Luther, Martin – An Justus Jonas

27. August 1530

Ich bekam zu Gesichte und las die Meinungen der eurigen über unsre Angelegenheit. Aber was ich Philippsen schreibe, das schreib ich auch Euch: daß Ihr es sicher, Christo zu Ehren und mir zu Gefallen, wenn ich anders etwas in Christo bin, sammt allen den unsrigen glauben wollet, daß Campegius ein grosser und ausgemachter Teufel sey. Ich kanns nicht beschreiben, wie heftig ich durch die von dem Gegenparth vorgelegten Bedingnisse gereitzet ward. So lachen nemlich und spotten die Teufel unsers Bemühens. Dieß ist, so wahr ich lebe, ein Kniff des Campegius und des Pabstes, daß anfangs unsre gute Sache durch Gewalt und Drohungen erschüttert, und wenns auf diesem Wege nicht glücken sollte, mit List und Fünden angegriffen werde. Gewalt und Drohungen habt ihr erfahren, und jene schreckliche Ankunft des Kaysers ausgehalten. Nun müsset ihr die Kniffe und jene wahrhaft verkappten Mönche, die bey Speyer der Rhein herbrachte, ertragen, und diese ihre ankunft webet diese Uebereinstimmung der Lehre zusammen. Dieses ist sicher ihr ganzes Geheimniß. Was bleibt aber nach Gewalt und Ränken übrig, als der Vater der Ränke und Lügen, und der Urheber des Todes und der Unterdrückung? Allein, der euch die Gewaltthätigkeit zu überwinden gab, wird auch Kraft und Macht geben, die Ränke zu zerstäuben. Doch davon an Philipp und den Churfürsten. Ich mußte den Bothen eilends zurückschicken. Wohlan seyd wacker, und gebet den Widersachern nichts nach, ausser was sie ausdrücklich durch die Schrift erhärten. Der Herr Jesus sey mit euch. Amen. Aus meiner Einsideley 27 August. 1530.

Euer
Martin Luther

Quelle: D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe.
Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt.
Erster Band.
Leipzig,
in Kommission bey Christian Friderich Wappler.
1784.

Luther, Martin – An Justus Jonas

Dem wackern Vater von fünf Söhnen, Herrn D. Justus Jonas, der in Augsburg des Evangelii halber kämpfet.

Heil Euch tapferer Pentapädotikta (Vater von fünf Söhnen) und meinen Glückwunsch über die Geburt Eures andern Fritzen! Doch weil Ihr vielmehr den Briefen von Wittenberg mit Ungeduld entgegen sehet, so will ich Euch diese Freude noch nicht völlig kosten lassen. Nur diese Erinnerung will ich noch machen. Ihr werdet wol einsehen, daß es Euren Gott gereuet hat, und darum wegen des Schmerzens über den Verlust Eures ersten Fritzens nun Euch diese Freude zu machen sich gedrungen fühlte. So ließ er Euch auch wieder einen Theil zukommen. Seyd zufrieden mit ihm; oder vielmehr lobpreiset ihn. Den kleinen beygeschlossenen Zettel schiket Euch meine Käthe. Doch aus dem Briefe selbst werdet Ihr alles ersehen, Ich habe gleich den Tag darauf, als wir uns schieden, ein Schreiben an Euch erlassen; vielleicht bekommt Ihr nun beyde zugleich. Was ich im ersten schrieb, weis ich selbst nicht mehr. Der Herr, der Euch erfreuet hat, erhalt und segn‘ Euch, Amen. Aus dem Reiche der Vögel, besonders der Dohlen.

Freytags nach Quasimodo geniti. 1530. [29.4.]

Martin Luther. D.

Quelle:
D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe. Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt. Erster Band. Leipzig, in Kommission bey Christian Friderich Wappler. 1784.

