Brenz an Statthalter und Räte zu Onolzbach.

Edlen, Strengen, Hochachtbarn, wirdigen und hochgelerten. Gottes gnad durch Jesum Christum sampt meinem gantz willigen und gehorsamen dienst zuvor. Günstige lieben herrn. Ich hab ewer schreiben und beger an mich gethon gehorsamlich vernommen, unsern HERRN gott bittendt, er wölle sein Gnad zu ewerem Christlichen fürnemen reichlich mitteylen, und ob woll mein gegenwürtigkeit von wegen meins geringen verstands zu solchem fürnemen wenig, Ja nichts erschisslich sein wurdt, yedoch will Ich mit gottes hilff meinem gnedigen fursten und herrn, auch euch zu underthenigem dienstlichem gefallen, nach dem mir auch meine günstige herrn zu hall erlaubnuss geben haben, auff den angesetzten tag gehorsamlich erscheinen und meinen müglichen fleiss neben andern in der vorhabenden sach fürwenden. Das wollt Ich euch dienstlicher meinung nit verhallten. Hiemit Gott bevolhen. Datum zu schwebischem hall montags nach katharinae Anno XXXI.

Ewer Strenge, hochachtbarkeit und würde williger und gehorsamer Johan brentz, ecclesiastes zu hall.

Brenz, Johannes – An Markgraf Georg zu Brandenburg (30 Aug. 1531).

Durchleuchtiger hochgeborner fürst . Die gnad Gottes durch unsern HERRN Jesum Christum sampt meinem schuldigen gehorsamen dienst sey E. F. G. zuvor. Gnediger Herr. Ich hab E. F. G. schlifft, die frag, Ob E. F. G. mit gott und gutem gwissen die teeglichen Messen on Communicanten in Iren gnaden fürstenthumben wider auffrichten und hallten lassen mag oder nit, damit das Volck nit gantz roch und loss, Sonder zur gotsforcht gezogen wurdt etc., betreffendt, gantz undertheniglich entpfangen. Und ob woll mir mein geringer verstandt woll bewusst, yedoch will Ich durch gottes hilff E. F. G. zu underthenigen gefallen mein gutbeduncken hierin gantz gehorsamlich anzeigen und dise sach mit beweerung der heiligen gschrifft handeln. Anfenglich, So ist E. F. G. Christlich gmüet und wolmeinung (unser HERR gott wolle es für und für gnediglich erhallten) gantz fürtreffenlich hierauss zuspüren, das E. F. G. das heil und seligkeit Irer underthonen am allerhöchsten angelegen, und dasselb zu fürdern in allwegen gnediglich gesinnet ist . Es wurdt on zweiffell unser Herrgott sollich fürstlich und Christlich gemüet E. F. G. unvergolten nit lassen. Aber ye mehr E. F. G. Irer underthon selickeit zu fürdern begert, ye höher und grösser fleiss zu haben ist, damit sollich fürderung durch rechtmessig, ordenlich und göttlich mittell geschehe. Nun finde Ich auss Anweisung der heiligen schlifft, das die auffrichtung oder halltung der tseglichen Mess on Communicanten der meinung gethon, das das volck dardurch gotsförchtig werde und durch das selb werck die gnad gottes zur frumkait erwerbe, nit allein unnutzlich und vergeblich, sonder auch unrecht, unchristlich, lesterlich und der seel heill vast hinderlich sey. Dann unser Herr Christus hatt das hochwirdig Sacrament des nachtmals auffgericht und eingesetzt, das es soll aussgeteillt, entpfangen und genossen werden. Er hatt ye das brott und den wein nit allein in die hand genommen und den andern ein spiegelfechten vor Iren augcn darinit gemacht, Sonder er hats aussgeteillt und gsagt: Nempt und Essent, Nempt und trinckt. Darbey hatt er bevolhen, sollichs zu thuh, nemlich aussteilen, darreichen, nemen, essen und trincken. Und dise einsatzung und auffrichtung Christi soll der grund und fels sein, daruff man in disem handell fusse und bestehe, nemlich das Christus, wie die drey Evangelisten und Paulus beschreiben, das Sacrament zu keinem spiegelfechten der augen, Sonder zur aussteilung und zur leiblichen entpfahung, die doch auch im glauben geistlich gescheen muss. Demnach So das hochwirdig Sacrament in den kyrchen vor den leuten nit zur aussteilung sonder allein zum sehen gehandellt wurdt, So ist es kein christlicher gotsdienst, sonder ein eige menschlich satzung. Es sagen aber beid, Esaias und Christus von demselben also: Sie dienen mir vergeblich, dweill sie leeren sollich leer, die nichts dann menschen gebott seyen.

