Luther an Kurfürst Johann von Sachsen

26.5.1526

Gnad und Friede in Christo. Durchleuchtigster, hochgeborner Furst, gnädigster Herr! Es ist bei mir gewest der edle Herr, Er Heinrich von Don rc. und mich umb Rath gebeten seiner Sache halben mit dem wohlgebornen Herren Grafe Wolf von Gleichen, weil sie im Hofegericht so lange hänget und gerne wollte, daß sie E. k. f. G. zu sich nehme und entschiede. Nu habe ich ihm solcher Bitte nicht wissen zu wegern, und weil ihm die Koste will die Länge zu schwere werden, bitte ich, so viel mir ziempt, wo es E. k. f. G. nicht beschwerlich ist, deß ich nichts verstehe, E. k. f. G. wollte gnädiglich drein sehen, ob er zur Endschaft durch E. k. f. G. selbs Urtheil kommen mochte; das wird Gott gefallen. Hiemit Christo befolhen, Amen. Sonnabends nach Pfingsten 1526.

E. k. f. G.
Unterthäniger
Martinus Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Fünfter Band.
Briefe vom September 1524 – Dezember 1526
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1893

Luther, Martin – An den Kurfürsten Johannes, vom 9. Februar 1526.

Dieser Brief ist ein liebliches Zeugniß von Luthers treuem Gemüthe gegen Melanchthon und des letzteren Gewissenhaftigkeit und Genügsamkeit.

Meinem gnädigsten Herrn, Herzog Johannes, Kurfürsten zu Sachsen. Zu Sr. K. F. G. selbst Händen.

Gnade und Friede in Christo. Durchlauchtigster, Hochgeborner Fürst, gnädigster Herr! Es hat E. K. F. G. in der Ordnung der Universität befehlen lassen, M. Philippsen 25 Gulden jährlich zu geben. Nun beschwert sich der Mensch solches zu nehmen, aus der Ursache, denn weil er nicht vermag so steif und täglich in der Schrift zu lesen, möchte ers nicht mit gutem Gewissen nehmen, und meinet, E. K. F. G. fordere solch gestrenge Lesen von ihm, so hilft mein Sagen und Deuten gar nichts bei ihm; ist derhalben meine unterthänigliche Bitte, E. K. F. G. wollte ihr Gemüthe selbst gegen ihn läutern und deuten, als daß sie zufrieden sei, daß er die Theologie helfe handhaben mit der Disputation und Lesen, wie vorhin geschehen, doch so viel er vermag, es sei gleich die Wochen nur einmal, oder wie er kann. Denn wenn gleich E. K. F. G. solchen Sold ihm ein Jahr oder zwei schenkte, wäre ers doch wohl Werth, denn er zuvor wohl zwei Jahre ohne Sold in der Schrift gelesen hat mit großer Arbeit und Frucht, und vielleicht sich auch damit zum Theil so verderbet. Ich wollte ja gerne die Schrift hie in den Schwang wieder bringen, weil man bei uns an allen Orten sucht der Schrift Verstand. Hiemit Gott befohlen, Amen. Freitags nach Agathae, 1526.

E.K. F.G.
unterthäniger
Martinus Luther.

Quelle:
Luthers Volksbibliothek Zu Nutz und Frommen des Lutherschen Christenvolks ausgewählte vollständige Schriften Dr. Martin Luthers, unverändert mit den nöthigen erläuternden Bemerkungen abgedruckt. Herausgegeben von dem Amerikanischen Lutherverein zur Herausgabe Luther’scher Schriften für das Volk Siebenter Band St. Louis, Mo. Druck von Aug. Wiebusch u. Sohn. 1862

Luther an Kurfürst Johann von Sachsen

25.1.1526

Gnad und Friede in Christo. Durchleuchtigster hochgeborner Furst, gnädigster Herr! Es habe ndie zu Wartinbrug E. k. f. G. umb einen Prediger geschrieben, weil der itzige nicht soll tuchtig sein zum Evangelion. Weil nu die Pfarr dem Abt zu Doberlech zu Lehen geht, und er selbst auch geneigt diesen Er Baltzer Ritter, Briefzeiger aus demselbigen Kloster, der mit solcher Ursach sich aus dem Kloster zu geben gesinnet, dahin zu verordenen, acht ich, es sei glimpflich, daß man sich deß nicht wegere, sonderlich zum ersten mal diesen Mann, weil er tuchtig und dem Evangelio hold ist, dahin lasse kommen; ist derhalben an E. k. f. G. mein unterthänige Bitte, wollet denen zu Martinburg diesen Mann lassen befehlen anzunehmen, auf daß man mit Glimpf also zu Pfarr komme. Hierin wird sich E. k. f. G. wohl wissen zu halten. Hiemit Gott befolhen, Amen. Dornstags St. Pauli 1526

E. k. f. G.
unterthäniger
Martinus Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Fünfter Band.
Briefe vom September 1524 – Dezember 1526
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1893

Luther, Martin – An den Kurfürsten Johannes, vom 30. November 1525.

Gottes Gnade und Friede in Christo. Durchlauchtigster, Hochgeborener Fürst, gnädigster Herr! E. K. F. G. haben mir geantwortet auf mein Anregen, die Pfarren allenthalben zu versehen. Nun ist das meine Meinung nicht, daß alle Pfarren sollten aus E. K. F. G. Kammer bestellet werden. Weil aber E. K. F. G. gnädiglich begehrt mein Bedenken, wie es sollte vorzunehmen sein, gebe ich darauf meine unterthänige Meinung, daß E. K. F. G. alle Pfarren im ganzen Fürstenthum ließen besehen, und wo man fände, daß die Leute wollten evangelische Prediger haben und der Pfarren Gut nicht genugsam wäre, sie zu unterhalten, daß alsdann auf Befehl E. K. F. G. dieselbige Gemeinde, es wäre von dem Rathhause oder sonst, so viel jährlich reichen müßte. Denn wo sie wollen Pfarrherr haben, ist E. K. F. G. Amt, sie dahin zu halten, daß sie dem Arbeiter auch lohnen, wie das Evangelium setzt (Matth. 10, 10. Luc. 10, 7.).

Solche Besichtigung möchte also geschehen, daß E. K. F. G. das Fürstenthum in vier oder fünf Theile scheidet, und in ein jeglich Theil zween, etwa von Adel oder Amtleuten, schicket, solches Guts und Pfarren sich zu erkunden, und was dem Pfarrer noth sein sollte, zu erkennen, dazu solchen E. K. F. G. Befehl anzutragen von der jährlichen Steuer. Wo aber solche Kosten oder Mühe E. K. F. G. zu viel wäre, könnte man aus Städten Bürger dazu brauchen, oder die Landschaft ihr etliche fürnehmliche Städte fordern, und solches mit ihnen handeln. Doch welches E. K. F. G. am besten gefällt, das geschehe.

