Calvin, Jean – An Bullinger in Zürich

Von Zürich reisten die vertriebenen Genfer Pfarrer nach Bern, um dort ihre Wiedereinsetzung zu betreiben. Die Berner hatten dazu den Auftrag erhalten durch den in Unionssachen zu Zürich versammelten Konvent schweizerischer Kirchenmänner.

Bemühung um die Rückführung in Bern.

Wenn wir bisher nicht geschrieben haben, so geschah es, weil alles für uns so in der Schwebe war, dass wir nichts Bestimmtes sagen konnten. Jetzt aber, obschon der Gang der Sache nicht ohne Klagen berichtet werden kann, möchte ich doch, dass Ihr das eine wenigstens von uns hört. Was wir erfuhren, war zwar durchaus nicht nach unserm Wunsch, hat aber zu dem, was wir erwarteten, nicht übel gestimmt. Außer der Verzögerung von fünfzehn Tagen, die ja allerdings ungeheuer ärgerlich war, hat uns das am meisten Verdruss gemacht, dass nichts von dem, was zu Zürich verhandelt und getan wurde, von Kuntz anerkannt wurde. Damit er aber nicht als einer dastehe, der eine schlechte Sache verficht, fuhr er uns mit heftigem Schelten an, wie wenn es schon feststände, wir wollten zurücktreten, und das den Brüdern gegebene Wort brechen. Es erübrigte noch, dass der Rat sich selbst Herr dünkte über alles und in seiner Entscheidung dem, was in Zürich einstimmig uns zugestanden war, nicht groß Rechnung trug. Uns schien es aber besser, auf irgendwelche Bedingungen einzugehen, als nur einen Weg unversucht zu lassen, um der Kirche Genugtuung zu leisten. Jetzt treten wir also die Reise an, die Christus segnen möge. Denn wie wir auf ihn beim Handeln schauen, so überlassen wir seiner Vorsehung den Erfolg. Doch die Begleiter drängen. Ich muss den kaum begonnenen Brief abbrechen. Lebwohl, liebster und mir vor Allen hochverehrter Bruder. Grüße mir deine Kollegen herzlich.

Bern, 20. Mai 1538

Dein Calvin.

Calvin, Jean – An den in Zürich versammelten Theologen-Konvent.

Die vertriebenen Genfer Pfarrer wandten sich an den in Unionsfragen in Zürich versammelten Konvent; aus den Artikeln, die Calvin und Farel dazu aufstellten, sind die wichtigsten.

Forderungen Calvins und Farels.

Artikel V.

Wenn es sich um unsere Rückführung handelt, so wünschen wir in erster Linie, man solle uns erlauben, die Verleumdungen, die gegen uns erhoben werden, zu widerlegen. Denn es war eine unerträgliche Rohheit und Unmenschlichkeit, dass wir ungehört verurteilt wurden, trotzdem wir vor der Tür des Rathauses bereit standen, unsere Sache zu verteidigen. Unser Amt wäre in Zukunft allen Schmähungen der Bösen preisgegeben, solange sie sich rühmen könnten, erst nach Abbitte unserer Schuld seien wir wieder eingesetzt worden. Dass sie so sich rühmen werden, ist unzweifelhaft, wenn uns nicht die Gelegenheit geboten wird, uns zu rechtfertigen.

Artikel VI.

Man wird ferner eifrig darauf dringen müssen, die Kirchenzucht fest zu regeln. Sonst wird bald wieder einstürzen, was eben jetzt wieder aufgebaut werden soll. Wenn wir da auch noch mehr wünschten, so möchten wir zunächst nur das Notwendigste festgestellt sehen, weil in der Gegenwart weiteres zu erreichen keine Hoffnung ist.

Artikel VII.

Das erste ist, dass die Stadt in Gemeinden eingeteilt wird. – – –

Artikel IX.

Dass der echte Brauch des Abendmahlsausschlusses wieder eingeführt wird in der von uns verlangten Weise, nämlich, dass vom Rat aus den verschiedenen Stadtteilen rechtschaffene, mutige Männer gewählt werden, denen in Gemeinschaft mit uns dieses Amt auferlegt wird.

Artikel XII.

Dass eine öftere Abhaltung des Abendmahls eingeführt wird, wenn nicht nach der Gewohnheit der alten Kirche [sonntäglich], so doch jeden Monat einmal.

Artikel XIII.

Dass zur Predigt Psalmengesang angeordnet wird.

Artikel XIV.

Zuletzt weil bei den leichtfertigen und unzüchtigen Liedern und den Tänzen, in deren Takt diese Lieder immer komponiert sind, die Unsern sich auf das Beispiel der Berner berufen, möchten wir gebeten haben, es möchte auch in ihrem Gebiet solcher Schmutz ausgefegt werden, damit dadurch unsern Leuten kein böses Beispiel gegeben wird, ihn auch wieder zu begehren.

Calvin, Jean – An den Berner Rat.

Im April 1538 wurden die drei Pfarrer Farel, Calvin und der blinde Couraut aus Genf verbannt, weil sie sich geweigert hatten, das Osterabendmahl auszuteilen. Den äußerlichen Grund zum Streit bildete die Frage, ob nach Berner Ritus Hostien oder nach bisherigem Genfer Brauch Brot ausgeteilt werden sollte. Nach ihrer Vertreibung reichten Farel und Calvin folgende Klageschrift an den Berner Rat, die nur in abrupter Form erhalten ist.

Beschwerde über die Vertreibung aus Genf.

Erstens wollten sie Couraut vom Dienst am Wort vertreiben, ohne bestimmtes Zeugnis gefunden zu haben, dass er in seinem Amt gefehlt, vielmehr bloß auf den Verdacht nach falschem Bericht hin. Weiter, weil er nach einem an ihn ergangenen Verbot doch gepredigt hat, wurde er in so strenge Haft getan, dass niemand mit ihm reden durfte, und nicht einmal dem Führer, den er gewöhnt ist, erlaubt wurde, ihm vorzulesen oder zu ihm zu kommen. Diese Haft war ein Unrecht, weil er nichts gegen Gesetz und Ordnung getan hatte. Er hatte vielmehr Appellation eingelegt gegen den Spruch des Rats der Zweihundert und verlangt, seine Amtspflicht zu erfüllen, bis die Appellation zur Entscheidung gekommen sei. Ferner, als man ihnen hundert Bürger als Geißeln stellte, Leib für Leib, Gut für Gut, wollten sie ihn gegen keine Bürgschaft loslassen, mit der Erklärung, er werde nur in Haft gehalten, weil er durch sein Predigen wider ihr Gebot gefehlt habe! ein leichtfertiger Grund! Was uns zwei betrifft, so hat man uns zwar nicht gesagt, warum wir aus der Stadt vertrieben wurden, doch hörten wir, dass zwei Gründe vorgeschoben wurden, nämlich dass wir uns gegen ihr Gebot aufgelehnt hätten, und dass wir uns geweigert hätten, in der Zeremonienfrage mit dem gnädigen Herrn von Bern uns zu einigen. Beide sind falsch. Denn wir haben getan, was an uns lag, ihnen gehorsam zu sein, und haben die Einigung nie schlechthin zurückgewiesen, sondern im Gegenteil erklärt, in Betracht ziehen zu wollen, wie die Sache zur Erbauung der Kirche am besten behandelt würde.