Und were noch leidlich, wan das werck der teglichen Mess on Communicanten allein ein unnutzlicher gotsdienst were. Aber nach dem der zusatz diser meinung geschieht, das die leut dardurch von Rolosen leben gezogen, und die gnad gottes und die frumkeit dardurch erlangen sollen, So seyen sollich taeglich Mess nit allein annutzlich, sonder auch unserm HERRN Jesu Christo schmelich und lesterlich. Dann es bezeugt die gantz heilig gschrifft, und ist auch die haubtsach unsers heiligen Christlichen glaubens, das allein der glaub in Jesum Christum die leut von dem Rolosen leben abziehe, und das wir allein durch Jesum Christum (welcher uns von gott gmacht ist zur weissheit, zur gerechtigkeit und heiligung) vor Gott frum gerechnet und die gnad gottes erlangen. Nach dem man nun sollichs wollt dem werck der tseglichen Mess und dem tseglichen Mess sehen zulegen, Nemlich, das dardurch einer vom Rolosen leben abgezogen und frum, auch gotsfürchtig wurde: was were das anderst dann Jesum Christum auss der lucken stossen und das werck der tseglichen Mess darfür an das ort stellen? Füret doch das heilig Evangelion kein andern zanck wider die Judenschafft, wider das babstum und wider die Mahumetisch religion, dann das es leeret, wie die leut allein durch den glauben in Jesum Christum und nit durch den verdienst der werck oder sonderlich erwellt gotsdienst vor got frum und von dem bösen oder Rolosen leben abgezogen werden. So dann die taiglich Mess on Communicanten der meinung sollt gehallten werden, das die leut dardurch frum wurden und durch das werck die gerechtigkeit erlangten, was were es anderst dann ein newe Judenschafft, Babstum und Mahumetisch religion in der Christenheit auffrichten und einsetzen. Dweill dise erzeelte frembd religion alle durch verdienst der werck und sonderlich erwelt gotsdienst die frumkeit suchen. Und nach dem uns die heilig schrifft zum fiirbild fürgeschriben ist, So hatt sie zwar klserlich gnug an den güldinen kelbern Aherons und königs Jorobeam anzeigt, was die taeglich Mess on Communicanten zur erwerbung der frumkeit gehallten für ein gotsdienst sey, Dann, als Mose auff dem Berg Sinai war und wollt das gsatz von Gott holen, begegnet dem Aheron mit dem volck gerad ein gleicher handell, wie er sich yetz zutregt: das Volck ward im abwesen Mosi Roloss und lebt in allem mutwillen, das Aheron bsorgt, es wurde hindennach kein gotsforcht under Inen bleiben. Darumb rieht er ein güldin kalb zu und opffert das selb gott zu Eer und lob, das er mit demselben gotsdienst das Volck zur frumkeit hielte und gottis gnad erwürb. Nun war das gold ein gute Creatur gottes, so opffert man auch sonst unserm HERRN gott kälber, so war die meinung Aherons gut, dann er verhofft das volck mit disem gotsdienst bey einander zu behallten und sie vom Rolosen leben abzuziehen. Aber was sagt Gott darzu? er schreit es für ein grosse lesterliche Sünd auss und will darumb das gantz volck vertilgen. Also geriet Aherons meinung dahin, das er eben mit dem gotsdienst über das volck alles unglück zurichtet, darmit er Inen glück und heill schaffen wollt. Desgleichen findt sich an Jerobeam, welcher, nach dem er könig in Israel wurd, besorgt er, sein volck wurdt abtrünnig, wann es auff die fest gen Hierusalem gieng. Sollt es dann kein gotsdienst haben, so besorgt er, es wurd Rolossj darumb richtet er zwey güldine kselber zu und opffert dieselben gott zu lob und zu Eer, das die andern opfter darbey gescheen sollten. Dann niemandt soll Aheron und Jerobeam darfür achten, das sie die kselber für götter gehallten haben, Sonder allein rar gotsdienst (welche dann zu zeiten in der schrifft under dem namen götter verstanden werden), darmit das volck in der gotsforcht erhallten wurd. Wie giengs aber Jerobeam von seines gotsdienst wegen? Er und sein gantz gschlecht musten darumb vertilckt werden. Also hellt es sich auch yetz gerad mit der tauglichen Mess on Communicanten, Dann dieselb ist wider die einsatzung Christi, wie auch die kselber waren, und soll doch dahin gerichtet sein, das durch söllich werck und gotsdienst die leut frum und vom Rolosen leben abgezogen werden. Aber gleich wie der kselberisch gotsdienst das Judisch volck mehr verruchter vor gott dann frummer macht, also wurde auch die tseglich Mess on Communicanten gehallten, so sie wider auffgericht sollt werden, die leut woll ausswendig gleissnerisch, aber vor Gott glaubloser, Christloser und schmelicher machen, dann sie ye gwesen seyen.

Darumb durchleuchtiger hochgeborner fürst, Gnediger herr, kan Ich gentzlich nit erfinden, das E. F. G. mit gott und gutem gwissen die tseglich Mess on Communicanten der meinung wider auffrichten lassen mög, das die leut durch das selb werck dester frummer wurden, dweill söllich Mess wider die einsatzung Christi seyen und der vorerzeelte meinung nach gehallten unsern HERRN Jesuin Christum schmehen. Und bitt E. F. G. gantz undertheniglich, sie wölle söllich eingeben ausschlahen und darfür hallten, das der böes feind hiemit E. F. G. als ein fürtreffenlichen Christen hinderlistiglich mit einem guten schein zu verfüren und beids in Seel und leib schaden zu werffen begere. Dann on das sollich ßuffrichtung an jr selbs unrecht und Sünd ist, so wurde sich auch E. F. G. mit frembden Sünden beladen. . Dann so auss verordnung E. F. G. die pfarhern oder andere priester müsten tseglich Mess hallten und entpfiengen also das Sacrament Irer ungeschicklicheit halben, auch von wegen der zwangnuss unwirdiglich, wer solt anderst daran schuldig sein dann E. F. G.? Was aber für grosse Sünd sey, das Sacrament unwirdiglich entpfahen oder ein unwirdigen darzu müssigen, kan sich E. F. G. woll auss Sanct Paul nach Irem hohen fürstlichen und Christlichen verstandt erinnern. Zu dem das auch der Aberglaub des gmeinen volcks, der es auff die tseglich Mess haben wurde, so man dardurch frumkeit suchte, über E. F. G. haubt gedeyen und vor Gott zugerechnet wurt, wie dem könig Jerobeam mit seinem gotsdienst geschahe. Das wurde fürwar E. F. G. vor Gottes gericht zu tragen vill zu schwer sein. über das alles hatt sich E. F. G. mit andern Christlichen fürsten und Stenden zu Augspurg in der Confession underschriben, in welcher under andern stücken auch die privatae Missae, das ist die Mess on Communicanten verworffen worden. So dann E. F. G. yetz sollich Mess wider auffrichten lassen wollt, wurde es bey andern Christlichen Stenden gantz ergerlich sein. Dann es ist ye mit den gotsdiensten nit zu schimpffen. Gross Sünd seyen Stelen, Rauben, Morden, Eebrechen etc., Aber vill ein grösser Sünd ist es, ein gotsdienst wider die ordnung gottes zur erlangung der frumkeit, die allein durch Jesum Christum zu erhalten ist, auffrichten. Dann von solcher Sund wegen hatt unser HERR gott offt gantz königlich gschlecht, offt gantze königreich gentzlich zerstöret.

