Oecolampad, Johannes – An den Bürgermeister und Rat der Stadt Ulm

Den fursichtigen, ersamen wiszen Burgermeistern vnd radt der stadt Vlm, meinen besonders gunstigen vnd lieb herrn.

Ersame, weiszen besunder gunstig vnd lieb Herren meine gantz willig, vnd mit begird berait Dienst sein E. E. weissheit zu voran entbotten, samt wunschlicher bitt, meerung des reichs vnd der gnaden Christi, bei euch. Besunder gunstig lieb Herren, Wie ich vernommen hab auss E.E.W. schrifften, vnd ouch sunderlichen befelch, hie meiner gunstigen herren Burgermaiser vnd rads, euch radt slags halb uff den kunfftigen richstag gen Speir zu fertigen, vnd E.E.W. zuzuschicken wiewol das wenig ja so vil als nichts ist, das mein klein suge E.E.W. vnd hie mein gunstigen herren, zu wilfaren, soll an meinem fleiss, was ich sampt den brudern vermag nit erwinden, Gott gebe gnad. Weitter, dass ouch E.E.W. bittlich begeredt an mich, wo es sach were, das uff zukunfftigen richstag gen Speir oder Straspurg, doch uf vergleitten, mein begeret wird, dass ich mich wolle gutwillig finden lassen, were on not zu bitten mich, der zum tail ewer eigen bin, zuvorab in den sachen szo Christum betreffend. Dann ich uff eins slechts ermanung so ferrn es mir erlaubt wurdt von mein herren, mich gutwillig erzeige. Bin ouch gantzer zuversicht, mein gnädig herren, werden hierinnen noch E.E.W. noch ander stedten, so das begeren werden abziehen, sunder alle freundtlikait, als christlich nachbuwern bewissen, wie ich schon bei etlichen geneigten willen find, die die andern, ouch wol vermögen. Hiemit wil ich mich E.E.W. als iren willigen befolhen han. Datum zu Basel am 24. Augusti. (1531)

E.E. weisshait willig

Jo. Ecolampadius

Quelle:
Zeitschrift für die historische Theologie. herausgegeben von Dr. Christian Wilhelm Riedner, Neunzehnter Band. Leipzig: F.A. Brockhaus. 1849

Supplikation der Leipheimer um einen evangelischen Prediger

An den Rat von Ulm
Freitag vor Okuli, 1528

Fürsichtig, Ersam, hochweis gebietend vnd günstig Herren! E. F. W. bitten wir nachernaunnt in aller Unterthänigkeit unser christenlich geenwirtig Anbringen und Anmmuten unverdriesslich zu vernehmen. NAchdem Gott, unser himmlischer Vater, sein Wort zu diesen Zeiten an allen Orten lässt verkündigen und Christum unsern Heiland gnädiglich anbieten, welcher wir eine zeitlang her durch unsere grosse Missethat und Verschuldung sein beraubt gewesen, nun aber verhoffen, wir haben die grösste Strafe und Plage von Gott eingenommen und habe sein Zorn abgewendet als wir denn sein Gnad und göttliche Barmherzigkeit an E.-F. Wsh. offenlich spüren und sehen. Dieweil dann E. F. Wsh. uns ungehorsamen und unverdienten wiederum begnadet und mit dem zeitlichen, als mit unserm Stadtrecht, Gericht, Wochenmarkt und was uns notwendig zu Leib, Ehre und Gut ist, begabet haben, also wolle Gott, der barmherzige Vater, uns Elenden und Betrübten zu seinen Gnaden ziehen und empfahen und wiederum mit seinem heil. Wort begnaden, welches uns das Allernotdürftigste ist. Und dieweil anfänglichs sein Reich Gerechtigkeit, Lob und Ehre gesucht werden soll, darumb wölle E. F. Wsh. auch ermessen den grossen Hunger und Durst an göttlichem Wort allhie bei uns. Deshalben wir zu E. F. Wsh. in Getreuen und Glauben kommen wie uns angezeigt durch den heiligen Mathäum am siebenten Kapitel, der da spricht: was ihr werdet bitten, werdet ihr empfahen, und wer da suchet, der findet und wer da anklopfet, dem wird aufgethan. Ist menach an Ew. F. Wsh. unsern gebietenden und günstigen Herren als Liebhaber derselben Lehr und Worts Gottes in aller Unterthänigkeit unser Bitt und Begehr, die wollen uns auch ein gottesfürchtigen, gelehrten Lehrer und Prediger der Lehr und Worts Christi unsers Seligmachers geben, damit kein Sekt, Spaltung oder Zank unter uns entstehe noch erwache, sondern das heilig würdig Evangelium in uns gepflanzt und aufgerichtet werde.

