Von Zürich reisten die vertriebenen Genfer Pfarrer nach Bern, um dort ihre Wiedereinsetzung zu betreiben. Die Berner hatten dazu den Auftrag erhalten durch den in Unionssachen zu Zürich versammelten Konvent schweizerischer Kirchenmänner.
Bemühung um die Rückführung in Bern.
Wenn wir bisher nicht geschrieben haben, so geschah es, weil alles für uns so in der Schwebe war, dass wir nichts Bestimmtes sagen konnten. Jetzt aber, obschon der Gang der Sache nicht ohne Klagen berichtet werden kann, möchte ich doch, dass Ihr das eine wenigstens von uns hört. Was wir erfuhren, war zwar durchaus nicht nach unserm Wunsch, hat aber zu dem, was wir erwarteten, nicht übel gestimmt. Außer der Verzögerung von fünfzehn Tagen, die ja allerdings ungeheuer ärgerlich war, hat uns das am meisten Verdruss gemacht, dass nichts von dem, was zu Zürich verhandelt und getan wurde, von Kuntz anerkannt wurde. Damit er aber nicht als einer dastehe, der eine schlechte Sache verficht, fuhr er uns mit heftigem Schelten an, wie wenn es schon feststände, wir wollten zurücktreten, und das den Brüdern gegebene Wort brechen. Es erübrigte noch, dass der Rat sich selbst Herr dünkte über alles und in seiner Entscheidung dem, was in Zürich einstimmig uns zugestanden war, nicht groß Rechnung trug. Uns schien es aber besser, auf irgendwelche Bedingungen einzugehen, als nur einen Weg unversucht zu lassen, um der Kirche Genugtuung zu leisten. Jetzt treten wir also die Reise an, die Christus segnen möge. Denn wie wir auf ihn beim Handeln schauen, so überlassen wir seiner Vorsehung den Erfolg. Doch die Begleiter drängen. Ich muss den kaum begonnenen Brief abbrechen. Lebwohl, liebster und mir vor Allen hochverehrter Bruder. Grüße mir deine Kollegen herzlich.
Bern, 20. Mai 1538
Dein Calvin.