Yedoch auss was ursach das gmein pöbell so Rochloss wurdt, will Ich E. F. G. zum teill undertheniglich anzeigen. Es kompt meins thorichten erachtens daher: E. F. G. hatt in Iren Gnaden fürstenthumben gantz Christlich mandata aussgeen lassen von dem zutrincken, von gotslesterung und anderen offenlichen Sünden und lastern, und feelet gar nichts an E. F. G. mandata, ordnung und gebotten; Aber Ich hör die pfarher hin und her klagen, das die amptleut E. F. G. mandata zu vollstrecken seumig seyen und selbs offt in solchen Spital kranck ligen. So dan die pfarher auff E. F. G. mandata tringen, werden sie verhasst und darnach umb ander sach willen verklagt. Hiezwischen füret das pöbel ein wüst leben, fürwar on E. F. G. wissen, wollen oder schuld. Hierauff bedunckt mich der best weg sein, dem verruchten leben des pöbels zu weeren, nach dem das Evangelion in E. F. G. landen rein und getreulich gepredigt wurdt, das E. F. G. die amptleut darzu hallte, das sie mit ernst E. F. G. ordnung und mandaten in eusserlicher erbarkait volnstrecken und vorab an den feyertagen das unzeitig zechen under den predigen, auch tantzen und andere offentlich unzucht, fluchen und bübereyen abstellten. Das wurde freilich mehr zucht und erbarkeit erziehen, dann wan man alle tag tausent Mess on Communicanten hiellte. Hiemit sey E. F. G. unserm HERRN gott bevolhen, and Ich bitt E. F. G. gantz undertheniglich, sie-wolle mein ungeschickt schreiben gnediglich auffnemen. Darin E. F. G. gehorsamen und underthenigen dienst zuerzeigen will Ich allwegen ungesparts fleiss erfunden werden. Datum zu schwebischen hall mitwoch nach Decollacionis Joannis Anno XXXI.

E. F. G. undertheniger und gehorsamer

Johan brentz, prediger zu Hall.

Quelle:
Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.

Brenz, Johannes – Brief an Melanchthon, 8. Juli 1531

Dank und Frieden in Christo. Deine beiden Briefe, mein theurer Freund Philippus, deren einem der Zusatz Dr. Luthers beigefügt war, habe ich erhalten und kann dir nicht sagen, wie sehr mich Alles freute. Nimm daher meinen innigsten Dank, daß du, unserer alten Freundschaft eingedenk, den Freund, der dir so sehr zur Last fällt, nicht nur nicht verschmähst, sondern sogar durch so freundliche Aufmerksamkeit ehrst. Was ich neulich über die Rechtfertigung durch den Glauben plauderte, darfst du nicht so ansehen, als genügte mir das, was ich von der Wurzel des Glaubens sagte, oder als sei das meine Ansicht, sondern ich wollte dich veranlassen, dich genauer darüber auszusprechen, und von dir, als meinem Lehrer, lernen. So oft ich nämlich über die Rechtfertigung nachdachte, daß sie nämlich nicht aus den Werken folgt, fiel mir immer wieder das ein, ob denn nicht auch der Glaube selbst ein Werk sei? Nun spricht der Herr: das ist Gottes Werk, daß ihr glaubt. Folgt also die Rechtfertigung nicht aus den Werken, so kann sie auch nicht aus dem Glauben folgen. Während mich solche Gedanken beschäftigten, fühlte ich, daß die Rechtfertigung allein um Christi willen und nicht wegen des Verdienstes unserer Werke uns zu Theil werde. Nur vermochte ich das nicht deutlich auszudrücken, und erst durch deinen Brief, den Beisatz Luthers und die mit der Schrift vollkommen stimmende Apologie habe ich nun auch den ächten Ausdruck kennen gelernt. Ich denke mir: es gibt dreierlei Werke, das eine ist das genügeleistende oder verdienstliche erk, das andere das organische, aufnehmende, das dritte das beweisende, deklaratorische. Das erste ist Christi Leiden, das zweite der Glaube, das dritte die Früchte des Glaubens. Die Rechtfertigung oder Vergebung der Sünden wird uns nun zu Theil nicht wegen unsrer Liebe, wie du richtig bemerkst, auch nicht wegen unseres Glaubens, sondern einzig und allein um Christi willen; aber doch durch den Glauben; er nimmt die verheißene Gnade an. Etwas anders ist: die Rechtfertigung verdienen, oder ihrer theilhaftig werden. Verdienen kann sie der Glaube keineswegs, durch den Glauben aber, als das Organ, wird die Rechtfertigung dem Menschen zu Theil. Auch durch die Früchte des Glaubens oder der Liebe wird sie nicht zu Theil. Christus allein ist die Genugthuung und das Verdienst. Der Glaube allein ist das Werkzeug, durch das Christus aufgenommen wird. Die Werke aber, welche aus dem Glauben hervorkommen, sind weder eine Genugthuung noch ein Verdienst, noch ein Werkzeug der Rechtfertigung, sondern sie bezeugen nur, daß diese durch den Glauben aufgenommen wurde.