Dass das leere Ausflüchte sind, tritt schon darin zutage, dass sie bereit waren, auf eine Verschiebung dieser Frage bis zur Versammlung in Zürich einzutreten, wenn wir andrerseits zugäben, dass unser Kollege vom Predigtamt abgesetzt werde. Als wir darein nach ausdrücklichem Verbot der heiligen Schrift nicht willigten, begannen sie erst aus Rache wieder fester auf uns einzudringen [in der Zeremonienfrage]. Als wir das Osterabendmahl nicht austeilten, erklärten wir öffentlich vor allem Volk, es geschähe nicht der Brotfrage wegen, die wir als unwichtige Sache der kirchlichen Freiheit überlassen, sondern weil ein schwerwiegender Grund uns dazu bewege, nämlich, dass wir das heilige Sakrament entweiht hätten, wenn das Volk nicht würdiger dazu sei. Wir wiesen hin auf die Unordnungen und Sünden, die in der Stadt herrschen, in freventlichen Lästerungen und Spottreden gegen Gott und sein Evangelium, wie auch in Unruhen, Parteien und Spaltungen. Denn öffentlich ohne Bestrafung kamen tausende von Spöttereien gegen Gottes Wort und selbst das Abendmahl vor. Auch wenn sie irgendeinen Grund vorbringen könnten, so können sie doch nicht leugnen, dass sie gegen alles Recht und Gerechtigkeit mit uns verfahren sind. Denn sie wollten nie zulassen, dass wir unsere Gründe darlegten, sondern ohne uns gehört zu haben, beriefen sie gegen uns die Zweihundert und das Volk zusammen und beschuldigten uns mit Anklagen, die weder vor Gott noch vor den Menschen sich als wahr erweisen lassen.

Durch solches Vorgehen bewiesen sie zur Genüge, dass sie nichts anderes wollen, als das Evangelium durch Lärm und Ärgernis in Verruf zu bringen. Tatsächlich ging schon vor einem halben Jahr in Lyon und andern französischen Städten ein solches Gerücht, dass sogar einige Kaufleute Waren verkaufen wollten, deren hoher Preis zahlbar sein sollte nach unsrer Vertreibung. Daraus ist zu ersehen, dass es sich um geheime Intrigen von lange her handelt. Sie haben sich auch nicht begnügt, uns zu schmähen, sondern mehrmals wurde der Ruf laut, man solle uns in die Rhone werfen.

Calvin, Jean – An Viret in Lausanne

Der Konflikt zwischen Volk und Pfarrern spitzte sich zu. Die Pfarrer beschlossen, dem Volk die Zulassung zum Abendmahl zu verweigern, um es zur Buße zu rufen. Es wurden Drohungen gegen das Leben der Pfarrer laut.

Von der Katastrophe.

Bis jetzt erwartete ich, wir würden weggejagt, wie man schon früher beschlossen hatte. Aber durch eine Verschleppung von Tag zu Tag ist doch erreicht worden, dass dieser Plan fast aufgegeben scheint. Ich konnte das der Antwort entnehmen, die mir in dieser Stunde der erste Syndic brachte, es stehe nichts im Wege, dass wir das Abendmahl über acht Tage abhielten, d. h. am Sonntag, der auf den eben kommenden folgt. Wir wollen also auch unsere Bußpredigt bis dann aufschieben. Vorher darf ich nun den Fuß nicht vors Haus setzen. Dann aber werde ich kommen.

Lebwohl.

Calvin, Jean – An Heinrich Bullinger, Antistes in Zürich

In Genf sollte das Volk auf das reformatorische Bekenntnis einen Eid ablegen. Manche weigerten sich, und es begann damit sich eine Opposition gegen Farel und Calvin zu erheben, sie schließlich auch die Behörde für sich gewann. Streitgegenstand war hauptsächlich der Kirchenbann. Pellikan war Pfarrer in Zürich, ebenso Leo Jud und Bibliander, Fries, Lehrer in Zürich.

Die Forderungen Calvins und Farels für Genf.

Gnade und Friede von Gott dem Vater und unserm Herrn Christo. Trefflichster, hoch gelehrter Bruder, wenn ich dir eine genaue Beschreibung unserer schlimmen Lage bieten wollte, so müsste ich eine lange Geschichte erzählen. Unsere Lage nenne ichs, was die Gemeinde, der wir nach Gottes Willen vorstehen, schon lange quält und jetzt besonders hart drückt. Doch weil ich gerade keine Muße habe, alles im Einzelnen genügend zu erklären, und die guten Leute [die dir den Brief bringen], einiges selbst erzählen können, will ich dir nicht mit einer langen Epistel lästig fallen. Wenn sie auch vielleicht den Quell des Übels nicht bemerkt haben, und nicht wissen, wohin das Streben der Bösen geht, so haben sie doch deutlich sehen können, wie der äußere Schein der Dinge ist. Wenn wir doch nur einen Tag zu offener Aussprache hätten. Ich hoffe, wir gingen nicht ohne reiche Frucht auseinander. Denn ich habe Allerlei, was sich jetzt weder mit Sicherheit in einen Brief fassen, noch ohne reifliche, wiederholte Erwägung und Besprechung unter uns ausführen lässt. Nur das will ich im Vorbeigehen andeuten: eine dauernde Kirche werden wir nicht haben, wenn nicht die alte, d. h. die apostolische, Kirchenzucht wiederhergestellt wird, die man bei uns in vielen Dingen herbei wünscht. Aber wir haben nicht einmal erzwingen können, dass eine reine, heilige Beobachtung des Abendmahlausschlusses eingeführt wurde, und dass die Stadt, die im Verhältnis zur Größe übervölkert ist, in Einzelgemeinden geteilt wurde. Wie die ungetrennte Amtsverwaltung es mit sich bringt, kennt uns die Mehrzahl des Volkes mehr als Prediger denn als Seelsorger. Es sind noch viele andere Dinge, die wir gern bessern würden, aber wir können die rechte Weise nicht finden, wenn es nicht in gemeinsamer Überzeugung, Eifer und Fleiß geschieht. Wenn doch nur einmal eine reine, ehrliche Einigung unter unsern Kirchen zustande kommen könnte! Was sollte uns dann hindern, eine Art eine öffentlicher Synode zu berufen, in der jeder, was seiner Kirche frommt, vorschlüge, ein Plan zu weitern Handeln in gemeinsamer Beratung klargelegt würde, und wenn nötig, Staaten und Obrigkeiten sich durch gegenseitige Ermahnungen unterstützten und mit ihrer Macht einander bestärkten. Doch in solcher Verwirrung muss man umso mehr den Herrn bitten, dass er uns einen Weg öffne. Pellikan hat uns gemeldet, es sei von Luther eine gar gütige, freundliche Antwort an Euch gekommen; auch Grynäus sagt, dass er darauf große Hoffnung setze, von der Gegenpartei nun den Frieden zu erlangen. Doch konnten wir noch nicht erfahren, wie die Antwort eigentlich lautet. Die Kirche, die ihrer Nachbarschaft wegen uns alles am bequemsten mitteilen könnte, hat uns keines Wörtchens gewürdigt. Scheue du die Mühe nicht, uns bei Gelegenheit wenigstens den Hauptinhalt darzulegen. Farel lässt grüßen. Grüße in meinem Namen die im Herrn geliebten Brüder, eine Kollegen, Pellikan, Leo Jud und Bibliander herzlich, auch Fries. Der Herr erhalte Euch rüstig, sein Reich auszubreiten.