Daneben müßte nun auch auf die alten Pfarrherrn oder sonst untüchtigen Acht gehabt werden, daß, wo sie sonst fromm wären, oder dem Evangelium nicht zuwider, daß sie entweder die Evangelia mit der Postillen selbst zu lesen (wo sie nicht geschickt wären zu predigen), oder lesen lassen, verpflichtet wären: damit dem Volke rechter Dienst im Evangelio geschähe, so sie ihn nähren sollten; denn es nicht gut wäre, die bisher gesessen, zu verstoßen, wo sie dem Evangelium nicht ftind sind, ohne Erstattung. Solches will ich E. K. F. G. unterthäniglich auf E. K. F. G. Begehr angezeigt haben. Hiemit Gott befohlen, Amen. Zu Wittenberg, Donnerstags St. Andreä, 1525.

E. K. F. G.
unterthäniger
Martinus Luther.

Quelle:
Luthers Volksbibliothek Zu Nutz und Frommen des Lutherschen Christenvolks ausgewählte vollständige Schriften Dr. Martin Luthers, unverändert mit den nöthigen erläuternden Bemerkungen abgedruckt. Herausgegeben von dem Amerikanischen Lutherverein zur Herausgabe Luther’scher Schriften für das Volk Siebenter Band St. Louis, Mo. Druck von Aug. Wiebusch u. Sohn. 1862

Luther, Martin – An den Kurfürsten Johannes, vom 31. Oktober 1525.

Dieser und der folgende Brief sind darum so wichtig, weil sie die erste Anregung zu der gesegneten Kirchenvisitation in Sachsen im Jahre 1527 waren.

Dem Durchlauchtigsten, Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Johannes, Herzog zu Sachsen, Kurfürstl. rc. Landgrafen in Thüringen und Markgrafen zu Meißen, meinem gnädigsten Herrn.

Gnade und Friede in Christo. Durchlauchtigster, Hochgeborner Fürst, Gnädigster Herr! Ich bitte ganz unterthäniglich, E. K. F. G. wolle mir gnädiglich zu gut halten, daß ich oft mit Schriften Mühe und Unlust zu Hofe bringen muß, angesehen, daß ich freilich nichts davon habe, denn auch Mühe und Unlust genug, und gerne E. K. F. G. verschonete, aber weil ich solches Standes und Achtens bin, nicht kann überhoben sein.

Erstlich, G. H., entschuldige ich mich, daß ich so hart habe angeregt, die Universität zu ordiniren1), denn ich vernommen habe, wie es E. K. F. G. fast befremdet hat mein so sorgfältig Treiben, als sollte ich E. K. F. G. Zusagen nicht viel geglaubt haben; nun ist es ja nicht also, daß ich E. K. F. G. nicht sollte glauben, denn wo das, so hätte ich aus Zweifeln mein Anregen lassen anstehen; sondern darum, daß ich keinen Zweifel hatte an E. K. F. G. Zusagen, darum hielt ich an, daß nicht durch überflüssige Geschäfte verzogen wurde, wie denn vielen und vielmal bei vorigen unsern gnädigsten Herren rc. geschehen; denn Herrenhofe haben viel zu thun, und ist noth, daselbst anhalten, wie man sagt: so ward ich auch von andern gedrungen, weil die Personen sich verliefen, und die Schule sich trennet, daß Eilens noth wäre.

Doch wie dem allen, ob ich gleich mit Mißtrauen mich an E. K. F. G. vergriffen hätte, sollte mich solche Sünde nicht zu sehr reuen, angesehen das gute Werk, das heraus gefolget ist, welches wohl mehr solcher Sünden Werth ist, und gerne noch mehr mich dermaßen an E. K. F. G. versündigen wollte, wo ich solches Gute schaffen könnte, der tröstlichen Zuversicht, E. K. F. G. werde mir solches nicht allein gnädiglich vergeben, sondern auch selbst Wohlgefallen daran haben, weil es gewiß ist und ja nicht anders sein kann, denn daß E. K. F. G. im Herzen fühlen muß, daß solch Werk gut ist, und Gott wohlgefället; und wiewohl sie kein Verdienst noch Lohn darinnen, siel weniger Ruhm oder Ehre von der Welt sucht, so muß sich doch das Gewissen freuen, und im Glauben deß stärken, daß Gott durch E. K. F. G. solches Gut ausgerichtet, und zum Werkzeuge gebraucht hat, und angezeigt, desselbigen weiter zu seinem göttlichen gnädigen Willen zu gebrauchen im Sinne habe, welches wir herzlich bitten und wünschen, Amen.

Demnach, G. H., weil die Universität nun in ihrer Ordnung steht, und Ordnung und Gottesdienst auch nun gefasset wird, und angehen soll, sind noch zwei Stücke vorhanden, welche fordern E. K. F. G. als weltliche Obrigkeit Einsehen und Ordnung. Das erste, daß die Pfarren allenthalben so elend liegen, da gibt niemand, da bezahlt niemand. Opfer- und Seelpfennige sind gefallen, Zinse sind nicht da, oder zu wenig, so achtet der gemeine Mann weder Prediger noch Pfarrer, daß, wo hier nicht eine tapfere Ordnung und stattliche Erhaltung der Pfarren und Predigtstühlen wird vorgenommen von E. K. F. G., wird in kurzer Zeit weder Pfarrhofe, noch Schulen, noch Schüler etwas sein, und also Gottes Wort und Dienst zu Boden gehen. Derhalben wollte sich E. K. F. G. weiter Gott gebrauchen lassen, und sein treues Werkzeug sein, zu mehrem Trost, auch E. K. F. G. eigen Gewissen, weil sie dazu durch uns und durch die Noth selbst, als gewißlich von Gott, gebeten und gefordert wird. E. K. F. G. wird da wohl Mittel zu finden. Es sind da Klöster, Stift, Lehen und Spenden, und des Dings genug, wo nur E. K. F. Gn. Befehl sich drein begibt, die zu besehen, rechnen und ordnen. Gott wird dazu seinen Segen und Gedeihen auch geben, daß, ob Gott will, die Ordnung, so die Seelen betrifft, als die hohen Schulen und Gottesdienst, nicht Verhindert werde aus Mangel und Verlassung des armen Bauches, das bitten wir auch seine göttliche Gnade, Amen.

