Luther an Kurfürst Johann von Sachsen.

8. Juni 1531

Gnad und Fried in Christo. Durchleuchtigster, hochgeborner Furst, gnädigster Herr! Es haben mich gute Leute vermocht, an E. k. f. G. zu schreiben fur diesen Werner, Briefes Zeiger, welcher vom Amptmann zur Neuenstadt, Erph vom Ende, fast unbillig beschweret und E. k. f. G. allzu hart ist angegeben. Bittet derhalben, daß, nachdem er E. k. f. G. Schied vorhin empfangen, wie ich gesehen und gelesen, E. k. f. G. wollte ihn gnädiglich dabei handhaben, und wo es erfunden werde, daß er solchen Schied uberfahren hätte und E. k. f. G. zu nahe gewesen, da begehret er nicht Furbitte. Weil er denn hierin nicht das Seine gesucht, sondern seines Mundlins Nothdurft, als ein treuer Furmund, und E. k. f. G. selbs täglich erfahren, wie die amptleute Ursachen nehmen aus dieser schwinden Zeit, selbst Fursten zu Sachsen zu sein und zu thun, was sie wollen, nicht was sie sollen (wie ich solchs ungern anzeige), ist mein unterthänige bitte (welche ich dem guten Gesellen nicht hab wissen zu wegern und lieber ließe anstehen), E. k. f. G. wollten gedachten WErner bei solchem Schied, in E. k. f. G. Namen ihm gegeben, handhaben. Nichts mehr begehrt er, welchs E. k. f. G. doch ohn das gerne thun, das wissen wir alle (Gott lob!) fast wohl. Christus, unser Herr, stärke E. k. f. G. mit seinem Geist, Amen. 8. Junii 1531.

E. k. f. G. unterthäniger
Martinus Luther

Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke
Herausgegeben von
J. K. Irmischer u.a.
Briefwechsel Neunter Band.
Calw und Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung.
1903