Genf, 21. Februar 1538.

Ganz der Deine
Calvin.

Calvin, Jean – An Martin Butzer in Straßburg.

Der Straßburger Theologe Butzer suchte die schweizerischen Kirchen mit den Lutheranern zu vereinigen. Infolge dieser Bestrebungen wurde in Bern der zwinglisch denkende Pfarrer Megander, ein Zürcher, abgesetzt, und es blieben nur die beiden lutheranisierenden Sebastian Meyer und Peter Kuntz im Amt. Weggelassen sind einige einleitende Sätze.

Über Meganders Entlassung in Bern, den Abendmahlsstreit, Luthers Trotz und Butzers Behutsamkeit.

– – – Kurz darauf erfuhren wir, Megander sei als Verbannter [von Bern] weggezogen. Diese Botschaft erschreckte uns, wie wenn wir gehört hätten, die Berner Kirche sei zum größern Teil zusammengebrochen. Ich fange an zu fürchten, lieber Butzer, wir erstreben eine Einigung, die zur Bestätigung das blutige Opfer vieler frommer Männer braucht. Das will nicht sagen, dass ich mich unwillig zurückziehe, sondern nur, dass ich wünsche, die Einigung möchte so sein, dass sich alle Guten uns anschließen können. Wenn wir das im Sinn haben, müssen einmal alle die Hüllen, die Ängstliche zu hindern scheinen, weggehoben werden. Dem nämlich glauben wir entgegentreten zu müssen, dass es scheint, Luther träume von einer Umwandlung, sei es unseres Fleisches in das Christi oder umgekehrt, oder er erdichte die Unbegrenztheit des Leibes Christi, oder er fordere die örtliche Gegenwart dieses Leibes im Abendmahl. Denn alle, die bisher gegen die Einigung redeten, fürchten solche Dinge. Wenn Luther uns mit unserm Bekenntnis annehmen will, so ist mir nichts lieber; aber allein beachtenswert in der Kirche Gottes ist er doch auch nicht. Wir müssten ja dreifach grausame Dummköpfe sein, wenn wir nicht die vielen Tausende in Betracht zögen, die bei einer solchen Einigung hässlich beschimpft würden. Was ich von Luther halten soll, weiß ich nicht, obwohl ich von seiner wahren Frömmigkeit fest überzeugt bin. Wenn es nur falsch wäre, was selbst die meisten von denen, die sonst kein Unrecht auf ihn kommen lassen, behaupten, dass seiner Glaubensfestigkeit auch ein gut Teil Trotz beigemischt sei. Zu diesem Verdacht gibt er selbst nicht am wenigsten Anlass. Ist es wahr, was ich neulich gehört habe, es schwirre durch alle Gemeinden der Wittenberger das Gerücht, sie hätten nun fast alle Kirchen zur Erkenntnis ihres Irrtums gebracht; welche Eitelkeit wäre das! Wäre nicht dieser krankhafte Ehrgeiz unter uns, genügte es dann nicht, dass Christus für wahr gilt und dass seine Wahrheit aufleuchte in den Menschenherzen. Wahrlich, ich sehe, wie es kommen wird. Es kann nichts Gesundes geben, so lange uns die Wut solchen Ehrgeizes treibt. Also muss auf beiden Seiten die Erinnerung an das Vergangene begraben werden, wenn wir einen dauernden Frieden wollen. Der Kampf war zu scharf und zu bitter, als dass man ihn erinnern dürfte, ohne wenigstens einige Funken wieder aufzustören, und wenn Luther so sehr nach Siegesruhm verlangt, so kann nie eine aufrichtige Einigung zur reinen Wahrheit Gottes gedeihen. Denn sein Fehler ist nicht etwa nur sein hochmütiges Schmähen, sondern auch Unwissenheit und größte Selbsttäuschung. Wie töricht ging er anfangs ins Zeug, als er sagte: das Brot sei der Leib Christi selbst! Wenn er auch jetzt sagt: der Leib sei im Brot enthalten, so muss ich doch jenen ersten Ausdruck einen hässlichen Irrtum nennen. Und was sagten die andern Anhänger derselben Sache? Haben sie nicht ärger als [der Ketzer] Marcion vom Leib Christi geredet? Wenn sich´s nun die Schweizer in den Kopf setzen, auf solche Fehler Jagd zu machen, wäre damit der Weg zur Einigung bereitet? Deshalb, wenn du bei Luther durch Gunst oder Ansehen etwas vermagst, so sorge, dass er seine bisherigen Gegner in dem unseligen Kampfe lieber Christo als seiner Person unterwirft, und dass er selbst der Wahrheit die Hand reicht, wo er im Widerspruch mit ihr steht. Hier handelte es sich darum, dass jeder für sich seinen Irrtum ehrlich anerkannte, und ich konnte nicht umhin, dir, wie du dich erinnern wirst, zu bezeugen, dass die einschmeichelnde Art, wie du dich und Zwingli zu entschuldigen suchtest, mir nicht gefiel. Andererseits ziemt es sich aber auch nicht, dass Einer den Andern schmäht. Wenn doch auf mein Haupt alle die Schmähworte fallen könnten! – Obwohl ich mir wohl bewusst bin, dass mich Gott, seit ich sein Wort zu kosten bekam, nie so verlassen hat, dass ich nicht über den Gebrauch der Sakramente und das Teilhaben am Leibe Christi rechtgläubig gedacht hätte – so sollte dann doch gewiss die Einigung durch nichts verzögert werden. Aber nehmen wir an, es sei bei unsrer Partei eine verkehrte Scheu, ihre Fehler einzugestehen, wer müsste sie nicht entschuldigen gegenüber dem unmäßigen Trotz Luthers, von dem man spricht. Deshalb, lieber Butzer, musst du dich anstrengen, dass alles auf beiden Seiten gut vonstatten geht. Eine schwierige Aufgabe, meinst du. Gewiss, aber da du sie auf dich genommen, musst du auch ernstlich daran arbeiten, und ich sage ja nicht, du müssest Erfolg haben, sondern nur, du müssest es versuchen. Scheint es dir nicht unerträglich, dass so viele Kirchen, die doch auch ganz Sachsen gegenüber nicht zu verachten sind, so lange in der Schwebe gehalten werden, da sie sich doch zu einer billigen Einigung antrugen? Wenn du also von den Schweizern verlangst, dass sie rasch ihre Hartnäckigkeit ablegen, so wirke doch auch bei Luther dahin, dass er einmal aufhört, sich so herrisch zu benehmen. Ich komme auf Megander zurück. Er musste in die Verbannung gehen, weil ers nicht über sich brachte, deine Zurechtweisungen [zu seinem Katechismus] zu unterschreiben. Du sagst, das sei Grund genug, dass er der Wahrheit ohne Grund widerstrebe? Was