Das andere Stück, daß E. K. F. G., wie ich mit E. K. F. G. einmal zu Wittenberg geredet, auch das weltliche Regiment visitiren ließe, und wie Räthe in den Städten und alle andern Amtleute regierten, und dem gemeinen Nutz vorstunden; denn es ist große Klage allenthalben über böse Regiment, beide in Städten und auf dem Lande, darein E. K. F. G. als einem Haupt- und Landesfürsten zu sehen gebührt, und vielleicht vieler Zettel, Sachen und Klagen zu Hofe weniger wären, wo solche Visitation und gute Ordnung stattlich würde ganghaftig sein. Solches alles wollte E. K. F. G. zur unterthänigen Anregung von mir gnädiglich annehmen, weil E. K. F. G. stehet und merkt, daß ichs gut meine. Gott gebe dazu gnädiglich in E. K. F. G. Herz seinen Geist mit völligem Licht und Macht, zu thun, was ihm wohlgefällt, Amen. Zu Wittenberg, Dienstags nach Simonis und Judä, 1525. E. K. F. G.

unterthäniger
Martinus Luther.

1) d. i. in Ordnung bringen.

 

Quelle:
Luthers Volksbibliothek Zu Nutz und Frommen des Lutherschen Christenvolks ausgewählte vollständige Schriften Dr. Martin Luthers, unverändert mit den nöthigen erläuternden Bemerkungen abgedruckt. Herausgegeben von dem Amerikanischen Lutherverein zur Herausgabe Luther’scher Schriften für das Volk Siebenter Band St. Louis, Mo. Druck von Aug. Wiebusch u. Sohn. 1862

Luther, Martin – An den Kurfürsten Johannes, vom 15. Mai 1525.

Kurfürst Friedrich der Weise war am 5. Mai 1525 gestorben. An dessen Bruder und Nachfolger, Johann des Beständigen, schreibet Luther diesen Trostbrief.

Dem Durchlauchtigsten und Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Johannes, Herzog zu Sachsen und des heil. röm. Reichs Kurfürst, Landgrafen in Thüringen und Markgrafen zu Meissen, meinem gnädigsten Herrn.

Gnade und Friede in Christo. Durchlauchtigster Hochgeborner Fürst, Gnädigster Herr! Ich habe jetzt freilich Ursache, zu E. K. F. G. zu schreiben, wenn ich nur wohl schreiben könnte, nachdem der allmächtige Gott uns das Haupt, unsern Gnädigsten Herrn Kurfürsten, E. K. F. G. Bruder, in solcher gefährlicher, greulicher Zeit hat weggenommen, und uns so lassen im Jammer stecken, sonderlich E. K. F. G., auf die alle dieß Unglück sämmtlich fället, daß auch E. K. F. G. wohl mit dem Psalter mag sagen (Ps. 30, 13.): Es haben mich Unfall umgeben, der keine Zahl ist, und sind mehr denn Haar auf meinem Haupte, daß ich auch nichts mehr sehen kann rc.

Doch treu ist Gott, und läßt nicht seinen Zorn über die Barmherzigkeit walten, bei denen, die ihm vertrauen, sondern gibt auch Muth und Kraft zu tragen, und endlich Wege und Weise, wie mans los werde, daß wir auch wiederum mögen mit dem Psalter sagen (Ps. 118,18.): Der Herr hat mich wohl gestäupt, aber er hat mich dem Tode nicht überantwortet. Und abermal (Ps. 34, 2t).): Die Gerechten, das ist, die Gläubigen, müssen viel Unglücks leiden; aber der Herr erlöset sie aus den allen.

So tröstet auch Salome, und spricht (Sprüchw. 3, 11, 12.): Welchen Gott lieb hat, den züchtiget er, und hat seine Luft an ihm, gleichwie an einem Sohne; drum mein Sohn, wirf nicht von dir Gottes Strafe, und werde nicht müde, wenn du von ihm gezüchtiget würdest. Und Christus selbst (Joh. 16, 33.): In der Welt werdet ihr Gedränge haben, aber in mir den Frieden.

Das ist die Schule, darinnen uns Gott züchtiget, und lehret auf ihn trauen, auf daß der Glaube nicht immer auf der Zunge und in den Ohren schwebe, sondern auch im Grunde des Herzens rechtschaffen werde. In dieser Schule ist jetzt E. K. F. G. freilich auch, und hat Gott das Haupt ohne Zweifel weggenommen, auf daß er selbst an dessen Statt desto näher zu E. K. F. G. komme, und lehre Sie dieses Menschen tröstliche und liebliche Zuversicht lassen und übergeben, und alleine an seiner Güte und Kraft stark und getrost werden, der viel tröstlicher und lieblicher ist.

Solches habe ich jetzt E. K. F. G. in der Eile zum Trost geschrieben, E. K. F. G. wollt es gnädiglich annehmen, und sich weiter im Psalter und der heiligen Schrift, die allerlei Trosts voll ist, ergötzen. Hiemit Gott befohlen. Am Montag nach Cantate, 1525.

E. K. F. G.
unterthäniger
D. Martin Luther.

Quelle:
Luthers Volksbibliothek Zu Nutz und Frommen des Lutherschen Christenvolks ausgewählte vollständige Schriften Dr. Martin Luthers, unverändert mit den nöthigen erläuternden Bemerkungen abgedruckt. Herausgegeben von dem Amerikanischen Lutherverein zur Herausgabe Luther’scher Schriften für das Volk Siebenter Band St. Louis, Mo. Druck von Aug. Wiebusch u. Sohn. 1862

Luther , Martin – Eyn brieff an die Fürsten zu Sachsen von dem auffrurischem geyst.

Wittemberg. 1524.

Den durchleuchtigsten hochgebornen Fürsten und Herrn Herrn Friderich des Rö. Reichs Chürfürst / und Johans / Hertzogen zu Sachsen / Landgraffen ynn Düringen / und Marggraffen zu Meyssen / meynen gnedigsten herrn.

