19.2.1532
Den Ersamen fürsichtigen Bürgermeistern und Rathherren der Stadt Hamborg, minen früntlichen lieben und gepietenden Herren.
Ewige Huld Gottes in Christo.
Ersamen fürsichtigen früntlichen lieben Herren. Ich hab E. E. Wißheit Brieffe mit gepeurlicher reuerentz empfangen und danke ew. Ersam. Wißheit gar vlissig des christlichen Berufs zum Predigampt in die löbliche Statt Hamborg, darynnen ich das Euangelium Gottes mit höchstem Ernst zu verkunden und superattendiren und E. Wißheit zu allem Guten zu dienen ganz willig were, wo ich uf ditzmal von andern Diensten frei ledig were. Ich bin aber noch in meines g. Herrn Herzog Ernsts Dienst, des er mich ungern erlesst, und wo Er mich meines Diensts mit Gnaden erlassen wird, bin ich gen Lüneburg berueft aldo zu Superattendiren und die heilig Schrift zu lesen. Wan aber min g. Herr mich zu den Lüneburgischen nit wolt mit gnaden ziehen lassen, und sich also desselbigen halb der Beruf gen Lüneburg nicht wollte schicken nach ihrem Willen, so wolt ich sölchs E. Wißheit ohne verzug bei einem eigenen Botten zuschreiben und wissen lassen. Derhalb wie ich noch zur zeit nit kann E. Wißheit Dienst verheißen, also will ich auch nichts entlich abgeschlagen haben, sondern noch bei minen gn. Herrn umb ein frei Urlob bewerben, und nach dem solchs dermassen erlangt würde, daß der Lüneburgische Beruff nit wolt Fürgang haben, wil ich E. Wißheit gude underthenige antwort zuschriben. Mitlerweil und alle Zeit entbeut ich mich E. Wißheit und der ganzen Stadt Hamborg mit allem, das mit Gott verliehen hatt, guttwilliglich zu dienen. Der ewige Gott wölle E. Wißheit in waren Christlichen Glauben und E. Wißheit Gemeind in allem Gehorsamen gegen irer Oberkheit gnediglich bewaren. Amen. Datum Zell in Saxen 19 Feb. An. 32
E. E. Wißheit
williger
D. Urbanus Rhegius
Superattendent des Fürstenthums Lüneburg
Zeitschrift des Vereines für hamburgische Geschichte
Zweiter Band.
Hamburg
bei Johann August Meißner
1847