Luther und Melanchthon an den Rat zu Oschatz, 25.8.1539

Den Erbaren und weisen Herrn Burgermeistern und Rath zu Oschatz, unsern guten Freunden.

Gottes Gnad durch unsern Herrn Jesum Christum zuvor. Erbare, weise, gut Freunde. Auf Ewr Schrift fügen wir euch zu wissen, daß wir freundlicher guter Meinung bedenken, daß nicht nützlich sey, weiter bei dem würdigen Magister Antonio Musa anzusuchen, und ist solchs auch Euch zu gut bedacht, haben derhalben für gut angesehen, daß zu Ewr Kirchen und der Superintendentia beruft würde Er Johann, Diaconus zu Torgaw, der ein frummer, stiller, vernünftiger, wohlgelarter Mann ist, und haben nicht Zweifel, ewr Kirch sey mit ihm sehr wohl bestellt, derwegen er auch Schrift an Euch hat, daß Ihr ihn hören mögt, und darnach davon schließen. Was nun Ewr Gemüth seinethalben seyn wird, das werdet Ihr den Herrn Visitatoribus zuschreiben, und so wir euch hierin weiter dienen können, sind wir zu Fürderung Ewr Kirchen, Gott zu Lob, willig. Wollen Euch auch freundlich vermahnet haben, dieweil wir wissen, daß Ihr auch vor dieser Zeit Gottes Ehr gern gefürdert, Ihr wollet Euch die Kirchen und das heilig Evangelion lassen befohlen seyn, wie unser Herr Christus geboten hat, und dafür so hohe Gnaden und Belohnung zugesagt, wie er spricht: ihr habt mich gespeiset rc. Gott bewahr Euch, Datum Wittemberg 21. Augusti 1539.

Mart. Luther
Philippus Melanthon.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen IV.
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1837