Gnad und frid ynn Christo Jesu unserm heyland. Das glück hat allwege das heylig Gottes wort / wenns auffgeht / das sich der Satan dawidder setzt mit aller seyner macht / Erstlich mit faust und freveler gewallt. Wo das nicht helffen will / greyfft ers mit falscher zungen / mit yrrigen geystern und lerern an / auff das / wo ers mit gewallt nicht kan dempffen / doch mit list und lügen unterdrücke. Also thet er ym anfang / das das Evangelion zum ersten ynn die wellt kam / greyff ers gewalltiglich an durch die Juden und Heyden / vergos viel bluts / und machte die Christenheyt voll merterer. Da das nicht helfen wollt / warff er falsche propheten und yrrige geyster auff / und macht die wellt voll ketzer und secten / bys auff den Bapst / der es gar mit eyttel secten und ketzerey / alls dem letzten und mechtigsten Antichrist gepürt / zu poden gestossen hat.

Also mus es itzt auch gehen / das man ja sehe / wie es das rechtschaffen wort Gottes sey /weyl es geht / wie es allzeyt gangen ist. Da greyfft es der Bapst / Keyser / Könige / und Fürsten mit der faust / und wöllens mit gewallt dempffen / verdammen / verlestern und verfolgens unverhört und unerkand / alls die unsynnigen. Aber es stehet das urteyl und unser trotz schon langst gefellet psal. 2. Warumb toben die Heyden / und die völcker tichten so unnütz? Die könige auff erden lehnen sich auff / und die Fürsten radschlahen miteynander / widder den Herrn und seynen gesalbeten. Aber der ym hymel wonet / spottet yhr / und der Herr lachet yhr / Denn wird er mit yhn reden ym zorn / und sie schrecken ym grym. So wird es gewislich auch unsern tobenden Fürsten gehen / und sie wöllens auch so haben / Denn sie wöllen widder sehen noch hören / Gott hat sie verblend und verstockt / das sie sollen anlauffen und zu scheyttern gehen. Sie sind gnugsam gewarnet.

Dis alles sihet der Satan wol / und merckt / das solchs toben nicht wird durch dringen. Ja er spüret und fület / das (wie Gottes wort art ist) yhe mehr mans druckt / yhe weytter es leufft und zunympt / Drumb fehet ers nu auch an / mit falschen geystern und secten / Und wyr müssen uns des erwegen / und ja nicht yrren lassen / Denn es mus also seyn / wie Paulus sagt zun Corinthern / Es müssen secten seyn / auff das die / so bewerd sind / offenbar werden. Also nach dem der ausgetriben Satan / itzt eyn jar odder drey ist umbher gelauffen durch dürre stette / und ruge gesucht / und nicht gefunden / hat er sich ynn E. F. G. Fürstenthum nydergethan und zu Alstett eyn nest gemacht / und denckt unter unsem fride / schirm / und schutz widder uns zu fechten. Denn Hertzog Georgen fürstenthum / wie wol es ynn der nehe ligt / ist solchem unerschrockenem und unuberwindlichem geyst (wie sie sich rhümen) allzu guetig und sanfft / das sie solchen künen mut und trotz nicht mügen daselbs beweysen / Darumb er auch grewlich schreyet und klagt / Er müsse vil leyden / so doch sie bisher niemand widder mit faust noch mund noch fedder hat angetast / und trewmen yhn selbs eyn gros kreutz / das sie leyden / So gar leychtfertig und on ursach mus der Satan liegen / Er kan doch ja sich nicht bergen.

Nu ist myr das eyne sondere freude / das nicht die unsern solch wesen anfahen / Und sie auch selbs wöllen gerhümet seyn / das sie unsers teyls nicht sind / nichts von uns gelert noch empfangen haben / Sondern vom hymel komen sie / und hören Gott selbst mit yhn reden / wie mit den Engeln / und ist eyn schlecht ding / das man zu Wittemberg den glauben und liebe und creutz Christi leret. Gottes stym (sagen sie) mustu selbst hören / und Gottes werck ynn dyr leyden / und fülen wie schweer dein pfund ist / Es ist nichts mit der schrifft / Ja Bibel Bubel Babel etc. Wenn wyr solche wort von yhnen redeten / so were yhr creutz und leyden (acht ich) theurer / denn Christus leyden / würdens auch höher und mehr preysen / also gerne wollt der arme geyst / leyden und creutz von yhm gerhümet haben. Und mügen doch nicht leyden / das man ey wenig an yhrer hymelischen stym und Gottes werck zweyffel odder bedenck neme / Sondern wöllens stracks mit gewallt gegleubt haben / on bedencken / das ich hohmütigen stoltzern heyligen geyst (wo ers were) widder gelesen noch gehort habe.

V Doch itzt ist nicht zeyt noch raum yhre lere zu urteylen / wilche ich vorhyn zwey mal wol erkennet und geurteylt habe / Und wo es not seyn wird / noch wol urteylen kan und will von Gottes gnaden. Ich hab disen brieff an E. F. G. alleyn aus der ursach geschrieben / das ich vernomen und auch aus yhrer schrifft verstanden habe / alls wollt der selb geyst / die sache nicht ym wort lassen bleyben / sondern gedencke sich mit der faust dreyn zu begeben / und wölle sich mit gewallt setzen widder die oberkeyt / und stracks daher eyne leypliche auffruhr anrichten. Nie lesst der Satan den schalck kicken / das ist zu viel an tag geben. Was sollt der geyst wol anfahen / wenn er des pöfels anhang gewünne? Ich habs zwar vorhyn auch von dem selben geyst alhie zu Wittemberg gehort / das er meynet / man müsse die sache mit dem schwerd volfüren. Da dacht ich wol / es woll dahynaus / das sie gedechten / welltliche oberkeyt zu stürmen / und selbst herrn ynn der wellt zu seyn. So doch Christus fur Pilato das verneynet / und spricht / Seyn reich sey nicht von dieser wellt / und auch die jüngern leret / sie sollten nicht seyn wie welltliche fürsten.

Wie wol ich mich nu versehe E. F. G. werden sich hyerynnen bas wissen zu halten / denn ich radten kann / So gepürt myr doch untherteniges vleys / auch das meyne da zu zuthun / und E. F. G. unterteniglich zu bitten und ermanen / hyrynnen eyn ernstlich eynsehen zu haben / und aus schuld und pflicht ordenlicher gewallt solchen unfug zu weren und den auffruhr zuverkomen / Denn E. F. G. haben des gut wissen / das yhr gewallt und welltliche hirschafft von Gott darumb gegeben und befolhen ist / das sie den fride handhaben sollen / und die unrügigen straffen / wie S. Paulus leret Ro. 13. Darumb E. F. G. hie nicht zu schlaffen noch zu seumen ist / Denn Gott wirds foddern und antwort haben wöllen umb solch hynlessigen brauch und ernst des befolhen schwerds. So würde es auch für den leutten und der wellt nicht zu entschuldigen seyn / das E. F. G. auffrürissche und freuele feuste dulden und leyden sollten.

