Grüße mir alle guten Leute. Bleibe selbst geduldig, bis ich komme. Entschuldige, dass ich in solcher Eile schreibe. Ich bin nämlich ebenso beschäftigt mit dem Empfang der Leute, die fortwährend zu mir strömen, wie unsere Domherren mit der Bischofswahl. Leb wohl, bester, allerliebster Bruder. Nochmals Grüße an alle Frommen.

Straßburg, 25. Juli 1541.
Dein
Johannes Calvin.

Calvin, Jean – An Viret in Lausanne

Der Brief spricht von der Bemühung für die Verfolgten in Frankreich, dann heißt es – – –

Wiederaufnahme des Religionsgesprächs.

– – – Vom Reichstag hörst du aus meinem Brief an Farel, den ich ihn dir mitteilen hieß. Gestern bekam ich einen Brief von Butzer, in dem er berichtet, was ich immer erwartet hatte, dass die Unsern dem Kaiser die Hilfe abschlagen, wenn ihnen nicht ein Friedensschluss gegeben wird. Deshalb sei der Kaiser zur vorigen Beratung zurückgekehrt. Die Gegner hätten zweimal unter sich beraten; ihre Mehrheit tobe nicht nur gegen uns, sondern auch gegen den Kaiser, der so freundlich [gegen uns] sei. Aber der Herr benutzt ihre Wut, damit die Guten gerechter gegen uns werden. –

Straßburg, 12. Juli 1541.

Calvin, Jean – An Viret in Genf

Viret hatte gewünscht, Calvin solle sich vor dem Regensburger Reichstag zur Reise nach Genf beurlauben lassen. Der Brief berichtet sonst von denselben Trauerfällen wie der Vorige.

Vom Leben in Regensburg.

– – Wenn alle meine Briefe, wie ich hoffe, zu Euch gelangt sind, so wirst du nun leicht einsehen, dass ich durchaus weder deinem Rat folgen, noch deinem Eifer um mich zu Willen sein konnte. Denn wenn du sagst, wir würden wohl für ein paar Tage freie Zeit haben, so gebe ich das zu; denn es hat noch nichts hier angefangen. Aber da Zeit, Art und Ordnung der Verhandlung ganz in den Händen unserer Feinde liegen, so müssen wir für jeden Augenblick hier bereit stehen. Dann mussten wir auch Bücher, Kleider und alles Gepäck mit uns nehmen, was von dort aus [von Genf] nicht möglich gewesen wäre. Schließlich glaubst du gar nicht, wie teuer man hier lebt. Wir kommen unserer Stadt für jeden Tag nicht billiger zu stehen als neun Batzen auf den Kopf. Rechne noch einen Diener zu einem von uns, so machts achtzehn Batzen, darin sind die Pferde noch nicht inbegriffen. Da wars doch besser, für eine nicht unermesslich reiche Stadt zu sparen, damit sie nicht vorzeitig und unnütz so ungeheure Kosten habe. Aber am meisten brachte mich davon ab, dass es mir schien, ich dürfe nichts ohne meine Kollegen [Butzer] unternehmen. – Ich schließe, weil ich schon in einem andern Brief an Farel übers Maß hinausgegangen bin, und noch an einen dritten und vierten gehen muss. Lebwohl, bester trefflichster Bruder, mein Herzliebster. Der Herr leite dich immer mit seinem Geist. Grüße mir alle Freunde angelegentlich.

Regensburg, 2. April.
Dein J. C.

Calvin, Jean – An Viret in Lausanne

Viret hatte von Verfolgung der Evangelischen in Frankreich berichtet.

Freundschaftliche Vorwürfe; nicht mehr nach Genf! Über allerlei Jesajas-Exegeten.

So hab ich doch etwas mit meiner Beschwerde erreicht. Ich habe dich genötigt, dein undankbares monatelanges Schweigen einmal zu brechen. Doch gefällt es mir nicht, dass du, statt einfach deine Schuld abzubitten, wie du musstest, eine Gegenanklage schicktest. Denn du stellst uns ganz gleich (abgesehen davon, dass ich nun zuerst wieder angefangen habe, zu schreiben), da wir beide von unserer Pflicht abgefallen seien. So hoffst du mir zu entwischen. Wie wenn ich nicht hundertmal unterdessen an Farel geschrieben hätte mit der Bedingung, er solle mein Nachrichtenvermittler an dich sein; und in der ganzen Zeit habe ich nicht einen Brief von dir bekommen, nicht einmal einen, der mir deinen Gruß ausrichtete, außer dem, den du einmal deinem Brief an Butzer beischriebst. Deshalb werde ich dich eher von Schuld freisprechen, bis du mir deinen Eifer in der Zukunft bewiesen hast, und zwar so, dass ich doppelte Strafe von dir heischen darf, wenn du nach deiner Art zu faulenzen fortfährst. Damit es aber nicht scheint, ich verfahre zu scharf mit dir, so will ich dir dein Vergehen gern verzeihen, wenn du nur fernerhin fleißig deine Pflicht tust und mir verzeihst, wenn ich zufällig ein wenig fauler bin. Dein Brief war mir größtenteils Trauerbotschaft, umso mehr, da ich vermute, die Wut der Henker werde bald übermäßig hitzig werden, wie es gewöhnlich ist, wenn sie einmal aufgewallt ist. Und kein Mittel bietet sich uns, dem entgegen zu wirken. Ich habe es Farel schon geschrieben, dass die Hoffnung, die uns lange in Erwartung hielt, uns jetzt doch enttäuscht hat. Deshalb können wir, wenn uns der Herr nicht einen neuen Ausweg zeigt, den armen Brüdern nicht anders helfen, als mit Bitten und Ermahnungen. Aber gerade auch diese sind so gefährlich für ihr Leben, dass es ratsam ist, sich ihrer zu enthalten. So bleibt uns fast einzig übrig, dem Herrn ihre Rettung anzuempfehlen. Den Teil deines Briefes dagegen konnte ich nicht ohne Lachen lesen, in dem du so hübsch für meine Gesundheit sorgst. Nach Genf soll ich gehen, um es besser zu haben? Warum nicht lieber gerade ans Kreuz? Besser wäre es, einmal zu sterben, als auf einer Folter immer wieder gequält zu werden. Also, lieber Viret, wenn du mich gesund wünschest, so gib diesen Plan auf. Dagegen war mirs sehr angenehm zu hören, dass die Brüder de la Fontaine um mein gutes Gedeihen so besorgt sind und du deinen Sinn auf das gleiche Ziel richtest. Ich halte mich kaum für würdig, dass man für mich so sorge, und doch kann ich nicht anders, als mich über den Eifer guter Menschen um mich freuen.