Da ich eben den Brief schließen will, fällt mir ein, daß du über die Werke so urtheilst: Käme unsere Rechtfertigung aus der Liebe, so hätten wir eine innere feste Ueberzeugung davon, weil unsere Liebe nie so groß ist, als sie sein sollte. Demgemäß urtheile ich auf ähnliche Weise vom Werk des Glaubens. Würde die Rechtfertigung uns zu Theil durch das Verdienst des Glaubens, so wären wir nie genugsam davon versichert, denn wir haben stets zu beten: hilf unserem Unglauben und verbinde in uns mit den Werken des Glaubens. Sieh zu, ob ich darin die rechte Ansicht habe. Lebe wohl.

Quelle:
Evangelische Volksbibliothek Herausgegeben von Dr. Klaiber, Garnisonsprediger in Ludwigsburg Zweiter Band. Stuttgart Adolph Bechers Verlag (Gustav Hoffmann). 1863

Brenz, Johannes – Brief an Luther, 5. Juli 1531

Heil in Christo! Ich weiß, daß du, hochzuverehrender Lehrer in Christo, von heiligen Geschäften, mit welchen du die Kirche erbaust, so in Anspruch genommen bist, daß du entfernt keine Zeit hast, mit meinem unbedeutenden Gerede dich abzugeben. Darum will ich in aller Kürze dich zuerst in Jesu Christo, der unsere Erlösung ist, begrüßen, sodann dir anzeigen, daß mir dein neulicher Beisatz am Schluß des Briefs unseres Dr. Philippus höchst erfreulich war. Ich sehe nun, so viel ich vermuthe, ganz richtig ein, daß auf ähnliche Weise, wie unsere Gegner aus ihren Werken Götzen machen, indem sie dieselben statt Christi anbeten, so gar leicht aus dem Werk des Glaubens ein Götze aufgerichtet und der Glaube an Christi Statt, den wir im Glauben zu ergreifen haben, angebetet wird. Damit ich also nicht, während ich die Charybdis vermeiden will, in die Scylla gerathe, stelle ich mir’s so vor: der Glaube nur die Rechtfertigung, nämlich Christum, annimmt, nicht aber durch das Verdienst seines Werkes die Rechtfertigung bewirkt. Und wenn es heißt, der Glaube reinige die Herzen, so erkenne ich es nicht als ein Werk oder Verdienst des Glaubens, daß Christus im Glauben ergriffen ward. Doch hierüber schrieb ich Mehreres an Philißßus… Der Herr erhalte dich so lang als möglich wie am Geiste stark, so gesund an Leib. Bete für mich! Leb wohl.

Dein Brenz.

Quelle:
Evangelische Volksbibliothek Herausgegeben von Dr. Klaiber, Garnisonsprediger in Ludwigsburg Zweiter Band. Stuttgart Adolph Bechers Verlag (Gustav Hoffmann). 1863

Brenz, Johannes – An Kanzler Vogler (1531).

29 Mairz 1531.

Dem Erbarn und hochachtbarn Herrn Georgen Vogler, Cantzler, meinem günstigen lieben herren. Gnad und frid von unserm HERRN Jesu Christo sampt meinem alzeit willigen bereiten dienst zuvor. Gunstiger lieber herr Cantzler, nach dem Ich zum nechsten von Onoltzbach anheimisch kommen, hab Ich meinen herrn alhie zu hall ein wenig von der kyrchenordnung, so mein gnediger herr und die von Nürnberg sambtlich begriffen und von den versamleten zu Onoltzbach zum nechsten wieder übersehen Ist worden, gesagt und Inen ein solchs verlangen damit eingeworffen, das sie selben ordnung von hertzen gern sehen und lesen wollten. haben mir darauff bevolhen, euch meinem Insonders günstigen herrn dienstlichs fleyss anzusuchen, ob Ich der selben ordnung abschrifft erlangen möcht. Wiewoll Ich nun ein bedaurens hab, euch in so vill nättigen geschefften, damit Ir sonst täglich beladen seyen, anzulauffen und etwas unruw zuzumuten, yedoch vertrost Ich mich ewer güte und bitt euch gantz fleissig, Ir wellendt die vill genant ordnung In ewer Cantzley oder sonst lassen abschreiben und mir die selb bey eigner bottschafft, nach dem sie abgeschriben, zuschicken, auch darbey das schreiben verzeichnen. So soll es dem botten sampt dem bottenlon gwisslich und eigentlich aussgericht und bezalet werden. Und so es fuglich und euch unbeachwerlich Ist, will Ich, so vill bittlich, euch In sonderheit gebetten haben, wollendt auch sampt der ordnung lassen abschreiben die Acta und handlung auff dem yetzigen tag zu Nurnberg gehallten aussgericht, wie Ich woll gedenck, das Irs alles fleissig habt auffzeichnen lassen und dasselb also abgeschriben mir bey obgenanter eigner bottschafft zuschicken. Das schreiberlon soll auch darumb gwiss sein. Das will Ich alzeit umb euch gantz dienstlichs fleiss zuverdienen schuldig sein, mich in Ewer gunst hiemitbevelhendt. Ich schreib ytz teeglich Homilias latinas In die bucher der konig, wann mir gott gnad geb dieselben zu volfüren, so wurds ein gross Opus und bin gantz willens, den Lucam darnach mit der hilff gottes zu fertigen. Hiemit unserm HERRN gott bevolhen, gegen welchem, bitt Ich, wollendt mein in ewerem gebett Ingedenck sein. Datum zu hall mitwoch nach Judica Anno XXXI. Ewer gantz williger und gehorsamer Johan brentz. Günstiger lieber herr Cantzler, was mir für abschrifft von euch zugeschickt wurdt, das soll on zweiffell vertrauter weiss der massen in geheim bey meinen heim bleiben, das es nyrgends offentlich ausskomme.