nun, wenn er seinerseits bereit war, Zeugnis abzulegen für die Wahrheit? Wenn das also der Grund war, dass er auch das von einem Andern richtig Gesagte nicht annehmen konnte? Nehmen wir an, es sei ihm dabei etwas Menschliches widerfahren, war es nicht besser, trotzdem einen solchen Mann zurückzuhalten und ihm eine solche kleine Schwäche dreinzugeben, als ihn unter schwerer Beleidigung seines Amtes zu entkleiden, in großer Verachtung des Wortes Gottes, zum großen Verlust der Kirche, zu noch größerer Gefahr für die Zukunft. Wie schadenfroh triumphieren nun ringsum die Feinde des Evangeliums, dass man anfängt, die Pfarrer in die Verbannung zu treiben. Wie frech spotten sie über das Evangelium Gottes! Welchen Spaß haben sie nun an uns, die, rings umgeben von mächtigen, wohl gerüsteten Gegnern, uns gegenseitig verwunden und vernichten. Was sollen fernerhin die Einfältigen tun, wenn sie sehen, dass die Pfarrer, an deren Mund sie gehangen haben, mit Verbannung gestraft werden? Schließlich, du weißt gar nicht, welches Hirten durch diesen Verlust die Berner Kirche beraubt ist. Zuversichtlich sage ich, du weiß es nicht, weil wir ganz sicher wissen, dass du in dieser Beziehung blind bist oder träumst. Freilich, Sebastian und Kuntz bleiben. Aber was kann der Erste anderes, als mit seinen Tollheiten das reine Evangelium verdrehen. Neulich habe ich erfahren, welchen Samen des Aberglaubens er in sich trägt, als er kaum zugeben wollte, dass das Dogma von den sieben Sakramenten eitel Torheit der Scholastiker sei, und heftig zürnte, dass wir die Ehe und die Beichte nicht für Sakramente hielten. Aber lassen wir ihm das auch nach, so sehen doch alle, dass er der Aufgabe der Kirchenleitung, zumal in so schwieriger Zeit, keineswegs gewachsen ist; denn er ist selbst auf der Kanzel so vergesslich, dass er beim dritten Wort den Faden verliert. Wird er gereizt, so wird er von der Leidenschaft so weit gerissen, dass er seiner selbst nicht mehr mächtig scheint. Redet ihm einer nach dem Maul, so kann er ihn wie einen Buben bringen, wozu er will. Du wirst sagen, es sei meine Art, in meinen Briefen Blitze zu schleudern, bei persönlichem Zusammentreffen mild zu sein. Gewiss, es ist nicht meine Art, mich mit den Leuten herumzuzanken. Aber meine Gesinnung in geraden Worten, sei es in Gegenwart der Leute oder in Briefen, zu äußern, darin kann ich mich nicht zurückhalten. Du kannst ja dann urteilen, wie du willst; ich glaube in der Erwägung, wie viel mehr Wert die Offenheit hat als die Schlauheit, meiner Art keinen Zwang antun zu dürfen, sondern dir frei heraussagen zu müssen, was mir wahr scheint. Ich weiß ja, wem ich es anvertraue. Welch ein Mensch nun Kuntz ist, das allerdings wage ich kaum zu sagen. Durch euer mildes und bescheidenes Wesen schien er mir ein wenig gezähmt, und er hat ja neulich in unsrer Sache, eine seltsame Emsigkeit zur Schau getragen. Einen Augenblick darauf wurde er schlimmer, als er je gewesen. Farel erzählt, eine wütendere Bestie habe er nie gesehen, als sich ihm Kuntz ganz neuestens gezeigt habe. Seine Mienen, Gebärden, seine Rede und die Gesichtsfarbe sogar atmete Wut, wie er erzählte. Also, so sehr man mir ihn nachher entschuldigen mag, bis ich ihn als andern Menschen kennen gelernt habe, glaube ich, er sei voll Giftes. Warum, bitte, hasst er uns denn so gründlich, dass er stets das Äußerste versucht? Wenn du dich nicht überzeugen lässt, so siehts doch der Herr, der zu seiner Zeit sich als Richter zeigen wird. Wir verlassen uns auf sein Urteil, deshalb schauen wir nicht gar so ängstlich auf die Menschen. Dennoch suchen wir uns so aufzuführen, dass uns keiner mir Recht verurteilen kann. Wir verhalten uns so gegen ihn, dass er merkt, wir seien nicht seine Feinde, so sehr er selbst unser Gegner ist. Durch solche Mäßigung suchen wir ihn zu gewinnen, so dass er nicht anders als in offenkundiger Tollheit weiter gegen uns wüten kann. Freilich das muss ich sagen, in unserer Beurteilung der Menschen weichen wir stark von ihm ab: denn die Leute, die er zum Dienst am Worte einsetzt, halten wir für würdig, an den Galgen gehängt zu werden. Damit du weißt, wie verkehrt es geht: Gute Männer, die von uns bewährt erfunden sind, wagt er nicht anzunehmen, wenn sie nicht von der ganzen Pfarrklasse der Gegend, für die sie bestimmt sind, erprobt sind; andere aber, die von der ganzen Klasse als unwürdig erklärt sind, nicht nur des kirchlichen Amts, sondern auch der Abendmahlsgemeinschaft, die liegen ihm am Herzen. Notorische Wiedertäufer, ertappte Diebe drängt er den Kollegen wider ihren Willen auf. Währenddessen wird einer der allerfrömmsten, gelehrtesten und vorsichtigsten Pfarrer unserer Nachbarschaft von zwei Vögten auf den Tod angeklagt, mehr als unmenschlich geärgert, gewalttätig behandelt, da diese Sendlinge Kuntzens mit allem Eifer auf seinen Untergang hinarbeiten. Was sollen wir voraussehen nach diesen Anfängen? Ich glaube, wenn er meint, uns dadurch wie mit Geißeln zu hetzen, so arbeitet er an seinem eigenen Untergang. Und sicher, wenn es so Gottes Wille ist, so wird er in dem Netz gefangen, das er uns gestellt, und stürzt kopfüber in die Grube, die er uns gegraben, eher als dass er länger der Kirche Christi mit solcher Mühsal zu schaffen macht. Das hat in Bern eure Sache bei vielen mutigen Männern so verhasst gemacht, dass sie haben sehen müssen, wie ein Hirt abgesetzt und ein wildes Tier ihrer Herde gelassen worden ist. Du wirst sagen, welchen Zweck haben diese Klagen? Den, dass du, wenn möglich, auf irgendein Heilmittel sinnst. Und wenn du keines hast, so bitte mit uns den Herrn, dass er uns durch solche Versuchung nicht vom rechten Weg abweichen lässt, und seine Herde aus dem Rachen der Raubtiere rette.