Ob sie aber würden fur geben (wie sie denn mit prechtigen worten pflegen) der geyst treybe sie / man müsse es zu werck bringen / und mit der faust dreyn greyffen / Da antwortte ich also. Erstlich es mus freylich eyn schlechter geyst seyn / der seyne fruch nicht anderst beweysen kan / denn mit kirchen und klöster zubrechen und heyligen verbrennen. Wilchs auch wol thun künden die aller ergisten buben auff erden / sonderlich wo sie sicher sind und on widderstand. Da hielt ich aber mehr von / wenn der geyst zu Alstett gen Dreßen odder Berlin odder Ingolstad füre / und stürmet und breche daselbs klöster und verbrennte heyligen. Zum andern das sie den geyst rhümen / gillt nicht / denn wyr haben hie S. Johans spruch / Man solle die geyster zuvor prüffen / ob sie aus Gotte sind. Nu ist diser geyst noch nicht geprüffet / Sondern feret zu mit ungestüm und rhumort nach seynem mutwillen. Were er gut / er würde sich zuvor prüffen und demütiglich urteylen lassen / wie Christus geyst thut.

Das were eyne feyne frucht des geysts / da durch man yhn prüffen künd / wenn er nicht so zu winckel kröche und das liecht schewet / sondern offentlich fur den feynden und widdersachern müste stehen / bekennen und antwort geben. Aber der geyst zu Alstett meydet solchs / wie der teuffel das kreutz / Und treybt doch die weyl ynn seym nest die aller unerschröckeneste wort / alls were er drey heyliger geyste voll / Das auch solcher ungeschickter rhum feyn meldet wer der geyst sey. Denn also erbeut er sich ynn seyner schrifft / Er wölle offentlich fur ener ungeferlichen gemeyne / aber nicht ym winckel fur zweyen odder dreyen stehen und antwortten / und leyb und seel auffs aller freyest erbotten haben etc.

Lieber sage myr / Wer ist der mutige und trotzige heyliger geyst / der sich selbst so enge spennet / und will nicht denn fur eyner ungeferlichen gemeyne stehen? Item er will nicht ym winckel fur zweyen oder dreyen antwort geben? Was ist das fur eyn geyst / der sich fur zweyen odder dreyen furchtet / und eyn geferliche gemeyne nicht leyden kan? Ich will dyrs sagen / Er reucht den bratten / Er ist eyn mal oder zwey fur myr zu Wittemberg ynn meynem kloster auff die nasen geschlagen / drumb grawet yhm fur der suppen / und will nicht stehen / denn da die seynen sind / die ja sagen zu seynen treffentlichen worten. Wenn ich (der so gar on geyst ist und keyn hymlische stym höret) mich hette solcher wort lassen hören gegen meyne papisten / Wie sollten sie gewunnen schreyen und myr das maul stopffen.

Ich kann mich mit solchen hohen worten nicht rhümen noch trotzen / Ich byn eyn armer elender mensch und hab meyne sache nicht so trefflich angefangen / sondern mit grossem zittern und furcht (wie S. Paulus auch bekennet von sich selber / 1. Corin. 3. (der doch auch wol hette wist von hymlischer stym zu rhümen) Wie demütiglich greiff ich den Bapst zu erst an / wie flehet ich / wie sucht ich / alls meyne erste schrifft ausweysen. Dennoch hab ich ynn solchem armen geyst das than / das diser welltfressergeyst noch nicht versucht / sondern bis her gar ritterlich und menlich geschewet und geflohen hat / und sich auch solchs schewens gar erlich rhümet / als eyner ritterlichen und hohen geysts that.

Denn ich byn zu Leyptzick gestanden zu disputiren fur der allergeferlichsten gemeyne. Ich byn zu Augspurg on geleyd fur meynem höchsten feynd erschienen. Ich byn zu Worms fur dem Keyser und gantzen Reich gestanden / ob ich wol zuvor wuste / das myr das geleyd gebrochen war / und wilde seltzame tück und list auff mich gericht warren. Wie schwach und arm ich da war / so stund doch meyn hertz / der zeyt also / Wenn ich gewust hette / das so viel teuffel auff mich gezilet heten / alls zigel auff den dechern waren zu Worms / were ich dennoch eyngeritten / und hatte noch nichts von hymlischer stym und Gottes pfunden und wercken / noch von dem Alstettischen geyst yhe ettwas gehöret. Item ich habe must ynn winckeln / eynem / zweyen / dreyen stehen / wer / wo und wie man hat gewollt. Meyn blöder und armer geyst / hat müssen frey stehen / alls eyne felltblume / und keyne zeyt / person / stet / weyse / odder mas stymmen / hat müssen yderman bereyt und urbüttig seyn zur antwort / wie S. Petrus leret.

Und diser geyst der so hoch uber uns ist / als die sonne uber der erden / der uns kaume fur würmlin ansihet / stympt yhm selbs eytel ungeferliche / freundliche / unsicher urteyler und hörer / und will nicht zweyen odder dreyen ynn sondern ortten zur antwort stehen. Er fület ettwas / das er nicht gerne fület / und meynet uns mit auffgeblasenen worten zu schrecken. Wolan / wyr vermügen nichts / denn was uns Christus gibt / Will uns der lassen / so schreckt uns wol eyn rausschend blad. Will er uns aber hallten / so soll der geyst seynes hohen rhümes wol ynnen werden. Und erbiete mich hie mit E.F.G. ists nott / so will ich an den tag geben / wie es zwisschen myr und disem geyst ynn meynem stüblin ergangen ist / Daraus E.F.G. und alle wellt spüren und greyffen soll / das diser geyst / gewiss eyn lügenhafftiger teuffel ist / und dennoch eyn schlechter teuffel / Ich hab wol eynen ergern gegen myr gehabt / auch noch teglich habe. Denn die geyster / die so mit stoltzen worten pochen und polltern / die thuns nicht / Sondern die heymlich schleychen / und den schaden thun / ehe man sie höret.

