Landgraf Philipp an Luther und Melanchthon.

Vnsern gnedigen grus zuuor, erwirdiger vnd hochgelerte, liebe getreuen. Wir stehen in ganz heftiger arbeit, die vnfruntliche irrungen, so sich zwuschen beiden vnsern liben vettern, bruder, sohn vnd geuattern, dem churfursten vnd herczogen Mauritzen zu Sachsen erhalten, vf zimliche vnd gepurliche mittel vnd weg dermassen hinzulegen, damit nit weiter zun waffen geschritten, land vnd leute verderbet vnd also dem euangelio der ort ein vnwiderpringlicher nachtheil zugefuget werde. Aber wir befinden beideteil ganz harthaltig, also dass wir nit ermessen mögen, ob vnd was volge wir bey inen erlangen werden oder nicht. Nun haben wir lauts beiliegender copey vf etzliche mittel, di vns gleichmessig vnd zu hinwegnemung diser irrung dinlichen zu sein beduncken gedacht, dann es vast im grund beiden herrn allein vmb den zug vnd pass durch Wurtzen, wlechen herczog Moritz vnersucht des churfursten frei vnd vnuerspert zu haben vermeinet vnd der churfurst im den nur jure familiaritatis zugelassen gedencket, zu thun ist. Diweil dann dise sach der rede nit wehrd, dass darumb beide chur- vnd fursten so beschwerlich an einander gerathen solten, auch so ganz vil geferlicihen, nit allein beiden iren liebten vnd derselben landen vnd leuten, sondern auch der gantzen vnser christlichen religion vnd derselben verwanten hiruf stehen, wie Ir selbst vernunftiglich zuermessen habt vnd wirs dafur halten, dass vnser lieber vetter vnd bruder, der churfurst Euch beiden als fromen, crhistlichen mennern beuor andern hirin vernehmen möcht, so ist himit an Euch vnser gnedigs begeren, Ir wollet allem fridlichen wesen, auch der ganzen religion vnd landen vnd leuten zum besten, vfs allereilendest an sein liebte schreiben vnd sie zum hochsten bitten vnd ermanen, dass sie dise geuerlichen vntergang vnd augenscheinlich verderben zu gemut fuhren vnd derwegen in diser hochwichtigen sach, dwil die doch nur das zeitlich vnd nit das ewig betrifft, nit zu hart halten, sondern auch ein ezwas nachgeben vnd es zu vngeuerlich disen miteln, so wir Euch hirbei schicken, kommen lassen, das wolten wir Euch also aus getreuer guter wolmeinung in eile nit verhalten, vnd seint Euch mit gnaden wol geneigt vnd gewogen. Datum Oschatz am h. Osterabent Anno 1542.

Philips L. z. Hessen

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Johann Friedrich an Melanchthon, 17.2.1542

An Philippum

Wir wollen euch nicht bergen, daß uns der hochgeborne unser freundlicher lieber Vetter Herr MMoritz Herzog zu Sachsen, angelanget, dieweil seine Liebe die Universität Leipzig zu reformiren willens, daß wir euch wollten befehlen, daß ihr euch auf S. Liebe Erfordern dahin wollt begeben, und solche Reformation vornehmen helfen.

Dieweil denn dieß ein gutes auch dem gemeinen Nutz förderlich Vorhaben ist, so begehren wir, ihr wollet auf Zeit, wenn ihr von benannten unsern Vetter erfordert werdet, euch gen Leipzig begeben, und neben andern das vorhabende Werk mit Fleiß fördern helfen. Daran thut ihr uns zu Gefallen. Datum Torgau, Freitags nach Valentini 1542.