Aber auch du selbst scheinst uns (ich rede in meinem eignen und meiner Kollegen Namen) einer Ermahnung zu bedürfen, und wir wagen sie im Vertrauen auf deine große Selbstbeherrschung. In deiner Behandlung des Gotteswortes, vor allem bei den heute strittigen Stoffen, suchst du deine Sprache so zu stimmen, dass du Niemandem Anstoß gebest. Wir sind überzeugt, dass du es in der besten Absicht tust. Und doch müssen wir das Bestreben durchaus missbilligen. Wir müssen, trotzdem du das von uns schon mehrfach früher gehört hast, dasselbe Lied von Neuem beginnen, da wir sehen, wie diese abschwächende Behutsamkeit von Tag zu Tag gefährlicher wird. Ich weiß wohl, du pflegst dich zu entschuldigen, man dürfe nicht durch streitsüchtigen Disput die Herzen der einfachen Leute dem Glauben entfremden, sondern solle sie auf jede Weise anziehen; es würden ja nur solche Dinge nachgelassen, die man, ohne unfromm zu sein, dran geben könne. Ich aber antworte drauf nach meiner Art: Wenn du einen Christus willst, der Allen gefällt, so darfst du deshalb doch kein neues Evangelium fabrizieren, und es ist klar zu sehen, wohin das führte. Hast du gesagt, die Anrufung der Heiligen sei mehr vom Aberglauben der Menschen erdacht als in Gottes Wort begründet, so fügst du gleich bei, das müsse man dem Urteil der Kirchenväter überlassen und solche Anrufung, die in ihren Schriften empfohlen, dürfe nicht ganz verurteilt werden. So führst du beständig die Autorität wieder ein, durch die jeder beliebige Irrtum als Wahrheit dargestellt wird. Aber heißt das, Gott wahrhaftig heilig halten, wenn man so viel dem Menschen überlässt, dass seine Wahrheit nicht mehr allein über uns herrscht? Ehrt man die Kirchenväter nicht genug, wenn man sie nicht verwerflich und nicht verächtlich nennt, trotz der Fehler, die man bei vielen von ihnen findet? Wenn der menschliche Mutwille, wo man ihm einmal die Zügel freigegeben hat, nicht gehindert werden kann, immer weiter zu schweifen, welches Maß sollen wir dann einhalten, wenn einmal zugegeben wird, wir dürften ungestraft über die Grenzen des Gottesworts hinausgehen? Das tust du aber nicht nur in einer Sache, vielmehr überall scheinst du die Herrschaft zwischen Christo und dem Papst teilen zu wollen. Wir sagen nicht, es sei so, aber wir sollten es nicht einmal fürchten müssen. Aber die ganz Schlauen durchschauen deine Absicht doch; die Einfältigen werden, da sie es als Rückzug erklären, ganz verwirrt. Begonnen hast du damit im Kommentar zu den Psalmen, einem sonst vortrefflichen Werk, wie es kein anderes gibt, aber diese fälschlich fromm genannte Schlauheit wurde dir immerhin noch nachgesehen. Ich freilich, um es dir ehrlich zu sagen, fand es stets unerträglich, dass du die Rechtfertigung aus dem Glauben gründlich zerstörtest. Aber man hielt es immerhin für gut, dass ein so köstlicher Schatz durch die Welt komme, gleichgültig welcher Wind ihn trage. Als man dann aber begann, dein Büchlein gegen Cenalis zu lesen, da war kein frommer Mann, der nicht laut gerufen hätte, es sei unwürdig, dass von einem solchen Herold des Evangeliums wie du das Evangelium nun mit soviel Hüllen verdunkelt werde. Das Buch ist, das wird niemand leugnen, voll tiefer Gelehrsamkeit und mit außerordentlicher Kunst und nicht geringem Fleiß geschrieben, aber mit soviel dunkeln Flecken bespritzt, dass die Meisten als Korrektur einen Strich durchs Ganze wünschen. Und ich zweifle nicht daran, dass das auch deine Meinung wäre, wüsstest du, welche Früchte die Schrift in Frankreich und England trägt. Allem, was du seither herausgegeben, ist etwas von dieser hässlichen Hefe beigemischt. Glaube ja nicht, dass ich aus Widerspruchsgeist so feindselig und böse über deine Schriften denke. Der Herr ist mein Zeuge, dass es mich jedes Mal nicht nur etwa oberflächlich, sondern im innersten Herzen beunruhigt, wenn ich sehe, dass ich mit einem frommen Mann nicht übereinstimme, besonders mit dir, dessen ausgezeichnete Begabung neben aller Frömmigkeit ich nicht anders als hochschätzen, ja bewundern kann. Aber wenn ich auch in mildester Liebe mich zusammennehme, in Einigem kann ich dir doch nicht beipflichten, ohne dem Zeugnis meines Gewissens zuwiderzuhandeln. Gewiss, ich habe immer die Absicht deiner Vermittlungsaufgabe bewundert. Denn wenn du mahnst, Einigung mit Luther zu suchen, schätzest du selbst das so hoch, dass du versicherst, nichts dürfe uns wertvoller sein, als mit vereinten Herzen und Waffen gegen Satans Lügen zu streiten. In dieser Mäßigung bist du selbst Luther so unähnlich, dass ich glaube, deine Handlungsweise wird ihn noch mehr erzürnen, als früher die Ansichten Zwinglis und Oekolampads. Denn nie hat er die Sakramentierer mit größerem Hass bekämpft, als wenn er ihnen vorwarf, die Gerechtigkeit aus dem Glauben werde von ihnen zerstört, oder doch herabgesetzt und verwirrt.

Über diese Dinge, liebster und von uns hoch verehrter Bruder, wollten wir mit schwerem Herzen bei dir Klage führen, weil wir überall den Anfang eines Endes mit Schrecken vor uns sehen, wenn du fortfährst, wie du begonnen hast. Du weißt, wie viel auf beiden Seiten die Leute wert sind, die Gott mit Gelehrigkeit, Geist und Klugheit geschmückt und gerüstet hat. Du bist zu solcher Höhe gestiegen, hast in der Kirche Christi eine solche Stellung, dass die Meisten auf dich schauen. So wirst du dich nicht wundern, dass wir in dir eine gewisse besondere Vollkommenheit eigensinniger verlangen als von andern, weil wir wissen, dass du Unzähligen vorangehen und voranleuchten solltest. Je geringer der Verlust, den uns der Abfall unbedeutender Menschen macht, umso freier sind wir von ihnen. Euch aber, deren schlimmes Beispiel viel gefährlicher wäre, muss die Kirche mit festem Band an sich gefesselt halten. Der Herr bewahre dich und mehre seine Gaben in dir, trefflichster, liebster Bruder. Capito grüße in meinem Namen herzlich. Farel und meine beiden anderen Kollegen grüßen Euch Beide.

Genf, 12. Januar 1538.

Dein Calvin.

Ich vergaß, was ich nicht zuletzt hätte schreiben sollen. Allen Pfarrern unserer Nachbargemeinden ist verboten worden, mit uns im Verkehr oder irgendeiner Gemeinschaft zu stehen. Schau, wohin die Anfänge solchen Zwiespalts anders hinzielen, als auf den völligen Untergang der Kirche. Das berichten wir, als etwas, was Kuntz billigt.

Calvin, Jean – An die Pfarrer von Zürich.

Trotz der Verurteilung Carolis wurde es den Genfern verargt, dass ihr Bekenntnis die Worte Dreieinigkeit und göttliche Personen nicht enthielt. Calvin verteidigt sich deswegen im Auftrag seiner Kollegen; der Brief ist dem vorigen ähnlich, angeführt sei nur eine Stelle:

Über die Stellung zum trinitarischen Bekenntnis.