Solchs hab ich darumb müssen erzelen / das E.F.G. sich nicht seumen / fur disem geyst. Und mit ernstlichem befelh dazu thun / das sie die faust ynnen hallten / und yhr klöster und kirchen brechen und heyligen brennen lassen anstehen / Sondern wöllen sie yhren geyst beweysen / das sie das thun / wie sichs gepürt / und lassen sich zuvor versuchen / Es sey fur uns odder fur den papisten. Denn sie hallten (Gott lob) uns doch fur erger feynde denn die papisten / Wie wol sie unsers siegs gebrauchen und geniessen / nemen weyber / und lassen Bepstliche gesetz nach / das sie doch nicht erstritten haben / und hat yhr blut nicht drob ynn der fahr gestanden. Sondern ich habs must mit meynem leyb und leben bisher dar gewagt / erlangen. Ich mus mich doch rhümen gleych wie S. Paulus auch muste / wie wol es eyne thorheyt ist / und ichs lieber liesse / wenn ich künde fur den lügen geystern.

Sagen sie abermal / wie sie pflegen / das yhrer geyst sey zu hoch und unser zu geringe / und müge yhr ding von uns nicht erkand werden. Antworte ich / S. Peter wuste auch wol / das seyn und aller Christen geyst höher war denn der Heyden und Juden / noch gepeut er / wyr sollen yderman sanfftmütiglich zu antworten urbütig und bereyt seyn. Christus wuste auch / das seyn geyst höher war denn der Juden / noch lies er sich erunter und bot sich zu recht und sprach / Wer zeyhet mich eyner sünde unter euch? Und fur Hannas / Hab ich ubel gered / so gib zeugnis davon etc. Ich weys auch und byns gewis von Gottes gnaden / das ich ynn der schrifft gelerter byn denn alle sophisten und papisten / Aber fur dem hohmut hat mich Gott noch bisher gnediglich behut / und wird mich auch behueten / das ich mich sollt wegern / antwort zu geben und mich hören zulassen fur dem aller geringsten Juden odder Heyden odder wer es were.

Auch warumb lassen sie selbst yhr ding schrifftlich ausgehen / so sie fur zween odder dreyen noch ynn eyner geferlichen gemeyne nicht stehen wöllen? odder meynen sie / das yhre schrifft fur eytel ungeferliche gemeyne und nicht fur zween oder drey besonders kome? Ja es wundert mich / wie yhrs geysts so vergessen / und wöllen die leut nu mündlich und schrifftlich leren / so sie doch rhümen / es müsse eyn iglicher Gottes stym selbst hören / und spotten unser / das wyr Gottes wort mündlich und schrifftlich füren / als das nichts werd noch nütze sey / und haben gar eyn viel höher köstlicher ampt denn die Apostel und Propheten und Christus selbs / wilche alle haben Gottes wort mündlich odder schrifftlich gefurt / und nie nichts gesagt von der hymlischen Göttlichen stym die wir hören müsten. Also kauckelt diser schwymel geyst / das er selbst nicht sihet / was er sagt.

Ich weys aber / das wyr / so das Evangelion haben und kennen / ob wyr gleich arme sünder sind / denn rechten geyst / odder wie Paulus sagt / Primitias spiritus / das erstling des geysts haben / ob wyr schon die fülle des geysts nicht haben. So ist ja keyn ander denn der selbige eynige geyst / der seyne gaben wunderlich austeylet. Wyr wissen yhe / was glaub und liebe und creutz ist / Und ist keyn höher ding auff erden zu wissen denn glaub und liebe. Daraus wyr ja auch wissen und urteylen künden / wilche lere recht odder unrecht / dem glauben gemes odder nicht sey / Wie wyr denn auch disen lügen geyst kennen und urteylen / das er das ym synn hat / Er will die schrifft und das mündlich Gottes wort auffheben / und die sacrament der tauff und alltars austilgen / und uns hyneyn ynn den geyst füren / da wyr mit eygen wercken und freyem willen Gott versuchen und seyns wercks warten sollen / und Gott / zeyt / stet / und mas setzen / wenn er mit uns wircken wölle. Denn solch grewlich vermessenheyt weyset yhr schrifft aus / das sie auch mit ausgedruckten worten / widder das Evangelion S. Marci schreyben / nemlich also / Contra Marcum ultimo cap. als habe S. Marcus unrecht von der tauffe geschrieben. Und da sie S. Johannes nicht so thüren yns maul schlahen wie S. Marcus. Wer nicht anderweyt geporn wird aus dem geyst und wasser Joh. 3. etc. deutten sie das wort wasser / weys nicht wo hyn / und verwerffen schlechts die leypliche tauffe ym wasser.

Gern möchte ich aber wissen / weyl der geyst nicht on früchte ist / und yhrer geyst so viel höher ist denn unser / ob er auch höher früchte trage / denn unser / Ja er mus warlich ander und besser früchte tragen denn unser / weyl er besser und höher ist. So leren wyr ja und bekennen / das unser geyst / den wir predigen und leren / bringe die früchte von S. Paul. Gal. 5. er zelet / alls / liebe / freude / frid / geduld / gütickeyt / traw / sanfftmut und messickeyt. Und wie er Rö. 8. sagt / des er tödte die werck des fleyschs / und creutzige mit Christo den allten Adam sampt seynen lüsten Gal. 5. Und summa / die früchte unsers geysts / ist erfüllung der zehen gepott Gottes. So mus nu gewislich der Alstettische geyst / der unsern geyst nichts will seyn lassen / ettwas höhers tragen / denn / liebe / und glauben / frid / gedult etc. So doch S. Paulus die liebe für die höhisten frucht erzelet 1. Corin. 13. und mus viel bessers thun denn Gott gepotten hat. Das wollt ich gerne wissen / was das were / Syntemal wyr wissen / das der geyst durch Christum erworben / alleyn dazu geben wird / das wyr Gottes gepot erfüllen / wie Paulus sagt Rom. 8.

Wöllen sie aber sagen / Wyr leben nicht wie wyr leren / und haben solchen geyst nicht / der solche früchte bringt. Solchs möcht ich wol leyden das sie sagten / denn dabey künd man greyfflich spüren / das nicht eyn guter geyst ist / der aus yhnen redet. Wyr bekennen das selbst / und ist nicht not solchs durch hymlische stym und höhern geyst zu holen / das wyr leyder nicht alles thun / was wyr sollten. Ja S. Paulus Gal. 5. meynet / Es geschehe nymer mehr alles / weyl geyst und fleysch bey eynander und widdernander sind auff erden. So spüre ich auch noch keyne sondere frucht des Allstettischen geysts / on das er mit der faust schlahen will / und holtz und steyn brechen / liebe / frid / geduld / gütickeyt und sanfftmut / haben sie noch bis her gespart zu beweysen / auff das des geysts früchte nicht zu gemeyn werden. Ich kan aber von Gottes gnaden viel frücht des geysts bey den unsern anzeygen / Und wolt auch noch wol meyne person alleyn / die die geringst und sündlichst ist / entgegen setzen allen früchten des gantzen Allstettischen geysts / wenns rhumens gellten sollt / wie hoch er auch meyn leben taddelt.