Zedddula

Ihr wollet auch mit sonderm Fleiß darob halten, daß der christlichen Religion zuwider nichts vorgenommen, auch die hiebevor aufgerichtete Visitationsordnung im Wesen erhalten werde. Wollten wir euch freundlichen nicht verhalten.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen IV.
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1837

Martin Luther – An die Theologen zu Schmalkalden

Den Hochgelahrten, D. Iusto Ionae, Ioanni Pomerano, Casparo Crucigero, Philippo Melanchthoni, Dienern und Bekennern Christi, seinen lieben Freunden, wünschet Martinus Luther viel Gutes.

Lieben Freunde! Ich gläube wol alles, das ihr schreibet von dem K. und Papisten. Denn der K. ist gewesen, undwird bleiben ein Knecht aller Knechte des Teufels. Wollte GOtt, er dienete also, wie andere Creaturen, daß er der Eitelkeit nicht wissentlich unterworfen wäre, sondern unwissentlich. Wir bitten für ihn und wider ihn, wissen auch gewiß, daß wir erhöret werden, mehr denn wir verstehen oder begehren. Wir werden auch unserer Bitte gewähret werden, wie wir ihr bisher sind gewähret worden. GOtt ists. Wie nun derselbige mitten im Tode lebendig macht, mitten im Zorne barmherzig ist, und mitten in seinem Grimm lachet; also, wenn wir meynen, er wolle gar nicht erhören, so wird er uns erst geben, das wir gebeten haben. Wie denn alle göttliche Werke wunderbar sind und unbegreiflich, bey welchem, was nichts ist, etwas seyn muß; was verdirbt, das wächst; was fällt, das stehet, und alles ist nichts bey ihm. Welchem allein die Ehre gebühret, welcher allein GOtt ist, allein Schöpffer, allein Regierer aller Dinge. Bringt ihr nun Friede, mitten im Kriege gegeben, so wollen wir den Frieden annehmen; bringt ihr aber krieg, so wollen wir gleicher Maaß Friede aus dem Kriege gewärtig seyn. Es sey durch den Tod, oder durchs Leben, so geschehe der Wille des HErrn. Wenn der geschehen ist, so wird auch unser Friede werden, zum ewigen Leben, Amen.

Verachtet den Teufel getrost; es hat ihn gecreuziget, der vor ihm gecreuziget worden, der Ueberwinder in Israel. Derselbige hat ihn uns geweiset, und hat ihn im Triumph geführet, und uns zu Spotte und trotz gegeben, so wir anders gläuben an den Creuziger Christum, den HErrn und Ueberwinder seines Creuzigers, des Teufels. Werden sie uns creuzigen, und an jenem Tage, oder noch eher, wollen wir öffentlich mit Fingern auf ihn weisen. Gehabt euch wohl.

Anno 1540.

Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften.
Siebzehenter Theil.
Johann Georg Walch
Halle im Magdeburgischen
Druckts und verlegts Joh. Justinus Gebauer

Rat zu Amberg – An Luther und Melanchthon

Den Ehrwirdigen, Hochgelerten, Erbarn und achtbarn Martino Luthero der Heiligen göttlichen schrift Doctorn, und Philipo Melanthon, zu Wittenberg sambtliche, Unsern lieben Herrn und guten Freunden.