– – Wie wenig wir solche Ausdrücke scheuen, geht daraus hervor, dass wir stets wollten, ihr freier Gebrauch sollte in der Kirche bestehen bleiben, und bekannt haben, das zu Basel erschienene schweizerische Bekenntnis, das doch den Ausdruck Person enthält, gelte uns für fromme und rechtgläubig. Nur wollten wir nicht, dass ein solches Beispiel von Tyrannei in der Kirche einschleiche, dass man den für einen Ketzer halte, der nicht nach der Vorschrift eines Andern rede, während Caroli eifrig darauf drang, keiner, der nicht die drei alten kirchlichen Bekenntnisse annehme, sei ein Christ. – –

[30. August 1537].

Calvin, Jean – An Simon Grynäus, Professor der Theologie, in Basel.

Caroli appellierte nach seiner Verurteilung in Lausanne an die Berner Synode, wovon die zweite Hälfte dieses Briefes spricht. Die Anklage des Mords, die Calvin gegen Caroli erhebt, bezieht sich darauf, dass 1534, als Caroli zu Alencon in Frankreich Pfarrer war, dort neun Bilderstürmer hingerichtet wurden; Caroli wurde von den Reformierten, freilich mit Unrecht, als mitschuldig an diesem strengen Gericht betrachtet. Mykonius (Geißhüsler) war Antistes von Basel, Capito Reformator und Pfarrer zu Straßburg.

Bericht über den Streit mit Caroli.

Da wir schon zur Genüge erfahren haben, wie wunderlich und fast unglaublich die Künste Satans sind, durch die er uns neben all unserer Arbeit beständig angreift, so hat uns die boshafte Schlauheit nicht überrascht, mit der er neuerdings durch seinen Caroli uns anging. Wir haben alle Kämpfe dieser Art schon längst im Geiste geahnt und waren deshalb mutig bereit, sie durchzukämpfen. Als wir also hörten, dass wir zuerst arianischer, dann sogar sabellianischer Ketzerei beschuldigt wurden, so hat uns das eigentlich nicht so sehr verwirrt, da wir für solche Verleumdungen schon vorher harthörig geworden waren und fest hofften, sie würden bald in Rauch aufgehen. Zu unserer Reinigung brachen wir nur vor, was gerade zur Hand war, was freilich für alle Frommen und Rechtschaffenen reichlich hätte genügen können. Denn einige Zeit vorher hatten wir einen Katechismus verfasst und in französischer Sprache auch herausgegeben, worin wir bezeugten, dass wir unter dem einen Wesen Gottes Vater, Sohn und heiligen Geist zusammenfassten, aber Eins vom Andern so unterscheiden, dass für keinen bösen Verdacht Raum blieb. Denn wir lehrten, Christus sei von Natur der wahre Sohn Gottes, der von Ewigkeit die gleiche Göttlichkeit wie der Vater besitze und unser Fleisch angenommen habe in der zu unsrer Erlösung bestimmten Zeit. Als aber Caroli, die wütende Bestie, fortfuhr, baten wir um eine Synode aller Pfarrer des Bernbiets, um unsere Unschuld zu verteidigen. Die Kollegen französischer Zunge wurden zunächst nach Lausanne zusammen berufen, und auch zwei Ratsherrn und zwei Pfarrer von Bern dorthin gesandt. Was man von Lügen erfinden kann, hatte nun der gute Mann in ein Bündel zusammengefasst und kam zur Anklage wohl vorbereitet, wie es die Juristen fordern, ja mit einem ganzen Sack voll Anklagen gerüstet. Aber diesen ganzen Sack haben wir in unsrer Widerlegung so gründlich geleert, dass nicht der geringste Verdacht bei den Anwesenden bestehen blieb. Zuletzt kams zum Hersagen unsres Bekenntnisses, in dem er etwa zehn Irrtümer bemerkte; fast alle Andern aber urteilten, es sei durchaus fromm und rechtgläubig. So wurden wir durch Synodalbeschluss freigesprochen, Caroli als unwürdig bezeichnet, ein Pfarramt zu bekleiden. Dass dieser Ausgang ihn keineswegs gedemütigt hat, zeigt seine fortgesetzte Unverschämtheit. Er brachte seinen löcherigen Sack noch viel voll gepfropfter wieder. Als von uns alles zurückgewiesen war, womit er von früher her uns zu verdächtigen suchte, brachte er unsere Bekenntnisformel vor, die er diesmal von allen anderen Fehlern freisprach, und nur in dem einen Punkt beschuldigte, dass nämlich Christus dort als der Jehovah bezeichnet wird, der aus sich selbst ewiges Sein besitzt. Die Anklage war leicht zu widerlegen. Wenn man auf den Unterschied schaut, der besteht zwischen dem Vater und dem Sohne, so sagen wir auch, dass dieser vom Vater stamme. Sieht man aber das Wesen des Sohnes an, durch das er eins ist mit Gott Vater, so kann auch, was von Gott gesagt ist, auf ihn gehen. Was heißt aber der Name Jehovah? Was heißts, wenn dem Mose gesagt wird: Ich bin, der ich bin? [2. Mose 3, 14]. Paulus lässt Christum dieses Wort sprechen. Für dich und alle Frommen brauchen wir uns ja nicht zu mühen, die Wahrheit dieser Meinung zu beweisen; wir wollten aber die Bosheit dieses verfluchten Verleumders nicht mit Stillschweigen übergehen, damit nicht etwas Anderes, als was wirklich ist, durch das Gerücht zu Euch komme. Denn offener kanns ja nicht gesagt werden, als in unserm Bekenntnis steht: Christus sei das ewige Wort, vom Vater vor der Zeit gezeugt. Um aber nicht einen zwiefachen Gott zu erfinden, dürfen wir von seinem Wesen nicht anders reden als vom Wesen des Einen Gottes. Es fand sich auch keiner, der damit nicht zufrieden gewesen wäre, als er allein. Die Brüder, wie sich treuen Dienern Christi ziemt, erklärten, wir seien nach ihrer Meinung ganz mit Unrecht in Verdacht gezogen worden; sie hätten in unserm Bekenntnis nichts Tadelnswertes gefunden. Während dieser Verhandlungen brachte man den von Mykonius an den Konvent offiziell gerichteten Brief. Einen andern hatte Capito an Farel für uns alle geschickt. Aus beiden war zu ersehen, dass ein schreckliches Gerücht von unserm Streit weit und breit herumgekommen ist, am Ende von gewissen Leuten künstlich gemacht, um boshaft den Hass aller Menschen gegen uns zu erregen. Dass ein nichtswürdiger Mensch mit seiner leeren Eitelkeit es erreichen sollte, so vielen Gemeinden eine böse Meinung von uns beizubringen, das ists, was uns heftig beunruhigt. Denn wir hielten es für nichts Geringes, wenn unsere Gegner hörten, das Hauptstück unseres Glaubens sei unter uns zur Streitfrage geworden, oder wenn die Gemeinden etwas Derartiges von uns nur argwöhnten. Umso heftiger erschreckte uns diese Nachricht, als es uns nicht in den Sinn gekommen war, je so etwas zu befürchten. Denn wir hatten gehofft, durch Gottes Güte würden diese nichtigen Rauchwolken bald zerstieben, und es werde auf das Haupt der Frevler zurückfallen, was sie Böses gegen Christum und seine Kirche vorhätten. Denn schon begann die Hand des Herrn sich zu zeigen und seine Kraft sich zu offenbaren, um solche Dinge im Beginn auszulöschen. Der Angeber wurde durch Ratsbeschluss in die Verbannung getrieben, wir ganz freigesprochen nicht nur von aller Schuld, sondern auch von jedem Verdacht. Obgleich sich nun Caroli rühmt als ein zweiter Athanasius, der um seiner Verteidigung des rechten Glaubens willen Strafe leide, so ist doch keine Gefahr, dass die Welt einen Athanasius anerkennt, der ein Heiligtumsschänder ist, ein Hurer und Mörder, triefend vom Blute vieler Heiliger. Wenn wir ihn so nennen, so sagen wir nichts, als was wir mit guten Beweisen zu erhärten bereit sind. Das wollte ich dir in kurzem angezeigt haben, damit wir nicht, wie es leicht geschieht, als Abwesende nach ungerechten Berichten feindseliger Leute ungehört verurteilt werden. Ich schicke auch ein Exemplar unseres Bekenntnisses an dich, damit du es deinen Kollegen mitteilst. Ich glaube, es kommt viel darauf an, dass die Sache nicht durch dunkle Gerüchte übertrieben wird. Zugleich bitte ich dich dringend, das Bekenntnis wie auch meinen Brief auch an die erwähnten Brüder selbst gelangen zu lassen, oder noch besser durch ein eigenes Schreiben sie zu beruhigen. Der Herr Jesus fülle Euch alle mit seinem Geist, in dem Ihr einmütig seines Namens Ehre ausbreiten könnt.