Kurfürst Johann von Sachsen an Luther, Jonas, Bugenhagen und Melanchthon

21.3.1530

An Doctor Martin Luther, Justen Jhonas Probst, Johan Pomer Pfarrer und Philipp Melanchton zu Wittenbergk

Johannes rc.
Unsern Gruß zuvor. Ehrwirdigen, Wirdigen und Hochgelahrten, lieben Andächtigen und Getreuen! Nachdem wir euch jungst haben schreiben lassen mit gnädigem Begehrn, euch von etlichen Sachen mit einander zu unterreden und alsdann anher zu uns zu fugen, als wollen wir euch nit bergen, daß uns itzt andere Sachen furgefallen, darzu wir euer auch bedurftig. Wo ihr euch nuhe von denselben Sachen, wie wir euch geschrieben, mit einander unterredt hättet, als wir uns versehen, solchs gethan haben oder je zum furderlichsten thun werdet, so ist unser genädigs Begehrn, ihr wollet euch dester ehr anher begeben udn euere Bucher zu der Nothdurft mitbringen; wollen wir euch alsdann die Sachen, warumb wir euch itzt dest furderlicher anher zu kommen erfordert haben, anzeigen lassen, und thut uns in deme zu gnädigem Gefallen. Datum Torgaw, Montags nach Oculi, Anno domini XVC. XXX°.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Siebenter Band.
Briefe vom Oktober 1528 – Juni 1530
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1897

Churfürst Johannes an Luther, Jonas, Pommeranus, Melanchthon am 21.3.1530

An Doctor Martin Luther, Justum Jonas Probst, Johann Pommer Pfarrern, und Philipp Melanchthon zu Wittenberg.

Johannes (Herzog zu Sachsen und Churf.)

Unsern Gruß zuvor. Ehrwürdige, Würdiger und Hochgelehrten, Lieben, Andächtigen und Getreuen. Nachdem wir euch jüngst haben schreiben lassen mit gnädigem Begehren, euch von etlichen Sachen untereinander zu unterreden, und als dann anher zu uns zu fügen [euch zu verfügen], als wollen wir euch nicht bergen, daß uns jetzt andere Sachen vorgefallen, darzu wir Euer auch bedürftig. Wo Ihr euch nun von denselben Sachen, wie wir euch geschrieben, mit einander unterredet habet, als wir uns versehen, solchs gethan haben, oder je zum Fürderlichsten thun werdet: so ist unser gnädigs Begehren, Ihr wollet euch dessen eher anher begeben, und eure Bücher zu der Nothdurft mitbringen. Wollen wir euch alsdann die Sachen, warum wir euch jetzt desto fürderlicher anher zu kommen erfordert haben, anzeigen lassen, und thut uns in deme zu gnädigen Gefallen. Datum Torgaw Montags nach Oculi, anno domini M.D.XXX

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen II
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1835

Luther, Martin – An Justus Jonas

Wittenberg den 14. März 1530

Gnade und Friede in Christo! Der Kurfürst fordert uns, d.h. Euch, Pommer, Philippus und mich, in einem gemeinsamen Brief auf, zusammenzukommen und unter Hintansetzung alles andern bis zum nächsten Sonntag alle notwendigen Vorbereitungen für den Reichstag zu treffen, der am 8. April zusammentreten soll. Kaiser Karl will selbst in Augsburg erscheinen, um, wie er in seiner Bulle sagt, alles freundschaftlich beizulegen. Darum werden wir heute und morgen auch in Eurer Abwesenheit erledigen, soviel wir können. Um aber dem Willen des Kurfürsten Genüge zu tun, ist es auch Eure Sache, Eure Arbeiten auf die andern Genossen abzuschieben und Euch morgen hier einzufinden. Christus mag helfen, dßa alles zu seiner Ehre geschieht, Amen.

In der zwölften Stunde des 14. März 1530.

Martinus Luther.

Martin Luthers Briefe
In Auswahl herausgegeben von Reinhard Buchwald
Zweiter Band
Leipzig,
im Inselverlag
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