Martin Luther an Niklas Hausmann

7.3.1531

Gnad und Friede. Wenn Ihr von mir schlimme Nachrichten hören solltet, müßt Ihr es nicht leichtlich glauben. Denn heute Nachts (ich erinnere mich nicht, daß es jemals geschah) schliief ich sechs Stunde auf meiner rechten Seite, da ich doch sonst allzeit auf der linken zu liegen pflege: so müde war ich! Denn verflossene Nacht trug ich bisanbrechenden Tages Steine und Holz – nicht in Egypten, sondern in die Hölle. Es war nicht jener eiserne Ofen Egyptens, sondern es sah so damit aus, daß es mir, wenn man es gleich sagen mag, doch nicht eitel Dampf zu sein schien. Ich schreib Euch dieses, daß Ihr jene Wahrheit einsehen lernt, Christus sey der Herr aller Kraft in der Schwäche, der Kaltes gegen Warmes, Hartes gegen Weiches, Tod gegen Leben, Sünde gegen Gerechtigkeit, endlich die widersprechendsten Dinge gegen einander abzuwägen, zu vertheilen und zu paaren weiß; Ihm sey Lob und Ehr und Glorie von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Den 7ten März 1531.

Euer
Martin Luther.

Quelle: D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe.
Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt.
Erster Band.
Leipzig,
in Kommission bey Christian Friderich Wappler.
1784.