Aber das man yemands lere umb des geprechlichen lebens willen taddelt / das ist nicht der heylige geyst. Denn der heylige geyst taddelt falsche lere / und duldet die schwachen ym glauben und leben / wie Röm. 14. und 15. Paulus und an allen orten leret. Mich ficht auch nicht an / das der Allstettissche geyst so unfruchtbar ist. Aber der es so leugt und andere lere will auffrichten. Ich hette mit den Papisten auch wenig zu thun / wenn sie nur recht lereten / yhr böses leben würde nicht grossen schaden thun. Weyl denn diser geyst dahynaus will / das er sich an unserm krancken leben ergert / und so frech urteylt die lere umbs lebens willen / so hat er gnugsam beweyset / wer er sey / Denn der geyst Christi richtet niemand der recht leret / und duldet und tregt und hilfft den die noch nicht recht leben / und verachtet nicht also die armen sünder / wie diser Phariseischer geyst thut.

Nu das trifft die lere an / die wird sich mit der zeyt wol finden. Itzt sey das die summa gnedigisten herrn / das E.F.G. soll nicht werden dem ampt des worts. Man lasse sie nur getrost und frisch predigen / was sie konnen / und widder wen sie wöllen. Denn wie ich gesagt habe / Es müssen secten seyn / und das wort Gottes mus zu felde ligen und kempffen / daher auch die Evangelisten heyssen heerscharen Psal. 67. und Christus eyn heerkönig ynn den Propheten. Ist yhr geyst recht / so wird er sich für uns nicht furchten und wol bleyben. Ist unser recht / so wird er sich fur yhn auch nicht noch fur yemand fürchten. Man lasse die geyster auff eynander platzen und treffen. Werden ettlich ynn des verfüret / Wolan / so gehets noch rechtem kriegs laufft. Wo eyn streyt und schlacht ist / da müssen ettlich fallen und wund werden / Wer aber redlich ficht / wird gekrönet werden.

Wo sie aber wöllen mehr thun denn mit dem wort fechten / wöllen auch brechen und schlahen mit der faust / da sollen E.F.G. zu greyffen / Es seyen wyr odder sie / und stracks das land verbotten und gesagt. Wyr wöllen gerne leyden und zusehen das yhr mit dem wort fechtet / das die rechte lere bewerd werde / Aber die faust halltet stille / denn das ist unser ampt / odder hebt euch zum lande aus. Denn wyr / die das wort Gottes füren / sollen nicht mit der faust streytten. Es ist eyn geystlich streyt / der die hertzen und seele dem teuffel ab gewynnet / Und ist auch also durch Daniel geschrieben / das der Antichrist soll on hand zurstöret werden. So spricht auch Isaias 11. das Christus ynn seym reich / werde streytten mit dem geyst seyns munds und mit der ruten seiner lippen. Predigen und leiden ist unser ampt / nicht aber mit feusten schlahen und sich weren. Also haben auch Christus und seyne Apostel keyne kirchen zu brochen noch bilder zu hawen / sondern die hertzen gewonnen mit Gottes wort / darnach sind kirchen und bilder selbs gefallen.

Also sollen wyr auch thun. Zu erst die hertzen von den klöstern und geysterey reyssen. Wenn die nu davon sind / das kirchen und klöster wüst liegen / So las man denn die Landherren damit machen was sie wöllen. Was geht uns holtz und steyn an / wenn wyr die hertzen weg haben? Sihe / wie ich thu / Ich hab noch nie keynen steyn antastet / und gar nichts gebrochen noch gebrand an klöstern. Noch werden durch meyn wort itzt an viel orten klöster ledig / auch unter den Fürsten die dem Evangelio widder sind. Hette ichs mit dem sturm angriffen / wie diese propheten / so weren die hertzen gefangen blieben ynn aller wellt / und ich hette yrgent an eynem eynigen ort steyn und holtz eyngebrochen. Wem were das nütz gewesen? Rhum und ehre mag man damit suchen / der seelen heyl sucht man warlich nicht damit. Es meynen ettlich / Ich habe dem Bapst on alle faust mehr schaden than / denn eyn mechtiger könig thun möchte / Weyl aber dise propheten gern ettwas sonderlichs und bessers wöllten machten / und konnen doch nicht / lassen sie die seele zurlösen anstehen / und greyffen holtz und steyn an / das soll das new wunderlich werck seyn des hohen geysts.

Ob sie aber hie wollten furwenden / ym gesetz Mose sey gepotten den Juden alle götzen zubrechen und alltar der Abgötter auszurotten. Antwort. Sie wissen selbs wol / das Gott durch eynerley wort und glauben / durch mancherley heyligen / mancherley werck von anbegyn gethan that. Und die Epistel zun Ebreern solchs auch auslegt / und spricht / Wyr sollen dem glauben solcher heyligen folgen / Denn wyr konnen nicht aller heyligen werck folgen. Das nu die Juden alltar und götzen zubrochen / hatten sie zu der zeyt eyn gewis gepott Gottes zu dem selben werck / wilchs wyr zu diser zeyt nicht haben. Denn da Abraham seynen son opfferte / hat er Gottes gewis gepott dazu / und thetten doch darnach alle unrecht die dem werck nach / yhre kinder opfferten. Es gillt nicht nachomen ynn den wercken / sonst müsten wyr uns auch lassen beschneyden und alle Judische werck thun.

Ja wenn das recht were / das wyr Christen sollten kirchen brechen und so stürmen / wie die Juden / So sollt auch hernach folgen / das wyr müsten leyblich tödten alle vnchristen / gleych wie den Juden gepotten war die Cananiter und Amoriter zu tödten so hart als die bilder zu brechen. Hie mit würde der Alstettisch geyst nichts mehr zuthun gewynnen / denn blut vergissen / und wilche nicht seyne hymlische stym höreten / musten alle von yhm erwürget werden / das die ergebnis nicht blieben ym volck Gottes / wilche viel grösser sind an den lebendigen unchristen / denn an den hültzen und steynen bilde. Dazu war solch gepott den Juden geben alls dem volck / das durch wunder Gottes bewerd war / das gewis Gottes volck war / und dennoch mit ordentlicher gewallt und oberkeyt solchs thet / und nicht sich eyne rotte aussondert. Aber diser geyst hat noch nicht beweyset / das da Gottes volck sey mit eynigem wunder / da zu rottet er sich selbs / als sey er alleyn Gottes volck / und feret zu on ordenlich gewallt von Gott verordenet und on Gott gepott / und will seynem geyst gegleubt haben.