Bern [Juni 1537].

Dein Calvin.

Calvin, Jean – An einen Berner Pfarrer.

Pierre Caroli, Doktor der Sorbonne, war wegen seiner evangelischen Anschauungen aus Frankreich entflohen und nach kurzem Aufenthalt in Basel und Genf zum ersten Pfarrer von Lausanne neben Pierre Viret eingesetzt worden, als Bern in der neu eroberten Waadt die Reformation einführte. Durch Carolis herrisches Wesen und zum Teil noch katholisierende Ansichten gab es bald Streit zwischen den beiden Kollegen.

Klage gegen Caroli, der Calvin der Ketzerei bezichtigt.

Ich denke, es wird dir schon bekannt genug sein, welche Intrigue uns Caroli in diesen Tagen angezettelt hat. Er klügelte nämlich eine Art aus, wie man für die Verstorbenen beten dürfe, nicht um sie von den Sünden zu erlösen, sondern damit sie bald auferständen. Eine überaus wichtige Frage, gerade jetzt, wo wir ernste Schwierigkeiten genug haben! Aber der ehrgeizige Mensche wollte sich durch etwas Neues beim Volke beliebt machen, dem er sich durch nichts Anderes empfehlen kann; als ob das etwas Neues wäre, was schon lange vorher von verschiedenen Schriftstellern vorgebracht worden ist. Er beansprucht trotzdem ganz frech den Ruhm der Erfindung, wodurch er deutlich kund tut, worum es ihm zu tun war, als er dies Dogma aussprach. Aber selbst wenn wir seinem Ehrgeiz den falschen Ruhm, den er sich wünscht, lassen, was erreicht er, wenn man klar beweisen kann, dass seine Erfindung nicht nur seltsam und unhaltbar, sondern geradezu dumm ist? Das darzutun mache ich mich anheischig. Ganz abgesehen nun von Recht oder Unrecht seiner Behauptung, in der Art, wie er sie vorbrachte, kann man ihn von großer Bosheit und Unredlichkeit nicht freisprechen. So lange Viret bei ihm war, sagte er kein Wort von der Sache. Viret kommt zu uns auf Besuch; sofort bricht der Lärm los! Das zeigt doch klar, dass Caroli boshaft die Abwesenheit seines Kollegen abgewartet hat, um die Ruhe der Kirche zu stören. Dazu kommt, dass ja auf Euern Antrag durch Beschluss aller Brüder festgesetzt war, es solle Niemand etwas bisher nicht Gehörtes und Übliches vors Volk bringen ohne Beratung mit mehreren Kollegen. Du weißt, wie richtig und wertvoll das ist zum Schutz der Lehreinheit. Durch diesen Beschluss glaubten wir unsere Kirchen aufs Beste geschützt vor der Gefahr der Uneinigkeit. Er aber, ohne das geringste Gewicht darauf zu legen, wie sehr er durch seine Unüberlegtheit das Reich Christi schädige, wirft diesen Beschluss der ganzen Kirche drunter und drüber. Wenn er auch bisher ein Leben nicht nur ohne Gesetz, sondern auch ohne Vernunft verbracht hat, so musste er doch denken, jetzt müsse er eine andere Lebensweise führen. Aber welche Art, eine Sache zu behandeln? Unverschämteres ward nie gehört. Damit ja deutlich würde, dass er ganz absichtlich uns feindselig bekriege! So groß war die Erregung seines Gehirns, so wild sein Geschrei, so bitter seine Worte! Zuerst reiste Viret wieder heim. Da er aber nichts ausrichtete, eilte auch ich auf Wunsch der Brüder hin. Frech schlug Caroli es stets ab, vor Euren Gesandten über sein Tun Rechenschaft abzulegen. Unsere Bemühung, ihn dazu aufzufordern, beschuldigte er als frevelhafte Verschwörung zu seinem Sturz. Obwohl es doch sicherer als sicher war, dass ich nie die geringste Feindschaft mit ihm gehabt, Farel und Viret aber immer nur seiner unreinen Sitten wegen gegen ihn aufgebracht waren. Nun wies ihm aber Viret alle Ränke und Verleumdungen dieser Art so geschickt zurück, dass er, in dieser Beziehung deutlich überführt, gefangen war. Um uns nun doch in einer Sache überlegen zu sein, bezichtigte er uns alle miteinander des Arianismus. Ich stand sofort auf und trug das Bekenntnis aus unserm Katechismus vor, das in dem offiziellen Schreiben an Euer Kollegium zitiert ist. Er gab sich aber damit nicht zufrieden, sondern erklärte, wir blieben ihm verdächtig, bis wir das Glaubensbekenntnis des Athanasius unterzeichnet hätten. Ich antwortete, es sei meine Gewohnheit, nichts Anderes für Gottes Wort zu achten, als was wirklich solches Gewicht habe. Nun musste ich aber die Wut des Ungeheuers kennen lernen. In tragischem Ton rief er: Das ist ein Wort, unwürdig eines Christen! Die Gesandten sagten, es sei eine Synode notwendig, um die Dinge zu besprechen, und nahmen es auf sich, eine solche zu veranlassen. Ich kann mit Worten nicht darstellen, und du kannst dirs nicht ausdenken, welche Gefahr der Kirche droht, wenn mans länger hinausschiebt. Wir glaubten deshalb nicht abwarten zu dürfen, bis die Gesandten Wort hielten, sondern hielten es für besser, die Aufgabe dir und deinen Kollegen zu überweisen. In diesem Sinn wurde ein offizielles Schreiben an Euer Kollegium gerichtet. Dich aber, trefflichster Bruder, der du in der Sache am meisten Einfluss hast und nach deiner Fähigkeit vor Andern mithelfen solltest, glaubte ich besonders bitten zu sollen, du mögest dich ernstlich dieser Sache widmen. Du glaubst kaum, wie sehr durch diesen einen Schlag die bisher gelegten Fundamente erschüttert sind, da die Unwissenden hören, wir seien uneins in der Lehre, und es ist unzweifelhaft, dass bald noch Schlimmeres folgt, wenn wir nicht gleich auf Heilung sinnen. Schon mussten sich einige von uns Schwindler nennen lassen, weil sie die Fürbitte für die Toten nicht mit Stillschweigen übergingen, sondern bestimmt bestritten. Schon wird uns von den Bauern vorgehalten, wir sollten zuerst einmal unter uns gleicher Gesinnung sein, ehe wir suchten, Andere für unsere Meinung zu gewinnen. Nun rechne selbst aus, was aus solchen Vorspielen herauskommen kann. Der Makel darf weiterhin nicht länger auf uns haften bleiben, den uns dieser Verleumder anhängte, damit nicht zugleich das ganze Evangelium durch die Schmähungen der Gottlosen heruntergerissen wird. Es muss deshalb dafür gesorgt werden, dass alle Pfarrer französischer Zunge, die unter der Herrschaft Eurer Republik stehen, zu seiner Synode versammelt werden, auf der alle Streitigkeiten dieser Art zum Austrag gebracht werden können. Und zwar schleunigst, und wenns irgendwie erreichbar ist, noch vor Ostern. Es gibt nämlich noch allerlei andere Dinge, deren Besprechung vor diesem Fest nützlich wäre. Wir hören nämlich, dass Einige so etwas vom brotwerdenden Leib Christi munkeln. Solcher Kühnheit sollte man zeitig entgegentreten. Du wirst, fromm und klug wie du bist, schon sorgen, dass du uns in einer so wichtigen Frage nicht fehlst, und vor allem zu Stande bringst, dass man uns nicht bis Ostern vertröstet. Dein Zeremonienbüchlein, das Maurus in unserm Auftrag übersetzt hat, haben wir mit unserm verglichen, von dem es in nichts als im Umfang abweicht. Ich habe es neulich nach Lausanne mitgenommen, da ich dachte, ich würde wohl noch nach Bern reisen. Nun scheints mir besser, den Synodaltag abzuwarten, an dem wir es mit Muße besprechen können. Scheue, bitte, die Mühe nicht, mir darüber und über die Ankündigung der Synode zu schreiben, an der teilzunehmen sich auch die Unsern nicht weigern werden.