Unnser freuntlich Dienst zuvor, Erwirdige, Hochgelerte, Erbarn, und achtbarn seien eur Erwirden und Achtbarkeit mit Vleis zuvor berait, Gunstig lieb Herrn und Freunde, E. Erw. und acht. freuntliche Bemühung und guetwilligs Erbietten, so Ir auf Unnser an E. Ew. beschehen Ansuchen eines Christlichen Predicanten halber ungesparts Vleis fürgewennt, und noch zu Ufrichtung des Worts Gottes und christlicher Religion gegen Unns aller Guetwilligkeit und freuntlichs Willens erplettig, haben wir alles seines Innhalts vernommen, höchstes möglichstes Vleis ganntz willig solchs umb E. Ew. und acht. zubeschulten  E. Ew. und acht. freuntlich bitten Unns fürderlich und behilflich zu sein, damit Andres Hugl Unns von euch zu einen Predicanten, wie wir Unns versehen, ganntz treulichen und in besten Gefürdern und Promouiren seinen guetwillig erlichen erbietten nach, uf fürderlichst, so Ime möglich, uf unsern aigen Costen heraus verfügen, und sich bei Unns in Verkindung und anrichtung des rainen und lauttern Wort Gottes, wie unsern gnedigen und gendigl. Herrn Herrn Statthalter und Rat. E. Ew. überschickter Abscheidt mit sich bringt, und vermog anfenglich, als viel imer möglich in Ansehung unsern in christlichen Religion bisher ungeübter Gemein, sich uf’s glubflichst, wie Ime dann, on Zweifel, als einen erfarnen und berümbten der heiligen göttlichen schrift, unverporgen, hörn und vernemen lassen, trostlicher Hofnung, der allmechtig barmherzig Gott, der das ewigen ainigen Wort Gottes und unsers himelischen Vattern selbs ist, wäre umb pflantzung seines rainen Worts und göttlicher Warheit willen, Ime und ums soviel Gabe und Gnade verleihen, das wir darnach Ursache haben mit Ime des Predigambts halber, entlichen zu handlen und zu beschliessen, Solche E. Ew. und acht. Unns zu Ufrichtung des rainen Wort Gottes erzeigte Guetwilligkeit seien umb  E. Ew. und acht. freuntlichen zu verdienen willig. Damit Gott befohlen. Datum Mitwochen nach Martini anno 1538

Burgermeister und Rat zu Amberg

Verhandlungen des historischen Vereins der Oberpfalz und von Regensburg
Sechster Band
Regensburg, 1841
Gedruckt bei Julius Heinrich Demmler

Rath von Naumburg an Luther, Jonas, Bugenhagen und Melanchthon.

Den ehrwirdigen, achtbarn und hochgelahrten Herren Martino Luther, Justo Jone, Pomerano und Philippo Melanthoni, Doctoren und Visitatoren der Chur zu Wittenberg, unsern besundern großgünstigen Herrn.

Unsere ganz willige und unvordrossene Dienste nach bestem unserem Vormogen zuvorn. Ehrwirdige, achtbare und hochgelahrte, besunder großgünstige Herren! Es hat der ehrwirdige, achtbare und hochgelehrte Herr Nicolaus Meidler, der heiligen Schrift Doctor, unser itziger Pfarner ader Prediger, zu Förderung gottlicher eher und Unterhaltung der Armen uns eine Ordenunge uber unsern gemeinen Gotteskasten, wie es mit Erhaltung derselben und sunst allenthalben mit den Kirchen- und Schulendienern hinfüro soll gehalten werden, gestellet, mit Bitt und Begehr, dieselbige Kastenordenunge Ew. Ehrw. und A. zu berathschlagen, gunstlichen zu uberschicken rc. Demnach und dieweil wir dann in dieser Kastenordenunge nichtes anders, dann was die gottliche Eher, Vorsorgung armer Leut belangen thut, unsers Einfalls finden thun, und darneben gedachts unsers Herrn Predigers christlich Gemuth vormerken, als thun Ew. Ehrw. und A. wir erwähnte Ordenunge seiner Bitt, was euer Bedenken, uns hierinnen auch gunstig mitzutheilen, wie wir nicht zweifeln, ihr gunstig thun werdet. Das wollen umb Ew. Ehrw. und A. wir noch bestem unserm Vormogen ganz willig vordienen. Datum Donnerstag nach Mauricii 1537.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Elfter Band.
Briefe vom Juli 1536 bis August 1538
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1907

Rath von Naumburg und Nik. Medler, Pfarrer daselbst, an die Visitatoren zu Wittenberg (Luther, Jonas, Bugenhagen und Melanchthon).

An die Visitatores zu Wittenbergk. Tit. et salutatio.

