27. August 1530
Ich bekam zu Gesichte und las die Meinungen der eurigen über unsre Angelegenheit. Aber was ich Philippsen schreibe, das schreib ich auch Euch: daß Ihr es sicher, Christo zu Ehren und mir zu Gefallen, wenn ich anders etwas in Christo bin, sammt allen den unsrigen glauben wollet, daß Campegius ein grosser und ausgemachter Teufel sey. Ich kanns nicht beschreiben, wie heftig ich durch die von dem Gegenparth vorgelegten Bedingnisse gereitzet ward. So lachen nemlich und spotten die Teufel unsers Bemühens. Dieß ist, so wahr ich lebe, ein Kniff des Campegius und des Pabstes, daß anfangs unsre gute Sache durch Gewalt und Drohungen erschüttert, und wenns auf diesem Wege nicht glücken sollte, mit List und Fünden angegriffen werde. Gewalt und Drohungen habt ihr erfahren, und jene schreckliche Ankunft des Kaysers ausgehalten. Nun müsset ihr die Kniffe und jene wahrhaft verkappten Mönche, die bey Speyer der Rhein herbrachte, ertragen, und diese ihre ankunft webet diese Uebereinstimmung der Lehre zusammen. Dieses ist sicher ihr ganzes Geheimniß. Was bleibt aber nach Gewalt und Ränken übrig, als der Vater der Ränke und Lügen, und der Urheber des Todes und der Unterdrückung? Allein, der euch die Gewaltthätigkeit zu überwinden gab, wird auch Kraft und Macht geben, die Ränke zu zerstäuben. Doch davon an Philipp und den Churfürsten. Ich mußte den Bothen eilends zurückschicken. Wohlan seyd wacker, und gebet den Widersachern nichts nach, ausser was sie ausdrücklich durch die Schrift erhärten. Der Herr Jesus sey mit euch. Amen. Aus meiner Einsideley 27 August. 1530.
Euer
Martin Luther
Quelle: D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe.
Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt.
Erster Band.
Leipzig,
in Kommission bey Christian Friderich Wappler.
1784.