Calvin, Jean – An Viret in Lausanne (385).

Ein Strom englischer Refugianten ergoss sich seit der Thronbesteigung der katholischen Maria auf den Kontinent. Farel und Viret waren auf die Anklage gegen Farel hin nach Genf gekommen; doch wurde Farel am 13. November glänzend freigesprochen. In der Frage des Exkommunikationsrechts dagegen sprachen sich kleiner und großer Rat gegen das Konsistorium aus.

Empfehlung englischer Refugianten.

Diese Engländer wollen nach Lausanne reisen und baten mich um eine Empfehlung, damit sie durch deine Vermittlung passendes Quartier fänden. Sie möchten zwar am liebsten bei dir oder Herrn Beza wohnen; da ich ihnen aber sagte, das werde sich kaum machen lassen, dringen sie nicht weiter drauf. Tue ihnen nur den Gefallen, dass ein rechtschaffener, freundlicher Mann sie aufnimmt. Denn ich höre, es seine fromme, anständige Leute, und habe das Vertrauen zu ihnen, sie seien leicht zu haben. Der Ältere ist der Vater des Jüngeren, ein Edelmann und reich in seinem Vaterland. Umso mehr Lob für seine Frömmigkeit und heiligen Eifer verdient der Sohn, der, als er sah, wie zur Zeit König Eduards die Kirche Mangel an Pfarrern litt, dieses Amt freiwillig auf sich nahm. Dazu kommt, dass sie, als ihre Verhältnisse noch wohl standen, unsere französischen Brüder, die um des Evangeliums willen nach England gewandert waren, gütig und freundlich aufgenommen haben. Jetzt, da sie selbst Flüchtlinge sind, darf man ihnen wenigstens Höflichkeit nicht verweigern.

Auch unsern Beza bitte ich auf die Ankunft eines Freundes aufmerksam zu machen, der morgen oder übermorgen, hoffe ich, nach Lausanne kommen wird. Es ist der Bruder des de Lusarques, den er einst bei sich im Hause hatte, sein älterer Bruder, aber nicht der Erstgeborne.

Unsere leidenschaftlichen Herren haben seit Eurer Abreise mehrmals miteinander bankettiert; ein Beispiel der Stärke, deren sie sich rühmten, habe ich aber bis jetzt noch nicht gesehen. Lebwohl, bester Bruder; grüße Herrn Beza und die andern Brüder, zu Haus auch deine Frau und deine Töchterlein. Der Herr leite und behüte Euch alle.

Genf, 20. November 1553.
Dein
Johannes Calvin.

Calvin, Jean – An Viret und seine Kollegen in Lausanne (377).

Mitten in der Aufregung des Servetprozesses versuchten Calvins Gegner einen Hauptschlag gegen ihn. Den vom Konsistorium exkommunizierten Philibert Berthelier (vgl. 350), der auch Servet verteidigte, sprach der Rat unter Perrins Einfluss vom Banne frei. Am 3. September ging Berthelier zwar nicht zum Abendmahl, aber Calvin sagte in der Predigt, dass er ihn trotz des Ratsbeschlusses nicht zugelassen hätte; in der Nachmittagspredigt nahm er Abschied von seiner Gemeinde, da er glaubte, wie 1538 verbrannt zu werden.

Der Konflikt wegen des gebannten Berthelier.