Großgünstige Herrn! E. Ehrw. und Acht. tragen ohne Zweifel gonstigk Wissen, welcher gestalt wir an dieselben umb ein Diacon, den wirdigen und achtbarn Magistrum Benedictum Schumann, geschrieben und gebeten, daß uns derselbige zu solchem Ampt allhieher folgen mochte; auf welche eure gonstige Forderung er zu uns kommen, also daß wir ihne zu dem mal, do wir dreier Räth weis versammelt gewesen und seine Predigten zuvorn zweimol gehort, zu solchem Ampt angenommen, doran wir dann auch unser ganzen Gemein, der wirs hernoch vorgehalten, zu Gefallen gethan. Derhalben wir uns eures hierinne angewandten Fleiß und Förderung von wegen unser und unser Gemein gar dienstlichen nochmols bedanken. Und ist deßhalb an dieselben Euer ehrw. und Acht. unser gehorter Ursach halb und unsers Pfarners, des hochgelahrten und acht. Herrn Nicolai Medlers, Doctors rc., weiter ganz dienstliche Bitt, sie wollen obgedachten Herrn Magister zu solchem Beruf ader Vocation ihrer gebuhrlicher und gewohnlicher Weise noch, kraft ihres von Gott und der Obrickeit entpfangenen Befehls bestätigen und ihme solche Ordenung zum Priesterampt mittheilen. Das wollen wir rc. vordienen Datum Mittwochs nach Misericord. Domini 15374.

Der Rath und Pfarner zu Naumburgk.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Elfter Band.
Briefe vom Juli 1536 bis August 1538
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1907

Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen an Luther, Bugenhagen und Melanchthon.

Unsern Gruß zuvor. Ehrwirdigen und Hochgelahrten, lieben Andächtigen und Getreuer! Als wir itzt mit dem hochgebornen Fursten, Herrn Philipsen, Landgrafen zu Hessen, unserm freundlichen lieben Vetter und Brudern, zu Eisenach bei einander gewest, haben wir erwogen die gefährliche Ansetzung des Concilii durch den itzigen Papst gegen Mantua benennt, und der auch andern Sachen halben die Religion belangend, uns Tags und Malstatt zu unser und aller unser Religion Verwandten Zusammenkunft gegen Schmalkalden uf Mittwoch nach Agathe schierstkunftig vorglichen, die wir auch zue solchem Tag also beschrieben, daß ein jder Stand einen oder zween ihrer gelehrten Theologen zu demselben Tag wollen mitbringen, wie obgedachter unser Vetter und Bruder, der Landgraf, und wir in Gleichnuß zu thun auch bedacht, damit von den Sachen des Concilii, auch was sonst mehr die Religion anlanget, dester stattlicher moge geredt und geratschlagtwerden. Derhalben wir bedenken, den Sachen zu besten und Forderung Euch drei zu gemeldtem Tag unsers Theils mitzunehmen. Begehrn derwegen gnädiglich, Ihr wollet Euch, wo Ihr es sämptlich und sonderlich Leibs halben mit ichte vermuget, darnach achten, uf gemeldten Tag mit uns Montag nach Conversionis Pauli bei uns zu Torgau anzukommen, sodann mit uns nach Schmalkalden zu reisen, in deme den Sachen zu gut und uns zu unterthäniger Willfahrung gutwillig sein, als wir uns vorsehen. Daran thut Ihr uns zu sonderlichem gnädigen Gefallen, in Gnaden und Gutem zu erkennen. Datum zu Ceytz, Sonntag nach Innocentum puerorum anno 1537.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Elfter Band.
Briefe vom Juli 1536 bis August 1538
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1907

Böhmische Brüder – Brief an Luther und Melanchthon

8. Oktober 1536

  Von diesem Brief existirt, nachdem das lateinische, im Brüder-Archiv zu Leitomischl aufbewahrte Original-Concept bei dem großen Brande, der am 11. Mai 1546 ganz Leitomischl zerstörte, zu Grunde gegangen, nur eine böhmische Uebersetzung in den Listowé a Gednány etc. in Herrnhut, wovon Herr J. Müller in Herrnhut uns eine deutsche Uebersetzung zu fertigen die Güte hatte. 

