Wittenberg, den 17. November 1527.
An Nikolaus Hausmann, Bischof der Kirche in Zwickau.
Gnade und Friede in Christo. So tröste dich denn wiederum unser Christus, mein lieber Nikolaus, wie du mich tröstest. Ich Sünder danke meinem Herrn, der bisher den Satan seinen Willen an mir nicht erfüllen ließ, so sehr er auch mit wunderbarer und großer Macht und Tücke es versuchte. Bete, daß Christus bis an’s Ende in mir wider den Angriff desselben siege. Ich vermuthe in der That, daß nicht ein gemeiner, sondern der Fürst der bösen Geister wider mich sich erhob: so groß ist seine Macht und Weisheit, ganz mit der Schrift gegen mich gewaffnet, so daß, wenn ich nicht an fremdem Wort hänge, meine Wissenschaft in der Schrift nicht hinreicht: was ich sage, damit du desto mehr für mich betest, und wenn einmal ein Fall eintritt, die Tiefe Satans (wie man’s nennt) erkennen kannst. Meine Käthe fing heute an, Geburtswehen zu spüren: Christus sei bei ihr, Amen. Am Sonntag nach Martini 1527.
M. Luther
Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’S Verlag.) 1862