Über unsere Verhältnisse wollte ich Euch gegenüber Schweigen bewahren, um nicht umsonst Eure Traurigkeit zu mehren. Aber da ich fürchte, allerlei Gerüchte könnten Euch noch schmerzlicher berühren, scheint es mir schließlich doch besser, Euch von der Hauptsache selbst zu berichten. Schon vor anderthalb Jahren wurde Berthelier die Teilnahme am Abendmahl untersagt; er beklagte sich damals darüber beim Rat, und wir wurden diesem Burschen zu lieb aufs Rathaus entboten. Nach Anhörung unserer Gründe erklärte der Rat, Berthelier sei zu Recht exkommuniziert. Nun hielt er von da an Ruhe, bis jetzt, sei es, weil er keine Hoffnung mehr hatte, sei es aus Verachtung. Jetzt aber, um das Syndikatsjahr Perrins nicht unbenützt verfließen zu lassen, wollte er, der Rat solle ihn unter Umgehung des Konsistoriums wieder in seine Ehren einsetzen. Ich wurde wieder vorgeladen und legte in langer Rede dar, das dürfe nach Gesetz und Ordnung nicht geschehen, ja sie hätten gar kein Recht, die Kirchenzucht so ins Wanken zu bringen. In meiner Abwesenheit aber und ohne Anhörung des Konsistoriums wurde Berthelier die Genehmigung erteilt, das Abendmahl zu nehmen. Sobald ich es erfuhr, setzte ich alles daran, dass die Syndics den Rat einberiefen. Ich warf mich so eifrig auf die Sache, dass ich glaube, nichts unterlassen zu haben, um sie umzustimmen; bald leidenschaftlich, bald ruhig suchte ich sie wieder zu Verstande zu bringen. Ich schwor sogar, ich sei fest entschlossen, lieber den Tod zu erleiden, als das heilige Mahl des Herrn so schändlich zu entweihen. Denn nichts Unwürdigeres gäbe es, als dass dieser Mensch in seinem Trotz die Kirche Gottes verspotte und höhne und damit auch die schlechtesten Menschen und seinesgleichen gleichsam mit fliegenden Fahnen zur selben Frechheit anführe. Ich erhielt die Antwort, der Rat werde an seinem vorigen Beschluss nichts ändern. Daraus seht Ihr, dass mir mein Amt nur gelassen wird, wenn ich die Rechte des Konsistoriums mit Füßen treten lasse und das Mahl Christi offenen Verächtern biete, die damit prahlen, dass ihnen die Pfarrer gar nichts gelten. Aber hundertmal lieber möchte ich sterben, als Christum so schändlichem Gespött auszusetzen. Was ich gestern in den beiden Predigten sagte, will ich jetzt nicht anführen, weil es viele offen erzählen werden. Nun sollen also die bösen, verlorenen Menschen haben, wonach sie trachten! Mich ängstet nur, wie sichs ziemt, die Not der Kirche. Aber wenn Gott dem Satan solche Freiheit lässt, dass die Freiheit meines amtlichen Wirkens durch gewaltsame Maßregeln unterdrückt wird, so habe ich ausgedient. Er aber, der die Wunde schlug, wird auch ein Hilfsmittel finden. Und da solche Straflosigkeit der Frevler nun schon mehrere Jahre herrscht, so rüstet der Herr vielleicht irgendein Gericht, das anzusehen ich nicht wert bin. Schließlich, was da kommen mag, so ists unsere Pflicht, uns seinem Urteil unterzuordnen. Lebt wohl, beste Brüder. Der Herr sei stets mit Euch, leite und behüte Euch. Betet auch Ihr, dass er das Elend dieser Kirche ansehe.

Genf, 4. September 1553.

Calvin, Jean – An Viret in Lausanne (366).

Weggelassen ist eine kurze Empfehlung des Boten. Kardinal Jean du Bellay, Bischof von Paris, galt als ein der Reformation günstiger Prälat; er hatte einst sogar Melanchthon nach Paris berufen wollen. Der Genfer Francois Paguet stand als Übersetzer im Dienst des französischen Königs. Der letzte Versuch zugunsten der gefangenen Studenten in Lyon war erfolglos; am 16. Mai erlitten sie zu Lyon den Märtyrertod auf dem Scheiterhaufen.

Nochmalige Bemühungen für die Gefangenen.

– – Kardinal du Bellay, der hier durchreiste, sandte Paguet zu mir, um mich zu ihm zu rufen. Er traf mich aber nicht zu Hause. Drauf blieb jener ruhig; ich glaube nicht, dass ihm sehr viel an einem Gespräch mit mir lag. Dem Paguet sagte er, die Berner hätten der Brüder wegen nichts erreicht, weil sie den Connetable übergangen hätten. Er schien Hoffnung auf einen bessern Ausgang zu geben, wenn eine erneute Bitte auch von diesem empfohlen würde. Ich halte das aber für bloßen Spott; denn wie du weißt, hat der Connetable, den man vorher fragte, durch eine freundliche Antwort seinen Spott mit ihnen getrieben. Falls man beschließe, noch einmal etwas zu versuchen, so wolle er Befehl geben, die Urteilsvollstreckung aufzuschieben, bis er über die Alpen gereist sei. Meines Erachtens wird es nicht unnütz sein, den Rat darauf aufmerksam zu machen, damit er danach Beschluss fasst, damit es auch nicht den Schein hat, als hätten wir irgendetwas vernachlässigt in der Fürsorge für die Rettung der Brüder. Das Übrige spare ich auf dein Kommen. Lebwohl, bester Bruder. Grüße deine Frau und deine Töchterchen angelegentlich von mir. Der Herr behüte Euch und lenke Euch auch fernerhin mit seinem Geiste.

Genf, 8. Mai 1553.

Calvin, Jean – An Viret in Lausanne.

