Heil in Christo! Ich weiß, daß du, hochzuverehrender Lehrer in Christo, von heiligen Geschäften, mit welchen du die Kirche erbaust, so in Anspruch genommen bist, daß du entfernt keine Zeit hast, mit meinem unbedeutenden Gerede dich abzugeben. Darum will ich in aller Kürze dich zuerst in Jesu Christo, der unsere Erlösung ist, begrüßen, sodann dir anzeigen, daß mir dein neulicher Beisatz am Schluß des Briefs unseres Dr. Philippus höchst erfreulich war. Ich sehe nun, so viel ich vermuthe, ganz richtig ein, daß auf ähnliche Weise, wie unsere Gegner aus ihren Werken Götzen machen, indem sie dieselben statt Christi anbeten, so gar leicht aus dem Werk des Glaubens ein Götze aufgerichtet und der Glaube an Christi Statt, den wir im Glauben zu ergreifen haben, angebetet wird. Damit ich also nicht, während ich die Charybdis vermeiden will, in die Scylla gerathe, stelle ich mir’s so vor: der Glaube nur die Rechtfertigung, nämlich Christum, annimmt, nicht aber durch das Verdienst seines Werkes die Rechtfertigung bewirkt. Und wenn es heißt, der Glaube reinige die Herzen, so erkenne ich es nicht als ein Werk oder Verdienst des Glaubens, daß Christus im Glauben ergriffen ward. Doch hierüber schrieb ich Mehreres an Philißßus… Der Herr erhalte dich so lang als möglich wie am Geiste stark, so gesund an Leib. Bete für mich! Leb wohl.
Dein Brenz.
Quelle:
Evangelische Volksbibliothek Herausgegeben von Dr. Klaiber, Garnisonsprediger in Ludwigsburg Zweiter Band. Stuttgart Adolph Bechers Verlag (Gustav Hoffmann). 1863