Quelle:
Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.

Brenz, Johannes – An Markgraf Georg den Frommen (Jan. 1531).

18 Januar 1531.

Darchleuchtiger Hochgebomer furst, Unsers HERRN gottes gnad sampt meinem underthenigen alzeit bereiten schuldigen dienst zuvor. Gnediger Herr. Ich hab E. F. G. schrifftlich beger sampt den beygelegten verzeichnussen undertheniglich vernummen. Und nach dem meine herrn ein Erbar Radt zu hall mir günstiglich erlaubt haben, so will Ich mit der hilff gottes auf den ernanten tag bey andere E. F. G. theologen zu Onoltzbach undertheniglich erscheinen, und mich hiezwischen in den verzeichnussen meins müglichsten fleis ersehen, auch darauff meins geringen verstands gutbeduncken nach E. F. G. beger verfassen. Dann E. F. G. gehorsame underthenigkeit zuerzeigen erkenne Ich mich alweg schuldig zu sein. Hiemit sey E. F. G. unserm HERRN gott bevolhen. Datum zu Hall. 18 die Januarii Anno XXXI.

E. F. G. undertheniger und gehorsamer

Johan brentz, prediger zu hall.

Quelle:
Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.

Brenz, Johannes – An den Rath zu Hall (Anfang Octobers 1530.)

Vest Erbar weys und fursichtig Hern. Ich hab die nottel des tagen Augspurgischen Abschieds widerumb ubersehen, und nachdem E. W. zuwussen begert, warin und in welchen stucken derselb abschied antzunemen beswerlich, Auch was daruff vor kay. M. raglicher weys zu handeln sey: So gib Ich e. w. hiruff undertheniglich zuversten, das gleich wie under einem hauffen erbarer biderlewt zweyerlai parthey in des glaubens sachen erfunden, Also mag auch die beswerd des abschieds zweyerlai weys angelogen werden.

Etlich seyen in des glaubens sacheu verstendig und entpfinden in jrm gewussen auss dem gotlichen wort, das die itzig predig des Evangeliums recht und warhaftig ist, und disse mogen die beswerd des Abschieds auf gotlich weys von artickel zu artickel, wie es auffs kortzist hernach folgt, anziehen.

Ich wil ytz geschweygen der vorred und Narration kay. M. darb sein M. erzelt, das die bekantnus des glaubens den protestirenden Stenden durch die heiligen Evangelia und schriften widerlegt nd abgeleint sei worden, welohs einem verstendigen Cristen zubewilligen oder helffen zuversigeln und bestetigen gantz beswerlich wt . N mlich so kay. M. die gegenantwort der protestirenden Stend, so in hailiger gotlicher geschrift wol gegrundt ist, gantz aussgeslagen und keins wegs hat annemen wollen. Das dan nichts anderst ist, dan on ordenlich gericht und verhor verdamen. Aber die artickel wil Ich fur die hand nemen und auffs kurtzist die beswerd darin antzaigen.

Zum ersten wurdt gesagt, das die Cristenlich kirch auss einsprechung des hailigen gaists und guten ursachen heilsamlich geordnet hab, das einem Jden Cristen lichen menschen das hochwirdig Sacrament allein under der gestalt des brots gereicht werden sol etc. Das ist so beswerlich antzunemen, zu bewilligen und helffen handtzuhaben, das darmit der hailig gaist geschmecht und gelestert wurt. Es hat ye Crittus unser her das Sacrament in baiderlai gestalt auss dem hailigen gaist eingesetzt. So ist die schrift, die da sagt: Trinckent all daruss, auss angeben des hailigen gaists geschriben. Darumb welcher die verendrung diser einsatzung on ausstrucklich gotlich wort dem hailigen gaist zuschreybt, der lestert den hailigen gaist und ruft jn fur ein lugner auss, als der da in seinen worten unbestendig sey und heut weys, morgen schwartz rede. Wan man nu disses wolt nach der leng auflmutzen, wie es mit der warhait geschehen mocht, so wurd man darhinder so vil beschwerd finden, das sich ein Cristenlich hertz darvor entsetzen wurd und freylich ehe den todt leiden, dan darin bewilligen und bekennen.

Zum andern die gemein und sondere messen betreffend: wiewol die Layen kein mess halten, so ist doch das einem Cristenlichenlayen gantz beswerlich, das Er sol verwilligen und helffen zwingen die mess zuhalten, die gewisslich seyen ein lesterung des leidens unsers hern Jesu Cristi. Dan das einig opfer unsers Hern Cristi, so einmal am Creutz geschehen, ist ein gnugthonung fur unser sund. So stets aber in den beyden Canon der Mess, das der Mess opfer der lebendigen und todten sund hinweg nem: was ist das anderst dan Cristum verstossen und das werck der mess an sein etat setzen? Es ginge wol hin und wer leidenlich, das man das messgewandt anthet und etlich ander Ceremonien, auch gesang und gebet in der Mess hielte; Aber zubewilligen, dass die mess allermassen ja wie bissher under dem Bapstum geschehen gehalten werd, das hiess Cristum verleugnen und die Mess fur Cristum erkennen.

