Luther, Martin – An Niklas Hausmann

An Herrn Niklas Hausmann, Superintendenten der Gemeine zu Zwickau.

Gnad und Friede in Christo. Ich habe den Meinigen zu Wittenberg aufgetragen, daß sie Euch, achtbarester Freund, alle die Neuigkeiten nach Zwickau überschreiben sollen, die sie von meiner Hand haben. Daraus möget Ihr abnehmen, was für Schritte der Reichstag zu Augsburg mache. Ich hoffe, Ihr werdet dieses alles vernommen haben; denn ich habe nicht Musse, alles einzeln zu beschreiben. Lasset uns nur fleißig beten, wie wir es bisher thaten, wohl eingedenk, auf was für eine Weise unsere Väter stets ihr Heil wirkten. Die Hand des Herrn ist noch nicht verkürzet worden. Dann aber ist es seine, nicht unsere Sache; er wird uns gewiß erhören. Ich schrieb auch Eurem Bruder Valentin ein Trostschreiben, so gut ich konnte; traget Sorge, daß ihm der Brief zukomme. Ich sitze hier in ziemlicher Musse, beschäftige mich bald mit der Uebersetzung des Hesekiel, und gehe von Zeit zu Zeit auch mit andern Plänen schwanger. Die Papisten rasen wahrlich fast sehr. Aber unser Churfürst bekennet freymüthig Christum mit einer bewunderungswürdigen Standhaftigkeit. Alsoo auch Marggraf Georg. Des Kaysers günstiges Betragen würd über die Maaßen angerühmet. Er scheinet von Gott mit einem guten Engel versehen zu seyn. Das Uebrige aus Wittenberg. Betet indeß auch für mich, Mann Gottes, dessen Gnade Ihr in Ewigkeit empfohlen seyn möget. Es geschehe also. Aus meiner Einöde, Sonnabends nach Joh. der Täufer 1530.

Euer
Martin Luther

Quelle: Gottfried Schütze