Capito bietet in seiner Vorlesung etwas, was dir zu deiner Auslegung des Jesaias sehr viel nutzen könnte. Da er aber seinen Hörern nichts diktiert und noch nicht weiter als bis zum 14. Kapitel gekommen ist, so kann dir momentan seine Arbeit noch nichts helfen. Zwingli fehlt es zwar an Geschick nicht, aber weil er zuviel Freiheit in Anspruch nimmt, so schweift er oft weit vom Sinn des Propheten ab. Luther, nicht sehr ängstlich in Beziehung auf die Eigenart des Wortlauts und die geschichtlichen Umstände, begnügt sich damit, eine fruchtbringende Lehre herauszuschälen. Also ist wohl keiner fleißiger in dieser Beziehung gewesen als Oekolampad, aber auch er trifft nicht immer ins Schwarze. Aber wenn dir einstweilen auch noch Hilfsmittel fehlen, so wird doch, hoffe ich, der Herr dich nicht verlassen. Von unsern Angelegenheiten schreibe ich nichts, damit Farel umso mehr Stoff zum Schreiben hat. Alle lassen dich freundlich wieder grüßen, Capito, Butzer, Matthias, Sturm, Bedrot. Hedio habe ich noch nicht gesehen, seit ich deinen Brief erhielt. Grüße dafür von mir Conrad und Corneille, Jacques, Isnard und andere. Auch deine Tante, die mir wie eine Mutter ist, und deine Frau, die ich einmal sehen möchte. Da ich Conrads erwähnte, fällt mir wieder ein, was ich vergessen hatte. Gaspard, der eine Zeitlang bei ihm gewohnt, war neulich hier und beklagte sich schwer bei Sturm, ich hätte ihn im Auftrag des Grynäus bei guten Leuten unschön verleumdet. Bei mir selbst schwieg er still und grüßte mich nur, als er aus meiner Vorlesung wegging. Ich wollte dir das zu wissen tun, damit Ihr in Zukunft vorsichtiger seid. Leb wohl, bester, liebster Bruder. Der Herr erhalte dich uns.

Straßburg, 19. Mai.
Dein Calvin.

Calvin, Jean – An Viret und Couraut in Lausanne

Die Verhandlungen mit Genf hatten keinen Erfolg; Calvin reiste nach Basel.

Die Freunde gehen nach Basel.

Endlich sind wir nach Basel gekommen, aber durch und durch nass vom Regen und vor Müdigkeit fast tot. Auch war unsre Reise nicht gefahrlos. Denn einer von uns wurde beinahe weggerissen in einem Fluss. Aber wir erfuhren mehr Milde von diesem Fluss als von unsern eigenen Leuten. Denn die wollten uns wider Recht und Gerechtigkeit zugrunde richten; der Fluss musste doch zu unserer Rettung der Gnade Gottes gehorchen. Eine feste Wohnung haben wir noch nicht, da Grynäus die seine im Gymnasium schon dem Oporin überlassen hat. Von Bern sind wir abgereist, ohne den Rat zu fragen, damit man nicht über uns gemeinsam berate. Denn wir sahen wohl, dass manche zu der Meinung neigten, man müsse uns zurückhalten. Gewisse Stimmen sagten schon, man könne es uns nicht verzeihen, wenn wir eine so berechtigte Berufung ablehnten. Aber der Herr hat uns einen Ausweg gezeigt, dass wir nicht unüberlegt handeln mussten. Denn als wir verlangt hatten, man solle uns eine Ratssitzung gewähren, wurden wir auf später vertröstet. Nach dieser Antwort schien es uns, wir hätten für unsern Teil nun reichlich genug getan. Deine Angelegenheit, lieber Couraut, haben wir nach Möglichkeit guten Leuten anempfohlen, aber so, dass du nicht gebunden bist, ehe wir alles andere für dich versucht haben. Du weißt, was wir wollen. Wenn wir ein sicheres Quartier gefunden haben, werden wir euch ausführlicher schreiben, sobald als möglich. Lebt wohl, besten Brüder und Freunde.

Basel.

Eure Brüder Farel und Calvin.

Der Bruder, dem wir die Pferde zum Zurückbringen gegeben haben, will versuchen, bei euch eine passende Stellung zu finden. Sieh zunächst du, wo er mit seiner Arbeit der Kirche Christi dienen kann. Wir glauben, es sei ein rechtschaffener junger Mann und in der Wissenschaft nicht unerfahren. Wenn er dir würdig scheint, dass man ihm Rechnung trägt, so möchte ich ihn dir auch um unsertwillen empfohlen haben.