 An die edlen Männer und ehrwürdigen Herren, unsere Brüder, Herrn Martin Luther, und Herrn Philipp Melanchthon, unsere in Christo Jesu Geliebten.

Gnade und Friede unsers Herrn Jesu Christi sei Euch, in Christo Jesu geliebten Brüdern und trefflichen Männern zum Gruß.

In der Osterzeit des vergangenen Jahres haben zwei unserer Brüder, welche Euch aus Liebe besuchten, uns von Euch Briefe voll Liebe gegen uns überbracht, welche, nachdem wir sie wiederholt gelesen haben, uns sehr erfreuten. Denn was könnte uns, um es kurz zu sagen, erwünschter und erfreulicher sein, als das, was Eure Briefe enthalten und was uns unsere zu Euch gesandten Brüder mündlich berichteten, nämlich daß Ihr uns nun ganz verstanden und erkannt habt, daß wir gemeinschaftlich mit Euch denselben evangelischen Glauben und denselben Sinn hinsichtlich der Sacramente wahrhaftig und vollständig haben. Aber wir als ungelehrte Leute vermögen nicht in so glänzenden Schriften und Reden, worin Ihr uns voraus seid, diese Sache Christi zu führen, noch auch sie so kräftig zu vertheidigen. Dieser Mangel kommt bei uns nicht daher, daß wir die Gelehrsamkeit verachteten oder sie gering schätzten, sondern unsere Armuth und sehr große Bedrängniß, sowie die Grausamkeit der Geistlichen und Weltlichen, die uns peinigen und bedrücken, ist Ursache, daß wir diese nothwendigen äußeren Hilfsmittel entbehren müssen. Aber trotz alledem können wir uns doch ein wenig mit dem hl. Paulus rühmen, daß wir zwar unerfahren in der Rede, aber nicht in der Erkenntniß der Wahrheit sind, um nicht zu verstehen und zu wissen, worauf unsere ganze Seligkeit beruht und auf welchen Wegen und Stegen wir sie erlangen, ja thatsächlich genießen können. Und dafür haben wir einen untrüglichen Zeugen in unserem eigenen und dem Gewissen derer, welche wir unterweisen, daß niemals weder wir noch unsere Vorfahren der Hilfe lebendiger oder todter Heiligen, oder unseren eigenen oder fremden Werken, oder irgend welchen anderen Dingen diese Macht zugeschrieben haben, sondern ganz und ausschließlich unserm einigen und ewigen Gott Vater, Sohn und heiligen Geist, der Gnade und Barmherzigkeit des himmlischen Vaters, dem reichlichen und vollgiltigen Verdienst seines Sohnes und dem Geschenk des heiligen Geistes. Ihn allein halten wir für Ziel und Grund, von ihm suchen wir Gunst und Gnade, ihn rufen wir an, von ihm kommt all unser Trost her, ihn allein ehren wir, auf ihn allein gründen wir die Vergebung aller Sünden, die Beruhigung des Gewissens, kurz die feste Gewißheit und Hoffnung der ganzen Seligkeit. Sein heiliges Wort haben wir stets für den unerschütterlichen Grund gehalten, und verlangen inbrünstig durch dieses allein uns bei Tag und bei Nacht leiten zu lassen, sei es beim Glauben oder bei den guten Werken, bei den Sacramenten oder bei den Ceremonien und kirchlichen Ordnungen. Darum haben wir bei unsern Böhmen immer ernstlich darauf gedrungen (namentlich in öffentlichen Briefen) und oftmals bis zum Ueberdruß um ein ordentliches und geziemendes Gehör gebeten, damit sie, wenn wir noch irgendwo irren sollten und Gott das vor unseren Augen verborgen hätte, uns aus der heiligen Schrift liebevoll belehrten und ermahnten. Und wenn eine solche Zurechtweisung uns ordnungsgemäß und nicht von parteiischen Personen zutheil würde, wollten wir uns ihr demüthig unterwerfen, indem wir versprachen, daß wir einen bei uns gefundenen Irrthum widerrufen und bessere Belehrung mit Freuden in Einfalt und Aufrichtigkeit des Herzens annehmen wollten. So haben wir in Wahrheit zu jeder Zeit gedacht und bis auf den heutigen Tag. Wenn wir aber einmal selbst, von uns aus durch die heilige Schrift irgend etwas Bedenkliches oder Irriges bei uns entdeckten, haben wir sogleich ohne Zaudern das Bessere angenommen, wovon es bei uns manche Beispiele gibt.