Der Connetable Anna de Montmorency war der heftigste Hugenottengegner am französischen Hof. Die schweizerische Kaufmannschaft in Lyon suchte Bern, dessen erste Bittschrift (vgl. 361) vom König abgewiesen worden war, zu einer zweiten zu bewegen.

Weitere Bemühungen für die Lyoner Gefangenen aussichtslos.

Als dieser Bote von Lyon abreiste, war die Sache noch auf demselben Fleck. Die Mehrheit der Richter wollte die Verurteilung der Brüder nicht unterzeichnen, da kein ausdrücklicher Befehl des Königs vorlag, aber der Statthalter führte den Kampf, allein auf das Ansehen des Connetable gestützt. Die guten Leute meinen also, man müsse noch etwas versuchen. Mir scheint die Bemühung nicht nur unnütz, sondern geradezu widersinnig; denn es ist gar keine Hoffnung, dass die Berner sich dazu bringen lassen, nachdem sie eine so schnöde Abweisung erfahren haben, sich nochmals dem Spott des Tyrannen und seiner Höflinge fruchtlos auszusetzen. Die Lyoner bäten uns auch gar nicht darum, wenn eine Kopie des [königlichen Antwort-] Schreibens, das ich vorgestern erhielt, an sie gelangt wäre. Wenn es dir gut scheint, so benachrichtige einen der Freunde in Bern von dem, was dort vorgeht. Die guten Leute aber werden durch einen Brief von mir erfahren, dass nichts weiter zu tun ist. Lebwohl, bester, trefflichster Bruder, samt deiner Frau und deinem ganzen Haus. Grüße Herrn Beza, deinen Kollegen, Ribit und die übrigen Freunde. Christus behüte und leite Euch stets.

Genf, 22. April 1553.
Dein
Johannes Calvin.

Calvin, Jean – An Viret in Lausanne (324).

Aus dem sonst unwichtigen Brief seien nur einige Sätze über Calvins Schriften über die Prädestination gegeben. Der sizilianische Benediktiner Georg ist sonst unbekannt; Alberto Pighio, von Campi, ein katholischer Schriftsteller, verteidigte die Willensfreiheit.

Von literarischen Angriffen aus Italien.

– – Ich sende dir die wahnwitzige Schrift des Sizilianers Georg zu, von der unsere italienischen Brüder wünschten, ich möchte sie widerlegen. Ich habe es nicht getan, weil man kein Ende fände, wollte man jeden einzelnen derartigen Hund mit einer besonderen Schrift wegtreiben. Es ist also besser, viele überhaupt keiner Antwort zu würdigen. Finde ich einmal Muße, so will ich lieber tun, was ich schon vor acht Jahren versprochen habe, und mit einer Antwort an Pighio auch das Gekläff der andern zum Schweigen bringen.

15. August 1551.
Dein
Johannes Calvin.

 

Calvin, Jean – An Viret in Lausanne (323).

 

Viret hatte über Verleumdungen geklagt, denen er ausgesetzt sei. Francois Maurisier, ein früherer Dominikaner, war Pfarrer in dem zu Bern gehörenden Dorf Bernex des Gebiets Gex. Theobald Tucher (Toquerus) war wohl ein Glied der bekannten Nürnberger Familie.

Von Verleumdungen.

