Melanchthon’s Bericht an Lutherum.

Durch Cyriacum, der morgen abgehen wird, wollen wir mehr schreiben. Man schicket Euch etliche Fragen zu, davon wir mit den Widersachern zanken. Solche Argumente bringen sie auf die Bahn, die Nichts zur Lehre und wahren Gottseligkeit, sondern allein Andere wider uns zu erbittern, dienlich sind. Und unsere Lindigkeit in solchen Stücken machet die hoffärtigen Tropfen nur trotziger. Es ist nicht zu sagen, wie sie triumphiren. Wenn ich für meine eigene Person, nicht in des Fürsten Namen, diesen Sachen beiwohnete, wollte ich diesen Trotz keinesweges leiden. Nun muß ich Alles dulden von wegen der Fürsten und Unterthanen gemeiner Gefahr. Unserer Leute Gemüther sind entweder ganz schwach, oder zu Unzeiten muthig. Aber doch hoffe ich, wir wollen Nichts wider das Evangelium handeln. D. Brück erzeiget sich wahrlich als ein beständiger und frommer Held. Bucerus schreibet an Euch von des Herrn Abendmahl, und will unsere Meinung annehmen. Er hält, daß der Leib Christi im Brot zugegen sei. Das ist die Summa. Ich hatte ihm Propositiones gestellet; aber er hat aus Bedenken seine eigene Propositiones Euch zugeschickt. Ich bitte, Ihr wollet alsobald antworten. Datum den 25. Aug.

Quelle:
Philipp Melanchthon's Werke, in einer auf den allgemeinen Gebrauch berechneten Auswahl. Herausgegeben von Dr. Friedrich August Koethe Erster Theil Leipzig: F.A. Brockhaus 1828