Ein deutlicher Beweis und Zeugniß davon findet sich hinsichtlich der Taufe, deren Gebrauch, nämlich die Wiederholung derselben, weder wir noch unsere Väter für einen unumstößlichen Glaubensartikel gehalten haben. Auch haben wir dieselbe nicht erst aufgebracht und versucht, sondern durch Andere veranlaßt, welche als hervorragende Männer und Kirchenlehrer aus triftigen und geziemenden Gründen urtheilten, daß die von Ketzern und Simonisten vollzogene Taufe wiederholt werden solle, sind wir darin ihrem Beispiel gefolgt. Dabei schien unseren Vorfahren und uns noch ein stärkerer und wichtigerer Grund zur Wiedertaufe der zu sein, wenn die erste Taufe nicht nur von einem Simonisten, was nach dem Urtheil der allgemeinen Kirche eine große Ketzerei ist, und von einem offenbaren Sünder und unwürdigen Diener empfangen worden war, sondern, was noch schlimmer ist, wenn sie nicht nach dem Sinn und der Absicht Christi gegeben und ihr trotz alledem auch ohne eigenen Glauben die Kraft selig zu machen zugeschrieben worden war. Ja auch Du, trefflicher Herr Doctor, schriebst in Deinem Buch von der Winkelmesse eine ähnliche Ansicht in Bezug auf das Abendmahl des Herrn, daß Du nicht zu behaupten wagest, daß dort der göttliche Leib sei, wo der Dienst nicht im Geiste Christi nach seinem Befehl und Sinn geschehe. Diese selbe Meinung hatten auch wir in Bezug auf die Taufe und die anderen kirchlichen Dienste, daß wir nicht zu behaupten und auszusagen wagen, daß das, was außer dem Geist und Sinn Christi dargereicht und empfangen wird, Christi sei, geschweige denn, wenn sie das übel anwenden gegen Christum zur Vernichtung seines Evangeliums und zur Austilgung und Ausrottung seiner selbst aus den Herzen der Gläubigen. Dabei unterstütze uns auch nicht wenig das Beispiel aus dem Alten Testament, wo Gott seine geheiligten Dinge und Gebräuche, welche er kurz zuvor dem Volke Israel zu halten gegeben und geboten hatte, verfluchte und sich davon lossagte, wenn sie dieselben übel anwendeten, das ist, nach ihrer Absicht und nicht zu dem von ihm gemeinten Zweck. Darum nannte er seinen heiligen Tempel eine Mördergrube, die Opfer Greuel und ihre Feste und Feiertage Koth. Doch zu dieser Zeit schien es uns nützlicher zu sein, daß wir nicht so fest wie früher darauf bestünden, als wir, sei es die Taufe oder die anderen Dienste, bei uns völlig neu haben wollten, sondern daß wir lieber nur eine Vervollständigung dessen, was ungenügend war, annähmen, und das, was befleckt war, reinigten. Sollte uns aber bei alledem irgend welche Abweichung oder Abirrung von dem sicheren Ziel widerfahren sein, so glauben wir, daß uns das Gott um Christi willen und um unsers Glaubens willen an ihn vergibt, ja daß auch seine Kirche das mild beurtheilt, weil wir darin nicht Ketzer, d.i. Hartnäckige sind, ja unaufhörlich mit der gesamten Kirche darum beten, indem wir sprechen: Vergib uns unsere Schulden rc. Wenn aber einer aus allen Frommen uns das über Gebühr hoch anrechnen und sehr verargen sollte, der möge bei sich nur das erwägen und daran denken, daß wir uns fast allein in der vorhergegangenen Zeit, in welcher die gleichsam ägyptische Finsterniß des Antichrists das Licht eingehüllt hatte, an das reine Evangelium gehalten haben, soweit es Gott dem Herrn im Himmel gefiel es uns zuzumessen. Endlich haben unsere Väter das am meisten begehrt, welches Verlangen auch in uns nicht erkaltet oder schwächer geworden ist, daß Gott der Herr, der Vater aller Barmherzigkeit, in allen Ländern seine Kirche in allen ihren Theilen erneuern, ihre Zweige ausbreiten und die Grenzen des Reichs seines Sohnes bis an die Enden der Erde erweitern möge, mit welcher wir nicht nur die Einigkeit des Geistes und des Glaubens, sondern auch der Ordnungen halten könnten, indem wir einander in Liebe tragen.