[Februar 1537].

Calvin, Jean – An Francois Daniel in Orleans.

Als Calvin im Jahr 1536 durch Genf reiste, wurde er von Guillaume Farel genötigt, dort zu bleiben und am Reformationswerk mitzuarbeiten. Die im Brief erwähnte Lausanner Disputation leitete die Reformation in der kurz vorher von Bern eroberten Waadt ein. Das genannte Büchlein ist wohl die Institutio.

Von der Ankunft in Genf. Die Lausanner Disputation und ihre Folgen.

Damit du nicht nach deiner alten Gewohnheit lange und laute Klage wider meine Faulheit erhebst, weil nun schon ein Vierteljahr vorbei ist, seit du einen Brief von mir bekommen hast, so vernimm, wie sich alles verhält. Während ich in Genf einige Tage von den Brüdern festgehalten wurde, die mir das Versprechen, wieder dorthin zu kommen, erpressten, während ich dann meinen Verwandten d´Artois nach Basel begleitete und auf der Reise selbst viele Gemeinden berührte, die mich baten, einige Zeit bei ihnen zu bleiben, ging über alledem die Lyoner August-Messe vorbei, die zur Briefbeförderung die beste Gelegenheit gewesen wäre. Als ich dann wieder nach Genf und zugleich wieder etwas zu mir selbst kam, da befiel mich eine starke Erkältung, die sich so heftig aufs obere Zahnfleisch warf, dass trotz zweimaligem Aderlass, zweimal wiederholtem Pillenschlucken, und vielen Umschlägen am neunten Tag erst eine Besserung eintrat. Freilich, wenn das auch erst ganz vorbei war, als schon die Schreibgelegenheit versäumt war, so hätte ich dann doch noch Muße genug gehabt zum Schreiben, und der Weg unseres Briefverkehrs wäre auch nicht ganz versperrt gewesen. Weil ich aber immer wieder an eine französische Ausgabe meines Büchleins dachte, und meine Hoffnung darauf fast sicher wurde, so hätte ich lieber gesehen, wenn ein Brief mit einer solchen Beilage statt eines leeren an dich hätte gehen können. Ehe aber noch diese Hoffnung bei näherer Überlegung zunichte wurde, waren auch schon die Tage der Lausanner Disputation da, an der ich teilnehmen musste. Zugleich stand auch die November-Messe bevor, und da ich sie für eine günstigere Schreibgelegenheit hielt, beschoss ich endlich, sie lieber abzuwarten. Soviel, um deinen Beschwerden entgegen zu treten. Das Gerücht von der eben erwähnten Disputation ist, wie ich höre, schon so weit und breit herumgekommen, dass ich nicht zweifle, es sei ein Hauch davon wenigstens auch zu Eurer Stadt gedrungen. Veranstaltet war sie durch Beschluss des Berner Rates, der durch feierliches Edikt gebot, jeder solle frei und straflos vorbringen, was auf den Religionszwiespalt Bezug habe. Sie hielten das für die beste Art, die Unwissenheit der Leute, die der wahren Religion entgegen zu arbeiten suchen, öffentlich zur Schau zu stellen und so zu besiegen, und sie aus dem neuen Gebiet, das sie dem Herzog von Savoyen abgenommen haben, zu verbannen. Schon an vielen Orten hats begonnen, dass Bilder und Altäre fallen mussten, und bald, hoffe ich, wird auch ausgefegt, was jetzt noch übrig ist. Der Herr lasse den Götzendienst doch auch in allen Herzen zusammenstürzen. Den Verlauf der Disputation schreibe ich dir nicht, weil ich ihn doch nicht mit kurzen Worten zusammenfassen kann und glaube, dass er auch einmal im Druck erscheinen wird. Morgen werde ich, so Gott will, nach Bern reisen (weshalb, sollst du in einem andern Brief erfahren) und ich fürchte, ich werde noch bis Basel weiter müssen. Wenns geht, versuche ich mich dieser Beschwerlichkeit zu entziehen, besonders da meine Gesundheit gebrochen und die Witterung in dieser Jahreszeit so gefährlich ist. Wenn doch die faulen Bäuche, die bei Euch im Schatten so süß schwatzen, so reich an Mut wie an Worten wären, sie flögen wahrhaftig hierher, um freiwillig einen Teil der Arbeit auf sich zu nehmen, die wir in so kleiner Zahl nicht bewältigen können. Du machst dir keinen Begriff davon, welcher Mangel an Pfarrern herrscht im Verhältnis zu den vielen Gemeinden, die der Hirten bedürfen. Dass sich wenigstens die Mutigsten unter Euch die Not der Kirche ansähen und sich entschlössen, sich um Hilfskräfte zu bemühen. Der Herr behüte dich.

Lausanne, 13. Oktober.

Grüße bitte deine Mutter und Schwester, auch deine Frau getreulich von mir, auch, wenn es dir gut scheint, deinen Vetter und alle Anderen.

Dein Martianus Lucanius.