Urbanus Rhegius an einen Unbekannten

„Ich, der ich vielleicht in Beurtheilung der Wahrheit auch kein Klos bin, urtheile so: Niemand könne Luthern hassen, wenn er ihn kennt. Luthers Schriften zeigen seinen Geist an, aber wenn du den Mann selbst siehst, wenn du ihn selbst mit apostolischem Geiste über göttliche Dinge reden hörst, dann wirst du sagen: die Gegenwart übertrifft das Gerücht. Luther ist zu groß, als daß er von irgend einem Halbwisser könnte oder dürfte gerichtet werden. Siehe, welch herrliche Gnade Gottes in dem Manne ist, dessen ich mich wahrlich nicht schäme. Ich will sagen, was ich denke. Wir schreiben ja auch hin und wieder und behandeln die Schrift, ohne Prahlerei gesagt: aber mit Luther verglichen, sind wir Schüler. Dies Urtheil fließt nicht aus der Liebe, sondern vielmehr die Liebe aus dem Urtheil. Ich verachte Niemanden. Ich will mich lieber verachten lassen, als gelobt werden. Dagegen aber will ich nicht leiden, daß Luther, jeneg auserwählteste Werkzeug des heiligen Geistes, verachtet werde. Er bleibt noch wohl ein Theologus für der ganzen Welt, das weiß ich; ich kenne ihn nun bas((besser)), denn zuvor, ehe ich ihn habe selbst gesehen und gehört“.