Ich hatte vor, jetzt zu dir zu kommen, und war schon fast reisebereit. Ich hoffte, durch mein Kommen werdest du wenigstens ein wenig von den Schwierigkeiten befreit, in die dich die bösen Gesellen gebracht haben. Denn wenn dich auch ihr Gekläff nicht berührt, so muss doch so schmähliche Bosheit dich beißen oder mindestens stechen. Ich hätte auch gern mit Herrn Zurkinden gesprochen, von dem ich hörte, er sei in Lausanne. Ich möchte einstweilen, du redetest mit ihm, ob er etwa der aufdringlichen Frechheit Francois Maurisiers Einhalt tun könne. Mir ist ja sicher nicht so sehr dran gelegen. Warum soll ich nicht den Mistkäfer, der in seiner Pfütze zischt, ruhig verachten? Aber das Beispiel, das damit gegeben wird, ist mein Beweggrund. Ein ungelehrtes Mönchlein schmäht mich in einem geringen Dorf. Lächerlich! Aber dass ein Prediger von der Kanzel herunter deklamiert, wie seien schlimmer als die Papisten, dass er in seinem Gemeinderat einen von seiner Hand geschriebenen Zettel vorlegt, auf dem er mich mit Namen der falschen, Gottes Wort widersprechenden Lehre bezichtigt, mich einen Schwindler nennt und behauptet, meine Anhänger dächten unfromm, das ist mir sehr bitter und quält andere noch mehr. Der Elende merkt nicht, dass er doch nichts erreicht, als dass er bald sich der ihm anvertrauten Gemeinde zum Abscheu macht. Ich gelte dort schon als Papist, und gerade deswegen lieben sie mich und sind mir günstig. Aber indessen wird Christus zerrissen, seine Wahrheit den Schmähungen der Bösen ausgesetzt, schwache Gewissen werden wankend gemacht und endlich weithin das Gerücht verbreitet, es seinen bei uns innere Uneinigkeiten entbrannt. Bisher blieb ich freilich ruhig; aber meine Brüder dringen in mich, länger dürfe man es nicht dulden, dass öffentlich vor unsern Augen und mit unserm Wissen die gemeinsame Lehre unserer Kirche verdammt werde. Auch sehr Hartköpfige und Eigensinnige hat ja unser Consensus mit den Zürchern versöhnt; Theobald Tucher, den du kennst, erzählte, als er neulich hier durchreiste, selbst die Nürnberger stimmten mir zu. Aber dieser windige Mensch in seiner Ecke will sich durch seinen Lärm ein wenig berühmt machen. Ich bin noch nicht dazu entschlossen, einen Prozess anzufangen. Aber was Zurkinden dazu meint, wäre sehr nützlich zu wissen, und du kannst, wenn du kommst, mir auch gleich deinen Rat mitbringen. Lebwohl, liebster, bester Bruder. Grüße deine Frau und deine Töchterlein von mir. Der Herr behüte Euch alle, sei mit Euch und leite Euch. Die Unsern lassen dich vielmals grüßen. Auch den Brüdern in Lausanne sage viele Grüße von mir.

Genf, 9. August 1551.

 

Calvin, Jean – An Viret in Lausanne (319).

In Lausanne herrschte damals die Pest. In St. Gallen war am 6. April 1551 Joachim von Watt (Vadian), der Bürgermeister und Reformator, gestorben.

Die Verluste der Kirche durch den Tod Butzers und Watts.

Dass du seit vielen Tagen keinen Brief von mir bekommen hast, hat seinen Grund auch darin, dass ich stets und gar ängstlich Euer gedachte. Die Trauer über Butzers Tod hat meine Sorge und Angst noch vermehrt. Jetzt hat mir noch der Tod von Watts eine neue Wunde geschlagen. Wenn sein Wirken auch nicht so weit reichte und durch alle Kirchen hin berühmt werden konnte [wie das Butzers], so war es doch von größtem Nutzen für eine Stadt, die wichtig ist für die Schweizer wie für die Rhätier. Welch großen Verlust die Kirche Gottes an Butzer erlitten hat, das will mir schier das Herz zerreißen, so oft mirs in den Sinn kommt. Der Herr gebe, dass alle, die ich betrauern müsste, mich überleben, dass ich doch fröhlich sterben kann. Lebwohl, bester Bruder. Der Herr behüte dich samt deiner Frau und deinem ganzen Haus. Grüße alle vielmals von mir.

Genf, 10. Mai 1551.

Calvin, Jean – An Viret in Lausanne (310).

Aus dem sonst unwichtigen Brief seien nur einige Sätze gegeben. Im Genfer Rat wurde gegen die rasche Einbürgerung der Refugianten geredet. Florian Susliga (vgl. 263) entpuppte sich als ein Hochstapler, der die Reformatoren und evangelischen Fürsten schmählich betrogen und um große Geldsummen geprellt hatte.

Der entlarvte Schwindler.

– – Ich wollte dich auch wissen lassen, was Haller mir geantwortet hat. Es freut mich, dass er so ruhig hinnimmt, was andere so schrecklich aufregt. Doch davon mehreres mündlich.

Du glaubst nicht, wie sehr mir die gegenwärtige Lage unserer Republik missfällt. Freilich hieße es jetzt bessere Oligarchie. Doch auch darüber müssen wir vertraulich miteinander reden können. – – –

Johann von Laski lässt Euch alle grüßen. Jetzt sehe ich mich von diesem Florian schon zweimal betrogen. Denn die Briefe, die ihm als Empfehlung dienten, waren gefälscht. – –

Genf, 24. Januar 1551.
Dein
Johannes Calvin.

Calvin, Jean – An Viret in Lausanne (307).

Vgl. 306. Jacques Valier war Virets Kollege.

Gegen das Kreuzküssen.