Weil aber der allgütige Gott Euch, die Ihr ehemals Feinde des reinen Evangeliums und um deßwillen auch unsere Feinde waret, nun zu Dienern an diesem Werke des heiligen Evangeliums erwählt und dazu gesetzt hat, daß seine Kirche zuerst im Reich und dann auch in andern fernen Ländern erneuert würde, so wisset, daß wir uns darüber sehr freuen und jubeln, indem wir uns dessen mit Euch gemeinschaftlich trösten, auch danken wir dafür Gott als dem einigen und alleinigen Urheber desselben, und begehren, mit Euch und den anderen Christen, die unter dem Glauben und Panier Christi streiten, in Glauben und Liebe eins zu sein. Darum bemühen wir uns nach Kräften, und ringen danach, obgleich der Satan allerlei dagegen aufstellt und das mit aller Macht hindert, worüber wir viel Leid und Schmerz empfinden, und weßhalb wir auch immer angelegentlicher und brünstiger zu unserem Gott um Hilfe rufen.

Damit Ihr aber noch besser erkennen könnt, was für Leute wir sind und unseren Sinn deutliche verstehen könnt, senden wir nun diese unsere Brüder, welche Euch schon von früher her wohlbekannt sind, mit dieser Confession unsers Glaubens und unserer Lehre zu Euch, welche einige Herren und Ritter, unsere lieben Brüder im Herrn Christo, Sr. königl. Maj. in Wien überreicht haben. Wir haben die Hoffnung, daß, wenn Ihr diese Confession werdet gelesen haben, Ihr besser werdet beurtheilen können, ob wir irgendwo von dem evangelischen Grund abweichen oder nicht. Wenn Euch aber irgendwo noch etwas unklar sein sollte, werden diese Brüder unsern Sinn und Meinung erklären. Wenn Euch ferner diese unsere Sachen gefallen sollten und Ihr sie für werth haltet, daß diese Confession, wenn es möglich wäre, gedruckt würde, so würden wir Euch sehr dankbar dafür sein. Ja wir bitten Euch herzlich um der brüderlichen Liebe willen, daß das geschehe, damit auch dadurch allen bekannt werde, daß wir nicht solche böse Menschen sind, wofür uns unsere Feinde allenthalben in allen Ländern ausgeben und verschreien. Denn bei uns ist es nicht leicht, sie drucken zu lassen, namentlich auf lateinisch, weder haben wir jetzt solche Drucker und Lettern, noch auch solche Freiheit und Leichtigkeit. Sollten wir das bei Euch erlangen, daß dieses unser Buch zum Druck gegeben würde, so bitten wir außerdem noch um ein Zeugniß von Euch durch eine kleine Vorrede. Und wenn in dem buch etwas wäre, was einer deutlicheren Erklärung bedarf, so stellen wir das in Eure Macht und überlassen Euch das Recht dazu, daß Ihr das entweder in Eurer vorrede oder in Anmerkungen, je nach dem wie es euch nöthig erscheint, nach der Erklärung dieser unserer obengenannten Brüder verbessert. Wir haben die Hoffnung, daß Ihr uns hierin Eure brüderliche Liebe erzeigen werdet, und empfehlen uns Eurer heiligen Fürbitte. Denn auch wir gedenken Eurer in unseren Gebeten. Grüßet in unserem Namen alle Gehilfen am Evangelium Christi. Gegeben in Leitomischl am Sonntag nach St. Marcus im Jahr 1536.