E. F. Wsh.
unterthänige arme mit Namen und hienach geschrieben
(folgen 46 Unterschriften)


Beiträge zur Bayerischen Kirchengeschichte
herausgegeben von D. Theodor Kolde
ord. Professor der Kirchengeschichte an der Universität Erlangen
4. Band.
Erlangen 1898
Verlag von Fr. Junge.

 

Johann Eberlin von Günzburg an den Rath der Stadt Ulm

Ende Oktober 1523

Den Ersamen fürsichtigen wysen herren Burgermeistern vnd Rat der loblichen Rychstatt Vlm, sinem günstigen lieben Herren in Christo, wünscht Johann Eberlin gnad vnd frid von Christo mit erbietung zu aller vnderthänigkeit.

Ersamen, fürsichtigen, wysen Herren, ich füge noch zu wissen, das ich komen bin von Wittenberg etlicher Geschäft halben, vnd vnder wegen auch Myne gute freindt zu Vlm besichtigen, bin ich härkomen, vnd niemand zu nachtheil noch zu beschwerlichem schaden mege ich wol ermessen, das myne Widersacher, Münch vnd Pfaffen vnruig send ze handlen vor ewer wysheit wider mich, ist mein diemüttig gebett an Ewer Wysheit ihr wollen mir vor vnbilligem gewalt wider mich sein, darzu erbiete ich mich vor ewr wysheit oder andern vnparteyischen richtern allen mynen Widersachern antwurt zu geben, warumb ich redlich vnd nottig abtreten bin von mynem Orden, auch erbiete ich mich myne Lere in geschriften vnd von mund vsgangen, Vrsach darzethun, darwber vrteyl gewarten erberer christlicher Zuhorer. So dann vil vurwe hie ist im predigen, gedunkt mich nuz vnd gut sein, ewr Wysheit lasse mich offentlich vor euch disputiren, also das ich fürhalte christliche Lere, vnd darwber hore alle Widersacher, welcher party erfunden wurt mit gschrifft Bas oder minder verfast, die blyb oder wiche der andern, also das sollichs in deutscher sprach geschah, mit anzaigung der biblien vor manigklichen, wann sollichs schryen vf der Canzel wurt in die Lange nit gut thun; Ich begere, Ewr Wysheit wolle sollichs bedenken, Ich hab gestern gebredigt den Glauben an Christum, Liebe zu dem nachsten vnd gehorsami gegen der Obrigkeit vnd nit vermaint ainem Ersamen rat ainen Verdruß daran ze thon, sollichs ewr wysheit anzezeigen, hat mich gut gedunkt, Ewr Wysheit wolle mir das in vngnaden nit vfnehmen, vnd mich armen ellenden veryagten vmb des Evangelion wegen auch lassen befolhen sein. Gott sy mit Euch allen. Datum Vlm, Montag nach Ursule 1523.

Ewr Wysheit
gutwilliger, vnderthäniger
Johann Eberlin von Günzburg

Mittheilungen zur schwäbischen und fränkischen Reformationsgeschichte
Carl Jäger
Erster Band
Stuttgart
bei F. C. Löflund und Sohn
1828