Was soll man anders sagen, lieber Viret, als dass diese Leute [in Bern] vom Geiste Gottes verlassen und verrückt sind? Denn aus dieser Kleinigkeit, bei der sie ihre Dummheit verraten haben, kann man schließen, wie tapfer sie standhielten, wenns einmal zu einem ernstlichen Kampf käme. Jedenfalls hat sie das freche Geschimpf irgendeines beim Becher sitzenden Papisten so erschreckt, dass sie gleich diesen Versöhnungsversuch [des Kreuzküssens] ausgehen ließen. Ja, um den Papisten gefällig zu sein, dulden sie nicht nur eine zügellose Freiheit zum Schwören, sondern geben den Abergläubischen geradezu noch ein Signal dazu. Denn wie viele werden, um diese Strafe bekommen zu können, freiwillig und absichtlich sündigen! Man muss jedenfalls, ehe dieses Edikt erscheint, noch einmal nach Bern gehen, das ist meine Meinung. Wenn Euer Landvogt Euch dann, sobald er das Mandat erhält, zur Verkündigung nötigen will, so kann ihn Jacques, falls du abwesend bist, bitten, es bis zu deiner Rückkehr aufzuschieben. Denn wenn du nach Bern gehst und dort vertraulich mit den Freunden redest, erreichst du viel mehr, als wenn zehn Gesandtschaften geschickt würden. Freilich, wenn du sie nicht eifrig beim Heiligsten beschwörst, bringst auch du selbst nichts zustande. Indessen musst du wohl den Kunstgriff anwenden, dass du ganz frei und unbeanstandet lässest, was sie in der Stadt Bern für gut erachten, und nur zeigst, dass es in der welschen Vogtei nicht gehe. Denn ich hoffe, ihr Leichtsinn wird sie bald reuen. Jetzt wollen sie im ersten Eifer natürlich festhalten, was ihnen Unbedachtes entfahren ist. Also hüte dich, mehr zu fordern, als dass dieser Abschnitt in den französischen Edikten gestrichen wird. Dass über die Abschaffung der Feiertage in Genf gehässiges Geschwätz in Bern herum geboten wird, daran zweifle ich nicht. Ich sagte unserm lieben Beza neulich, als er uns besuchte, dass es ohne mein Wissen und ohne dass ich es wünschte, vom Volk beschlossen worden ist. Weil ich aber doch nicht vermeiden kann, dass man mich für den Urheber hält, warum soll ich denn nicht ungünstige Urteile ruhig verachten?

Den Brief an Haller schicke ich dir unversiegelt. Wenn du willst, so lass eine Kopie herstellen und zeige sie Farel auf der Rückreise. Lebwohl, bester Bruder. Deine Frau und deine Töchterlein grüße vielmals von mir. Es freut mich, dass in Eurem Haus jetzt alles so gut steht. Der Herr erhalte dich lange in diesem glücklichen Zustand und segne dein Wirken. Den Brüdern sage viele Grüße von mir. Meine Kollegen und viele Brüder wünschen dir Gesundheit.

Genf, 4. Januar 1551.
Dein
Johannes Calvin.

Calvin, Jean – An Viret in Lausanne (301).

Ein Guillaume Pommier war Pfarrer zu Vufflens bei Morges.

Ferienpläne.

Als mir neulich, ich weiß nicht mehr wer, sagte, du werdest bald hierher kommen, nahm ichs gleich so an, als ob du nun durch ein festes Versprechen gebunden seiest. Hast du im Sinn zu kommen, so bitte ich dich wieder, stelle dich samstags bei uns ein. Gelegener könntest du es im ganzen Jahr nicht treffen. Am Sonntagmorgen predigst du in der Stadt und ich gehe nach Jussy. Nach dem Essen kommst nach. Von dort gehen wir beide zu Herrn de Falais. Von ihm fahren wir dann ans andere Ufer hinüber und machen bei den Herrn De Lisle und Pommier einen Landaufenthalt bis Donnerstags. Willst du dann freitags noch nach Thornay oder Bellerive ausfliegen, so sollst du mich auch zum Begleiter haben. Und gehässiges Geschwätz brauchst du nicht zu fürchten. Die Verhältnisse sind ein klein wenig besser geworden, wie du hören wirst. Sieh zu, dass du meine Erwartung nicht täuschest; es erwarten dich viele hier sicher. Nochmals und nochmals lebwohl, bis du kommst. Grüße die Brüder, und zu Hause deine Frau und deine Töchterchen. Der Herr Jesus behüte und schütze Euch alle.

Genf, 23. Juli 1550.
Dein
Johannes Calvin.