Zum dritten mocht der kinder firmung an jm selbs wol gedult werden. So ligt auch nit vil an der Olung, so man sie an jr selbs bedenkt. Aber da ligt die beswerd: die Olung ist gebraucht worden fur verzeihung und ableinung der Sund, und wurt ytz gebotten allermass wie bissher zuhalten. So man nu darin bewilligt, wurd man abermal in ein lesterung des leidens Jesu Cristi, das allein die sund abnimpt, verwilligen.

Zum vierdten des freyen willens und des blossen glaubens halb wer wol ein mitel zutreffen; Aber wie es die Schuller geschriben und der artickel des abschieds gemeint, so wurdt darmit der gnad Gottes jr ere und dem glauben sein gerechtikait enzogen. Dan sovil man dem freyen willen zulegt, sovil benimpt man der gnad Gottes, und sovil man gerechtikait den wercken zugibt, sovil nimpt man sie dem glauben, So doch geschrib stet: der mensch wurt gerecht auss dem glauben on die werck des gesatz lauter vergebens. Darumb in disse artickel zubewilligen, wan mans recht wil aussrechen, so ist nichts dan die gnad Gottes und den glauben verleugnen. Zum funfften, Was fur beschwerd eins Cristen gewussens daruff sthee, wan er zwingen sol, all alte Ceremonien wider auffzurichten und die verdichte prister, als hetten sie wider Got gehandelt, des lands vertreiben etc., Bedarff nit vil wort. Ein igklicher verstendiger kan es selbs wol bedencken.

Und in Summa: Ein Gotsforchtiger Crist, der seines glaubens gewissen grund und verstand hat, mag wol leiden on seins gewussens nachtail, das kay. M. auch andere Curfursten und fursten den alten glauben, wie sie jn nennen, halte. Es mag doch ein Crist wol leiden, das ein ander ein Jud oder Turck sey, das bringt -einem gewussen kein nachtail. Aber sich in den Ob erzelten stucken mit kay. M. Curf. und fursten (wie die wort des abschieds lauten) vereinigen und vergleichen, auch dasselb mit eignem Insigel bestetigen, Das kan und mag mit gutem gewussen vor Got on Nachtail der sel selikait nicht geschehen. Unnd das ist dieGotlich weys, darmit sich ein verstendiger Crist des Abschieds billich beschwern muss.

Dargegen sein etlich frum erber Biderlewt vor der welt und sein doch einfeltig und ungelert layen, Sehen wol die sach gern gut, versten sich aber nit vil weder in dem alten noch in dem newen glauben. Wiewol nu diss.e die vorgend gotlich weys der beswerd weder glauben noch versten, Jdoch wil jnen als vernufftig Biderlewten auch nit geburn, in dissen beswerlichen abschied zuTerwilligen und mogen die beswerd weltlicher weys bedenken and anziehen, also:

Zum ersten. Der handel des glaubens, so itz im zwispalt, ist hoch wichtig und treffenlich, und furnemlich ubertritt er gar nahe in den aller hochsten artickeln den geringen verstand eines ungelerten einfeltigen Laven. Man disputirt von dem Canon in der mess, so weys laider der einfeltig lay nicht, was Canon heisst . Man disputirt von der gerechtikait des glaubens, Ob die frumckait allein dem glauben oder auch den wercken zuzeschreyben sey. Disse disputation gibt auch den hocherleuchten Cristen zuschaffen, wil geschweygen dem einfeltigen layen. Man handelt vom freyen willen. Es ist aber kaum muglich, das ein einfeltiger disen handel wie man in der schul by den gelerten darvon redt, versten moge. Man handelt von Sacramenten: es solten aber die einfeltigen layen wol nit wussen, was doch das Sacrament zu deutsch hiess. Und derglychen artickel sein vil, darob sich der zwispalt des glaubens erhept hat .

Solt nu ein Erbarer frumer biderman bewilligen, verjehen und bekennen, das Er in warhait selbs nit verstet, und solt dartzu helffen die andern zwingen, demselben von jm selbs unverstandenen glauben anzuhangen, oder wo es sie nit thon wolten, sie helffen verfolgen, vertreiben, verjagen, erwurgen und erslagen: wie kont es doch ein Redlicher man, ob er schon sunst an got nit glaupt, uber sein hertz bringen?

Zum andern, so hat kay. M. ein ableinung der protestirenden Stend bekantnus gethon und sagt frey, Es sey mit dem hauigen Evangelion und der schrift abgelaint, haben doch die selbe ablainung wenig person gehort . Wie wolt es sich dan einem vernufftigen weysen man gezimen, das Er ein solichs verwilligt und mit Beinern aigen Insigel bestetigt, das Er nit gehort noch gewusst, und ob ers schon gehort, nit verstunde. Man sagt wol, das man kay. M. hirin vertrawen sol, Jr M. werd niemants verfurn. Das mag man wol gut lassen sein, wan kay. M. in jrm weltlichen ampt bleipt und darin handelt . Aber wan sich sein M. des glaubens sachen annimpt, so stet geschriben: Man sol auch keinem Engel vom himel herab trawen, Er sag dan das recht Evangelion. Und wil die sach des glaubens und der seeln auff kein menschen sondern allein uff Gottes wort vertrawt sein.