Ergernis weg thun / mus durchs wort Gottes geschehen / Denn ob gleych alle euserliche ergernis zubrochen und abgethan weren / so hilffts nichts / wenn die hertzen nicht vom unglauben zum rechten glauben bracht werden. Denn eyn ungleubig hertz findet ymer new ergernis / wie unter den Juden auch geschach / das sie zehen abgott auffrichten / da sie vorhyn eynen zubrochen hatten. Drumb mus ym newen testament die reche weyse fur genomen werden / den teuffel und ergernis zuvertreyben / nemlich das wort Gottes und damit die hertzen abwenden / so fellt von yhm selbs wol teuffel und aller seyner pracht und gewallt.

Hie bey will ichs dis mal lassen bleyben / Und E.F.G. untertheniglich gebeten haben / das sie mit ernst zu solchem stürmen und schwürmen thun / auff das alleyne mit dem wort Gottes ynn disen sachen gehandelt werde / wie den Christen gepürt / und ursach der auffrhur / dazu sonst er omnes mehr denn zu viel geneygt ist / verhuetet werde. Denn es sind nicht Christen / die uber das wort auch mit feusten dran wöllen / und nicht viel mehr alles zu leyden bereyt sind / wenn sie sich gleych zehen heyliger geyst voll und aber voll berhümbten. Gottes barmhertzickeyt wollt E.F.G. ewiglich stercken und behueten.

E.F.G.

Untertheniger
Martinus
Luther.

Luther an Herzog Johann von Sachsen

5.4.1524

Dem Durchleuchtigen Hochgebornen Fursten und Herrn, Herrn Johans, Herzog zu Sachsen, Landgraf in Duringen und Marggraf zu Meissen, meinem gnädigen Herrn.

Gnade und Friede in Christo. Durchleuchtiger, hochgeborner Furst, gnädiger Herr! Auf E. F. G. Schrift hab ich unterthäniges Fleißes verschafft, daß Er Johan Groe, weiland Pfarrherr zu Cronach, vom Bischofe zu Bamberg vertrieben, darumb daß er eine Jungfrau, frumm, zuchtig Kind, mit Willen und Wissen ihrer Eltern zur Ehe genommen, soll inwendig vierzehn Tagen sich zu Weymar einstellen, das Predigampt zu versorgen. Denn er fast ein vernunftiger, sittiger, stiller Mann ist, nu zwei Jahre bei uns gewesen, mit dem Weibe in aller Zucht und Ehren gelebt, daß ich hoffe, E. F. G. soll ein Gefallen an ihm haben, und er jedermann lieb und werth sein werde. Auch hat ich Er Wolffgang Stein gebeten, bei E. F. G. ein Geleitsbrief zu erlangen fur einen armen verjagten Priester unter E. F. G. Herrschaft zu Arnbach. Bitte unterthäniglich, E. F. G. wollt meine Bitte gnädiglich erhören, und dem armen Mann solch sicher Geleit lassen mit Gnaden geben, umb der armen Kindlin willen, die sein Weib hat müssen da lassen. Das wird Christus erkennen, welchs Gnade und Stärke sei mit E. F. G. ewiglich, Amen. Zu Wittemberg am Dienstag nach Quasimodogeniti 1524.

E. F. G.
unterthäniger
Martinus Luther.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Vierter Band.
Briefe vom September 1522 – August 1524
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1891

Friedrich an Herzog Johann

Worms 17. Januar 1521

Hochgeborner furst, freuntlicher lieber bruder vnd gefatter. Ewr lieb gebe ich freuntlicher meynung zu erkennen, daß gute Betth swerlich alhie zu bekomen sein, Auch fast sorglich ist, dar Innen zu legen. Darumb wil ich Ewr lieb in dem freuntlich verwarnet haben, vnd ist mein bedencken, daz ewr lieb thue, wie sie mage, daß Ewr lieb fur yre person vnd vnser beder Son betthe mitbrenge. Das wolt ich ewr lieb nit verhalten. Dann derselben bruderliche vnd freuntliche dins zu ertzeigen bin ich ganz willig.

Dat. zu Wormbs am dornstag Sant Antonien tag. Anno dni rv°rr.

Frid9

m. pp.

Friedrich von Sachsen an Johann von Sachsen

Borna, 10. Decbr. 1520

Hochgeborner furst, fruntlicher liber bruder und geffather, e.l. habe ich von eyllenburg auß geschriben, wyl mich vorsehen, eß sey e.l. nuhe zukomen.

vnd laß e.l. wyssen, das ich heuthe alher komen bin vnd morgen wyl got meynen wegk nach wyssenfels nemen wyl, vnd alls dan des nachsten nach alstad, aldo wyl ich e.l. schreyben wyl got erwarthen.

ich habe e.l. geschriben, das ich mich versehe, das mein vetter auff des Reichs tag nicht zehyn worde auß orsache, wyhe ich dan e.l. angeczaigt, aber nechten hab mein vetter mir geschriben, nach dem dye bemische auff rurhe gestyllet, das folgk wider auß preußen zehye vnd vor weynachten verlauffen werde, sey er bedacht, des Reichs tag zcu besuchen, wyhe ich dan e.l. wyl got, ßo erst der almechtig got zcu ßamhen hillfft, weiher berichten wyl, vnd ist mir warlichen gancz selczam, wyhe sych seyn gemüthe ßo bald verandert hab, dan ßo ffil ich von sygemund von malticz vermerckt habe, ßo ist meynes vettern gemüthe nicht gewessen, des Reichs tag zu besuchen, got wolle, das eß gud werde, ßo ferne mir der almechtig got mein geßunthaid lest, wyl ich, ab got wyl, auff des heylligen crist obent bey e.l. zcu eyssenach seyn, der almechtig got gebe mit fraiden.

wohe eß e.l. nicht entgegen vnd e.l. wollten mir vor rv aber ii gulden gold mit gegen eyssenach bringen, welld ich e.l. guthe muncz dor vor geben, dan dye muncz gyld zcu wormis nicht. ditz alles habe ich e.l. fruntlicher maynung nicht vorhalden wellen, dan e.l. zcu dynen bin ich gnacz wyllig. Dat. Born am mantag nach Concept. marie. Ao. .d. rvrr

Frid9
m. pr.