Die Aeltesten der Brüder-Unität in Böhmen und Mähren.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig
Enders
Elfter Band.
Briefe vom Juli 1536 bis August 1538
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1907

Churfürst Johann Friedrich an Luther und Melanchthon.

Ersucht Luthern, alsbald Nachricht von dem Abschlusse der Verhandlungen mit den oberländischen Städten zu geben.

Vnsern grues zuuor, erwirdigen vnd hochgelarten lieben andechtigen vnd getreuer. Der hochgelart vnser radt vnd lieber getreuer Bleikhart Sindringer, doctor, hat vns als er heut alhie zu Torgau bei vns ankomen vnter anderm berichtet, dass sich die sachen mit Euch vnd der oberlendischen stedte predicanten, so itzo zu Witemberg sein, zu gueten vnd aintrechtigen mitteln vnd wegen schicken sollen, welchs wir vnd zuuorderst, dass solchs zu got des almechtigen lobe, ehre vnd preiss, auch mherung vnd außbreitung seins heilwertigen worts ane zweiuel dinstlich sein, genediglich vnd gerne gehort.

Weil aber gedachter doctor Bleichart nit aigentlich anczuzeigen gewust, wie, welcher gestaalt vnd vf was maß gemelte sachen zu ainigkait gereichen solten vnd wir dann solchs gerne wissen mochten, so ist vnser genedigs begern, Ir wollet vns dasselbige, auch wie Ir mit inen ainen abeschied nemen vnd aufrichten werdet, furderlich vnd vnuorzuglich bei ainem aigen richtigen boten gein der Naumburg, wo wir alhie zu Torgau nit anzutreffen, durch schriefte vnterschiedlich berichten vnd zuerkennen geben, daran thuet Ir vnser gefellige meynung vnd seind Euch mit gnaden geneigt. Datum Torgau Donnerstag Ascensionis Domini Anno 1536.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Churfürst Johann Friedrich an Luther, Jonas, Bugenhagen und Philipp Melanchthon

Vnsern grus zuuor, erwirdige, hochgelarte, lieben andechtigen vnd getrauen. Wir haben Ewer widerschreiben, so Ir vns iczo von wegen des predigers, welcher gein Naumburg vorordent werden solle gethan, alles inhalts horen lesen, vnd dieweil Ir vns vnter andern Eren Michel Celium, graf albrechts von Mansfelts prediger, so hieuor Euch doctor Martino geschrieben vnd gebeten habt, inen anderswo mit einem dinst vnd predigstuhl zuuorsehen, furgeschlagen, wo Ir nu bedenket, dass derselbige darczu gnugsam geschickt vnd die von der Naumburg mit Ime vorsorget seint, wie wir dann auch an das bericht, dass er ein wol geschigkter vnd gelerter man sein solle, so lassen wir vns auch gefallen, dass Ir denselbigen Celium des orts vorordent vnd bestellet, domit die leute des gotlichen worts nicht beraubet, sunder domit noturftigklich vorsehen werden mogen; das wolten wir Euch hinwider nicht vorhalten vnd geschiecht hiran vnser gefellige meynung. Datum Torgau Dornstags nach Judica Anno Domini 1536.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866