Zum dritten die zwispalt des glaubens gehoren ordeulich zu eins Concilii entschiedung. So beruffen sich auch die protestirende Stend auff ein Concilium. Solt nu ein Biderman in den itzigen Abschied verwilligen: was thet Er anders, dan das er unordenlich hilff beschliessen, das ordenlich zum beschluss eines Concilii gehort, und das were nichts anderst, dan on ordenlich urtail and Recht verdamen. Und das seyen einem vernufftigen man grosse beswerd, das er ein unverstandenen handel unverhort sol helffen verdamen und die leut, wo es datzu kem, erslagea.

Dieweyl nu, Gunstig lieben Hern, kay. M. der protestirenden Stend verantwurtung nit hat wollen annemen, Sonder gesagt, man sey nit hie von Disputirens wegen, so kan Ich wol erachten, wan schon E. W. die beswerd, so oben gotlicher weys erzelet seyen, vor kay. M. furwendet, sie wurden ein gering ansehens haben.

Dartzu so ist die versamlung Ewer erbaren weysshait ungleich. Ich bit aber E. W. wolle mir disses gunstlich verzeyhen. Dan sol Ich mein gutbeduncken sagen, so muss Ichs on ansehen der person thun, Und hat dise meynung. Ich gedenck, es seyen wol etlich ander e. w. versamlung, die in des glaubens sachen verstendig und in jrm gewissen entpfinden, das die itzig predig des Evangeliums recht und wahrhaftig sey, und so disse allein erfordert wurden, so geburt es jnen nach gotlicher weys die beswerd des abschieds zubekennen. Ich gedenk auch, das etlich darunder seyen, so die ßach ernstlich gut meinen, seyen dartzu redlich und erbar, vernufftig biderleut, Jdoch haben sie kein grundtlichen verstand, bericht und wussenhait diser hochwichtigen sach. Darumb so ye kay. M. wussen wolt, warin doch e. w. diser abschied beswerlich anzunemen sey, bedunckt mich, es wer ytzemal gnug gethon, das E. W. die weltlichen beswerd furwendt und kay. M. anzaigte, das e. w. bisshieher in den kirchen Ceremonien fur sich selbs nichts verendert oder abgethon, Sonder den gantzen handel als einfeltig ungeiert leyen nie underfangen wusten oder kondten sich auch noch nit all erinnern, welch parthey recht hat: Und ob sie wol mancherlai horten von diser oder jhenner parthey, nach dem ein igklicher sein meynung auff das best furbrecht, So kundten sie doch alle darin nach jrm einfeltigen verstand nichtz beschlusslichs urtailn. Dieweyl dan der abschied auff die ander parthey entlich besleusst, und sie der sach gantz unverstendig, So sey jnen beswerlich, vor ordenlichem entschied eins Conciliums darein zuwilligen und ein unverstanden handel helffen znvolstrecken. Aber seiner M. gebot dise handlung des glaubens betreffendt kondte e. w. und ob sie es schon kont, wolte sie doch als gehorsam underthon nit mit einkherlai gewalt verhindern, Sonder on jr zuthon, hilff oder verwilligung in jrm gebiet fur sich selbs on gewaltig Intrag fort gen lassen. Erbar, weys and gunstig hern. Das ist kurtzlich in diser handlung mein meynung, guter zuversicht, So e. w. dises oder dergleichen billich mitel mit anruffung gotlicher gnad und hilff, orx welche aller menschen Ratsleg und klughait vergebens ist, fur die hand neme, der Her unser Got werde uns wol durch wunderbarlich weys on versehens auss disser anfechtung und versuchung erredten.

E. W. undertheniger und gehorsamer

Johan prentz, Prediger.

Quelle:
Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.

Brenz, Johannes – An den Rath zu Hall (g. Ende Sept. 1530.).

Vest Erbar weys und fursichtig Hern. Ich hab die Notel des itzigen Augsburgischen Abschieds auss e. w. bevelh muglichs fleys uberlessen und vernomen. Gib hiruff e. w. mein meynung underthenigklich zuerkennen. Nachdem der mertail desselbigen abschieds die prediger betrifft und den selben der ler und Ceremonien halben vil beswerlich und ungotlich stuck darin gebotten wurt: So kan und wil Ich als ein torrichter prediger dem selben abschied in den ungotlichen stucken keinswegs volgen oder gehorsam sein, sonder mich unserm Herngot, dem Ich mer dan einem menschen gehorsam zu laisten schuldig bin, bevelhen.

Dieweyl dan auch im egemelten abschied einer Cristenlichen Oberkait eben als beswerlich stuck gebotten werden als den predigen), wie das nach der leng mocht erzelt werden, Und vor e. w. als den verstendigen zuerzeln on not ist: So kan Ich auch e. w. nit radten, das sie diesen Abschied annem oder darin verwillige. Und so ditz e. w. meynung were, den abschied nicht antzunemen, sehe mich fur gut an, das e. w. jrn gesandten zu Augspurg bevelh theten, sich zuerkundigen, was die protestirenden stend hieruff handeln wolten. Dan sie on zweyfel den abschied, so jnen vorhin furgehalten, nit annemen werden, wie sie jn auch zuvor nit angenomen haben. So dan disse stend auff das Concilium appellirten, mochten e. w. gesandten derglychen appellation auch thon.

Wo sich aber die sach also zutrug, das kay. M. den protestirenden Stenden ein sondern und miltern abschied gebe, der jnen anzunemen leidlich were, und sein M. wolt by den andern Stenden den itzigen abschied gehalten haben, Oder das kay. M. der appellation kein stat noch raum wolt geben, So ist mein gutbeduncken, das e. w. durch ein Supplication kay. M. jr wesen hie zu Hall in des glaubens sachen zuversten geb und darbey antzaig, das e. w. bissher dem abschied zu Speyer gemess gelept und kein newerung turgenummen, heten auch by diser lere biss hieher friden und sinigkait erhalten und kondten nit anderst befinden, dan das dise lere zur selikait furderlich sey, und begern derhalben des entschieds im Concilii, daruff die handlung des glaubens durch gelert lewt insjfandig gemacht wurde. Wolt aber sein M. ye haben, das hieivuschen Concilio all alte ler und Ceremonien wider uffgericht by jnen werden solt; so konten sie als arm underthon dem selben gebot nit wern. Aber dieweyl sie nit anderst bericht seyen, dan das diise lere dem hailigen Evangelio gemess sey, konten sie darin nit bewilligen etc. Wie solicbs alles mit glimpfigern worten, so e. w. farnemen were, geschehen mocht. Dan frum Cristen, so auch der künftigen selikait begern , konen wol unrecht leiden, aber nit in daß unrecht bewilligen und helffen bestetigen. Das demnach auch von keinem frumen cristen disem abschid in allen artikeln gemess gelept werden mag.

Quelle:
Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.

Brenz, Johannes – An Antonius Hofmeister (ungef. 21 Sept. 1530.)

In der Sach das Evangelium betreffend zaig Ich e. w. mein bedacht diser meynung an. So hierin von weltlichen Sachen oder gemeinem weltlichem nutz zuratten were , wolt Ich wol meins verstands nit allein fur mein person, sondern auch fur ein gemeine Stat und mein nachpawern, sovil got gnad verlihe, zuraten geneigt und willig sein. Aber dieweyl dise sach eins igklichen glauben insonderhait und den himelischen gotlichen und ewigen nutz, den man nit durch fremden sonder durch den eigen glauben erholet, belangt, Und Ich fur keinen andern glauben kan, bin auch eins andern glauben nit vergewisst: So wil mir nicht geburn, fur ein andern vileicht noch unwussenden, der sach unverstendigen oder auch unglaubigen zuraten. Darumb sovil mein person betrifft, bekenne Ich die warhait des Evangelions, so biss anher ein zeitlang clar und lauter gepredigt ist, unsern Herr Gott bittende, er wolle die selben in mir zu dem ewigen leben thetig und fruchtbar machen. So nu der abschied des itzigen Reichstags die selb warhait verbieten und die Romisch unwarhait gepotten wurde, kan Ich mit gutem gewissen vor Got und mit mundtlicher bekantnus vor der Welt, wo solichs von mir erfordert wurt, keins wegs darein bewilligen, Sonder hab mich billich aller gotlichen mittel von den baiden Rechten gaistlich und weltlich vergondt und zugelassen, als da seyen beschwern, protestiren etc., dargegen zu gebrauchen. Wil dan kay. M. mich daruber vergeweltigen, das muss Ich, so ich rittlich handeln wil, leiden und nicht mit gewalt widerstreben. Es ist mir dannecht liber, Ich leide unrecht, dan solt Ich durch verwilligung des abschieds dahin getrungen werden, das Ich must den Cristenlichen Stenden auss kay. M. bevelh, wie es vermutlich ergen mag, alles laids und ubels durch krieg zufugen und also unrecht thon etc.

Quelle:
Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.

Brenz, Johannes – An Antonius Hofmeister (2 Sept. 1530.)

Gnad und frid unsers Herrn Jesu Cristi zuvor. Gunstiger liber Her Stetmaister. Ich schick Euch hiemit etlich abschrift der briff, so Luther an den Curfursten von Sachsen und seinen Cantzler geschriben hat. Mogt dieselben lesen und verwart behalten, das sie nit ausskomen. Die red sein hie verwirt. So ist der Handel noch verwirter. Der ausschus des gegentails hat den unsern auss befelh der andern Stend antzaigt, Wo wir uns mit kay. M. nit verglychen wollen, so werd sein M. all ceremonien wider uffzurichten biss uff ein Concilium gebieten. So halten die Fursten des gegenteils den merern tail heimlich Raet on erfordert der unsern. So hat Erasmus Roterodamus newlich hergeschrieben demPhilippo, Wie die von Basel jrn Canonicis gebotten haben in acht tagen sampt jrer hab und gut sich auss der Stat zuthon. So kan man auss andern anzaigungen keins guten fridlichen abschieds verhoffen. Welchs alles des zukunfftigen krigs und verderbung des teutschen lande vorfechten sein. Darumb mocht Ir euch wol hieher gen Augspurg widerumb nit anderst abfertigen lassen, dan als were es gewiss, das ein widerwertiger abschied gefiel. Wurt es besser, so ist es gewin. Got wolle doch der seinen verschonen, das sie nur an der sel mit der welt nit verderben. Hiemit unserm Hern Got bevolhen Amen. Datum zu Augspurg Sambstag nach Egidii Anno XXX.

Nach dem Ich die briff beslossen, hat mir ein guter frund gesagt, der Curfurst von Sachssen wolle in die kunfftig wochen gewigslich binwegk ziehen. Wo dem also, wurt man freylich der Reichstag bald ein end nemen. Auch hat kay. M. heut ein botten zum landtgrave von Hessen abgefertigt und jm by der acht gebotten, das Schloss Cronberg seiner M. zuzestellen, das Cronberg wol von kay. M. zulehen gen. Was aber das fur ein gedancken dem landtgraven bringen werd, ist leichtlich zuerachten. Wan man den hundt slahen wil, findt man bald ein stecken datzu etc.

Quelle:
Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.